Heiße Nächte zu viert | Erotischer SM-Roman

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»Ich wollte keine Strafe«, sagte Jessica maulig. »Vielleicht will ich selbst mal jemanden bestrafen. Oder ich will, dass du mir auch mal einen Kaffee bringst und nicht immer als selbstverständlich voraussetzt, dass ich das für dich mache und zum Servieren auf die Knie gehe.«
Das hier schien ernster, als er gedacht hatte. War sie eifersüchtig auf die blonde, trotz ihrer Kurven an den richtigen Stellen seltsam zart wirkende Liza, die er an diesem Wochenende zu verführen plante?
Bisher hatte sie nie ein Problem damit gehabt, andere Frauen in ihr Liebesspiel einzubeziehen oder sich in einem Erotikclub auf einen Partnertausch einzulassen. Sie wusste, dass er nicht treu sein konnte und es auch nicht wollte, genauso wie sie wusste, dass er sie gerade deswegen liebte, weil sie ihn so akzeptieren konnte, wie er war.
Er setzte sich neben Jessica aufs Bett und streichelte sie zwischen den Schulterblättern. Der rauchige, orientalische Duft ihrer Haut stieg ihm in die Nase, den kein Parfüm der Welt ersetzen konnte. Er überlegte, ob er ihr sagen sollte, wie sehr er sie liebte, entschied sich aber dagegen. Wenn seine Frau ihre widerspenstigen Phasen hatte, brauchte sie die Sicherheit, dass er stark genug war, sich nicht von ihr manipulieren zu lassen. Das hatte er schon lange herausgefunden.
Jessica entspannte sich allmählich und legte ihre mürrische Miene ab.
»Ich habe keine Lust mehr, ständig devot zu sein«, sagte sie. »Das ist doch keine Art, wie du mich behandelst! Ich darf es mir nicht selbst machen, wenn du es nicht erlaubt oder angeordnet hast? Das ist ein massiver Eingriff in meine Persönlichkeitsrechte.«
Er lachte auf. »Hast du wieder deine rebellische Phase?«
»Tu das nicht einfach ab!«
Kenneth kraulte ihren verspannten Nacken und massierte ihn, um sie zu lockern. »Du bist meine Lieblingssklavin, süße Jessica, und du wirst es immer bleiben.«
Sie holte tief Luft, als ob sie widersprechen wollten, entspannte sich dann aber.
Kenneth griff ihr in die Haare und zog ihren Kopf nach hinten. Jessica wehrte sich schwach, aber als er ihre Brust umfasste und durch den Seidenstoff des Nachthemdes sanft zudrückte, seufzte sie leise. Er biss ihr ins Ohrläppchen und drückte fester zu. Jessica stöhnte.
»Hör auf damit«, beschwerte sie sich, doch als er in ihre Nippel zwickte, schien sie ihre Meinung zu ändern. »Oder mach weiter … Nimm mich ran, nachdem ich jetzt schon so scharf auf dich bin, du blöder Mistkerl. Du ignorierst mich jedes Mal, wenn ich sauer auf dich bin.«
Sein Schwanz ruckte vor, wie immer, wenn sie so vulgär redete.
»Glaubst du ernsthaft, ich würde dich belohnen, nachdem du gegen meine Regeln verstoßen hast?« Er verstärkte den Griff in ihre Haare und fasste ihr zwischen die Beine. Sie trug ein dünnes Spitzenhöschen unter ihrem Seidennachthemd. Er schob es beiseite. Als er mit dem Finger durch ihre Spalte fuhr, kam ihm ein Schwall Feuchtigkeit entgegen.
»Hölle noch mal, dann lass es halt!« Jessica versuchte, sich aus seinem Griff zu drehen.
Kenneth stieß zwei Finger in sie und bewegte sie hin und her. »Sicher, dass du das willst … Sklavin?«
Statt einer Antwort schob sie die Brüste vor und öffnete die Beine, damit er tiefer in sie glitt.
»Nicht so hungrig, kleine Frau.« Er beugte sich vor, schob den Ausschnitt ihres Nachthemds mit den Zähnen zur Seite und leckte über die Haut. Kurz vor den Nippeln hielt er inne.
»Ist das die Art, wie du mich bestrafen willst?« Jessica keuchte auf. Ihre zarten, dunklen Brustwarzen standen hart nach vorn. »Indem du mich wahnsinnig machst?«
»Wäre eine Option.« Kenneth grinste. »Kommen lassen werde ich dich auf jeden Fall nicht. Wer weiß, wie oft du es schon getan hast, während ich weg war.«
»Noch keinmal.« Ihre Augen weiteten sich. »Wirklich! Ich war kurz davor, als du reingekommen bist.«
»Dann sollte ich aufpassen, dass ich deine Perle nicht zu intensiv stimuliere.« Er grinste erneut und glitt vorsichtig mit dem Daumen über die Stelle.
Jessica keuchte auf. »Bitte! Mach weiter!«
Ohne den Griff zu verändern, schob er ihr Seidennachthemd hoch sowie das Höschen hinunter und enthüllte das Tattoo auf ihrem Venushügel. »Sticht der Skorpion dich wieder?« Er fuhr mit der Fingerspitze die Konturen entlang.
»Hör auf damit«, forderte sie und schien sich nicht darum zu kümmern, dass sie eben noch das Gegenteil von ihm verlangt hatte. »Was, wenn unsere Gäste kommen?«
»Ja, was ist dann?« Er massierte ihren Venushügel, ohne in die Nähe ihrer Klitoris zu gelangen.
Jessica atmete leise und hastig. »Das wäre peinlich!«
Kenneth schloss die Augen und genoss für einen Moment die Stille, die einen hier überall umfing. Fast glaubte er, vor dem Fenster das leise Zwitschern und Summen der Kolibris zu hören, die hier überall herumschwirrten, aber vermutlich war das nur Einbildung, hervorgerufen durch das Rascheln der Bettwäsche, wenn Jessica sich bewegte. Er massierte sie weiter und versuchte, sich das Gesicht von Liza ins Gedächtnis zu rufen.
Manchmal war ihm das Fehlen von Autogeräuschen, streitenden Nachbarn oder im Hintergrund dudelnden Fernsehern oder Musik während ihrer Trips hierher fast unheimlich. Sie hatten sich bewusst dagegen entschieden, ein TV-Gerät einzubauen, ganz davon abgesehen, dass es ihm widerstrebte, den kleinen Generator hinter dem Haus öfter als nötig laufen zu lassen und die klare Bergluft mit dem Dieselgeruch zu verpesten. Dieser Ort sollte eine Insel bleiben, weit fort von allem, was die Realität sonst für sie bereithielt. Für ein dauerhaftes Leben wäre es ihm hier zu einsam, aber als Wochenend- und Urlaubshaus konnte er sich nichts Schöneres vorstellen.
»Wenn sie kommen, hören wir ihr Auto schon fünf Minuten, bevor sie vor der Tür stehen«, beruhigte er Jessica.
»Aber du musst noch duschen.«
»Schlimmstenfalls laden wir sie ein, mit uns in die Sauna zu gehen und vorher noch mal in den See zu springen.« Er streichelte ihre Perle und lachte leise, als Jessica zusammenzuckte. »Nach der langen Fahrt brauchen sie mit Sicherheit selbst eine Dusche.«
»Du Schuft!« Jessica entzog sich ihm und weil er nicht damit gerechnet hatte, entglitten ihre Haare seinen Händen. »Kannst es wohl gar nicht abwarten, Liza an die Möpse zu gehen.«
»Sie hat einen schönen Busen.« Er umfasste Jessicas runde Brüste und knetete sie. »Aber nicht so schön wie deiner.«
»Wenn du meinst, dass unsere Gäste duschen wollen, solltest du dann nicht den Generator anschmeißen, damit wir heißes Wasser haben?«
»Damit lasse ich mir die Chance entgehen, Liza gleich am Anfang nackt zu sehen, weil wir sie in die Sauna und danach in den See schicken.« Er grinste. »Und wenn ich mich nicht sehr irre, möchtest du das auch.«
Sie errötete.
Kenneth streichelte sie weiter. Er liebte ihren schlanken, durchtrainierten Körper, den knackigen, kleinen Hintern und die Rundungen, wo ihre Hüften in die Taille übergingen. Allmählich entspannte sie sich unter seinen Liebkosungen und gab das leise Wohlfühlgeräusch von sich, das ihm verriet, dass es ihr gut ging.
»Du bist schöner als jede andere Frau auf der Welt«, sagte er und lächelte. »Ich mag es, wie du deine Brüste zu mir schiebst, wenn du erregt bist. Wenn du glücklich bist, leuchten deine Wangen auf und deine Augen schimmern. Außerdem bist du widerspenstig und gleichzeitig voller Hingabe, das ist eine mörderische Kombination. Damit bringst du mich immer wieder um den Verstand.«
Jessica schloss die Augen und legte die Arme über dem Kopf zusammen, um anzudeuten, dass sie sich nicht länger wehren würde. Jetzt gehörte sie wieder ihm.
Manchmal war es Härte, die eine Frau brauchte, um sich zu unterwerfen, aber längst nicht jedes Mal. Die Herausforderung lag darin, die richtigen Worte für die richtige Situation zu finden. Sein Anspruch war, es in dieser Kunst vom Amateur zum Meister zu bringen. Vielleicht hatte er das Ziel bereits erreicht, so dachte er manchmal. Andererseits musste man als Meister umso härter daran arbeiten, nie nachzulassen und nach immer neuen Wegen zur Perfektion zu suchen.
Kenneth glitt mit den Fingerspitzen über Jessicas Bauch, umspielte ihren Nabel und fuhr die Konturen ihres Körpers nach. Egal, wie viele Abenteuer sie schon miteinander erlebt hatten, die stillen Momente mit ihr hatten ihren Reiz nie verloren. Im Gegenteil. Manchmal kam es ihm vor, als würden alle Frauen dort draußen nur existieren, um ihn mit ihrer prüden oder übermäßig libidinösen Natur davon zu überzeugen, dass es keine andere mit Jessica aufnehmen konnte.
Er streichelte die Innenseite ihres Oberschenkels und fuhr mit den Fingern durch ihre feuchte Spalte. Jessica seufzte auf und schob sich ihm entgegen. Kenneth bewegte die Fingerspitze schnell vor und zurück, glitt jedes Mal ein wenig tiefer in sie hinein, aber dieses Mal vorsichtiger als zuvor.
»Wir haben keine Zeit«, brachte Jessica hervor. »Wir müssen noch fertig aufräumen und das Essen machen, unsere Gäste können jederzeit vor der Tür stehen.«
»Die wissen, dass es bei uns etwas rustikaler ist.« Kenneth massierte ihre Perle mit dem Daumen und schob einen Finger in sie.
»Aber …«
Er erhöhte das Tempo seiner Massage und drang schneller in sie. Jessica öffnete den Mund, um zu widersprechen, überlegte es sich aber offenbar anders und biss sich auf die Lippe. Ihr Blick verschleierte sich. Die Muskeln in ihrem Innersten arbeiteten, spannten sich an und ließen locker, um ihn tiefer in sie hineinzusaugen. Kenneth setzte sein Spiel fort, bis er merkte, dass sie kurz vorm Höhepunkt stand, dann hörte er auf.
Jessica wimmerte. »Bitte, mach weiter!«
»Ich habe mir überlegt, dass du recht hast.« Er rückte von ihr ab und wischte die Finger an der Bettdecke ab. »Wir sollten wirklich noch mal überprüfen, ob alles für unsere Gäste bereit ist. Ich wollte noch einen Korb Holz zur Sauna tragen, damit wir dort richtig einheizen können.«
»Bitte nicht!« Jessica winkelte die Beine an und drehte die Knie nach außen. In ihrer Spalte schimmerte Feuchtigkeit. »Ich brauche dich jetzt, Kenneth!«
»Das merke ich schon.« Er öffnete den Reißverschluss seiner Jeans und massierte seinen ohnehin schon harten Schwanz, bis er unter seiner Hand stahlhart wurde. »Ein bisschen werde ich ihn dir gönnen, aber zur Strafe für deine eigenmächtige Aktion darfst du erst kommen, wenn ich es dir erlaube.«
Jessica biss sich auf die Unterlippe und bäumte sich auf, als er mit der Spitze ihren engen, feuchten Eingang berührte. »Bitte nicht! Ich bin jetzt schon kurz davor!«
»Vielleicht erlaube ich es dir auch gar nicht.« Er verteilte Jessicas Feuchtigkeit mit der Eichel hinauf zu ihrer Perle und rieb darüber.
»Oh Gott, wie soll ich das aushalten?«
»Kenneth reicht völlig.« Er grinste, umfasste ihre äußeren Venuslippen und zog sie auseinander. »Ich vögle dich nur, wenn du brav bist und dich an meine Regeln hältst.« Ohne auf eine Antwort zu warten, stieß er langsam in sie und genoss das Gefühl ihrer heißen, feuchten Enge.
Jessica schrie auf, bog den Rücken durch und wölbte sich ihm entgegen. Ihre inneren Muskeln kontrahierten um seinen Schwanz. Sie umklammerte das Kopfkissen und schob es über ihr Gesicht.
Kenneth ließ sich Zeit. Er umspielte ihren Eingang mit seiner Spitze, tauchte genüsslich in die Feuchtigkeit ein und verteilte sie auf Jessicas Venuslippen. Sie wimmerte leise und wand sich, um ihn besser zu spüren. Er rieb mit der Eichel über ihre Perle, sanft, vorsichtig und genoss den Anblick, als sie ihren Kopf zurückwarf und der schlanke Hals sich ihm in voller Schönheit darbot. Nur Anfänger begnügten sich damit, eine Frau zu rammeln, bis die schiere Reibung ausreichte, um abzuspritzen. Dieses Spiel verlor viel zu schnell an Reiz.
Inzwischen, mit der Erfahrung seiner einundvierzig Lebensjahre, reichte ihm die Schönheit einer Frau nicht mehr aus, um sexuelle Erfüllung zu finden. Er suchte das Besondere, das, was eine von den anderen unterschied, mit denen er in der gleichen Zeit schlafen konnte. Jessica, seine bildschöne, leidenschaftliche Geliebte, deren Körper ihn immer wieder entzückte, verbarg in ihren Gedanken ein Geheimnis vor ihm.
Kenneth war geübt darin, aus kleinsten Veränderungen von Mimik und Stimme herauszulesen, was in Menschen vorging. Hinter dem, was sie offenkundig von sich preisgaben, gab es immer noch eine zweite Wahrheit, die sie verbergen wollten. Er hatte die Fähigkeit geschult, um sich für geschäftliche Verhandlungen eine bessere Position zu verschaffen. Die gleiche Fähigkeit nutzte er seit Jahren im Umgang mit Frauen, um ihre geheimen Wünsche besser erkennen und erfüllen zu können. Er liebte die Hingabe, die er damit wecken konnte – aber wenn er alles entdeckt hatte, was eine Frau hinter der Alltagsfassade der netten Nachbarin verbarg, langweilte er sich schnell.
Bei Jessica jedoch gab es immer wieder den Moment, wo sie seinem Blick für den Bruchteil einer Sekunde auswich, ihre Lippen aufeinanderpresste oder die Schulter minimal nach vorn zog. Es gab etwas, was er noch nicht entdeckt hatte. Manchmal wünschte er sich, dass es ihm nie gelingen würde. Ein gelüftetes Geheimnis hatte mitunter weit weniger Zauber als eines, das unausgesprochen in der Luft schwebte.
Und während sie sich unter ihm wand, sich unter seinen streichelnden Händen bewegte und zuließ, dass er sie zärtlich in den Hals biss, schwoll sein Schwanz an und wurde beim Gedanken daran härter, dass er derjenige war, der dieses Geheimnis lüften würde. Was immer es war – es würde dazu beitragen, den Zauber seiner teilweise unberechenbaren Liebsten weiter zu vertiefen.
Hoffentlich war es nicht bloß Eifersucht auf die zierliche Liza, deren blonde Schönheit und die kaum verhüllte Gier auf ein außergewöhnliches Erlebnis aus devoter Perspektive.
Liza gefiel ihm wegen ihrer unschuldig-naiven Art, hinter der sich für seinen geübten Blick ein faustdickes Verlangen nach Abenteuern zu verbergen schien, das bei bestimmten Andeutungen und Musterungen in ihren Augen funkelte. Er konnte sich kaum erinnern, wann eine Frau ein derartiges Verlangen in ihm zuletzt ausgelöst hatte. Liza war etwas Besonderes. Im Gespräch war klargeworden, dass sie noch keine Erfahrung mit BDSM gesammelt hatte, aber etwas in ihrer Körpersprache und ihrem Lächeln machte unmissverständlich klar, dass sie sich danach sehnte.
Die meisten Damen, die behaupteten, devot zu sein, hatten in Wahrheit recht klare Vorstellungen davon, wie ein Mann sie dominieren sollte. Natürlich war es erwachsener und reifer, im Vorfeld genau mögliche Dos und Don’ts zu besprechen und daraus den Aufbau einer Session zu planen, wenn es eine geben sollte. Damit vermied man Missverständnisse, Grenzübertritte und das Kippen einer erotischen Situation.
Aber manchmal, nur manchmal, begegnete man jemandem, wo die Luft elektrisch aufgeladen schien und etwas zu fließen begann, für das es keine Worte gab. Liza war unschuldig, auch wenn sie keine Jungfrau mehr war, und sie hatte neugierig gewirkt. Eine Frau, die man formen konnte und die sich bereitwillig in seine Hand begeben würde, wenn er die richtigen Fäden fand, um daran zu ziehen. Er wusste, dass er mit ihr reden sollte, genau wie mit Michael, und dass er die beiden niemals hätte einladen dürfen, nur um Liza nahe zu kommen. Partnertausch verlief friedlicher, wenn alle Seiten Erfahrung und klare Absprachen darüber hatten, worauf sie sich einließen.
Kenneth zwang sich, die Gedanken an das verführerische Blitzen in ihren Augen und das kaum verhohlene Verlangen nach Unterwerfung, das sie sich offensichtlich nicht eingestehen wollte, aus seinen Gedanken zu verdrängen. Jetzt war Jessica dran. Es war schlechter Stil, mit einer Frau zu schlafen und dabei an eine andere zu denken.
Er umfasste Jessicas Brüste, drückte zu und stieß tiefer in sie, als sie aufstöhnte.
Verloren in den Rockies
Michael presste die Hände auf die Knie und unterdrückte den Impuls, Liza zu sagen, sie sollte langsamer fahren. Hier draußen gab es keine Tempokontrollen, hoffte er, aber bei dem Schwung, mit dem Liza die Kurven nahm, rechnete er jederzeit damit, dass es den SUV aus der nächsten zu eng genommenen hinausgetragen würde. Auch ohne strenge Polizisten hielt er nichts davon, zu viele Risiken einzugehen. Die an manchen Stellen nur oberflächlich ausgebesserte Straße wirkte gefährlich genug.
»Guck nicht so grimmig.« Liza knuffte ihn in die Seite und lächelte verschmitzt, bevor sie wieder nach vorne blickte. Die Muskeln ihrer schlanken, zu den Schultern hin sanft gerundeten Oberarme spielten beim Lenken. »Ein wunderschönes Wochenende wartet auf uns. Ich wette, die beiden kochen gerade, um uns mit dem leckeren Gulasch nach dem Rezept von Jessicas Großmutter zu verwöhnen, von dem sie in der Cocktailbar erzählt hat.«
Michael verlagerte sein Gewicht. Sie stellte alles viel zu harmlos dar. »Ich mache mir keine Sorgen wegen dem Essen.«
»Vielleicht gibt es sogar hausgemachten Apfelkuchen«, plapperte Liza unbeirrt weiter und nahm die nächste Kurve mit zu viel Schwung.
In Santa Fe fuhr sie grundsätzlich äußerst vorsichtig. Seit sie die Grenze von New Mexico überquert hatten, hatte sich ihre Fahrweise rasant verschlechtert. Oder verbessert. Sie fuhr entspannter, nahm die Kurven mit mehr Selbstvertrauen und wirkte die ganze Zeit, als könnte sie es kaum erwarten, in einen Bereich ohne Tempolimit oder ins freie Gelände zu kommen. Dieser Stil passte nicht zu der Frau, die er kannte. Liza war bei aller sexuellen Offenheit immer ein wenig scheu und zurückhaltend gewesen. Das war eines der Dinge, die er an ihr mochte.
Es wäre ihm lieber gewesen, diese neue und draufgängerische Seite an Liza nicht gerade dann zu entdecken, wenn sie kurz davor waren, ein im Partnertausch erprobtes Pärchen zu besuchen, ohne dass sie sich auf klare Grenzen für das Rumgefummel und mehr geeinigt hätten. Vielleicht hätte er gewarnt sein sollen, als Liza den SUV kaufte und keinen Mini, wie die Freundin seines Lieblingskollegen. Natürlich wollte Michael seine Partnerin nicht kleinhalten. Trotzdem verursachte ihr Fahrmanöver ein mulmiges Gefühl im Bauch, das nicht nur mit der Unfallgefahr am Straßenrand oder einer hier draußen recht unwahrscheinlichen Polizeikontrolle zusammenhing.
Er räusperte sich.
»Was ist?« Sie klang gereizt.
»Apfelkuchen und Gulasch. Tu nicht so, als würdest du die beiden nur wegen Jessicas guter Küche besuchen wollen.«
Liza presste die Lippen zusammen und sah auf die Straße. Ihre gute Laune schien wie weggeblasen. »Nein. Wir tun es auch, um abends am Kamin Rotwein zu trinken, in die Sauna zu gehen und im See zu baden. Es sollen zwei Tage werden, in denen wir den ganzen Dreck des normalen Lebens hinter uns zurücklassen können. Aber du …«
»Es ist meine Schuld, dass die Stimmung gerade kippt. Schon klar.« Er schwieg und sie fuhr.
»Jetzt ist sie auf jeden Fall kaputt«, sagte sie schließlich. »Musst du immer so eifersüchtig sein?«
»Ist es meine Schuld, dass Kenneth scharf auf dich ist?«
Sie sog scharf die Luft ein. »Immerhin hast du nicht gesagt, dass es daran liegt, dass ich scharf auf ihn sei.«
Er hörte am Klang ihrer Worte, dass sie es war. Geil auf Kenneth. Bis zu diesem Augenblick hatte er es geahnt, aber das Wissen darum verdrängt. »Wenn du behauptest, dass du es nicht bist, dann lügst du.«
»Aha.« Sie lachte auf und schüttelte den Kopf. »Ich bin also eine Lügnerin.«
»Bist du vorhin etwa nur rangefahren, damit ich abspritze und hinterher friedlich bin, wenn du an anderen Männern rumgräbst?« In dem Moment, in dem er die Worte aussprach, merkte er, dass er zu weit gegangen war.
»Was soll die Scheiße jetzt?« Sie schaltete so heftig, dass der Wagen ruckte. »Ich hätte das vorhin nicht mit dir machen sollen.« Ihre Worte taten weh. Er presste die Kiefer aufeinander. »Jetzt sag doch endlich was!«
»Was denn? Ist doch sowieso alles falsch.« Er verschränkte die Arme.
»Du hast Angst … wegen Dingsbums.«
»Du magst nicht mal aussprechen, worum es geht, und machst mir Vorwürfe?« Er lachte auf. »Du bist scharf auf Kenneth, gib es zu. Weil ich dir nicht mehr gut genug bin. Und deswegen bist du rechts rangefahren und hast deine Oh-ich-muss-meinen-Ölstand-checken-Tour abgezogen. Als ob du Ahnung von Motoren hättest und wüsstest, was man tun muss, wenn was schiefgeht.«
»Manchmal ist es wirklich der Ölstand.« Sie sah verbissen nach vorn. Ihre Fingerknöchel am Steuer wurden weiß.
»Und vielleicht fahren wir nicht in ein idyllisches Ferienhaus, sondern in eine kaputte Bruchbude. Vielleicht sind Kenneth und Jessica in Wahrheit Psychopathen, die nur darauf warten, unsere Leichen mit Beton an den Füßen im See zu versenken, nachdem sie uns in einem satanischen Ritual umgebracht haben. Nach dem, was im Vorfeld besprochen wurde, können sie sich denken, dass wir niemandem zu genau erzählt haben, was wir vorhaben.« Er merkte, dass er Mist redete.
Liza verriss das Steuer minimal und lachte böse auf. »Ja, genau, steigere dich ruhig immer mehr in deinen Unsinn hinein! Ich will dich betrügen, unsere Gastgeber sind Psychopathen … Was ist mit deiner Schwester, ist die vielleicht die heimliche Anführerin der Illuminati und plant einen Bombenanschlag?«
Michael ballte die Fäuste, um nicht hinüberzugreifen und die Spur zu korrigieren. »Pass auf die Straße auf«, ermahnte er sie.
Alles, was er sagen könnte, würde die Situation noch schlimmer machen.
Die Landschaft veränderte sich. Nadelhölzer reckten sich neben der Straße in den Himmel, aber sie erreichten maximal Mannshöhe. Unter der dünnen Erdschicht musste sich harter Stein verbergen, den ihre Wurzeln nicht durchdringen konnten.
Wie Liza. Die war hinter der sanften, süßen Fassade ebenfalls steinhart, wenn es darum ging, ihre Wünsche durchzusetzen. Er hatte immer gedacht, sie würde so lange im Büro arbeiten, bis er mit ihr eine Familie gründete und sie sich um die Kinder kümmern konnte. Als sie ihm vor einem halben Jahr freudestrahlend erzählte, dass sie in ihrer Firma die Abteilung wechseln und eine Stelle als Teamleiterin übernehmen würde, hatte sie ihn genauso überrascht wie bei der Wahl des SUV als Lieblingsfahrzeug.
Auch da hätte er schon ahnen können, dass sie nicht das niedliche und freundliche Mädchen war, als das er sie kennengelernt hatte.
»Ich frage mich, warum ich so dumm war, mich auf dieses Abenteuer einzulassen«, sagte er. »Irgendwie geht es mal wieder nur darum, was Madame will. Und Madame will mit Kenneth schäkern, während ich zuschauen und mich wie das fünfte Rad am Wagen fühlen soll.«
»Das stimmt überhaupt nicht!«
»Also willst du nicht mit ihm flirten? Entschuldige, wenn es mir schwer fällt, das zu glauben«, höhnte er.
Liza schlug mit der Faust aufs Lenkrad. »Schreib mir nicht ständig vor, wie ich denken, Auto fahren oder flirten soll. Allmählich reicht es mir! Ich bin immer noch ein eigenständiger Mensch, jawohl, und du bist nicht mein Besitzer.«
»Wenn du flirtest, geht mich das sehr wohl etwas an. Du bist meine Freundin und wir haben schon mal darüber gesprochen, ob wir uns verloben wollen.«
Ihre Wangen röteten sich. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und schluckte sichtbar. »Vor dir war ich noch nie mit jemandem zusammen, der so eifersüchtig ist und mich dermaßen einsperren will.«
»Seit wann nennt man es einsperren, wenn man seinen Freund nicht betrügt?« Am liebsten hätte er Liza wirklich ins Steuer gegriffen und den Wagen umgedreht. »Ja, zu Hause habe ich gesagt, dass ich mir eine offene Beziehung vorstellen kann. Aber ich hätte nicht erwartet, dass das gleich dazu führt, dass ich Luft für dich bin, wenn ein anderer Mann auftaucht.«
Noch während er es aussprach, spürte er, dass auch diese Worte ungerecht waren, dass er Liza unrecht tat, dass sie nicht so böse war, wie er sie gern machen wollte. Aber verstand sie nicht, dass er Angst davor hatte, neben Kenneth unsichtbar zu werden? Der andere Mann strahlte so viel Selbstvertrauen und Gelassenheit aus, war älter als Michael und verdiente deutlich besser. Neben ihm würde sich jeder Mann wie ein Junge fühlen und an seinem Wert zweifeln, vor allem, wenn die Augen der eigenen Freundin so verräterisch aufleuchteten, sobald von Kenneth die Rede war.
Es war ja nicht mal so, dass er grundsätzlich keine Lust auf Partnertausch hatte. Das könnte ein tolles Abenteuer werden. Aber er wollte spüren, dass er für Liza nach wie vor der wichtigste Mann war und sie nicht ohne Rücksicht auf sein mulmiges Gefühl im Bauch aufs Gaspedal trat, um endlich am Ziel mit einem anderen Typen herumzumachen.