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Ohne meiner Wenigkeit im Sessel einen Blick zu gönnen, lösten beide ihre Bindegürtel und warfen die Mäntel von sich. Ich roch unser Duschgel und bewunderte verstohlen Ralphs drahtige Figur. Sein Rücken war ziemlich gekrümmt, aber so muskulös, dass die Krümmung nicht störte. Sein Becken war leicht nach hinten gekippt, wie um einer staunenden Welt das gesträubte rostrote Schamhaar vorzuführen, auch den einstweilen noch fromm herabhängenden Schwanz, der aber selbst in diesem Zustand durch seine breite Wurzel bestach. Almut kniete sich augenblicklich auf den Teppich, fing sein Ding mit den Lippen und sog es ein. Ralph legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Er stellte die Füße ein Stück weit auseinander, um einen guten Stand zu haben und gab von gurrendem Lachen untermischte Seufzer von sich. Ich betrachtete seine Schenkel, die einen enormen Umfang hatten. Vor ihm wirkte Almut elfenzart. Sollte ich sie nicht beschützen? In Sicherheit bringen? Es dauerte nicht lange, dann gab ihr Mund einen wundervoll aufragenden Schwanz frei. Er reichte ihr die Hand, um sie emporzuziehen. Dann hob er sie vom Boden hoch und legte sie aufs Bett. Und sich daneben.
Eine Welle von Eifersucht schwappte mir ins Herz. Sie war nicht groß, dafür böse, drängend und ungewohnt. Ich zitterte in meinem Sessel und schwitzte außerdem. Das Paar lag umschlungen da, er deckte sie mit seinem Körper zu. Sie zog seinen Kopf auf ihr Gesicht herab, um mit ihm jene Küsse zu tauschen, die ich seit dem »Crystal« gut kannte. Aber mit seinem Mund an ihrem waren es natürlich andere Küsse. Ralphs Lippen waren üppig, hübsch geschwungen, und einige seiner dickeren Sommersprossen saßen genau auf der Trennlinie von lila Lippenhaut und weißer Gesichtshaut - als hätten sie nicht gewußt, wohin. Ob wohl Almut seine Küsse besser schmeckten als meine, da ja meine Lippen schmal und rosa sind? Und er? Wie dachte er über ihren Mund, über ihre hingebungsvolle Art zu küssen - so als sänke sie dabei in Trance? Was dachte er überhaupt?
Er spricht jetzt zu ihr, flüstert von Lachen und Küssen verzerrte Wörter in ihr Ohr, und als sie darauf dankbar juchzt, wird er lauter. Ich verstehe »dein Mann«, ich verstehe »muss alles sehen«, ich verstehe »Ehemann«, ich verstehe »Angetrauter« und noch einmal »sieht zu« und allerlei obszöne Vokabeln, die beiden einen Heidenspaß machen. Dabei liegt Almut ziemlich regungslos unter dem Muskelmann, und ich weiß wieder nicht, wo ich meine Freude an dieser Szene hemehmen soll. Mein Magen schert noch einmal aus; ich möchte flüchten und richte mich schon auf.
Da haben die beiden genug von ihren Albernheiten und rollen sich ein paarmal umeinander. Ralph richtet sich auf. Er nimmt ihre Hände in seine und breitet ihre zarten Arme über das Laken aus. Dann macht er es mit ihren Beinen ebenso: Er kniet und sieht sich ihre gespreizten Glieder an. Ich gewahre seinen Schwanz, der seine volle Form behalten hat und jetzt auch von ihm, Ralph, der weidlich lächelt, begutachtet wird. Und sie, natürlich, sie starrt auch auf das Wunderding. Er setzt es, noch lächelnd, ohne mit der Hand zu helfen, auf ihren Hügel und tickt und sucht und rutscht. Seine Lippen spitzen sich zu einem »Oooh« und löschen so das Lächeln aus. Sie schließt die Augen, drückt den Hinterkopf ins Kissen Und reckt ihm ihr Kinn entgegen.
Ich sehe mir das an und werde ruhig. Ich denke: So ist das also. Wie normal. Wie unproblematisch. Wie menschlich. Ich lächele sogar vor mich hin. Nein, da ist nichts, wofür man sich schämen muss - weder wenn man zuschaut, noch wenn man es macht. Hat nicht Ralph einen perfekt gerundeten roten Hintern, dessen Backen, wenn er ihn ausholend hebt, ganz leicht auseinanderwogen und dabei verletzlich aussehen, fast kindlich und jedenfalls hübsch. Hat er nicht feine, lange Hände, die liebkosend am Kopf der Frau, an ihrem Ohr, in ihrem Haar zugange sind und die nur Gutes wollen? Warum soll ich dagegen sein, dass so etwas geschieht, dass sie es tun und ich dabei bin? Ich betrachtete Ralphs Rücken, der feucht zu schimmern begann, und stellte erfreut fest, dass ich Lust empfand. Es war eine neue Empfindung. Sie entsprang in den Leisten, floss über den Damm in die Hinterbacken und verteilte sich da. Sie wollte sich nicht sammeln, was mir recht war. Ich genoss sie und legte mir die Hand an den Zwickel. Ich dachte: Almut hat recht gehabt. Auch für mich springt was raus aus dem Dreier. Bin ich der geborene Voyeur und habe es bis heute nicht gewusst? Ich dachte nicht weiter darüber nach, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, zu fühlen.
Ich zog mir die Schuhe aus und dann auch gleich die Hose.
Ich griff mir, während Almut und Ralph es noch trieben, meinen Morgenmantel. Mit ihm auf den Knien erwartete ich Höhepunkt und Ende des Akts auf meinem Ehebett. Ich weiß noch, dass ich heiter war und voller Sympathie. Zu was für einer Größe das Lustgefühl den Charakter steigern kann! Ich hatte auf einmal für vieles Verständnis. Almut war nun mal, wie sie war. Warum nicht ihre Eigenart mitlieben und das Paar auf dem Bett dort segnen? Wofern ich nur... Das Bild der verschlungenen Körper wurde unscharf vor meinem Blick. Meine Augen suchten Ralphs Kopf, der irgendwo zwischen den Kissen und Almuts Brüsten vergraben war. Ich stellte mir seine Gesichtszüge vor. Es wurde mir nicht gleich klar, dass ich meine schöne Gelassenheit mit einem neuen Verlangen erkauft hatte. Ich freute mich für die beiden, als sie kurz nacheinander, erst sie, dann er, kamen und in große Töne ausbrachen: Sie heulte auf, er stöhnte herzhaft, und ich zog die Flasche aus dem Kühler. Es folgte ein allgemeines Morgenmantel-Überziehen und Haare-aus-der-Stim-Streichen wie in der Sauna. Das gefiel mir nicht schlecht. Ralph lachte sportlich und sah mich - wie mir schien absichtsvoll - mehrfach groß an. Almut lächelte verklärt. Sie bemerkte wohl die Gelöstheit in meiner Miene und deutete sie in ihrem Sinn. Wir gerieten in eine humorige Laune, die an Ausgelassenheit grenzte. Schließlich saßen wir alle drei mit untergeschlagenen Beinen auf dem Zweimalzwei-Meter-Bett, süffelten Himbeergeist aus Sektkelchen und lästerten über das Fernsehprogramm.
Die Dreier-Dramaturgie wollte es, dass nach einer Erholungspause ich mit Almut schlief, während uns Ralph vom Fenstersessel aus zusah und durch seine aufmerksame Anwesenheit sowie durch die eine oder andere schlüpfrige Bemerkung Almut die Freude auch am ehelichen Sex beibringen würde. Mir schien, dass meine Frau sich stärker scheute, es vor dem anderen mit mir zu tun als mit dem Liebhaber vor mir, denn sie zögerte den zweiten Akt hinaus und hantierte immer noch mal mit dem Spannlaken. Sie schämt sich vor Schaufuß, schoss es mir durch den Kopf - ist der Schwanz ihres Ehemanns womöglich weniger formvollendet als der ihres Liebhabers? Er mag einen geringeren Durchmesser haben, räumte ich ein, aber die Länge ist okay und die verdickte Spitze geil. Das hat nicht nur sie mir öfters gesagt; wie sollte er das nicht auch finden? Ich zog mich völlig aus und lächelte in mich hinein. Ich fühlte mich gutaussehend und tolerant und meiner reizenden Ehefrau würdig. Almut brauchte nicht lange zu blasen, bis auch ich auftrumpfen konnte wie ein Affe, den die Äffin lockt, wobei, ach, ich nicht mehr wusste, für wen ich das alles hier tat, dieses seltsame »exhibitionieren«. Ich wusste nur, dass ich es plötzlich selber wollte und eine unklare, aber beglückende Erwartung damit verband.
Almut zog mich aufs Bett, sie streckte sich lachend aus; sie kam auf dem Rücken zu liegen. Ihre Hände fuhren mir entgegen, fassten meine Taille und baten mich, ihren Körper genauso zu bedecken, wie es vorhin Ralph getan hatte. Ich gehorchte. Und schämte mich doch eine Spur, weil ich mir der Wirkung meines Körpers in Bauchlage vollkommen unsicher war. Das Blut stieg mir zu Kopf, wo es nicht hingehörte. Ich fing an zu schwitzen. Stellte mir vor, ich sei ein Schauspieler in einem Pornofilm, was mir auch kurzfristig half. Aber dann drohte ich doch abzurutschen, und Almut musste ein paar Griffe und Kniffe anwenden, damit ich in Form blieb.
Ralph war inzwischen aufgestanden und ging um unser Ehebett herum. Das Geräusch seiner Schritte gefiel mir, es versetzte mich in Spannung. Ich lauschte auf seine Stimme, die mit weichem Timbre Sauereien sagte, wie Almut und er sie wohl schon oft ausgesprochen und angehört hatten, denn seine Worte und ihre Lustlaute erschienen mir wie ein gelernter Dialog. Der Refrain hieß: »Was muss ich sehen...«, ich konnte Almuts Erregung, wenn sie diese Zeile hörte, deutlich körperlich fühlen. So also macht’s der Voyeur, dachte ich, er glotzt nicht einfach nur, er teilt mit, was er sieht. Ralph beschrieb meine Rückenansicht und alles, was ich mit Almut tat, so schmeichelhaft, dass ich mich gänzlich fing. Seine frivolen Komplimente und Almuts Temperament rissen mich mit. Ich befriedigte sie so schnell wie nie zuvor, und sie küsste mich in glücklicher Erschöpfung. Ich selbst konnte oder wollte nicht kommen, was mir aber nachgesehen wurde. Almut nahm es nicht so genau, sie war viel zu vergnügt, und Ralph grunzte nur. Zu meiner Freude schien er zu finden, dass ich mich gut geschlagen hatte. Und ich, ich war nur allzu froh, vor ihm mit aufgerichtetem Schwanz hin und her gehen zu können und so vielleicht seinen Respekt zu erregen. Noch nach einer halben Stunde machten Almut und er schmeichelhafte Bemerkungen über meine Potenz.

Ich wusste damals nicht genau, was mit mir los war, und ganz klar ist mir’s bis heute nicht. Ich hielt mein Interesse an Ralph für die normale Neugier, die dem Rivalen gilt, bloß dass die bei mir durch eine Laune der Natur oder durch meine Liebe zu Almut und mein Bedürfnis, alles mit ihren Augen zu sehen, anstatt mit Eifersucht mit Begehren untermischt war. Wir hielten meinen Einstand für geglückt, und Almut vergalt ihn mir mit Zärtlichkeit und einer S-Bahnfahrt nach Potsdam.
Ralph sollte wiederkommen, der Dreier weitergehen, mit neuen Kombinationen. Almut und ich hätten nächstes Mal den Anfang zu machen, am besten in a-tergo-Position, und Ralph würde hinter der Gardine stehen. Auch dass ich hereinplatze, während er und sie mittendrin sind, hatte Almut vorgesehen, außerdem einen Vollzug zu dritt.
Es wurde ein Fiasko. Ralph kriegte von den Gardinenfusseln einen allergischen Nies-Anfall, ich platzte viel zu spät, als die beiden schon fast fertig waren, herein und ließ auch noch die erbetene gespielte Empörung vermissen. Und als wir endlich zu dritt beieinanderlagen, wurde Ralph von seiner Freundin abberufen. Die arme Frau hatte einen Bandscheibenvorfall und lag praktisch gelähmt auf ihrem Flur. Nachdem Ralph gegangen war, beschlossen Almut und ich, ihn darum zu bitten, bei unseren Rendezvous sein Handy zu Hause zu lassen. Auf meine Frage, ob denn seine Freundin wissen dürfe, dass Ralph zu uns zu Besuch komme, erklärte Almut, die sei eingeweiht. Sie schlafe ihrerseits mit einer Philippina. Ich begann, Ralph und seinen Lebensstil vorbehaltlos zu bewundern.

Wir lebten zu dritt. Zwar brachten es Berufstätigkeit und unterschiedliche Freizeitneigungen - Ralph konnte mit Modellbahnen nichts anfangen, und ich war nicht dazu zu kriegen, Tennis zu lernen - mit sich, dass wir uns nur ein- bis zweimal pro Woche sahen, aber es kam doch so weit, dass Almut und ich keinen Wochenend- und keinen Urlaubsplan schmiedeten, ohne Ralph einzubeziehen. Er und ich unternahmen sogar manches zu zweit. Wir gingen schwimmen, sammelten Pilze und unterhielten uns über Politik. Ich hörte ihm gar zu gern zu, denn er sprach, obzwar schnell, melodiös. Er war FDP-Wähler und polemisierte bei jeder Gelegenheit gegen die Subventionen, die in die Ost-Wirtschaft flossen. Seiner Meinung nach käme das Kapital nur freiwillig nach Leipzig oder Chemnitz, wenn niedrige Löhne lockten. Auf meinen Einwand, dass der Faktor Arbeit massenhaft nach Westen drängen würde, wenn das Lohngefälle sich verstärkte, entgegnete er: »Der Mensch hängt an seiner Heimat.« Auch er werde, sowie er die Frau fürs Leben gefunden habe, nach Bornholm zurückgehen.
Diese Bemerkung gab mir einen Stich. Er wollte also weg. An uns lag ihm nur wenig. Wir waren nicht mehr als eine hübsche Abwechslung für ihn, und selbst seine bisexuelle Freundin, die mit dem Rückenschaden, war nur ein vorläufiges Arrangement. Wie traurig. Ich wurde ein bisschen stiller in seiner Gesellschaft; vermutlich hat er das gar nicht gemerkt. Als wir das nächste Mal zu dritt und nackt im Schlafzimmer versammelt waren und er mir den Rücken zukehrte, während Almut vor ihm kniete, spürte ich ein enormes Verlangen, meine Hände auf seine Hüften zu legen und mein Gesicht in sein Kreuz zu schmiegen. Ich kam von diesem Wunsch nicht los. Ich wusste, dass ich nicht imstande sein würde, mit Almut zu schlafen, und entschuldigte mich unter dem Vorwand, ich hätte eine Kolik. Genaugenommen war es gar kein Vorwand. Was anfangs überraschende Lust gewesen, war bald schon in Verwirrung übergegangen und jetzt in Scham. Und das war nicht weniger schlimm als eine echte Kolik. Wir müssen über alles reden, dachte ich und beruhigte mich damit. Wir taten es sogar. Und hätten es wahrscheinlich lieber lassen sollen.
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