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„Was hast du vor?“
„Eigentlich würde ich viel lieber dich vernaschen, aber das muss warten. Ich habe nämlich einen Riesenappetit.
Olivers Bodyguard erwartet uns vor meinem Büro und öffnet die Wagentür, sobald er uns aus der Tür treten sieht. Ich lasse mich auf der hinteren Sitzbank nieder. Oliver setzt sich neben mich und greift nach meiner Hand, die er auf sein rechtes Bein legt. Verlegen schaue ich nach vorne zu unserem Fahrer und als hätte Oliver meine Gedanken lesen können, entgegnet er: „Er wird nicht nach hinten sehen. Geschweige denn mit irgendjemandem darüber reden, was wir miteinander besprechen oder machen. Ich vertraue ihm.“
Es erstaunt mich, wie gross sein Vertrauen in andere Personen sein kann, wenn man seine Jugend in Betracht zieht. Irgendwann werde ich ihn darauf ansprechen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.
Jetzt geniesse ich erst einmal die Fahrt an Olivers Seite. Er hält meine Hand und streicht mit seinen Fingern sanft über meine Knöchel. Seine Wärme, die er ausstrahlt, ist mir nur allzu deutlich bewusst und ich muss mich beherrschen, nicht über ihn herzufallen.
Nachdem Mitchell den Wagen auf dem Parkplatz vor einem feinen Restaurant in der Umgebung von Herisau abgestellt hat, verschränkt Oliver seine Finger mit meinen und führt mich die Treppe hinauf, ohne mich auch nur eine Sekunde loszulassen. Kaum sind wir im Innern, kommt ein Kellner herbeigeeilt und begrüsst uns höflich.
„Schön Sie zu sehen, Herr Falk. Meine Dame.“ Er nickt mir kurz zu und wendet sich wieder an Oliver. „Darf ich Sie gleich an Ihren Tisch bringen oder möchten Sie vorher noch etwas an unserer Bar zu sich nehmen?“
„Hallo Darius. Heute lassen wir die Bar aus. Wir nehmen gerne eine kleine Erfrischung an unserem Tisch ein.“
„Ganz wie Sie wünschen.“ Der Kellner, der auf den Namen Darius hört, dreht sich um und wir folgen ihm, bis er an einem runden Tisch, in einer ruhigen Ecke stehen bleibt. Er zieht einen Stuhl hervor und bedeutet mir, mich darauf niederzulassen.
Ich bin es nicht gewohnt, soviel Aufmerksamkeit zu bekommen und fühle mich fast ein wenig fehl am Platz, was Oliver nicht zu entgehen scheint.
„Daran wirst du dich gewöhnen müssen.“
„An den Service oder an deine Anwesenheit?“
„An beides.“ Sein Lächeln leuchtet im Kerzenschein, das von den Kerzen in der Mitte des Tisches stammt. „Ich geniesse deine Gegenwart und hoffe, es ergeht dir genauso.“
Ich bin wirklich überrascht über seine Offenheit und sehe ihn eindringlich an, im Bemühen etwas Verräterisches in seinen Augen zu erkennen. Nicht zum ersten Mal frage ich mich, ob er seine Worte ernst meint, oder ob er solche Dinge sagt, um auf diese Weise das zu bekommen, was er will. Weiss er, dass ich seinem Charme völlig erliege? Dass ich nicht anders kann, als mich in ihn zu verlieben? „Oliver...“
„Haben Sie schon etwas gewählt?“ unterbricht mich ein anderer Kellner, als der der uns an den Tisch begleitet hat, was mir sehr gelegen kommt.
„Ich hätte gerne die Spargelcrèmesuppe.“
„Für mich das Fischgericht.“
„Möchten Sie noch eine Flasche Wein dazu?“
„Bringen Sie uns eine Flasche Vega Sicilia.“
„Kommt sofort.“ Der junge Kellner geht mit eiligen Schritten Richtung Küche und verschwindet hinter einer Pendeltür.
„Was wolltest du mir sagen?“ Oliver nimmt zu meiner grossen Verzweiflung das Thema von vorhin wieder auf.
Ich sollte ihm auf der Stelle sagen, was ich fühle, dass ich nicht verletzt werden möchte, aber mein Mut lässt mich vollkommen im Stich. Ein Blick auf ihn und ich wünsche nichts sehnlicher, als in seinen Armen zu liegen, ihn zu küssen, zu berühren, zu schmecken. Ihm jetzt von meinen Gefühlen, die ich selbst nicht richtig verstehen kann, zu erzählen, würde mich weit von meinem Wunsch, der sich hoffentlich nach unserem gemeinsamen Essen erfüllt, entfernen. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass auch Oliver nach unserem Restaurantbesuch, die gleichen Absichten hegt, wie ich.
„Ich kann meine Nachspeise kaum erwarten.“ Ich sehe ihm direkt in die Augen und befeuchte mit meiner Zunge langsam meine Lippen. Wenigstens habe ich ihm einen Teil davon erzählt, was mir im Kopf herumschwirrt.
Oliver greift über den Tisch und legt seine Hand auf meine. „Ich bin ganz deiner Meinung.“ Er lächelt mir verschmitzt zu. „Das Kleid steht dir hervorragend. Es unterstreicht die Farbe deiner Augen, die ein wunderschönes grün besitzen.“
Ich fühle mich wie ein kleines Mädchen, dass noch nie ein solches Kompliment erhalten hat und spüre, wie die Hitze meine Wangen dunkel färben. Dank dem schwachen Kerzenschein, das uns uns etwas Licht an unserem Tisch spendet, kann Oliver meine Verlegenheit nicht ansehen.
Der Kellner bringt uns die bestellte Flasche Rotwein, füllt etwas davon in Olivers Glas ein, der das edle Nass darin schwenkt und genüsslich probiert.
„Ausgezeichnet.“ Oliver stellt sein Glas wieder auf den Tisch, woraufhin der Ober unsere beide Gläser mit dem roten Getränk füllt.
„Das Essen wird gleich serviert, Herr Falk.“ teilt uns der Mann mit dem weissen Hemd und schwarzer Hose mit und verschwindet aus unserer Hörweite.
„Macht es dir nichts aus, dass man dich überall erkennt?“ Überall wo wir hingehen, wird Oliver mit seinem Namen angesprochen und man bringt ihm einen gewissen Respekt entgegen.
„Zugegebenermassen hatte ich anfangs so meine Schwierigkeiten. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran und solange sie dich in Ruhe lassen, ist alles in Ordnung.“
„Und wenn dir jemand zu nahe kommt?“
„Für das habe ich meinen Bodyguard.“ Oliver dreht sein Gesicht in jene Richtung, in der sich Mitchell befindet.
„Geht er überallhin, wo du hingehst?“
„Worauf willst du hinaus?“ Er sieht mich mit einem kühlen Blick an.
„Hat er keine Familie, Freunde, Bekannte?“
„Wir haben das schon geregelt. Diesbezüglich brauchst du dir keine Sorgen zu machen.“ Damit scheint diese Sache für ihn abgeschlossen zu sein.
„Hast du schon Erfahrungen mit Stalkerinnen gemacht?“
„Ja, sie sitzt mir gegenüber.“ Sein Lachen klingt herrlich und befreit, das aus seiner Kehle dringt und es macht mich glücklich, dass er sich mir gegenüber so unbeschwert benimmt.
Auch wenn er mir ausweicht und keine klare Antwort gibt, hacke ich nicht länger nach und geniesse seine entspannte Stimmung. Aber irgendwann möchte ich mehr darüber erfahren.
Das Essen schmeckte hervorragend und der Wein vollbrachte den Rest. Ich fühle mich beflügelt und frei von meinem plagenden Wissen, das seine Vergangenheit betrifft. Es ist mir bewusst, dass ich irgendwann mit ihm darüber reden muss, bevor mich die Schwere dieser Last erdrückt. Oder schlimmer noch, dass er aus einem anderen Grund erfährt, dass ich seine düstere Kindheit kenne.
Während wir auf der Rückbank kaum die Hände voneinander lassen können und uns mit Küssen übersäen, fährt Olivers Bodyguard zu mir nach Hause.
Unser Atem geht immer schneller und abgehackter und unsere Erregung steigert sich ins Unermessliche.
„Ich möchte dich spüren.“ flüstert Oliver in mein Ohr. „Ich kann mich kaum noch beherrschen.“
Ich rücke etwas von ihm ab und sehe ihn an. „Nein. Solange wir nicht alleine sind, passiert nicht mehr als fummeln. Komm das nächste Mal ohne dein Leibwächter.“
Olivers Mundwinkel wandern in die Höhe. „Das meine Süsse werde ich in meinem Gedächtnis behalten.“ und küsst mich heiss und innig.
Ein Räuspern zerrt uns aus unserer intimen Umarmung. Erst jetzt bemerke ich, dass wir uns gar nicht mehr bewegen, sondern vor meiner Wohnung stehen. Mitchell ist bereits ausgestiegen und hält Oliver und mir die Tür auf.
„Sie brauchen nicht hier unten zu warten. Ich melde mich bei Ihnen.“ sagt Oliver seinem breitschultrigen Bodyguard und zerrt mich im selben Moment mit sich.
„Endlich.“ stöhnt er an meinem Hals, als ich die Wohnungstür hinter uns verschlossen habe.
„Möchtest du etwas trinken?“ frage ich ihn, während ich meine Sandaletten von den Füssen streife.
„Von dir.“ Er hebt mich mit einer Leichtigkeit hoch und läuft mit schnellen, entschlossenen Schritten in mein Schlafzimmer. Als wäre ich das Kostbarste auf der Welt, legt er mich sanft auf das mit Satin bezogene Bett.
Er lächelt mich frech an und greift nach meinem Rocksaum. Gekonnt streift er mein Kleid über den Kopf und kann seinen Blick nicht mehr von meinem, nur noch mit Unterwäsche bekleideten Körper, abwenden. Der Glanz der in seine Augen tritt und das traumhafte Ozeanblau noch intensiviert, lässt mein Herz schneller schlagen.
Er befreit sich schnell von seinen Kleidern und während er seine Hose aufknöpft, entledige ich mich der Spitzenunterwäsche, die ich heute Morgen sorgsam ausgewählt und wie mir gerade bewusst wird, nur aus einem Grund angezogen habe. In der Hoffnung, dass Oliver mich besuchen kommt.
Er legt sich auf mich. Seine harte Erektion, die nicht zu ignorieren ist, drückt an meinen Bauch.
Mein Verlangen steigert sich ins Grenzenlose, als er seinen Mund um eine meiner Brustknospe legt und daran saugt.
„Oh bitte, Oliver. Nimm mich. Ich möchte dich in mir spüren.“ bringe ich zwischen meinen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Ohne auf meine Bitte einzugehen, wendet er sich meiner zweiten Knospe zu, die sich ihm bereits voller Erwartung entgegenreckt.
Meine Hände verfangen sich in seinen kurzen Haaren und zerre fein daran. Mein Becken bewegt sich kaum auf und ab, aber es hat genau die Wirkung, die ich herbeigewünscht habe.
Oliver stemmt sich auf seine Ellbogen neben meinem Kopf. Verharrt eine Sekunde und sieht mir tief in die Augen, bevor er seinen erigierten Penis tief in mich stösst.
Wir bewegen uns in einem gleichmässigen Rhythmus. Unsere Lippen suchen ständig die des anderen. Meine Finger krallen sich in seine straffen Pobacken, um ihn noch tiefer in mir aufzunehmen.
„Oh Verena, du bist einzigartig.“ stöhnt er laut auf, als er seine Männlichkeit mit wilden, harten Stössen in mich rammt. Seine Finger suchen nach meinem Venushügel und reiben ihn mit sanften Kreisen. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen und lasse mich von meinen starken Gefühlen treiben, bis mein Unterleib zu bersten droht. Meine Fingernägel bohren sich in seinen Rücken und als wir gemeinsam dem Höhepunkt entgegen steuern, klammere ich mich wie eine Ertrinkende an ihn.
Ich lächle Oliver an, der nackt ausgestreckt neben mir liegt und mit meinen Haaren spielt. Niemals hätte ich zu träumen gewagt, dass ich irgendwann mein Bett mit diesem fesselnden und geheimnisvollen Mann teile und doch ist es in den letzten dreissig Stunden schon das zweite Mal, dass wir uns in meinem Schlafzimmer befinden und unbekleidet nebeneinander liegen.
Ich küsse Oliver auf die Brust und kuschle mich in seine Armbeuge. Ein Hochgefühl der seltenen Art überkommt mich, als er seine Hand auf mein Hinterteil legt und mich fest an sich drückt. In diesem Augenblick wünsche ich mir nichts sehnlicher, als für immer hier mit ihm liegen bleiben zu können. Dass wir uns angeregt unterhalten, zusammen lachen und uns lieben. Dass uns niemand und nichts voneinander lösen kann.
Welchem Märchen geistere ich eigentlich hinterher? Ich würde gerne glauben, dass ihm unsere Bekanntschaft genauso viel bedeutet wie mir, aber tief in meinem Herzen weiss ich, dass dies nie der Fall sein wird. Ich passe nicht in die Reihe seiner Bekanntschaften, da bin ich mir ziemlich sicher. So wie auch mein Unterbewusstsein sagt, dass ich nur eine kleine Ablenkung, ein kurzer Zeitvertreib für ihn bin.
Mir fallen die Worte meiner Schwester wieder ein. Mach dir nicht so einen Kopf und geniesse diese Zeit. Und eben das mache ich jetzt auch. Ich wische meine unangenehmen Gedanken weg und blicke in sein markantes Gesicht, mit den eindrucksvollsten Augen, die ich je gesehen habe und die mich soeben gründlich mustern.
„Was hat dich dazu bewogen jenen Menschen zu helfen, die nach ihren Familienangehörigen suchen?“
„Es sind nicht nur Familienangehörigen. Es kann sich auch um alte Freunde handeln, die sich irgendwann in ihrem Leben aus den Augen verloren haben.“ entgegne ich ausweichend.
„Das kommt schlussendlich aufs Gleiche an. Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet.“ Oliver dreht sich zur Seite, stützt sich auf seinem linken Arm ab und sieht mich eindringlich an. Ich lege mich auf den Rücken und sehe an die Decke.
„Wo soll ich beginnen?“
„Beim Anfang?“
Es ist zwar kein Geheimnis, warum ich meinen Job mache und doch ist es eine ganz private Geschichte. Ich hole tief Luft. „Vor fünf Jahren ertrug Tina, meine Schwester, den Gedanken nicht mehr, nicht zu wissen, wer ihre leiblichen Eltern sind. Sie hatte das Gefühl, als wisse sie nicht, wer sie ist. Sie bekam einfach keine Ruhe mehr, bis ich ihr angeboten habe ihr zu helfen, nach ihnen zu suchen.“
„Tina ist deine Adoptivschwester?“ fragt er mich ganz überrascht.
„Ja. Was aber nicht heisst, dass ich sie nicht wie eine echte Schwester betrachte. Wir verstanden uns immer gut. Dieses Wissen, dass sie nicht aus gleichem Fleisch und Blut ist, wie ich, hat uns eher zusammengeschweisst als auseinander gebracht.“
„Ist sie nicht älter als du?“
„Du möchtest wissen, warum ich eine Adoptivschwester habe?“ Ich warte seine Antwort gar nicht erst ab. „Meine Eltern versuchten mehrere Jahre ein Kind zu bekommen. Niemand fand einen wirklichen Grund für ihre Unfruchtbarkeit heraus und irgendwann haben sie die Hoffnung aufgegeben ein eigenes Kind zu bekommen und haben sich für eine Adoption entschieden. Tina, die in einem Babyfenster abgegeben wurde, kam mit acht Wochen zu meinen Eltern. Sie umsorgten und liebten sie vom ersten Tag an, an dem sie zu ihnen kam. Sie behandelten sie immer, als wäre sie ihr eigen Fleisch und Blut. Sie waren endlich eine glückliche Familie. Zwei Personen die sich von Herzen liebten, denen nach verzweifelten Versuchen schwanger zu werden, ein Mädchen geschenkt wurde. Nie im Traum hätten sie erwartet, dass meine Mutter zwei Jahre später im Spital liegen würde, um ein Kind zu gebären.“
„Deine Augen bekommen ein ganz besonderes Leuchten, wenn du von deinen Eltern sprichst. Du musst sie wirklich gern haben.“
„Ja. Sie bedeuten mir sehr viel.“
„Bewahre diese Liebe gut in deinem Herzen auf. Behandle Sie wie einen kostbaren Schatz. Denn ein solches Geschenk bekommen nicht alle.“ Obwohl er versucht nicht sarkastisch zu klingen, schwingt doch ein spöttischer Unterton in seiner Stimme mit.
Ich drehe mich zu ihm um, um in sein Gesicht sehen zu können, das zu einer starren Maske geworden ist. Nicht sicher, ob er sich von mir berühren lässt, strecke ich vorsichtig meine Hand nach ihm aus und lege sie auf seine Wange.
„Es tut mir leid, dass du keine solche Geborgenheit in deiner Kindheit erleben durftest, aber du hast...“
„Ich brauche dein Mitleid nicht, Verena.“ Seine Augen haben jeglichen Glanz verloren, den sie noch vor wenigen Minuten besessen haben. Sein Blick wirkt hart und kalt, als er sich aufsetzt. „Ich konnte gut auf die Liebe verzichten, die mir meine Eltern nicht geben wollten. Und ich kann es noch heute. Sieh mich an.“ Er zeigt mit seinem Zeigefinger auf sich. „Ich habe es weit geschafft und das alles ohne die Hilfe meiner Erzeuger. Warum versuchst du eigentlich nicht mehr, mich zu einem Treffen mit meiner Mutter zu bewegen? Es lag dir vor einigen Tagen noch so sehr am Herzen, warum jetzt nicht mehr?“
„Oliver“ sage ich kaum hörbar. Seine Frage bringt mich etwas aus der Fassung, aber überrascht bin ich nicht wirklich. Ich wusste, dass dieser Moment eines Tage kommen wird, nur habe ich gehofft, dass es noch eine Weile dauern wird, damit ich ihm eine ehrliche Antwort geben kann, wozu ich heute noch nicht in der Lage bin, weil mein Mut mich verlassen hat.
Ich verstehe seine Abneigung gegenüber seinen Eltern, aber dass er sich selbst so sehr belügt, macht mich traurig. „Ich wollte dich nicht verärgern. Und ja, du hast es verdammt weit gebracht, worauf du sehr stolz sein kannst.“
Er sieht mich abwartend und fragend an. Fieberhaft suche ich nach einer geeigneten Erklärung. „Weisst du noch, was du mir bei unserem Treffen gesagt hast?“
„Was?“ Er klingt wütend und sieht mich aus zusammengekniffenen Augen an.
„Du hast mir genug deutlich erklärt, dass du deine Mutter weder hören noch sehen möchtest und das habe ich akzeptiert. Es ist ganz allein deine Entscheidung.“
„Da hast du vollkommen Recht.“ Oliver drückt mir einen Kuss auf die Stirn und steht auf, um seine Kleider zusammen zu sammeln.
„Was hast du vor?“ frage ich ihn, während er sich anzieht.
„Es ist schon spät. Ich sollte jetzt gehen.“
„Bleib doch hier. Warum möchtest du schon wieder gehen?“
„Ich kann nicht.“
„Warum nicht? Hat es irgendwas mit dem zu tun, über das wir soeben gesprochen haben?“
„Ich bin seit meinem achten Lebensjahr alleine und das wird sich nicht ändern. Ich brauche meine Freiheit.“
„Wenn du das brauchst, möchte ich dir nicht im Weg stehen. Übernachtest du wieder in einem Hotel?“ Ich kann meine Bedrückung nicht verbergen, aber Oliver scheint es gar nicht zu bemerken.
„Mitchell fährt mich nach Hause.“
Ich begleite Oliver durch meine Wohnung. An der Tür greife ich nach seinem Arm und drehe ihn zu mir um. „Wenn ich dir zu nahe getreten bin, tut es mir leid. Ich wollte mich nicht aufdrängen.“
„Das hast du nicht. Ich melde mich bei dir.“ Er bückt sich zu mir nieder und küsst mich kurz auf den Mund.
Obwohl ich ihm seine Worte nicht wirklich glauben kann und ich mich abgewiesen fühle, lächle ich ihm trotzdem zu, als er mir nochmals einen Blick über seine Schulter zurückwirft, bevor er im Treppenhaus um die Ecke verschwindet.
Ich sollte mich glücklich schätzen, dass so ein Typ wie Oliver Falk mich zur Kenntnis genommen hat. Wir haben einige schöne, interessante Stunden miteinander verbracht, die frei von jeglichen böswilligen Gefühlen oder Gedanken waren. Wir haben viel miteinander geredet, gelacht und uns geliebt und dennoch schlägt mein Herz in einem beunruhigendem Takt, wenn ich an seinen verschlossenen Gesichtsausdruck denke, den er in unserer letzten gemeinsamen Minuten aufgesetzt hatte.
Ich versuche mich von meinem inneren Aufruhr zu beruhigen und nehme eine kühle Dusche, da mein Körper sich immer noch erhitzt anfühlt, von Olivers sanften und wohltuenden Berührungen.
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