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Die Auseinandersetzung mit den Schriften des Aristoteles dürften einen Wandel in der Betrachtungsweise der Zeitgenossen von deren natürlicher Umgebung gebracht haben. Es lässt sich ein gesteigertes Interesse an der Beschaffenheit der Natur feststellen, was sich in einer akribischen Wiedergabe eines Detailrealismus äußert. Das wissenschaftliche Studium der Dinge und deren Beobachtung wurde zur Grundlage der Darstellung von Lebewesen (Menschen, Tier, Pflanzen) und der Objekte (Architektur, Licht, Schatten, Tag und Nacht). Optische Erfindungen, Sektion und Vivisektion waren wesentliche Voraussetzungen für gelehrte Studien und für künstlerische Tätigkeiten, wie dies z.B. die Kunst am Hofe Kaiser Friedrichs II. zeigt. Sehr prächtige und äußerst detailgetreue Darstellungen von Blattranken, Blumen und Tiergestalten besitzen einen gewissen Naturalismus und sind in dieser Form überreich in der Bauplastik und in Bildwerken zu finden. Allerdings bildeten sich verschiedene Grade der „natürlichen“ Wiedergabe heraus, die nicht unbedingt mit der Realität, wie wir sie empfinden, gleichzusetzen sind, sondern mit dem, was der Künstler (Betrachter, Auftraggeber) sehen konnte bzw. zu zeigen wünschte. So wurde das Attribut, der reife Apfel, detailgetreu dargestellt, während man bei der Wiedergabe des menschlichen Körpers auf schematische Topoi zurückgriff, ihn als Teil der sündigen Welt betrachtend, seinen Rücken von Schlangen, Kröten und Gewürm verzehrt wiedergab (z.B. Fürst der Welt, Straßburg, südliches Westportal, um 1280). (Abb 28)
Andererseits dürfte auch die demografische Entwicklung nach den Epidemien zu einem anderen Naturverständnis beigetragen haben. Reiche Adelige verließen die engen Städte mit den unhygienischen Lebensbedingungen und siedelten sich in deren Umland an. Tapisserien, Kleinkunstwerk sowie Buch- und Monumentalmalereien greifen immer wieder das Genre Landschaft bzw. Garten auf, wobei es hier nicht um die Wiedergabe unberührter Wälder und Dickichte geht, sondern um eine „schöne“, beherrschte, künstliche Natur. Diese idealen Garten- und Landschaftsbilder kommen der Darstellung des Paradieses sehr nahe, womit hier auch ein christliches (sakrales) Motiv angesprochen wird (z.B. Wandmalereien im Papstpalast von Avignon).
Literatur zu Kapitel 2, Lebensbedingungen, Vorstellungen und Konzepte der Zeitgenossinnen und Zeitgenossen
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