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Um der Kreativität freien Lauf lassen zu können, ist ein gewisser Gestaltungsfreiraum notwendig. Zeit- und Erfolgsdruck, aber auch eine unruhige Umgebung lähmen den Kreativitätsfluss. Auch folgen Kreative oft spontanen Eingebungen. Es ist eher selten, dass sich Künstler hinsetzen und die Ideen nur so sprudeln.
Von der Hochsensibilität profitieren künstlerisch Veranlagte insbesondere aufgrund ihres ausgeprägten Sinnes für Schönheit und Ästhetik. Ihr spezieller Blick für Farben und Formen wirkt unterstützend. In der Musik hilft ihnen ihr gutes Gehör weiter, das die Töne filtert. Da die gesamte Wahrnehmung bei Hochsensiblen sehr ausgeprägt ist, haben sie ein besonderes Auge für jegliche Arten von Kunst. Auch lassen sich HSPs gerne und leicht inspirieren, was sie ihrer Reizoffenheit zu verdanken haben. Inspiration ist die Quelle der Kreativität. Eingebungen können bewusst stattfinden, aber auch aus dem Unterbewusstsein entstehen. So tragen die oftmals intensiven Träume ebenso positiv zu der Entstehung von künstlerischen Werken bei.
Besondere Intelligenz bei Hochsensiblen
Tatsächlich ist es so, dass viele hochsensible Menschen überdurchschnittlich intelligent sind. Doch was bedeutet Intelligenz überhaupt? Anders als vielfach vermutet, gibt es keine allgemeingültige Definition. Intelligenz umfasst viele unterschiedliche Aspekte. Dazu zählen mentale Prozesse, die bei der Problemlösung, Entscheidungsfindung und abstraktem Denken entstehen. Diese stehen in starker Verbindung mit den kognitiven Fähigkeiten, die mit der Wahrnehmung, dem Erkennen und allgemeinen Denken einhergehen. Auch das Nervensystem spielt eine nicht minder entscheidende Rolle. Nun lässt sich die Intelligenz in verschiedene Teilbereiche kategorisieren: die sprachliche, logisch-mathematische, intra- und extrapersonelle, räumliche, musikalische, physisch-kinästhetische und die naturkundliche Intelligenz. Aus der intra- und extrapersonellen Intelligenz entwickelte sich der Begriff der emotionalen Intelligenz. Auch die Fantasie ist ein wichtiger Aspekt. Eigene Erkenntnisse mit einspielen zu lassen und selbstständig Theorien entwickeln zu können, obliegen dem Fantasievermögen. Es macht Sinn, dass diese Fähigkeiten eine gewisse Intelligenz erfordern. Sie sehen also, wie vielschichtig diese Thematik ist. Der IQ, ermittelt durch den klassischen Intelligenztest, kann demnach nicht das einzige Kriterium für eine hohe Intelligenz darstellen. Dieser Test umfasst einfach nicht alle Bereiche, die zur Intelligenzbestimmung miteinbezogen werden müssen. Hinzu kommt, dass eine Intelligenz – egal, welcher Art – zunächst mal als reines Potenzial zu sehen ist. Potenzial ist angeboren, was daraus entsteht, hängt von der persönlichen Entwicklung ab. Dafür ist das soziale Umfeld verantwortlich – und inwiefern der Mensch gefördert wurde. So kann es auch sein, dass sich verschiedene Fähigkeiten erst in späteren Lebensphasen entfalten.
Hochbegabung in Verbindung mit Hochsensibilität
Hochsensible verfügen mit ihrer vielfältigen Wahrnehmungsgabe sowie dem tiefen und feinsinnigen Verarbeitungsvermögen über eine facettenreiche Auswahl an Faktoren, die für die Intelligenz maßgeblich sind. Zudem sind sie mitunter schnell im Denken, erfassen Probleme im Nullkommanichts und haben fast unmittelbar Lösungen parat. Darüber hinaus besitzen sie die Fähigkeit, rasch umdenken und sich auf plötzliche Veränderungen einlassen zu können. Das kann auch ein Zeichen von Hochbegabung sein. Diese zeigt sich nämlich nicht zwangsläufig in einem hohen IQ. Außerdem lässt sich Hochbegabung genauso wie die Intelligenz in einzelne Bereiche einteilen. So gibt es HSPs, deren Begabung insbesondere im künstlerischen Bereich überdurchschnittlich gut ausgeprägt ist. Bei anderen bezieht sich das auf naturwissenschaftliche Gebiete, wiederum andere sind in ihren sozialen Kompetenzen hochbegabt. Genau wie bei der Intelligenz hängen die Offensichtlichkeit und das Bewusstsein darüber sowie das Ausmaß stark von der Förderung der Veranlagung ab.
Doch dafür muss eine Begabung erst mal erkannt werden. Da Hochsensible häufig viele verschiedene Gedanken in sich tragen und neue Informationen plötzlich auftretende, komplexe Einfälle mit sich bringen, kann es genauso gut sein, dass sie eine Weile nachdenken müssen, bevor sie zu einem Ergebnis kommen. Während Normalbegabte spontane Ideen unverzüglich kundgeben, wägen Hochbegabte zunächst ab. Hier zeigt sich der Widerspruch zwischen der einerseits schnellen Handlungsfähigkeit und der andererseits gründlichen Überlegung. Auf Außenstehende wirkt eine Person, die auf vermeintlich einfache Fragen nicht sofort antwortet, alles andere als hochbegabt. Was jedoch in diesem Moment in ihrem Kopf hervorgeht, kann gerade für eine Hochbegabung sprechen. Das ist mit ein Grund, weshalb Hochbegabte nicht immer als solche wahrgenommen werden. Dies ist fatal, bedenkt man die Hürden, vor die ein Mensch damit schon im Kindesalter gestellt wird. Ein hochbegabtes Kind muss anders gefördert werden als normalbegabte Kinder. Dies kann sich auf zwei Arten äußern: entweder, indem besonderen Talenten mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Oder, indem mehr Rücksicht genommen wird, wenn ein Kind länger braucht, weil es in seinem Kopf erst mal alle Möglichkeiten durchgehen muss. In letzterem Fall wird die Hochbegabung meist mit Lernschwierigkeiten verwechselt und es findet genau das Gegenteil von dem statt, was angemessen wäre: Das Kind wird entlastet, indem es beispielsweise einer einfacheren Schulform zugeteilt wird. Dabei wird häufig übersehen, dass damit die Probleme nicht aus der Welt geschaffen wurden und gleichzeitig sogar eine Unterforderung in bestimmten Gebieten stattfinden kann. Ob eine Hochbegabung in der Kindheit erkannt wird oder nicht, ist wegweisend für das Leben eines Menschen.
Ein Einblick in die uncharakteristischen Merkmale der HSPs
Andersherum lässt sich die Hochsensibilität anhand der Dinge erkennen, die Hochsensible eher ungern machen. Dazu zählen etwa turbulente Unternehmungen wie Besuche von Musikfestivals oder Freizeitparks. Überall dort, wo viele Menschen zusammenkommen, die Lautstärke Überhand gewinnt oder sogar adrenalinankurbelnde Tätigkeiten angeboten werden, fühlen sich Hochsensible in der Regel unwohl. Auch das Verreisen ohne konkretes Ziel kommt für HSPs eher nicht infrage. Da bereits das Verlassen der vertrauten Umgebung eine Herausforderung für Hochsensible darstellt und auf Reisen zusätzlich neue – teils ungewohnte – Eindrücke auf sie einwirken, gibt ihnen ein geplanter Urlaub Sicherheit und eine notwendige Struktur. Nicht zu wissen, wie der nächste Tag ablaufen wird und wo man unterkommt, wäre mit Unruhe und möglichen Ängsten verbunden. Mit der Umgewöhnung an die neue Umgebung sowie dem Verarbeiten der Erlebnisse sind HSPs schon ausgelastet genug. Im Alltag würden hochsensible Menschen wohl kaum einem stupiden Leben folgen, ohne einen Sinn für sich erkannt zu haben oder nach bestimmten Vorstellungen zu streben. Ihre Mitmenschen, Tiere und die Natur sind ihnen wichtig, darum beziehen sie diese stets in ihre Gedanken mit ein und versuchen sich und ihrem Umfeld das Leben schöner zu gestalten. Den Ort, an dem sie leben, haben sie als essenzielle Lebensgrundlage erkannt, der gepflegt und geschützt werden muss. Demzufolge würden Hochsensible nie egoistisch und ignorant durchs Leben ziehen und auf Kosten anderer Lebewesen oder der Natur leben.
Über die wissenschaftliche Anerkennung der Hochsensibilität
Bevor die amerikanische Psychotherapeutin Elaine Aron sich in den 1990er-Jahren intensiv mit der Hochsensibilität befasst und die Thematik an allgemeiner Aufmerksamkeit gewonnen hatte, beschäftigte sich der Chemiker, Naturforscher und Philosoph Dr. Carl Ludwig Friedrich Freiherr von Reichenbach im 19. Jahrhundert bereits mit diesem Persönlichkeitsmerkmal. Er verfasste drei Bücher über die Hochsensibilität, in denen er Verhaltensweisen und Empfindungen hochsensibler Personen darstellte sowie seine Erkenntnisse in zahlreichen Versuchen aufzeigte. Seinen eigenen Angaben zufolge untersuchte er rund zweihundert hochsensible Menschen. Diese Arbeit war zu der damaligen Zeit jedoch nicht sehr angesehen und wurde aus diesem Grunde wenig beachtet. So ist es Elaine Aron zu verdanken, dass das Thema neu an Bedeutung gewonnen hat. Sie prägte insbesondere den Begriff „Highly Sensitive Person“. Bis heute forscht die Psychotherapeutin an diesem Phänomen und arbeitet mit Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Bereichen zusammen. Aus der Wissenschaft entwickelte sich die verfeinerte Bezeichnung „High Sensory-Processing-Sensitivity“ (HSPS), bei der nicht nur die Kriterien der Hochsensibilität beleuchtet werden, sondern auch die Entstehung und Ausprägung untersucht wird. Inzwischen gibt es eine Vielzahl an Projekten, bei denen zu diesem Thema geforscht wird. Ungeachtet dessen gibt es dennoch nach wie vor Psychologen und Ärzte, denen der Begriff Hochsensibilität fremd ist. Doch auch wenn an mancher Stelle noch Aufklärungsarbeit nötig ist, gewinnt die Hochsensibilität durch verschiedene Psychologen und Betroffene immer mehr an medialer Aufmerksamkeit.
Was Hochsensible Frauen so wertvoll macht
Gerade die Empathiefähigkeit ist bei hochsensiblen Frauen besonders ausgeprägt. Auch wenn die Hochsensibilität Frauen und Männer gleichermaßen betrifft, so werden die Auswirkungen dessen schnell den Frauen zugesprochen. Die sensitiven Attribute gelten in unserer Gesellschaft als weiblich, was das Verständnis für hochsensible Männer umso schwieriger macht. Ihre betont einfühlsame Art kommt Frauen sowohl in zwischenmenschlichen Beziehungen sowie in Verbindung mit Tieren als auch im Beruf zugute. Die Stimmung ihrer Mitmenschen wahrnehmen, sich in diese hineinversetzen zu können; zu spüren, wie es ihrem Gegenüber geht und auf einfühlsame Art auf dessen Situation eingehen zu können, macht diese Frauen zu wertvollen Zeitgenossinnen. Sie haben immer ein offenes Ohr für Freunde und Verwandte und stehen ihnen mit hilfreichen Ratschlägen zur Seite. Da Hochsensible durch ihre spezielle Denkweise Sachverhalte aus anderen Blickwinkeln betrachten, geben sie wichtige Impulse zur Problemlösung. Aus all diesen Gründen liegt es nahe, dass es einen Großteil der Frauen in soziale Berufe zieht. Dort können sie nicht nur ihre empathischen Eigenschaften frei entfalten und mit Freude ausleben – sie sind eine echte Bereicherung, indem sie ihren Beruf mit Erfolg ausüben. Von diesem Erfolg profitieren in erster Linie die Menschen, denen diese Frauen mit ihrer Arbeit helfen. In zweiter Linie stellt diese Art von Arbeit eine tiefe innere Erfüllung für die hochsensible Frau dar. Auch die therapeutischen Fähigkeiten sind dank dieser Grundlage charakteristisch für weibliche HSPs. Das häufig vorkommende Interesse für psychologische und esoterische Themen leistet einen ergänzenden Beitrag bei der Ausübung psychotherapeutischer wie spiritueller Berufe.
Und auch die Kreativität spielt bei hochsensiblen Frauen sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich eine entscheidende Rolle: Die Kunst hilft ihnen dabei, ihre Fantasie zu verarbeiten und Gefühle auszudrücken. So überrascht es nicht, dass viele der weiblichen HSPs einen Ausgleich in einer künstlerischen Tätigkeit finden oder sogar in entsprechenden Berufen arbeiten.
Die Gefühlswelt – eine komplexe Angelegenheit
Gehen wir einmal genauer auf die Gefühle von HSPs ein. Was bedeutet es, intensiver zu fühlen? Neben der stärkeren Wahrnehmung von den eigenen Grundgefühlen wie Freude, Trauer, Wut, Angst und Scham spüren hochsensible Gemüter auch die Stimmung anderer oder nehmen die gesamte Atmosphäre innerhalb eines Raumes wahr. Die Gefühle, die spontan in ihnen hochkommen, erreichen Hochsensible mit voller Wucht. Diese kommen so plötzlich und fühlen sich so überwältigend an, dass die Betroffenen sie kaum verbergen können. Je nachdem, ob es sich dabei um ein positives oder negatives Gefühl handelt, haben sie stark damit zu kämpfen. Auch können sie durch äußere Einflüsse emotional aufgeladen werden, wie etwa durch traurige Filme oder Lieder. Nicht selten fangen insbesondere hochsensible Frauen durch entsprechende Anreize schnell zu weinen an.
Kommen andere Menschen ins Spiel, macht das die Sache eine Spur komplexer: Nun sind HSPs nicht nur ihren eigenen Gefühlen ausgesetzt, sie müssen auch noch mit der Stimmung anderer zurechtkommen. Da sie hier unter einem besonderen Einfluss stehen, überträgt sich die Gefühlslage anderer oft auf sie selbst. Sowohl positive als auch negative Emotionen wirken auf sie ein. So können sie von der guten Laune ihrer Mitmenschen angesteckt werden, schlechte Laune oder Disharmonie hingegen bringt sie emotional auf den Tiefpunkt und stellt eine weitere Belastung dar. Gerade Frauen beschäftigen sich viel mit den Begebenheiten und der Frage nach dem Warum. Die Hochsensiblen unter ihnen sind erst einmal eine Weile damit beschäftigt, diese Spannungen und aufkommenden Überlegungen zu verarbeiten. Der Grund für die starke Wahrnehmung fremder Gefühle liegt in der Unfähigkeit, sich abgrenzen zu können. Das ist ein typisches Merkmal von Hochsensiblen und hat mit den Spiegelneuronen zu tun: Diese sind als eine Art Resonanzsystem des Gehirns zu sehen. Die Stimmungen anderer Menschen werden von Nervenzellen erfasst – und das bereits beim bloßen Beobachten eines Geschehnisses. Die Reaktion der Nervenzellen ist exakt die Gleiche wie beim Erleben der eigenen Gefühle. Auch Normalsensible kennen das: Sieht man dabei zu, wie sich jemand verletzt, fühlt man gleich mit. Durch ihre besondere Sensitivität verstärkt sich dieses Empfinden bei Hochsensiblen. Je nachdem, worum es sich gerade handelt, führt das zu intensivem Mitfühlen. Das verstärkte Bedürfnis, anderen zu helfen oder auch der weibliche Hang zur Fürsorge trägt sein Übriges bei.
Hinzu kommt, dass ihr Ich erweitert ist, anstatt nur auf sich selbst fokussiert zu sein. Dies zeigt sich auch in anderen Bereichen: HSPs neigen dazu, nicht Nein sagen zu können. An erster Stelle kommen andere Menschen, dann erst sie selbst. Das hat zur Folge, dass eigene Bedürfnisse schnell in den Hintergrund geraten und sie sich voll und ganz jemand anderem widmen. Auch fällt es Hochsensiblen oft schwer, ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu definieren. Zudem stehen sie unter einem hohen Einfluss ihrer Umwelt; die Gesamtsituation muss stimmen, damit es auch ihnen gut geht. Ihr Harmoniebedürfnis ist groß, was HSPs zu engagierten Streitschlichtern macht.
Die Verwundbarkeit von Hochsensiblen ist ein weiterer zu beachtender Aspekt. So sind sie sehr schnell zutiefst verletzt, wenn sie nicht respektiert und ernst genommen werden. Ähnlich verhält es sich, wenn ihre Glaubhaftigkeit infrage gestellt wird. Unterstellungen – egal welcher Art – können HSPs nur schwer auf sich sitzen lassen. Umso mehr sind sie daran interessiert, die Dinge richtigzustellen. Auch hier zeigt sich die bei Frauen oft deutlich ausgeprägtere Art, Worte und Taten anderer sehr genau zu nehmen.
Die Wahrnehmung – ein Leben voller Impressionen
Kommen wir zum Ausgangspunkt der Hochsensibilität: dem veränderten Wahrnehmungssystem. Im Gegensatz zu Normalsensiblen nehmen HSPs mehr und andere Dinge wahr. Während das Gehirn Normalsensibler zum eigenen Schutz den Großteil aller Reize, die im Alltag auf uns einwirken, ausfiltert, ist dieser Filter bei Hochsensiblen durchlässiger. Somit nehmen HSPs eine Reihe an Eindrücken wahr, die anderen Menschen nicht oder nur kaum auffallen. Das führt zu einer erhöhten Gehirnaktivität, da es ein höheres Maß an Verarbeitung erfordert. Demzufolge wenden hochsensible Personen mehr Energie auf und haben ihre Grenze der Belastbarkeit schneller erreicht. Das äußert sich in Ermüdungserscheinungen bis hin zu gravierenden körperlichen Symptomen wie Kopfschmerzen, Migräne oder sogar schweren Erkrankungen. Um dem entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass Hochsensible erkennen, wann ihr Limit erreicht ist, und an dem Punkt einen Schnitt machen. Hilfreich ist auch, sich so wenig Reizen wie möglich auszusetzen, was unter anderem mit einer ruhigen Umgebung und Struktur im Alltag erreicht werden kann. Dieser erweiterte Reizfilter bringt aber noch etwas anderes mit sich: Aufgrund der höheren Wahrnehmung hat das Gehirn eine große Auswahl an Informationen, die ihm zur Verfügung stehen. Somit hat eine hochsensible Person mehr Optionen bzw. Instrumente, die sie zum Bestreiten ihres Lebens zur Hilfe nehmen kann. Daraus ergeben sich mehr Möglichkeiten; jedoch führt es auch dazu, dass sie mehr sehen, ihnen auch kleine (für andere Menschen irrelevante) Dinge auffallen – und dass sie schnell als übertrieben oder penibel abgestempelt werden. Nicht ernst genommen zu werden hat gerade in der Kindheit langfristige Auswirkungen. So vertraut ein Kind irgendwann seinen Eindrücken nicht mehr, da es immer wieder zu hören bekommt, es würde sich das nur einbilden. Bei aller Schwere, die diese Gabe mit sich zieht, ist sie doch als große Bereicherung anzusehen. Ein gut gefülltes Repertoire, auf das sich in unterschiedlichen Lebenslagen zurückgreifen lässt, sowie die Betrachtung verschiedener Blickwinkel kann das Leben durchaus auch leichter, vor allem aber facettenreicher gestalten.
Welche Vor- und Nachteile diese besondere Wahrnehmungsgabe in den einzelnen Sinnesorganen hat, soll im Folgenden näher beleuchtet werden:
1.Die Augen
Die Augen nehmen Farben, Formen und kleinste Details wahr. Der ausgeprägte Sinn für Ästhetik obliegt dem Sehen sowie Erkennen schöner und stimmiger Dinge. Zum Nachteil wird dies bei einer Überempfindlichkeit gegen Licht und auch die visuelle Überreizbarkeit ist schnell erreicht.
2.Die Ohren
Von einem feinen Gehör profitieren Hochsensible im Rhythmusempfinden sowie in ihrem Sprachverständnis. Die Geräuschempfindlichkeit kann jedoch schnell zu Gereiztheit führen, bis hin zu Konzentrations- und Schlafproblemen, Tinnitus oder Hörsturz.
3.Die Nase
Eine Vielzahl an Duftnoten wahrnehmen zu können, gestaltet das Leben interessant und bunt. Ob bei Parfüm, in der Natur oder beim Kochen – mit dem Erkennen unterschiedlicher Gerüche lebt es sich intensiver. Frauen haben ohnehin schon ein besseres Riechgedächtnis als Männer; in Verbindung mit der Hochsensibilität ist dieses extrem ausgeprägt. Negativ wirkt sich das jedoch bei unangenehmen Gerüchen aus, und auch die Reaktion auf Chemikalien ist oft besonders sensibel.
4.Der Mund
Eine gute Ausdrucksweise und differenziertes Schmecken sind hier von Vorteil. Gerade weibliche HSPs sind oftmals sehr sprachbegabt. Das ist auch darauf zurückzuführen, dass bei Frauen während des Kommunizierens sowohl der Teil des Gehirns zum Einsatz kommt, der für das Sprachvermögen zuständig ist, als auch der für die Gefühle. Der Einbezug beider Funktionen führt zu einer höheren Sprachbegabung. Beim Schmecken kann die sensitive Wahrnehmung allerdings auch zu einer Geschmacksempfindlichkeit in negativem Sinne führen.
5.Die Haut
Über die Haut nehmen hochsensible Menschen noch so kleinste Berührungen wahr. Dies kann sich auf positive wie auf negative Weise äußern. Schöne Gefühle lassen sich intensiv erleben, doch es kann auch schnell zu einer Überreizung kommen. Auch sind Hochsensible empfindlich, was bestimmte Materialien oder zu kalte bzw. zu warme Temperaturen angeht.
Darüber hinaus kommt es vor, dass hochsensible Menschen außersinnliche Wahrnehmungen haben. Das kann mit einer Hellfühligkeit oder Hellsichtigkeit einhergehen, Telepathie bzw. Interaktionen mit anderen Menschen betreffen oder „nur“ eine intensive Intuition sein. Oftmals schenken Betroffene diesen Momenten kaum Beachtung; manche scheuen sich auch davor, darüber zu sprechen, weil sie nicht für verrückt erklärt werden möchten. Doch diese Phänomene sind der menschlichen Kultur keineswegs unbekannt. Wissenschaftliche Forschungen zu dieser Thematik gab es bereits im 20. Jahrhundert seitens des Militärs, und auch Psychologen wie Freud und Jung beschäftigten sich mit diesen Phänomenen. Seither sind verschiedene Forscher – nicht zuletzt deutsche Wissenschaftler – zu dem Ergebnis gekommen, dass diese Fähigkeiten beim Menschen vorkommen können. Da Frauen dazu neigen, sich präziser mit ihren Gefühlen auseinanderzusetzen, macht sich diese Begabung besonders unter ihnen bemerkbar.
Eindrücke aus dem Alltag einer hochsensiblen Frau
Wie Sie sehen, hat die Hochsensibilität eine Menge Auswirkungen auf die unterschiedlichsten Situationen im Leben. Um Ihnen einen Eindruck von einer völlig banalen Situation zu geben, hier eine Veranschaulichung eines aus dem Leben gegriffenen Beispiels:
Für die meisten Menschen beginnt der Tag nicht nur mit dem üblichen Duschen, Anziehen, Frühstücken und kleinen Erledigungen des Haushaltes – sie nehmen diese Abläufe kaum wahr, weil sie zur täglichen Routine gehören und keinen besonderen Kraftakt für sie darstellen. Nicht so für Hochsensible. Bereits die für den Menschen üblichen, routinierten Tätigkeiten stellen eine Herausforderung für sie dar. Während Normalsensible nach diesen ersten Aufgaben des Tages energiegeladen in ihre Arbeit starten, können hochsensible Menschen die erste Pause vertragen. Einerseits kann sich hier eine körperliche Erschöpfung einstellen, andererseits sind sie während dieser Erledigungen in Gedanken schon bei all dem, was sie im Laufe des Tages erwartet, sodass sie an dieser Stelle auch mental verausgabt sind. Kommen nun noch Kinder hinzu, die versorgt werden müssen, ist der Energievorrat eines HSPlers schnell aufgebraucht. Nun besteht der Alltag noch aus einer Reihe weiterer Beschäftigungen, die Hochsensible schnell zu der Annahme führen lassen, sie wären dem Leben nicht gewachsen. Wie diese aussehen, welche Auswirkungen sie haben, wie Sie den richtigen Umgang damit finden und welche Bereicherungen sich dennoch dahinter verbergen können, darauf soll im kommenden Kapitel näher eingegangen werden.
Kapitel 2: Welche Auswirkungen hat die Hochsensibilität auf mein Leben und wie gehe ich damit um?
Schon in der frühsten Kindheit zeichnen sich die ersten Indikatoren für eine Hochsensibilität ab. Diese wahrzunehmen und rücksichtsvoll damit umzugehen, ist von hohem Wert für die Entwicklung des Kindes. Gerade die ersten Lebensjahre bilden den Grundstein für den weiteren Verlauf. Mit dem Eintritt in die Schule und schließlich in das Berufsleben kommen neue Hindernisse, aber auch Chancen auf die Hochsensiblen hinzu. Das gesellschaftliche Leben tut sein Übriges bei. Die einzelnen Lebensabschnitte und -bereiche bringen ihre ganz eigenen Einflüsse mit und erfordern teils eine ebenso gesonderte Handhabung.
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