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Aus der Hölle des Konzentrationslagers schrieb Corrie ten Boom: »Egal, wie tief unsere Finsternis, er ist immer noch tiefer.« Ja, das ist wahr: Christus wurde in Auschwitz vergast. Er wurde in Soweto verhöhnt. Er wurde und wird in Nordirland verspottet und im Sudan versklavt. Jesus steigt zu uns in die Hölle hinab. In den tiefsten Abgründen unseres Lebens steht er neben uns.
Wenn wir von Menschen verraten werden, dann sollen wir wissen: Er wurde geschmäht und verraten – für uns. Wenn wir im Leid zerbrochen werden, dann sollen wir wissen: Er wurde am Kreuz zerbrochen – für uns.
Jesus wird uns nicht allein lassen. In den Seligpreisungen schenkt er uns seine Zusage: »Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.« Denn nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die, die leiden, die krank sind und von Schmerzen und Kummer niedergedrückt werden.
13. MÄRZ
Niemand flickt ein altes Kleid mit einem Lappen von
neuem Tuch; denn der Lappen reißt doch wieder vom Kleid ab,
und der Riss wird ärger.
MATTHÄUS 9, 16
Jesus ist kein Flickschuster. Das alte Leben wird nicht einfach überlackiert oder mit einem Flicken heil gemacht. Er schafft Neues und einen neuen Menschen.
Bei Michael Depuhl habe ich das so formuliert gesehen: »Da lese ich also folgende Werbung: ›You will never become an e-business by piecing together software you already have‹– was ungefähr übersetzt heißt: ›Sie werden nie ein E-Business werden, wenn Sie Teile zusammenstückeln, die Sie schon haben.‹ Mit anderen Worten: Wenn Sie einen wirklichen Neuanfang wollen, können Sie nicht Teile Ihres alten Lebens, das Sie schon haben, verwenden. Entweder wurschteln wir weiter mit Dingen, von denen wir denken, ›die sind noch gut‹– meine Energie, meine Geduld, meine Liebe, mein Leben – oder, nun ja, wir bekommen ein komplett neues Leben.«
»Das Alte ist vergangen«, heißt es in der Bibel, »ein Neues ist im Werden.« In der alten Lutherübersetzung stand noch: »Alles ist neu geworden.« Luther hatte recht: Nicht aus Alt mach Neu, sondern neu geboren, das ist das Prinzip. Eine neue Schöpfung.
Vor Jahren habe ich mal ein altes Auto sehr schön überlackieren lassen. Es sah wirklich wie neu aus. Aber schon nach einem Jahr kamen die alten Roststellen überall zum Vorschein. Der neue Lack war überflüssig, die Lackierung hat sich nicht gelohnt.
Jesus will neue Menschen, keine reparierten und teilüberholten Wesen. Aus einer Raupe wird ein Schmetterling, ein wirklich neues Geschöpf. Das ist auch Gottes Ziel mit uns.
14. MÄRZ
Und dient einander, ein jeder mit der Gabe,
die er empfangen hat, als die guten Haushalter
der mancherlei Gnade Gottes.
1. PETRUS 4, 10
In einer Zeitschrift der Willow-Creek-Gemeinde in Amerika las ich folgenden Beitrag zum Thema »der kreative Gottesdienst«: »Ab und zu frage ich bei Gemeindeaufbau-Seminaren die Mitarbeiter, welche Gottesdienste oder Predigten der vergangenen zehn Jahre ihnen im Gedächtnis geblieben sind. Schmunzeln. Was würde Ihnen einfallen? Ich erlebe jedes Mal das Gleiche: In neunzig Prozent der Fälle handelt es sich um Erinnerungen, die von irgendeinem kreativen Impuls ausgelöst wurden: Der Prediger stand auf Stelzen, verschenkte fünfzig Euro, brachte sein Kaninchen mit, machte eine Abstimmung mit der Gemeinde, ließ das Licht ausmachen und zündete eine Kerze an, saß auf einem Hometrainer, setzte sich auf den Kanzelrand, baute einen Videoclip ein, forderte uns auf zu gehen, gab jemandem einen Brief mit nach Hause … «
Das Außergewöhnliche bleibt hängen. Die Überraschung und das Unerwartete setzen sich fest. Pantomimische oder andere kreative Stücke bereichern den Gottesdienst. Es geht aber nicht um ein »Happening«, sondern darum, Gottes Majestät und seine Botschaft so zu verkündigen, dass der ganze Mensch im Tiefsten angerührt wird. Wir alle sind Haushalter der unterschiedlichen Gaben Gottes.
Ich kann mich an einen Gottesdienst erinnern, wo der Pfarrer einen schweren Ziegelstein auf den Kanzelrand legte, bevor er mit seiner Predigt begann. Jeder schaute auf den roten Ziegelstein. Was sollte das Ding auf der Kanzel? Und dann predigte er über den Text aus 1. Petrus 2,5: »Lasst euch selbst als lebendige Steine in den Tempel einfügen, den der Geist Gottes baut.« Wir sind keine unscheinbaren Steine, wir sind schwergewichtig und bilden den Leib Christi. Ja, wir sind kreative Haushalter der Gnade Gottes.
15. MÄRZ
Von allen Seiten umgibst du mich.
Ich bin ganz in deiner Hand.
Dass du mich so vollständig kennst,
das übersteigt meinen Verstand.
PSALM 139, 5 – 6
Immer wieder macht uns Christen die Selbstannahme zu schaffen. Wir glauben an den lebendigen Gott, und doch haben wir eine katastrophale Meinung von uns selbst.
Der Theologe und Psychologe Dr. Maurice Wagner hat ein Buch über den Selbstwert geschrieben. Er geht von drei Empfindungen aus, die notwendig sind, um ein gesundes Selbstwertgefühl zu haben: Zugehörigkeitsgefühl, Wertschätzung und Kompetenz. Er ist überzeugt, dass diese drei Empfindungen wie die drei Beine eines Stativs zusammenwirken, um einen stabilen Selbstwert zu garantieren. Ist allerdings eine der drei Empfindungen schwach ausgeprägt, steht das Stativ, sprich der Selbstwert, auf wackligen Beinen.
Zugehörigkeit heißt sich angenommen fühlen und wissen, dass man gemocht und beachtet wird. Wertschätzung heißt, dass man sich selbst ertragen kann: »Ich mache alles im weitesten Sinne richtig.« Der Mensch hat das Gefühl, die anderen vertrauen ihm, die anderen loben und bestätigen ihn. Kompetenz heißt, dass ich etwas kann, dass ich die Gewissheit habe, erfolgreich dem Leben begegnen zu können. Wer Kompetenz besitzt, empfindet Mut, hat Hoffnung und besitzt Stärke.
Im Psalm drückt David aus, dass unser Zugehörigkeitsgefühl garantiert ist. »Von allen Seiten umgibst du mich.« Eine wunderbare Zusage, die gleichzeitig Wertschätzung enthält. Wer sich so gehalten, getragen und geliebt weíß, der kann kompetent im Leben stehen. Der hat es nicht nötig, zweifelnd, unsicher, mutlos und furchtsam dem neuen Tag entgegenzusehen.
16. MÄRZ
Nehmt einander an, wie Christus euch
angenommen hat, zur Ehre Gottes.
RÖMER 15, 7
Die Annahme des anderen kann viele zwischenmenschliche Probleme lösen. Zum Beispiel Streit. Ein Streit macht deutlich: »Ich stimme mit dem anderen nicht überein. Ich akzeptiere ihn nicht.«
Ich möchte eine Geschichte wiedergeben, die sich die Mönche der orthodoxen Kirche erzählen: »Zwei Brüder lebten lange zusammen in der Wüste, aber sie hatten fortlaufend Streit. Da sagte der eine: ›Wie lange wollen wir so weitermachen?‹ Darauf der andere: ›Tu uns einen Gefallen: Ertrage mich, wenn ich dir auf die Nerven falle! Und wenn du mir auf die Nerven fällst, will ich dich auch ertragen.‹ Sie taten so und lebten den Rest ihres Lebens in Frieden.« Ein Märchen? Vielleicht.
Frieden entsteht,
wenn wir zueinander Ja sagen;
wenn wir den anderen mit Fehlern, Schwächen und Eigenarten ertragen;
wenn wir den anderen nicht krampfhaft verändern wollen.
Liebe heißt: Ich sage Ja zu dir. Ich sage Ja zu deinen Eigenarten, zu deinen Angewohnheiten, zu deinen Fehlern und Schwächen. Wir können in dieser Beziehung von Jesus lernen: Er liebt uns bedingungslos. Er liebt uns so, wie wir sind.
Die einfache, aber kluge Regel der beiden Brüder gilt auch für das Zusammenleben in der Ehe. Streit ist menschlich und endet nicht selten tragisch. Männer und Frauen kämpfen um ihr Recht, um ihre Macht, um das letzte Wort. Sie kämpfen so lange, bis sie sich und ihre Ehe ruiniert haben. Jesus hat in der Tat simple Regeln für unser Zusammenleben formuliert. Warum fällt es uns so schwer, diese Ratschläge zu praktizieren?
17. MÄRZ
Warum kümmerst du dich um den Splitter im Auge
deines Bruders und bemerkst nicht den Balken in
deinem eigenen? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen:
»Komm her, ich will dir den Splitter aus dem Auge ziehen«,
wenn du selbst einen ganzen Balken im Auge hast?
MATTHÄUS 7, 3 – 4
Mit Urteilen und bösen Unterstellungen sind wir schnell bei der Hand. Es gibt eine indianische Weisheit: »Urteile nicht über einen anderen Menschen, bevor du nicht einen halben Mond in seinen Mokassins gegangen bist.«
Die Mönche der frühen orthodoxen Kirche sagten: »Wenn jemand die Erinnerung an einen Bruder betrachtet, der ihn verletzt, gekränkt oder verhöhnt hat, so muss er sich an den Bruder erinnern wie an einen Arzt, der ihm von Christus gesandt wurde, ja, er muss ihn als Wohltäter betrachten. Denn wenn du dich dabei kränkst, so deswegen, weil deine Seele krank ist. In der Tat, wenn du nicht krank wärst, würdest du nicht leiden. Du musst also dem Bruder danken, denn ihm verdankst du, dass du nun deine Krankheit kennst. Du musst für ihn beten und das, was dir von ihm kommt, als Heilmittel entgegennehmen, das dir vom Herrn geschickt wurde. Wenn du dich dagegen über ihn ärgerst, so ist das, als ob du zu Jesus sagtest: ›Ich will deine Heilmittel nicht, ich ziehe den Eiter vor, der sich in meinen Wunden bildet.‹«
Was uns kränkt, macht krank. Das ist eine alte Weisheit. Und wir bestimmen darüber, ob eine Aussage des anderen von uns als Kränkung oder als Heilmittel empfunden wird. Die Mönche machen es uns klar: Unsere schnellen Urteile und Verurteilungen hören auf, wenn wir die Aussagen anderer Menschen als »Wohltaten« und von »Christus gesandt« empfinden, nicht als Kränkungen
18. MÄRZ
Dann wird er ihnen antworten und sagen:
»Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt
an einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir
auch nicht getan.«
MATTHÄUS 25, 45
Es geht heute um unser Tun, nicht um schöne Worte. Der Schriftsteller John Steinbeck sagte einmal: »Ein Weiser ohne Taten ist eine Wolke ohne Regen.« Das bedeutet: Kleine Taten, die man ausführt, sind besser als große, die man plant. Eine jüdische Parabel formuliert es so: »Ein frommer Rabbi pflegte jeden Tag in den Tempel zu gehen. Da hatte er den Wunsch, Gott möge ihn zu Hause besuchen. Und er trug die Bitte Gott vor. Gott sagte zu ihm: ›Einverstanden, morgen komme ich zu dir.‹ Der fromme Rabbi lief nach Hause und bereitete alles vor. Am andern Morgen kam ein kleiner Junge vorbei und bat um ein Stück Kuchen. Der Rabbi fertigte ihn ab: ›Morgen kannst du kommen, heute geht es nicht.‹ Mittags kam ein müder Wanderer zu ihm. Außerdem hatte er Hunger. ›Nein, heute geht es nicht. Heute kommt Gott zu mir.‹ Spät am Abend erschien noch ein Bettler. Ärgerlich schickte ihn der Rabbi weg. ›Jede Minute erwarte ich Gott. Geh, du störst bloß!‹ Der Tag neigte sich seinem Ende zu, und Gott ließ immer noch auf sich warten. Gott kam nicht. Der Rabbi legte sich voller Zorn und Enttäuschung nieder. Am nächsten Morgen klagte er Gott im Tempel an. ›Seit Jahren komme ich hierher. Ist es da zu viel verlangt, dass du einmal zu mir kommst?‹ Und Gott antwortete ihm: ›Was willst du? Dreimal war ich gestern bei dir. Und dreimal hast du mich fortgeschickt.‹«
Diese Geschichte spricht für sich. Der lebendige Gott begegnet uns in den Kleinsten und Geringsten. Wenn wir die übersehen, haben wir Ihn übersehen. Was wir ihnen nicht getan haben, das haben wir auch Ihm nicht getan.
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