Zeige dich, begehre mich! | Erotischer Roman

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Über sie gebeugt, fingen wir beide wie Teenies an zu lachen. Doch schließlich erhob ich mich, lehnte mich gegen die Wohnzimmerwand und rutschte an ihr hinunter. Ich ließ meinen Kopf sinken und gestand: »Lilly, ich habe Angst.«
Sie stand von meinem Zweisitzer auf, kam um ihn herum, kniete sich vor mich, nahm meine immer noch zitternden Hände in ihre und schaute mir tief in die Augen. »Jane, du brauchst keine Angst zu haben. Vergiss nicht, was für eine starke Frau du bist!« Sie strich mit einer Hand über meine Wange.
Diese ehrliche Geste beruhigte mich tatsächlich.
»Wenn ich nicht glauben würde, dass du es schaffst und wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass du einen großen Batzen Glück verdient hättest, würde ich nicht so nervtötend sein.« Sie lächelte mich an.
Dies war einer der Momente, in dem mir klar wurde, warum sie meine beste Freundin war und ich ihr noch nicht den Hals umgedreht hatte. Ich wollte ihr danken, als plötzlich mein Telefon klingelte. Vor Schreck hätte ich es beinah in die gegenüberliegende Zimmerecke geworfen. Ich blickte auf das Display, erstarrte und schaute Lilly mit großen Augen an.
Sie drängelte mit ihren Händen, dass ich das Telefonat endlich annehmen sollte.
»Oh, ja.« Ich drückte auf den Knopf und sprach mit eingezogenem Nacken: »Hallo?«
»Hallo«, erwiderte eine Männerstimme.
Oh mein Gott, ER war es! Seine Stimme! Nun raste mein Puls wieder, mein Atem ging stoßweise.
Lilly bemerkte meine Panik und deutete mit ihren Händen, dass ich ruhiger atmen sollte.
»Hallo ... wer ist denn da am Telefon?«, fragte dieser Tenor, der ein Kribbeln in meinem Bauch auslöste.
Ich glaubte, allein schon an seinem Tonfall ein Lächeln auf seinem Gesicht zu sehen. Welch ein Blödsinn! Ich wusste ja nicht einmal, wie dieses Gesicht aussah. »Mein Name ist Jane Scott, ich ... äh ...« Ich stieß meinen Atem schwer aus, schüttelte enttäuscht meinen Kopf in Richtung Lilly, denn mein letztes Fünklein Selbstbewusstsein verabschiedete sich gerade. Seufzend sprach ich weiter: »Ach, ist schon gut. Es tut mir leid, dass ich Sie belästigt habe. Das wird nicht wieder vorkommen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Ta...«
»Halt!«, rief er mir sofort entgegen. » Legen Sie nicht auf ... bitte.«
Ich war unfähig zu irgendeiner Reaktion. Das Einzige, das mir einfiel war: »Warum?«
Es entstand eine kurze Stille. »Gute Frage. Vielleicht befürchte ich ja, wenn Sie jetzt auflegen, werde ich nie mehr in den Genuss kommen, mit Ihnen zu reden.«
Ich schmolz unter seinen Worten dahin. Er hatte nicht nur diese sexy Stimme, nein, er schien auch gut schlussfolgern zu können.
»Berechtigt«, entgegnete ich.
»Gehe ich recht in der Annahme, dass wir uns gestern kennengelernt haben?«
Durch meine Gedanken huschte die Feststellung, wenn er nicht gerade mit seinen Visitenkarten herumschmiss, müsste er ja wohl wissen, dass ich es war. Sagen konnte ich aber nur: »Ja.«
Erneut entstand eine kurze Pause.
»Können Sie während eines Telefonats, das sich auf Fragen und Antworten stützt, auch in ganzen Sätzen antworten. Oder vielleicht Gegenfragen stellen? Denn langsam gehen mir die Themen aus.«
Autsch, der Treffer saß! Ich war doch wirklich nicht auf den Kopf gefallen. Aber es schien mir im Moment unmöglich, einen klaren Gedanken, noch diesen in einem vollständigen Satz zu fassen. Was sollte ich denn sagen?
»Mr Bones ...«
»Bitte nennen Sie mich Sebastian. Mr Bones ist mein Vater.«
Ich schmunzelte: »Okay, Sebastian, vielleicht liegt es daran, dass Sie mir gegenüber im Vorteil sind. Da Sie wissen, wie ich aussehe und ich nur die Gänsehaut auf meinem Körper habe, die mich an Sie erinnert.« Oh Gott! Hatte ich das eben wirklich laut geäußert?
Lilly sah mich grinsend an.
Ich hielt die Sprachmuschel des Telefons zu und flüsterte ihr verzweifelt zu: »Sag mir, dass ich das eben nicht gesagt habe.«
Sie lächelte weiter, zuckte mit den Schultern, stand auf und winkte mir zum Abschied. Bevor sie die Tür hinter sich schloss, warf sie mir noch eine Kusshand zu und lachte diabolisch auf.
Dieses Luder! Himmel, hilf mir! Wie sollte dieses Gespräch weitergehen? Ich machte mich doch total zum Affen.
»Jane?«, erklang es durch den Hörer.
Meine Hand verkrampfte sich förmlich um ihn und ich nahm ihn erneut an mein Ohr. Ich hoffte, irgendwie aus der Sache wieder rauszukommen. »Ja«, gab ich leise zurück.
»Was meinten Sie eben mit ›Gänsehaut‹? Habe ich Ihnen Angst gemacht?«
Dieser Schuft, er wusste ganz genau, wie ich es meinte, und wollte sich daran ergötzen. »Ja, Sie haben mir tatsächlich Angst gemacht!« Wenn er spielen wollte, konnte er es haben.
»Das lag nicht in meiner Absicht«, gab er irritiert zurück.
»Sie haben mir Angst gemacht, da ich zum ersten Mal seit langer Zeit die Kontrolle verloren habe«, gab ich zu.
»Tatsächlich?«
»Ja.«
»Warum?«
»Weil ...«
»Weil?«
»Äh ... Richtig.«
»Hey, Sie werden wieder einsilbig, Jane!«, beschwerte sich der Herr.
»Warum? Was wollen Sie denn von mir hören?« Nun hatte ich das Gefühl, nichts mehr verlieren zu können. Ich setzte mich aufrecht gegen die Wand und hatte plötzlich Lust auf ein Katz- und Mausspiel. Nur wäre ich nicht die Maus. Ich leckte mir mit der Zungenspitze über die Lippen. »Ich muss gestehen, dass ich Ihren Atem und Ihre Lippen an meinem Hals genossen habe. Dass sich unter der Berührung Ihrer Hände meine Brustwarzen versteiften, genau wie sich mein Unterleib vor Verlangen entflammte, während Sie Ihre Härte an mich drückten.«
Nichts, keine Reaktion. War die Leitung tot?
»S-e-b-a-s-t-i-a-n?«, fragte ich in den Hörer.
»Ich bin noch da. Ich wollte Sie nicht unterbrechen.«
»Das haben Sie gestern bereits getan, indem Sie mich stehen ließen.« Ich hatte ihn in der Hand. In meinen Gedanken hörte ich ein »Miau«.
»Oh, verzeihen Sie mir, Jane, aber es war zur Rettung Ihrer Ehre!«
Ich stutzte über diese Aussage. Was sollte das denn jetzt? »Warum für meine Ehre?«
»Ganz einfach. Hätte ich mich nicht von Ihnen gelöst, wäre ich gezwungen gewesen, Sie umzudrehen und Ihre Lippen zu küssen. Ich hätte Ihre Zunge zu einem Kampf herausgefordert, während ich mich an Ihrem Geschmack gelabt hätte. Meine Finger wären nicht länger auf Ihrer Hüfte geblieben, sondern hätten Ihre vollkommenen Brüste erobert und Ihre aufgerichteten Nippel durch den Lack gekniffen.«
Mein Atem wurde wieder schneller, meine Mitte heiß und feucht. Hätte er es getan, ich hätte es ihm nicht versagt.
»Danach wären meine Hände unter Ihren wundervollen Po gerutscht und ich hätte Sie auf meine Hüfte gesetzt, damit ich Ihre Hitze hätte spüren können, während wir uns weiter zum Rhythmus der Musik bewegten. Dann wäre ich wohl kaum noch im Stande gewesen, an mich zu halten und Ihnen nicht den Reißverschluss aufzuziehen, um Ihre blanke, weiche Haut unter meinen Lippen zu spüren. Ich hätte mir gewünscht, dass wir allein gewesen wären und ich Sie aus Ihrem Lackoutfit schälen dürfte, um Sie dann nackt auf einem Barhocker niederzulassen, mich zwischen Ihre Schenkel zu knien und dort den Nektar von Ihren Lippen zu lecken ...«
Bei dieser Vorstellung fing ich an, leicht zu hyperventilieren. Und wer war hier jetzt die Katze und wer die Maus?
»... wenn Sie Ihre Beine über meine Schulter gelegt und ich Sie mit meinen Händen um Ihre Pobacken gegriffen hätte, um Sie fest an meine Zunge zu drücken, um so Ihren Saft zu kosten, während Ihre Perle unter Ihrem Höhepunkt gepocht hätte ...«
Ich lief Gefahr, hier und jetzt, allein durch seine Worte, einen Orgasmus zu erleben. Ich durfte die Kontrolle nicht verlieren. Nicht noch einmal. Jane, du bist die Katze, du bist die Katze, du bist die Katze!, versuchte ich mir weiszumachen. Also musste ich zum Gegenschlag ausholen.
»Mhm ... Sebastian, ich kann es spüren. Wie ich vom Hocker herunterrutschte, Sie hochziehe und an den Thekenrand drücke. Zuerst würden meine Lippen die Ihren suchen, um den Rest meines Nektars von Ihnen zu lecken, bevor ich langsam an Ihnen hinabgleite und Ihre Hose öffne. Ich würde sie gerade so weit unter Ihren Po ziehen, bis sich Ihr praller Schaft mir entgegenreckt. Nun ist es an mir, mich vor Sie zu knien, ihn in meine Hand zu nehmen und ihn auf und ab zu streicheln, während meine Zunge die feuchte Spitze neckt. Wenn ich den ersten Tropfen gekostet hätte, würde ich Ihren Schaft mit meinen Lippen umschließen. Es wäre an mir, Sie zu schmecken. Ich würde an ihm saugen und knabbern. Erst ganz zärtlich und dann immer fordernder. An Ihren gespannten Oberschenkeln würde ich den nahenden Höhepunkt spüren. Daraufhin würde ich Ihre Hoden in meine Hand nehmen, sie kneten und auf das Zucken achten, das mir Ihren Samen verspricht. Wenn es soweit ist, verstärke ich meinen Griff und massiere Sie fester, auf dass Sie sich in meinen Mund ergießen und ich Ihren Saft in mir aufnehme. Jeden Tropfen davon würde ich von Ihrem Schaft lecken und Ihnen dabei in Ihre Augen schauen, um sicherzugehen, dass Sie jeden meiner Zungenschläge genau verfolgen.«
Sein Stöhnen unterbrach mich. »Du Luder!«
»Oh, sind wir nun per DU?«
»Ich denke, wir kennen uns wohl jetzt schon genug, dass wir zum Du übergehen können.« Er lachte.
Und ich konnte auch nicht mehr anmichhalten und prustete los. »Also, Sebastian, wer hat unser Spiel gewonnen?«
»Ich schätze, ich gebe mich für den Moment geschlagen, plädiere aber auf eine Revanche!«
Verlegen biss ich mir auf die Unterlippe: »Ja, die wird sich wohl einrichten lassen.«
In einem ernsten, aber vor Erregung bebenden Ton sagte er: »Es würde mich sehr freuen, dich richtig kennenzulernen.«
»Diese Freude ist ganz meinerseits. Vielleicht klappt es dann auch mit einer Unterhaltung, bei der wir unsere Kleider anbehalten?!«, merkte ich mit einen leisen Lachen an.
»Das kann ich dir nicht versprechen! Ich habe ja deine Telefonnummer und werde mich bei dir melden. Bis dann, meine Traumtänzerin.«
»Bis dann.«
Die Verbindung wurde getrennt und ich rutschte nun sprachlos die Wand hinab, bis ich ganz auf dem Boden lag. Meine Hände vor meinem Gesicht, war ich immer noch überwältigt von dem, was eben geschehenen war.
Wer ist dieser Mann und wann werde ich ihn sehen?
Jane Scott 5
Ich wusste nicht, wie lange ich auf dem Boden lag, bis mich das erneute Schrillen meines Telefons aus den Gedanken riss. Ich schaute auf das Display und erkannte die Nummer von Lilly.
»Wer stört?«, frotzelte ich in den Hörer.
»Los, erzähl! Ich hab dich nun schon seit fünfundvierzig Minuten versucht, zu erreichen. Ihr habt doch bestimmt nicht nur über deine Gänsehaut gesprochen, hä? E-r-z-ä-h-l mir alles!!!«, ertönte Lills Stimme voller Ungeduld.
»Ich genieße und schweige«, entgegnete ich ihr und musste lachen.
»Uhhhh ... Wart’s ab, wenn wir erst unser Partywochenende haben, bekomme ich es aus dir raus. Dann wirst du keine Möglichkeit zur Flucht haben.« Lilly hielt inne, doch die entstandene Pause dauerte keine zwanzig Sekunden. »Ochhhhhh komm, sag schon was, Jane Scott. Ich werde dir sonst meine Freundschaft aufkündigen!«
»Süße, war das als Drohung oder Versprechen gedacht?«, fragte ich immer noch mit einem Lachen auf den Lippen.
»Blöde Kuh!«, konterte sie, ebenfalls mit einem Lachen in der Stimme.
Ich wurde wieder ernst: »Lilly, es war das Sagenhafteste, was ich je erlebt habe. Wenn ich an ihn denke, habe ich das Gefühl, als ob mein Herz flattern würde, wie die Flügel eines Kolibris. Meine Haut ist erfüllt von einer leichten Elektrizität beim Gedanken an seine Stimme. Und wenn ich an seine Berührungen und seinen Atem denke, läuft mir das Wasser nicht nur im Mund zusammen.« Nun hörte ich einen Seufzer am anderen Ende der Leitung. »Lilly?«
»Ja, ich bin ja noch körperlich anwesend. Nur mein Geist war eben bei Keanu Reeves. Du musst nämlich wissen, dass ich das Gleiche bei ihm empfinde und ich bin mir sicher, wenn er mich erst mal kennengelernt hat, dann geht es ihm nicht anders.« Wieder ein Seufzer.
»Lilly, ich hatte dir ja bereits gesagt, dass du spinnst. Aber ich versichere dir, dass ihm, wenn er dich mal kennenlernen sollte, wirklich Schauer über den Rücken laufen«, kicherte ich.
»Und ich, liebe Jane, hatte dir ja bereits klargemacht, dass du eine blöde Kuh bist.«
Nun prusteten wir beide wieder los.
Mit dem Gefühl tiefster Freundschaft entgegnete ich ihr: »Danke!«
»Schon gut, Schnucki, dafür bin ich da. Jetzt überlege dir bitte, was du weiter mit deinem Mister Generator vorhast, und vergiss nicht, zu packen. Übermorgen geht es los. Bis dann.«
Wir legten auf. Ich erhob mich, lief in mein Chaoszimmer und schaute mich um, bis mir dann schmerzlich bewusste wurde, dass wir ja dieses betriebliche Wellnesswochenende inklusive Halloweenparty vor uns hatten. Oh, wie ich meinen Chef dafür liebte und gerade hasste. Er war ein auf Motivationstrainer getrimmter Boss, der es für die Produktivität seiner Mitarbeiter wichtig hielt, zweimal im Jahr irgendwelche Events zu organisieren. Somit hieß es mal wieder, das Wochenende zu opfern. Aber naja, wir bekamen wenigsten alles bezahlt. Und ganz ehrlich, so oft kam ich auch nicht dazu, eine Wellness-Oase zu besuchen. Das größte Problem würde sein, dass ich meinen Ex wiedersehen würde. Aber vielleicht achtete er ja auch nicht mehr auf mich, da er nun einen Senkrechtstart hingelegt und die Karriereleiter hochgeschossen war. Eigentlich war das so nicht ganz korrekt ... Er hatte seinen Schwanz senkrecht gestartet und die Karriereleiter war die Möse der Vizepräsidentin des Marketing Bereiches gewesen. Super, nun war meine gute Laune wieder dahin.
Ich seufzte und fing an, mein Schlafzimmer auszugraben und die Kleider zurück in den Schrank zu räumen, damit ich sie gleich wieder zum Packen herausziehen konnte.
Jane Scott 6
Als ich gegen Mittag mit allem fertig war und mich aufs Bett fallen ließ, schreckte ich sofort wieder auf. »Nein!« Ich hatte Sebastian völlig vergessen. Was wäre, wenn er mich versuchte, zu erreichen. Mein Telefon wäre bestimmt ausgeschaltet. Verzweiflung umfing mich wieder.
»Denk, Jane, denk«, murmelte ich vor mich hin. Ich sog meine Unterlippe zwischen meine Zähne und grübelte. Ich kam immer wieder zu derselben Lösung, die aber nicht unbedingt »meine« Lösung war. Jane, die normal Sterbliche, hätte sie sofort verworfen. Aber Jane, die Katze, schrie immerzu ein: »Jaaaaaaaaa!«
Ich atmete tief durch und ließ die Katze aus dem Sack. Ich wählte Sebastians Nummer und hatte wieder die Mailbox dran. Nur dieses Mal hinterließ ich eine Nachricht: »Äh, hallo, hier ist Jane, ich wollte mich nur entschuldigen, da wir unser baldiges Treffen verschieben müssen. Ich bin darüber sehr traurig, aber ich muss übermorgen geschäftlich weg. So ein Mitarbeiterwochenende. Mit Wellness und Halloweenparty im Hilton. Sorry.« Ich hielt kurz inne. »Ich hätte mich sehr gefreut, dich persönlich kennenzulernen.«
Traurig und enttäuscht schaute ich nun auf mein erloschenes Handy hinunter und musste mich zusammenreißen, nicht laut loszuheulen. Ist das nicht verrückt ... Ich lief gerade Gefahr, mich in eine Stimme zu verlieben. Oder war es schon zu spät? Dann wählte ich die Nummer meiner Freundin.
»Lilly ...?«
»Welche Nummer hast du getippt, Superhirn?! Natürlich ist hier Lilly!«
»Hillllffeee!«, flehte ich in den Hörer.
»Was ist denn jetzt los? Frau wird von Telefonsex nicht schwanger«, witzelte sie.
»Oh, ich lach mich gleich tot«, knurrte ich mit zusammengezogenen Augenbrauen verärgert in den Hörer. Wegen dieser Person würde ich noch eine Zornesfalte zwischen meinen Brauen bekommen. »Lilly ...«, fing ich erneut an.
»Ja, selbige ist immer noch am Apparat und altert vor sich hin.«
»Mensch, Lilly, ich brauche deine Hilfe. Ich habe für die Party nichts zum Anziehen.«
»Na, Jane, was machen wir denn da? Hm, lass mich überlegen.« Sie legte eine theatralische Pause ein.
»Lilly!«
»Ja, ist ja schon gut. Ich denke, da wäre ein Ausflug zu meinem Lieblingsshoppingziel fällig.«
Ihr breites Grinsen konnte ich fast spüren. Oh Gott, wollte ich es wirklich riskieren?
»Jane, ich bin in einer Stunde bei dir.«
Warum fühlte ich mich in diesem Moment, als ob ich für ein Halloweenkostüm einen Deal mit einem Teufel in Menschengestalt geschlossen hätte?
Weil es so ist!, schoss es mir durch meine Gedanken.
Jane Scott 7
Wie angekündigt, stand Lilly eine Stunde später vor meiner Tür und sie hatte tatsächlich ein breites Grinsen auf den Lippen. Nur den Ärger versprechenden Augenbrauenwackler hatte ich nicht bedacht. Wir liefen zu ihrem Auto und stiegen in den »Flitzer« ein. Ja, sie hatte tatsächlich einen Mini, auf dessen »Arschbacke« das Tattoo »Flitzer« prangte. Sie bestand darauf, dass es »Flitzers« Arschbacke und nicht sein Steiß war, auf dem das Tattoo klebte. Sie drehte ihr Radio auf und fing an, zu dem Beat auf ihrem Sitz zu hüpfen. Als wir an der Ampelanlage halten mussten und neben uns ein Sportwagen mit einem leckeren Schnittchen zum Stehen kam, lächelte ich diesem zu. Doch als die CD ein Lied von Metallica abspielte, Lilly die Finger zu Teufelshörnern formte, Head bangte und dann mit verzogener Dämonenfratze zu mir sah, versank ich nur in meinem Sitz und war froh, als die Ampel auf Grün schaltete.
Ein paar Lieder später waren wir an ihrem Ziel angekommen. Vor uns gebar sich ein riesiger Erotikladen.
»Und wo bitte gehen wir mein Kostüm kaufen?«, fragte ich sie, ohne mich von der Schaufensterdekoration abwenden zu können.
Diese zeigte eine als Lackpferd verkleidete Schaufensterpuppe, die von einer anderen Puppe an einem Halfter gezogen wurde, das durch eine Kugel im Mund fixiert war.
»Hier«, war ihre knappe Antwort, während sie schon auf den Eingang zuging.
Ich beeilte mich, ihr hinterherzukommen und wir betraten gemeinsam den Vorraum. Links ging es zu dem Verkaufsraum und rechts konnte man wohl eine Art Kino betreten.
»Danke«, sprach ich mir leise zu, als Jane nach links abbog. Als sie sich aber vor diesen Eingang stellte, mit ihren Hüften und Armen einen kurzen Hiphop hinlegte und dann die Spiele für eröffnet erklärte, wünschte ich mir fast, ich wäre allein rechts abgebogen. Wir liefen durch die Regalreihen und ich war mächtig beeindruckt, was es dort alles zu kaufen gab. Natürlich wusste ich, was ein Vibrator war, schließlich konnte man solche Dinge anonym über das Internet bestellen. Es war aber etwas ganz anderes, die große Auswahl live zu sehen. Es gab hier Spielzeug für Erwachsene in den seltsamsten Formen, Farben und Größen. Anziehend fand ich die Vitrine mit den Vibratoren, die am unteren Rand mit Schmucksteinchen bestückt waren. Sofort musste ich an Hänsel und Gretel denken. Falls die kleinen Steine abfallen würden, hätte man direkt einen Weg zum richtigen Ziel gelegt.
Herr Gott, ich fing schon an, wie Lilly zu denken, schalt ich mich im Geiste.
»Süße, du musst ihm aber erst eine Taschenlampe in die Hand drücken, dann kann er den Weg ableuchten«, kicherte Lilly, als sie hinter mir vorbeiging.
Ich fluchte leise über die Tatsache, dass wir tatsächlich dasselbe dachten. Mittlerweile hatte sie eine Verkäuferin im Schlepptau, stand mit ihr vor einem Regal und ließ sich wohl einige Lustspender erklären. Da ich hier war, um mir ein Kostüm zu kaufen, wo auch immer ich so etwas hier finden würde, ging ich weiter.
Ruckartig zog ich meinen Kopf ins Genick, als ich Lillys Stimme durch den Laden rufen hörte: »Jane, Schatz, sollen wir uns für den Giganto-Doppeldildo aus biegsamen Silikon entscheiden oder für den Turbovib? Da wären Gratis-Batterien dabei!«
Ich glaubte wirklich, das Blut in meinen Ohren rauschen zu hören, wie es dann in meine Wangen schoss und mein Gesicht heiß wurde. Meine Augen suchten vorsichtig den Raum ab, um zu prüfen, wie viele der Anwesenden auf meine Antwort warteten, bis ich dann angesäuert zu ihr lief.
»Psst! Ich will keinen von beiden«, zischte ich ihr durch zusammengebissene Zähne zu und schenkte der verdatterten Verkäuferin ein Lächeln.
»Sehen Sie, ich sagte Ihnen ja, dass es für Sie neu ist«, erklärte Lilly der jungen Dame vor uns und lief mit ihr weiter, um sich beraten zu lassen.
Mit vor Unglauben aufgerissenen Augen blieb ich stehen und schaute den zweien nach.
Ja, ich hatte wirklich meine Seele für ein Halloweenkostüm verkauft, dachte ich bei mir.
Als ich mir das Leder-, Latex- und Fetischsortiment angeschaut hatte, stand ich wenig später vor einem großen Regal, gefüllt mit dem Lacksortiment. Es gab Korsagen, Handschuhe, Kleider, Röcke, Stiefel, einfach alles. Das glänzende, glatte Material ließ mein Herz höher schlagen. Meine Handfläche streichelte über die kühle Fläche. Bei dem Gedanken, es auf meiner Haut zu tragen und Sebastian hinter mir zu haben, verhärteten sich meine Brustwarzen. Bis mich ein Albtraum in Gestalt meiner Freundin aus meinen Gedanken zerrte. Sie war wohl schon bis zum Filmbereich vorgedrungen und hob mir eine DVD unter meine Nase.
»Schau mal, der heißt ›Fick dich schlank‹. Ich wusste doch, dass Fitnesscenter überbewertet werden.«
Dann drehte sie sich weg, lief erneut in die DVD Abteilung und ließ mich sprachlos zurück, bis mich ihre Stimme wenig später wieder aus meinen Überlegungen riss. Sie stand etwas entfernt neben einem älteren Herrn, der sich wohl für einen bestimmten Porno interessierte und beugte sich zu ihm.
»Ah, ja. Da haben Sie eine gute Wahl getroffen.« Sie nahm ihr Kinn zwischen ihre Finger und machte eine Denkerstirn. »Wie ist denn Ihre Meinung zu den tiefergehenden Szenen der Fuckass-Reihe?«
Der Mann stellte den Film zurück, schaute sie ungläubig, ich wage zu behaupten errötend, an, und ging weg, um einen gewissen Abstand zwischen ihr und sich zu gewinnen.
Lilly schaute zu mir. Ich schüttelte leicht den Kopf und sie hob unschuldig ihre Hände.
Jane Scott 8
Nachdem ich mir einige Dessous ausgesucht hatte, ging ich in die Umkleidekabine und probierte sie an. Als ich mein Outfit zusammengestellt hatte und mich im Spiegel betrachtete, wünschte ich mir insgeheim, dass mein Telefonflirt es sehen könnte, und fragte mich, was er damit anstellen würde. Wieder überzog Gänsehaut meinen Körper.
Nachdem Lilly plötzlich ebenfalls neben mir in der Kabine stand, fragte ich mich, ob die Gänsehaut von dem Gedanken an Sebastian herrührte oder ob es eine Vorahnung war, dass ich hier gleich überfallen werden würde.
»Lilly, was willst du hier drin? Obwohl, wenn du schon mal da bist, kannst du mir gleich mal sagen wie dir mein Kostüm gefällt.«
»Die Kombination sieht spitze aus!« Sie nickte mir zu.
»Warum bist du eigentlich hier hereingestürzt?«, fragte ich sie misstrauisch.
»Weil ich für uns eine Führung durch die Kinoräume organisiert habe.« Erneut dieses Unheil verheißende Grinsen in ihrem Gesicht.
»Oh nein, Lilly! Keine Chance! Ich geh da nicht rein!«, wehrte ich ihre Idee ab.
Doch wie sie ihren Willen durchsetzen wollte, konnte ich nicht voraussehen.
»Mhmmmm, Jane, ohhh, jaaa, mhmmm, genau so ... Ja, ja, ja ...!«, stöhnte sie laut vor sich hin, während ich sprachlos neben ihr in der Kabine stand.
Ich unterbrach Lilly, indem ich ihren Mund zuhielt und ihr ins Ohr knurrte: »Ich gehe mit, aber hör auf damit!«
Sie nickte unter meinem Griff.
Ich ließ sie los und zog mich an.
Die nette Verkäuferin von vorhin führte uns durch in die Kinoräume. Hier gab es nur matte Beleuchtung und an sämtlichen Wänden waren mehrere Bildschirme eingelassen, auf denen Sexfilme liefen. Ich schaute mich um und entdeckte einige Männer, die mich ebenso neugierig ansahen. Ich wandte meine Augen schnell ab und folgte den zwei anderen Frauen. Meine Nackenhärchen stellten sich auf und ich drehte mich nochmals kurz um. Nicht nur ich war hinter Lilly und der Verkäuferin her, nein, uns folgte eine Traube von lüsternen Männern. Nun wusste ich, wie sich ein Hase im Käfig mit zehn Pythons fühlen musste.