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Titel – Autoren – Interpreten
La Paloma
Original-Musik: Sebastian de Yradier – zw. 1850 und 1859
Spanischer Original-Text: vermutlich Sebastian de Yradier – zw. 1850 und 1859
Erster Text mit Seefahrerinhalten: (als »La Colombe«) Joseph Tagliafico – um 1865/67
Erster deutscher Text: Heinrich Rupp – 1880
Deutsche Textfassung zum Film »Große Freiheit Nr. 7«: Helmut Käutner – 1943
Weitere deutsche Textüberarbeitung: Victor Bach, Freddy Quinn, Horst Wende – 1961
Englischer Text: (als »No More«) Don Robertson, Hal Blair – 1961
Frühe Tonträgeraufzeichnungen: Ferruccio Giannini – 1896; Label: Berliner Gramophone International Novelty Orchestra – 1920er; Label: Victor
Begeisternde Schellack-Version mit Text von Helmut Käutner: Hans Albers mit Orchester, Leitung (Arrangement) Werner Eisbrenner – 1944; Label: Odeon
International erfolgreiche Instrumental-Produktion: Billy Vaughn Orchestra – 1958; Label: London
Zweite Hit-Fassung mit deutschem Text: Freddy Quinn – 1961; Label: Polydor
Populäre englische Aufnahme als »No More«: Elvis Presley – 1961; Label: RCA Victor
Spanische Interpretation als Habanera: Marina Rossell – 2006; Label: World Village

Ave Maria
Deutschland/Frankreich 1859
Das musikalische Gebet
von Elke Seifert
Das Ave Maria von Bach und Gounod ist wohl eines der bekanntesten Stücke klassischer Musik überhaupt. Kaum eine kirchliche Trauung wird ohne dieses Werk gefeiert, auf kaum einem Klassik-Sampler mit geistlichen Stücken des heutigen CD-Marktes fehlt es, und sogar auf der Walze eines Leierkastens war es in früheren Zeiten obligatorisch. Bis ins 2. Jahrhundert nach Christus reicht die kultische Marienverehrung zurück. Jesu Mutter Maria wird im 5. Jahrhundert durch dogmatische Festschreibungen in zwei Konzilien als »Gottesgebärerin« und »Immerwährende Jungfrau« bestätigt.
Die ersten Teile des Marien-Gebetes erschienen wahrscheinlich irgendwann in den Jahren zwischen 65 und 100 nach Christus in griechischer Sprache; Autor ist der Evangelist Lukas. In Lukas 1,28 des Neuen Testaments verkündet der Erzengel Gabriel Maria, dass sie den Messias, Jesus Christus, gebären werde mit den Worten: »Gegrüßet seist du, Hochbegnadete! Der Herr ist mit dir!« und in Lukas 1,42 spricht Marias Cousine Elisabeth: »Gebenedeit bist du unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes.« Gut 500 Jahre später hatte sich aus diesen Textfragmenten bereits eine Anrufung entwickelt. Dem Buch »Ave Maria« des brasilianischen Befreiungstheologen Leonardo Boff entnehmen wir: »Auf einem in Luxor in Ägypten gefundenen ›Ostrakon‹ (einer Tonscherbe) aus dem 7. Jahrhundert steht folgendes Gebet: ›Gegrüßt seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter allen Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes. Denn du hast Christus empfangen, den Sohn des Herrn, den Erlöser unserer Seelen‹«.
Der zweite Teil des Gebetes, »Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes«, entstand im Laufe der Jahrhunderte und dient als Fürbitte im Alltag der Gläubigen. Die Menschen beten zu Maria, der Muttergestalt, flehen sie an um Hilfe in ihrer persönlichen Not, bitten sie demütig, Mittlerin zu sein zu Gott, Fürsprecherin für sie selbst, da sie sich als arme Sünder fühlen.
Bereits seit dem 13. Jahrhundert ist das Ave Maria Teil des von gläubigen Christen gebeteten Rosenkranzes. Im Jahre 1566 erhält es durch die von Papst Pius V. autorisierte Festlegung im Römischen Katechismus (Lehrbuch für den christlichen Glauben) seine endgültige Textgestalt und wird zwei Jahre später in das Gebetsbuch aufgenommen. Selbst nach der konfessionellen Spaltung zwischen Katholiken und Protestanten im selben Jahrhundert spricht Martin Luther das Ave Maria vor jeder seiner Predigten. Bis heute ist es in der katholischen Kirche an bestimmten Tagen des Kirchenjahres auch Teil der Messe. Das Ave Maria wird zu einem der am häufigsten vertonten Texte der kirchenmusikalischen Literatur. Die Gebets-Komposition gibt es von Johannes Brahms, Anton Bruckner, César Franck, Franz Liszt, Camille Saint-Saens, Giuseppe Verdi und vielen anderen. Am bekanntesten sind die Vertonungen von Franz Schubert – er schrieb die Melodie 1825 für das Lied »Ellens dritter Gesang« in seinem Liederzyklus »Fräulein vom See« – und von Charles Gounod.
Charles Gounod, ein 1818 bei Paris geborener französischer Komponist, der zunächst Kirchenmusiker und Chorleiter war, dann zu einem erfolgreichen Opernkomponisten avancierte, war der zu seiner Zeit stark verbreiteten Ansicht, der Musik des Komponisten Johann Sebastian Bach fehle das melodiöse Element. So bediente er sich des 1. Präludiums in C – Dur aus dem »Wohltemperierten Klavier«, »degradierte« es zur Begleitung, übernahm es unverändert und schuf selbst eine – zunächst rein instrumentale – Melodie dazu, die er »Méditation sur un prélude de Bach pour piano et violon solo, avec orgue ad.lib.« – »Meditation über ein Präludium von Bach für Klavier und Violine solo, mit Orgel ad.lib.« nannte. 1856 erweiterte Gounod das Stück um einen sechsstimmigen Chor, und erst drei Jahre später unterlegte er die Melodie mit dem Text des Ave Maria.
Die »Begleitung«, das Präludium in C-Dur, des Barock-Musikers Johann Sebastian Bach, der 1685 in Eisenach zur Welt kam, schuf dieser in seiner Köthener Zeit 1722 unter dem Titel »Das Wohltemperierte Clavier oder Praeludia und Fugen durch alle Tone und Semitonia ...« (BWV 846 – 869). Es handelt sich um 24 Präludien und 24 Fugen in allen zwölf Dur- und Moll-Tonarten, beginnend mit C-Dur und danach chromatisch aufwärts führend. Der Begriff »wohltemperiert« bezieht sich auf die Stimmung des Tasteninstrumentes, das zu Bachs Zeiten ein Clavichord sein konnte, ein Cembalo, ein Spinett oder auch ein Hammerklavier, genannt »Piano Forte«. Bei der »wohltemperierten« Stimmung werden im Gegensatz zur bis dahin üblichen mitteltönigen Stimmung die zwölf Halbtöne einer Oktave so gestimmt, dass alle Tonarten sauber klingen. Dafür müssen die perfekt klingenden Intervalle ein klein wenig unsauber gestimmt werden. Das »Wohltemperierte Klavier« ist eines der wichtigsten Werke der Klavierliteratur überhaupt und seine Interpretation für jeden Pianisten eine große Herausforderung.
Bei diesem Ave Maria von Interpreten sprechen zu wollen, ist fast unmöglich, so groß ist ihre Zahl. In der Vergangenheit brachten es die berühmtesten Tenöre ihrer Zeit zu Gehör: der Italiener Enrico Caruso, der in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zum bedeutendsten Opernsänger avancierte und der US-Amerikaner Mario Lanza, der in den 1950ern seine größten Erfolge feiern konnte – ebenso wie die Wiener Sängerknaben oder Zarah Leander. Heute singen die Bach-Gounod-Komposition so bekannnte Opernstars wie die Sopranistin Renée Fleming. Es gibt zahlreiche Bearbeitungen für alle erdenklichen Instrumentengruppen, selbst von Popgruppen wie der Mittelalter-Rockband In Extremo gibt es eine Version. Viele Spieluhren erklingen in dieser Melodie, und auch auf manch einem Handy ertönt sie als Klingelton. 1962 schaffte die stimmgewaltige Glamour-Queen Shirley Bassey mit ihrer Interpretation sogar den Sprung in die Top-Twenty der englischen Charts. 30 Jahre später sorgte der schwarze Vokalkünstler Bobby McFerrin für Aufmerksamkeit, als er die musikalische Bach-Grundlage – gleich einer Akrobatik – nur mit seiner Stimme intonierte und sich von dem chinesischen Star-Cellisten Yo-Yo Ma begleiten ließ, der die Gounod-Melodie spielte. Eine wundervolle Live-Aufnahme, die durch ihre schlichte Schönheit besticht, produzierte die irische Frauenformation Celtic Woman im Jahre 2006.
Die getragene feierliche Melodie ist vom Charakter her sehr schlicht, das heißt ohne Verzierungen komponiert. Mit ihren aufsteigenden Intervallen und den Wiederholungen des »Sancta Maria« fleht die Musik auf klanglicher Ebene um das, was im Text in Worten formuliert erscheint. Die gleichmäßige Wellenbewegung in der Begleitstimme wiegt die Zuhörer in eine beruhigende Sicherheit ein.
So danken wir denn den beiden Tonkünstlern für ihre einzigartigen Werke. Johann Sebastian Bach, einer der genialsten und einflussreichsten Komponisten aller Zeiten, ereilte der Tod 1750 in Leipzig, Charles Gounod starb 1893 bei Paris. Mit dem musikalischen Ave Maria-Gebet haben uns beide ein spirituelles Vermächtnis hinterlassen, das sicherlich auch im weiteren Verlauf des 21. Jahrhunderts noch populär sein wird.
Der deutsche Dichter und Denker Novalis sagte einmal: »Ich sehe dich in tausend Bildern, Maria, lieblich ausgedrückt, doch keins von allen kann dich schildern, wie meine Seele dich erblickt.« Mit geöffneten Augen können wir Maria nicht sehen. Doch wenn wir unsere Augen schließen und hingebungsvoll der Komposition lauschen, können wir eine Verbundenheit, ein Gefühl der Nähe zu Maria entwickeln. Zwischen dem Betenden und der Angebeteten wird die Musik dann zum Mittler. Und das ist sowohl ein wertvolles als auch ein erlesenes Geschenk!
Titel – Autoren – Interpreten
Ave Maria
Musikalische Grundlage: (Präludium Nr. 1, C-Dur) Johann Sebastian Bach – 1722
Melodie: Charles Gounod – 1859
Lateinischer Text: Traditional – zw. 6. und 16. Jh.
Frühe Tonträgeraufnahmen: Alice Guszalewicz – 1902 Adelina Patti – 1905
Hit-Version: Shirley Bassey & the Rita Williams Singers with Geoff Love & his Orchestra – 1962; Label: Columbia
Populäre Einspielung ohne Text: Bobby McFerrin & Yo-Yo Ma – 1992; Label: Sony Classical
Zarte Neuinterpretation: Celtic Woman – 2006; Label: Manhatten (EMI Electrola)

’O Sole Mio
Italien 1898
Eine Sirene lässt grüßen
Welche Melodie kann schon von sich behaupten, dass sie im Weltraum gesummt wurde? Im April des Jahres 1961 fand dieses Ereignis statt, als mit dem Kosmonauten Juri Gagarin aus der Sowjetunion zum ersten Mal ein Mensch unsere gesamte Erdkugel umkreiste. Gagarin entschied sich für die neapolitanische Kanzone ’O Sole Mio. Ein Akt mit einem gewissen Symbolcharakter für die Kultur der Menschen auf diesem Planeten. Der Titel ist nicht nur eine Hommage an die Sonne, sondern auch an die Geliebte, deren Augen noch schöner leuchten, als unser energiespendender Feuerball am Himmel.
Die Bezeichnung »neapolitanische Kanzone« bedeutet wörtlich ins Deutsche übertragen »neapolitanisches Lied« und sinngemäß so viel wie »volkstümliches Lied aus Neapel«. Ursprünglich soll diese Musik von der sagenhaften Sirene Parthenope stammen, eine jener weiblichen Fabelwesen aus der griechischen Mythologie, die so lieblich sangen, dass kein Mann ihnen widerstehen konnte. Parthenope ist heute noch ein Synonym für den Namen der italienischen Stadt Neapel. Über ’O Sole Mio und die lange Geschichte all dieser gefühlvollen Lieder aus Bella Napoli verfasste der künstlerische Leiter im Schallarchiv des staatlichen Rundfunks (RAI) für die neapolitanische Kanzone von Neapel, Paquito Del Bosco, 2006 ein Buch. Er schreibt darin unter anderem, dass es im Neapel des 18. Jahrhunderts durch verschiedene Umstände zu einer »musikalischen Explosion« kam, »in deren Verlauf die Stadt zu einem Zentrum des Vokal- und Instrumental-Virtuosentums wurde, zur Heimat der Opera buffa (komische Oper) und zum Dreh- und Angelpunkt, ja fast zur Hauptstadt der klassischen Musik im damaligen Europa.« Christoph Dallach von Spiegel Online Kultur fügte zwei Jahre später ergänzend hinzu: »In der ›Kanzone Napoletana‹ fließen die uralten Folklore-Traditionen der Bauern und Arbeiter mit Klängen und Melodien der klassischen Musik zusammen. Bei diesen gern inbrünstig vorgetragenen Liedern dominieren Gitarren und Mandolinenklänge und ein oft schmachtend leidenschaftlicher Gesang, es wird viel jubiliert, aber meistens doch gejammert.«
Um unserem musikalischen Werk näher auf die Spur zu kommen, müssen wir zurück in das Neapel des Jahres 1859, das Geburtsjahr des kultivierten Textdichters Giovanni Capurro. Als Sohn eines Literaturprofessors besuchte Capurro zuerst ein Konservatorium, wurde dann aber doch Journalist. Nebenbei widmete er sich der Poesie, schrieb Geschichten, Gedichte verschiedener Art sowie Verse für Lieder. Sechs Jahre später erblickte der Komponist Eduardo Di Capua das Licht der Welt, dessen Vater Geiger, Komponist und Leiter einer Musikgruppe war. Da ein Besuch des Konservatoriums aus finanziellen Gründen nicht möglich war, trat Eduardo als mandolinespielender Autodidakt der Musikgruppe seines Vaters bei. Vor allem aber komponierte Eduardo neapolitanische Kanzonen. Bereits im jungen Alter von erst 19 Jahren machte er sich als Komponist einen Namen. Die Zusammenarbeit zwischen dem Textdichter Capurro und dem Komponisten Di Capua begann 1894 und ist belegt.
Zur Entstehung von ’O Sole Mio erzählen die »Fakten mit legendärem Beiwerk« laut Del Bosco Folgendes: Anfang des Jahres 1898 schreibt Capurro den Text. Für wen und aus welchem Anlass ist unklar. Eduardo Di Capua befindet sich kurze Zeit später mit der Truppe seines Vaters als Wandermusikant auf Tournee durch Russland. In Odessa, der Hafenstadt am Schwarzen Meer in der heutigen Ukraine, überkommt Eduardo großes Heimweh. Da fällt ihm ein, dass er einen Text von Giovanni im Koffer hat, den ihm dieser kurz vor der Abreise übergeben hatte: »Che bella cosa na jurnata ’e sole, n’aria serena doppo a na tempesta! Ma n’atu sole, cchiù bello, oje né’, ’o sole mio, sta ’nfronte a te ... « – »Wie schön ist ein sonniger Tag, die klare Luft nach einem Sturm. Aber eine andere Sonne, die noch viel schöner ist, meine Sonne, strahlt aus deinem Gesicht.« In der wehmütigen Stimmung fern der Heimat vertont Di Capua im – für neapolitanische Kanzonen ungewöhnlichen – Tempo di Bolero die Zeilen von Capurro und ’O Sole Mio ist wenig später geboren! Wieder in Neapel, reicht Di Capua noch im selben Jahr seine neue, auf der Krim entstandene Kanzone bei einem Musikwettbewerb ein und gewinnt den zweiten Preis. Das Preisgeld in Höhe von immerhin 200 Lire teilte er sich mit Capurro.
Obwohl er nicht gewonnen wurde, war der Musikwettbewerb für unser Stück der Durchbruch. Jeder bekannte oder unbekannte Interpret, der etwas auf sich hielt, nahm das Lied nun in sein Repertoire auf. Die große Begeisterung, die ’O Sole Mio bereits im Jahr seiner Entstehung auslöste, belegt eine Anekdote, die Del Bosco in seinem Buch erwähnt: »Sogar der Papierwarenhändler aus der Via Roma, der das von Di Capua benutzte Notenpapier geliefert hatte, brüstete sich mit diesem Erfolg: ›Ich bin stolz, dass ich gesehen habe, wie er die unsterbliche Melodie von ’O Sole Mio auf ein Blatt schrieb, das ich ihm geschenkt hatte.‹«
Doch Ruhm und Erfolg zahlte sich für die Autoren nicht so richtig aus. Sowohl der Komponist Eduardo Di Capua als auch der Textdichter Giovanni Capurro starben bettelarm in ihrer Heimatstadt, denn ein Urheberrecht mit Tantiemenausschüttungen, wie wir es heute kennen, gab es damals noch nicht. 1917, im Alter von 52 Jahren stirbt Di Capua in einem Krankenhaus, drei Jahre später ist es auch für den 61-jährigen Capurro soweit, das Zeitliche zu segnen.
Als erste Plattenaufnahme von ’O Sole Mio gilt die des Tenors Giuseppe Anselmi aus dem Jahr 1907, gefolgt vom Bariton Emilio De Gogorza, ein Jahr später. Legendär ist natürlich auch die Einspielung aus dem Jahre 1916 von Enrico Caruso, einem der berühmtesten Tenöre aller Zeiten.
Den größten internationalen Triumph erlebte das Capurro-Di Capua-Lied durch den US-amerikanischen Sänger Elvis Presley im Jahre 1960. Obwohl es elf Jahre zuvor schon eine englische Version von Tony Martin mit dem Titel »There’s No Tomorrow« gab, die später auch Dean Martin sang, wollte Presley eine neue Fassung. Die Songwriter Wally Gold (1938–2008) und Aaron Schroeder (1926) wurden beauftragt, eine Demoaufnahme mit einem neuen englischen Text zu produzieren, für den sie nach Golds Aussage gerade einmal eine halbe Stunde benötigten. Auch wenn ihr englischer Text wenig mit dem neapolitanischen Capurro-Text gemeinsam hatte, konnte sich das Ergebnis doch sehen und vor allem hören lassen: Der Titel »It’s Now Or Never«, im lockeren Rumba-Stil arrangiert, wurde im April von Elvis Presley, Scotty Moore und Hank Garland an den Gitarren, Bob Moore, Bass, Buddy Harman und D. J. Fontana am Schlagzeug, Floyd Cramer, Piano, sowie den Jordanaires als Background-Sängern eingespielt und erreichte im Sommer 1960 die Spitzenplätze der Hitparaden vieler Länder.
Für Elvis, der Mann, der mitverantwortlich dafür war, dass »die Jugend der Welt aus ihrer Spießigkeit erlöst und die schwarze Musik endgültig aus dem Ghetto geholt wurde«, wie Del Bosco es sehr gut zusammenfasst, wurde es die meistverkaufte Platte; über zehn Millionen Mal ließ sich die Single weltweit verkaufen.
Die Komposition ist inzwischen auf der ganzen Welt zu Hause, sowohl in der Oper als Arie, wie beispielsweise von den Tenören Mario Lanza oder Luciano Pavarotti, als auch im Bereich der Unterhaltungs-Musik. Elvis’ Erfolg löste noch einmal eine neue Welle von Cover-Versionen aus: Johnny Hallyday in Frankreich, Azúcar Moreno auf Spanisch, Bobby Solo und Adriano Celentano in Italien, Cliff Richard, Chris Barber und Paul McCartney in Großbritannien, Peter Alexander (»O sole mio, hörst du das Lied, es singt von Liebe, die nie verblüht ...«), Ivo Robic und Peter Beil in Deutschland sowie unzählige andere Interpreten in vielen Ländern der Welt. Über die weitere Verbreitung schreibt Del Bosco: »’O Sole Mio ist sicher auch die Musik, auf die am meisten getanzt wurde – vom Bolero bis zum Walzer, vom Tango bis zu den verschiedenen anderen südamerikanischen Rhythmen, vom Rock bis zum Twist. Und wenn man berücksichtigt, dass ’O Sole Mio seit mehr als 100 Jahren auf der ganzen Welt auch in allen möglichen Arten öffentlich aufgeführt wird – vom Café Chantant bis zum klassischen Liederabend, vom Film bis zur Diskothek, vom Radio bis zum Fernsehen – so dürfte die Kanzone auch auf Platz Eins der Gebührenabrechnungen liegen.«
Von den vielen Hunderten schöner Titel aus der musikalischen Tradition der neapolitanischen Kanzone ist ’O Sole Mio ganz klar der berühmteste. Und an Aktualität hat der Song bis heute nichts verloren. Man stelle sich vor, ein verliebtes Paar reist nach Venedig, in die »Stadt der Verliebten«. Dort setzen sich die Liebenden in eine Gondel und bitten den Gondoliere während der Fahrt etwas zu singen. Welches Lied würde der Gondoliere wohl anstimmen? Sehr wahrscheinlich ’O Sole Mio. Und warum? Weil wir Menschen, wenn wir uns öffnen, immer noch dem unsterblichen Zauber der griechischen Sirene Parthenope unterliegen. Und das ist gut so!
Ergänzung
Der neapolitanische Komponist Alfredo Mazzucchi (1878-1972) wird seit 2002 als zweiter musikalischer Urheber von ’O Sole Mio mit aufgeführt. Das entschied ein Gericht in Turin aufgrund diverser Klagen der Erben Mazzucchis. Eduardo Di Capua soll vor Entstehung von ’O Sole Mio verschiedene musikalische Motive und Sequenzen Mazzucchis, der damals ein junger Musikstudent war, gegen Bezahlung erworben haben.
Titel – Autoren – Interpreten
’O Sole Mio
Original-Musik: Eduardo Di Capua (& Alfredo Mazzucchi) – 1898
Neapolitanischer Original-Text: Giovanni Capurro – 1898
Englischer Text: (als »It’s Now Or Never«) Aaron Schroeder, Wally Gold – 1960
Deutscher Text: (für Peter Alexander) Günter Loose – 1974
Frühe Tonträgeraufzeichnung: Giuseppe Anselmi – 1907; Label: Pearl
Legendäre Schellack-Produktion: Enrico Caruso – 1916; Label: Victola
Mega-Hit-Version in Englisch: Elvis Presley – 1960; Label: RCA
Erfolgreichste Aufnahme mit deutschem Text: Peter Alexander – 1974; Label: Ariola
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