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Ich zeigte dir die Klassenzimmer. Jedes Stockwerk, sodass du auch die anderen Räume finden würdest. Das Sekretariat, das Direktorat und das Lehrerzimmer. Alles was man brauchte, um das Leben in der Schule einigermaßen zu überstehen.
Wir unterhielten uns über alles Mögliche und ich merkte, dass wir viele Gemeinsamkeiten hatten: Die Musik, die Kunst, die Freizeitgestaltung und vieles andere auch. Ich hatte fast das Gefühl, dass wir seelenverwandt waren. Aber es war zu diesem Zeitpunkt definitiv noch zu früh, um so etwas festzulegen.
Schließlich erklang die Schulglocke erneut und signalisiert so das baldige Ende der Pause. "Danke. Das hat Spaß gemacht. Wie sieht es aus? Wollen wir heute Nachmittag nicht ein Eis essen gehen? Wir haben uns, glaube ich, noch viel zu erzählen." Dein Lächeln erlosch nicht und diese Frage löste in mir ein unendliches Glücksgefühl aus, wodurch ich ruckartig nickte, bevor ich mich kurz räusperte und auch mit meiner Stimme antwortete: "Ja, natürlich. Wir können uns ja gegen vier am Stadtbrunnen treffen."
"Das klingt gut." Du wirktest genauso froh und so gingen wir zurück ins Klassenzimmer, um auch den restlichen Schultag hinter uns zu bringen.
Wenn es die Zeit zuließ, dann unterhielten wir uns über alles Mögliche. Scherzten und lachten. Du hattest ein so wunderschönes Lachen. Wie sich kleine Fältchen an deinen Augen bildeten, kaum dass du sie beim Lachen geschlossen hattest.
Alles faszinierte mich. Deine Haltung dabei, wie du versuchtest dich an deinem Bauch festzuhalten und so vielleicht die Kontrolle zurück zu bekommen, doch es gelang dir nicht immer so gut, wie du gerne gehabt hättest.
Deine Augen glänzten feucht, als du dir die Lachtränen wegwischtest und ich musste ebenfalls lächeln. Es tat gut zu sehen, wie ich dir ein gutes Gefühl bescherte. Ich wollte nur positiv für dich sein.
Deine Hand legte sich auf meine Schulter. "Oh Mann, Basti, du bist echt gemein. Liebst du es so sehr, mich zu foltern? Das tut langsam nämlich echt weh."
Es fühlte sich alles so vertraut an und es schien egal zu sein, dass wir uns erst seit wenigen Stunden wirklich kannten. Deine Hand auf meiner Schulter fühlte sich so gut an. Wie jede Berührung von dir. Ich konnte mich aus diesem Bann nicht mehr befreien.
"Ich bin halt gut und was kann ich dafür, dass du nicht witzfest bist?" Ich grinste zurück und schon wieder sah ich deine Mundwinkel zucken, als du eine erneute Lachattacke zurückhalten musstest.
Du wolltest noch etwas sagen, doch der Lehrer kam herein und somit begann die letzte Stunde, wobei du dich wieder umdrehtest und sich der Kontakt für die nächsten 45 Minuten erledigt hatte.
Dachte ich zumindest, doch im nächsten Moment hatte ich einen weißen Zettel vor mir liegen. "Du bist echt cool drauf. Freu' mich schon auf das Eis nachher."
"Ich mich auch und danke. Du bist aber auch nicht ohne", schrieb ich kurz die Antwort drauf und reichte dir den Zettel zurück, wobei sich erneut unsere Blicke trafen und ich spürte, wie mein Herz schneller schlug.
Wir hatten ein Date. Ein Date heute Nachmittag. Na ja, für mich war es ein Date. Für dich wohl eher ein normales, freundschaftliches Treffen. Doch das war mir egal. Es musste nicht alles so schnell gehen. Ich hatte Zeit und ich würde dich für mich gewinnen. Mehr als ich jetzt schon getan hatte.
Ich war schon eine halbe Stunde vor der verabredeten Zeit am Brunnen eingetroffen. Irgendwie hatte ich es nicht länger Zuhause ausgehalten, wodurch ich sofort losgegangen war, als ich mit meinen Hausaufgaben fertig gewesen war. Nein, ich war viel zu aufgeregt, um Zuhause auf die richtige Uhrzeit zu warten.
Wir hatten so viel Zeit zusammen. Erst würden wir ein Eis essen gehen und dann vielleicht noch ein wenig durch die Straßen schlendern. So viele Dinge wollte ich von dir erfahren.
„Hey, Basti.“ Ich hörte deine Stimme und im nächsten Moment warst du schon neben mir, wobei du mich leicht anlächeltest. „Mist. Eigentlich hatte ich gehofft, dass ich vor dir da sein würde. Anscheinend habe ich mich getäuscht. Wie lange wartest du schon?“
„Nicht lange. Ich bin auch gerade erst gekommen.“ Ich winkte ab und lächelte leicht, wobei ich mich nun vom Brunnen abstieß und neben dich trat. Ich war sogar größer als du. Einen ganzen Kopf.
„Das ist gemein, dass du so groß bist.“ Ich hörte dich grummeln, doch ich lächelte sanft: „Du hättest dich halt nicht so früh dazu entschließen dürfen, mit dem Wachsen aufzuhören.“
„Als hätte ich das festlegen dürfen.“ Du strecktest dich neben mir. „Ich habe es mir auch nicht ausgesucht. Die Größe ist manchmal sehr hinderlich. Deine wäre mir um einiges lieber. Könnten wir es, würde ich sofort mit dir tauschen“, meinte ich gelassen. Erneut erklang dein Lachen, wobei du mich ruhig ansahst. „Dir wird die Größe bestimmt dann fehlen. Nein, eigentlich ist es gut, so wie es gekommen ist. Deine Beine würden komisch aussehen, wenn du kleiner wärst.“
„Vielleicht.“ Ich zuckte mit den Schultern und nach wenigen Schritten kamen wir schließlich bei der Eisdiele an, die ich gerne mit Cathy besuchte, wodurch mich der Besitzer kurz neckisch begrüßte: „Na, wo hast du denn deine temperamentvolle Freundin gelassen?“
„Bei sich Zuhause, schätze ich.“ Ich müsste lügen, wollte ich behaupten, dass es mich in jenem Moment interessierte, was sie tat. Du warst einfach wichtiger für mich, wodurch wir uns beide jeweils einen Eisbecher bestellten und dann darauf warteten, dass man sie uns brachte.
„Und? Was machst du sonst noch, außer ins Kino zu gehen oder irgendwelche Strecken zu laufen?“, begannst du sofort ein Thema, wodurch ich leicht lächelte. „Ist das nicht genug? Nun ja, ich bin eigentlich gerne Zuhause und lese ein gutes Buch oder Comic. Auch beschäftige ich mich gerne mit Computern. Und was machst du neben Kino und Skateboard fahren?“
„Hab ich da überhaupt noch Freizeit? Nicht wirklich. Aber wenn das Wetter schlecht ist, dann spiel' ich eigentlich gern ein gutes Computerspiel oder Gemeinschaftsspiel, wenn genügend Leute greifbar sind.“ Erneut dein Lächeln. Ich hätte nicht gedacht, dass es wirklich so einfach sein würde, mit dir in Kontakt zu treten. Aber es war nun einmal da: Ein Band, das uns unsichtbar aneinander kettete.
„Oh, ein Zocker.“ Ich hob eine Augenbraue, wobei ich schelmisch grinste. „Was für Spiele spielst du denn?“
„Nun ja, gerne Rollen- oder Adventurespiele. Sonst gerne auch mal ein Strategie- oder Simulationsspiel, wenn ich mal ein wenig Abwechslung möchte.“ Du zucktest mit den Schultern und gabst die Frage zurück: „Welche Bücher findet man bei dir im Regal?“
„Thriller, Krimi und normale Romane. Also nichts Besonderes.“ Auch ich zuckte am Ende meiner Aussage mit den Schultern und schließlich kamen unsere Eisbecher, wodurch wir ruhig damit begannen, zu essen.
„Wo siehst du dich in zehn Jahren?“, stelltest du eine Frage, die mich zunächst ein wenig überraschte, bevor ich dann kurz überlegte, um schließlich zu antworten: „Nun ja, darüber habe ich eigentlich noch nie so wirklich nachgedacht. In zehn Jahren sollte ich meinen Abschluss in der Tasche haben. Vielleicht ein gemeinsames Zuhause mit dem Menschen, den ich liebe, bewohnen.“
„Den Menschen, den du liebst? Stehst du denn nicht nur auf Frauen?“ Du sahst mich irritiert an und ich schluckte kurz, bevor ich dann mit den Schultern zuckte. „Nein, ich finde beide Geschlechter reizvoll.“
Mein Herz schlug gegen meine Brust. Hart und unnachgiebig, wobei ich spürte, wie meine Handinnenflächen feucht wurden. Ich hatte Angst, dass ich nun alles verdorben hätte. Schließlich wusste ich, wie die meisten Männer auf dieses Thema reagierten.
„Interessant. Ich begegne selten einem Jungen, der offen zugibt, bi zu sein.“ Ich hörte deine Stimme und ein Stein fiel mir vom Herzen, wobei ich ein erleichtertes Lächeln nicht verhindern konnte. „Ich weiß, ist auch nicht so einfach, dazu zustehen.“
„Traurig irgendwie. Na ja, gibt es einen solchen Menschen im Moment in deinem Leben?“, stelltest du schon die nächste Frage, wobei ich kurz stockte und dann überlegte, was ich antworten sollte: „Ich bin im Moment Single.“
„Komisch. Ich hätte damit gerechnet, dass so ein Kerl wie du, schon längst vergeben wäre. Du kannst dich wahrscheinlich vor Angeboten kaum retten.“ Du schobst dir einen Löffel voller Eis in den Mund und ich musste erneut leicht lächeln. „Ja, vielleicht. Aber niemand, der mich interessiert. Um Sex zu haben, brauche ich ja keine Beziehung.“
Etwas veränderte sich in deinem Blick. Irgendwas starb dort. Ich wusste nur nicht, ob das gut war oder nicht, wodurch du erneut einen Löffel nahmst und ich ebenfalls ein wenig weiter aß.
Wir schwiegen eine gefühlte Ewigkeit. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und als ich mich dazu durchgerungen hätte, dich ebenfalls nach deinem Liebesleben zu fragen, durchbrachst du selbst die Stille: „Hast du es schon einmal mit einem Mann getrieben?“
Die Frage war eigentlich viel zu privat, doch ich wollte ja selbst, dass du der Mensch wurdest, der alles über mich wusste, wodurch ich sanft den Kopf schüttelte. „Nein. Hat sich bis jetzt nicht ergeben.“
„Hm. Woher weißt du dann, dass du auf Kerle stehst?“, kam prompt die nächste Frage und ich seufzte kurz: „Nun ja, weil mich die Vorstellung daran nicht wirklich abschreckt oder abturnt. Es gab schon den ein oder anderen Mann, bei dem ich mir mehr vorstellen konnte als Freundschaft. Aber nun ja, hat sich halt nicht ergeben. Wie sieht’s bei dir aus? Vergeben oder frei? Mann oder Frau?“
„Im Moment bin ich Single und nun ja, mit Frauen kann ich nur sehr wenig anfangen.“ Du zucktest wieder mit den Schultern und erneut spürte ich, wie mein Herz schneller schlug. Oh mein Gott, du warst auch noch schwul. Es konnte nicht besser werden. Jetzt musste ich dich nur noch von mir überzeugen.
„Musst du ja auch nicht“, meinte ich ruhig, um deine Anspannung ein wenig zu lösen, wobei du mich unsicher ansahst. „Warum reagierst du so locker darauf?“
„Warum nicht? Ich weiß die Vorzüge von Männern auch zu schätzen. Also kann ich mich darüber ja nicht beschweren, oder?“ Ich versuchte dich weiter ein wenig aus der Reserve zu locken, wobei ich dich sanft anlächelte.
„Hast auch wieder Recht“, kam es kleinlaut über deine Lippen und erneut nahmst du einen Löffel Eis in deinen Mund, wobei ich nicht verhindern konnte, dass ich deine Zunge dabei beobachtete, wie sie genüsslich über deine Lippen glitt. Wie sehr wünschte ich mir, dass ich mit diesem Muskel spielen konnte?
Doch ich schluckte nur trocken und aß selbst weiter, bis erneut deine Stimme zu mir durchdrang. „Du bist ein richtig guter Mensch, Basti. Ich bin froh, dass ich an dich geraten bin. Ich glaube, dass du mir noch sehr gut tun wirst.“
Erneut lächelten wir uns an und aßen dann schweigend weiter. Genossen einfach die Anwesenheit des anderen und versanken in unseren eigenen Gedanken…
„Nein, bitte nicht“, jammerte ich auf, als du erneut nach meiner Hand griffst, um mich in das nächste Kleidungsgeschäft zu schleifen, „ich kann keine Klamotten mehr sehen. Hab Erbarmen mit mir.“
„Wären dir Schuhe lieber?“, necktest du sofort zurück, wodurch ich jeglichen Widerstand aufgab und von selbst neben dir herging. „Nein, danke. Da zerrt mich Cathy schon oft genug rein. Aber nach diesem Geschäft gehen wir endlich mal in eines, das mich interessiert, okay?“
„Na gut, wenn ich hier endlich die Jacke finde, die ich schon seit Wochen suche. Ansonsten muss ich dich leider noch weiter quälen.“ Na ja, das war ja nicht wirklich ein Kompromiss, doch ich hatte damit eigentlich kein Problem. Es gefiel mir, dir beim Umziehen zu zusehen und dich immer wieder in neuen Kleidungsstücken zu betrachten. Auch wenn ich eigentlich gehofft hatte, dass mir so etwas bei einem Mann erspart blieb, musste ich gestehen, dass es dir anscheinend einfach nur Spaß machte, dich immer wieder neu zu erfinden.
„Endlich! Da ist sie ja!“ Du ranntest zu einem Kleidungsständer und im nächsten Moment holtest du eine schlichte, schwarze Lederjacke hervor, was mich ein wenig skeptisch machte. Deswegen sind wir jetzt durch die halbe Stadt gelaufen? Wegen einer normalen Lederjacke? Das konnte doch nicht dein Ernst sein?
„Das ist eine normale Lederjacke“, gab ich meine Bedenken preis, wobei du mich nur anlächeltest. „Nein, ist sie nicht. Sie hat erstens auch an den Ärmeln Taschen und außerdem ein wunderschönes Motiv hinten drauf.“
Du drehtest das Kleidungsstück so, dass ich das Motiv sehen konnte. Es war ein Dämon, der sterbend in den Armen eines Engels lag. Sie hatten anscheinend gerade gekämpft und der Engel hatte gewonnen, wobei ein Schwert auf dem Boden lag, während das andere in der Erde steckte.
Es war durchaus ein schönes Motiv, wodurch ich nicken musste. „Okay, das überzeugt mich ein wenig.“ „Wusste ich es doch!“ Dein Lächeln wurde breiter und prompt probiertest du sie an. Sie passte dir sofort, betonte deinen wunderschönen Körper und ließ den Bann, den du auf mich ausübtest, noch stärker werden.
„Perfekt.“ Mehr brachte ich nicht über die Lippen und ich merkte, wie du leicht rot wurdest, als du meinen Blick bemerktest. „Das will ich doch auch hoffen.“ Du versuchtest die Röte in deinem Gesicht zu überspielen, wodurch ich erneut lächelte. Deine Nähe tat so gut.
Somit konnten wir endlich recht schnell zur Kasse gehen und der Stolz auf deinem Gesicht wollte gar nicht mehr verschwinden, als wir mit der Jacke das Geschäft verließen.
„Du bist unglaublich.“ Ich musste leicht lachen. „Wie kann dich eine einzige Jacke so glücklich machen?“ „Ich suche sie halt schon sehr lange, weil ich das Motiv so genial finde. Es ist das letzte Bild von meinem Lieblingskünstler, bevor er starb“, antwortetest du mir auf meine Frage, wobei ich es langsam verstand.
Diese Jacke hatte alleine durch das Bild schon einen emotionalen Wert für dich. Irgendwie wünschte ich mir, dass ich dich eines Tages auch mal so zum Strahlen bringen würde.
Wir gingen noch in ein paar Elektronikmärkte und durchstöberten DVDs. Ich hatte sogar das ein oder andere Exemplar für mich gefunden, wobei wir uns zum Film schauen verabredeten, denn dich hatten die Rückentext auch neugierig gemacht.
So würden wir uns auf jeden Fall außerhalb der Schule wiedersehen. Ich wollte noch so viel über dich erfahren und dein Lachen wollte aus meinem Herzen nicht mehr verschwinden.
Wo warst du nur all die Jahre gewesen?
Kapitel 2
„So, da haben wir Popcorn und Cola Light. Dann kann der Filmmarathon ja beginnen, oder?“ Ich grinste breit, als ich die Schüssel mit dem gepufften Maiskörnern und die Flasche Cola Light mit zwei Gläsern auf unseren Couchtisch stellte. Wir hatten die ganze Wohnung für uns, weil meine Eltern waren zum Essen ausgegangen und meine Schwester wieder bei unseren Großeltern – wo sie die meiste Zeit verbrachte - war, was mir ganz recht war. Ich wollte dich im Moment nicht teilen.
„Das ist ja perfekt!“ Du grinstest übers ganze Gesicht, wobei du das Getränk sofort in die zwei Gläser einschenktest und einen kräftigen Zug aus deinem nahmst.
„Puh, das hat gut getan.“ Ich wusste nicht, wie du so sein konntest, wie du eben warst. So natürlich und unverfälscht. Du sprachst, wie dir der Mund gewachsen war, und achtetest nicht darauf, ob du irgendwen damit verletzten könntest. Ich war da ganz anders. Viel bedachter und auch ein wenig ruhiger.
„Mit welchem Film wollen wir anfangen?“, fragte ich schließlich und hielt die drei Hüllen, die ich heute gekauft hatte, vor dein Gesicht, sodass du dich entscheiden musstest. Es war ein Action- und zwei Horrorfilme.
„Erst einmal den. Dann den Actionfilm und dann den anderen Horrorfilm. So haben wir ein wenig Abwechslung.“ Eine kluge Wahl, das musste ich dir eingestehen, wobei ich nur nickte und dann den ersten Film in den DVD-Player legte.
Ruhig nahm ich neben dir auf der Couch Platz und ließ das Intro laufen. Ich verfolgte den Film so gut es ging, doch deine Anwesenheit und dein Duft machten es mir nicht gerade leicht.
Es war einfach zu verführerisch die Augen zu schließen und mit all meinen Sinnen deine Existenz wahrzunehmen: Dein Atem, dein Duft und deine leichten Bewegungen. Ich konnte es nicht verhindern, dass ich immer wieder zu dir sah.
Wie du da saßest. Ein Bein leicht angewinkelt und an deinen Körper gezogen. Die Schüssel mit Popcorn lag in deiner Hand und du verfolgtest den Film gespannt, wobei immer mal wieder ein Popcorn in deinem Mund verschwand. Genauso lautlos wie damals im Kino. Du warst so wunderschön perfekt.
Ohne es wirklich zu wollen, drehte ich mich gänzlich zu dir um und lächelte dich einfach an. Der Film war mir egal. Ich könnte ihn mir irgendwann auch alleine ansehen, doch dich konnte ich nur betrachten, wenn du auch da warst, wodurch ich mich lieber mit dir beschäftigte, als mit dem Geschehen im Fernseher.
Doch dieses Mal war es anders als damals im Kino. Ich konnte dich nicht ungestört beobachten, denn nach einer Weile wandtest du deinen Blick zu mir und sahst mich irritiert an. „Was ist los, Basti? Hab' ich irgendwas im Gesicht?“
„Nein, ich schau dich nur gerne an.“ Ich lächelte ein wenig schüchtern und zuerst trat Verwirrung in deine Augen, doch dann schienst du zu verstehen, denn ein Lächeln legte sich auf deine Lippen und du stelltest das Popcorn auf den Tisch, bevor du dich ebenfalls zu mir umdrehtest.
Ich ignorierte das Schreien der Todesopfer im Fernsehen und auch wie das Blut spritzte. Es war mir egal. Es zählten nur deine blauen Augen, die mich verführerisch anfunkelten und im nächsten Moment warst du schon ganz nah bei mir.
„Zu nah?“ Deine Stimme war nur ein Flüstern, doch ich musste dadurch leicht lächeln und lehnte mich leicht nach hinten, wodurch du nun gänzlich über mich kommen konntest, bevor ich dann den Kopf schüttelte. „Das schaffst du nicht.“
„Die Herausforderung nehme ich an.“ Erneut das spielerische Funkeln in deinen Augen, als deine Hand schon auf meinem Unterschenkel zu liegen kam und langsam nach oben strich.
Ich hatte dieses Spiel schon öfters gespielt. Vorzugsweise mit Cathy oder auch einen anderen Mitschüler, doch sie alle hatten gegen mich verloren und so würde es auch jetzt sein.
Deine Berührungen taten gut und fachten das Feuer in meinem Körper weiter an, wobei ich nicht verhindern konnte, dass ich kurz zuckte, als du über mein Knie fuhrst, denn dort war ich leicht kitzlig.
Langsam kamen deine Finger immer höher. Strichen über die Innenseite meines rechten Oberschenkels und ich musste zittrig Luft holen. Es hatte sich noch niemals so gut angefühlt, wobei ich mich konzentrieren musste, dass nicht all mein Blut zwischen meinen Beinen landete.
Deine Augen fraßen sich in meine und ich wollte auch nicht loslassen. Einfach nur tiefer versinken in das blaue Meer und mich entführen lassen, während mich dein Duft weiter berauschte. Noch nie hatte ich mich so in der Nähe eines anderen Menschen gefühlt.
Schließlich stoppte deine Berührung und ich fühlte, dass deine Hand neben meinem Schritt zum Liegen gekommen war, was ich jedoch lieber nicht bemerkt hätte, denn sofort spürte ich, wie besagte Gegend langsam zum Leben erwachte, wodurch ich den Spieß schnell umdrehte, damit du diesen Umstand nicht sofort bemerktest.
„Hoppla!“ Du schienst über meinen Tatendrang etwas überrascht, als du plötzlich unter mir auf dem Sofa lagst und mich ein wenig verwirrt ansahst.
„Jetzt bin ich dran. So sind die Spielregeln“, versuchte ich deine Verwirrung ein wenig zu beseitigen, wobei ich dich sanft anlächelte.
Ich spürte, wie sich mein Atem alleine bei dem Gedanken diesen Körper zu berühren ein wenig beschleunigte, doch ich zwang mich zur Ruhe, als ich meine Finger an derselben Stelle starten ließ, wie vorher deine.
Die Hose störte mich schon nach wenigen Zentimetern, dennoch nahm ich sie als gegeben hin. Schließlich konnte ich dich schlecht dazu zwingen, sie auszuziehen. Das wäre dann doch zu viel des Guten gewesen.
Langsam strich ich höher und bemerkte, wie dein Atem immer schwerer wurde und dass du ebenfalls kitzlig an deinem Knie warst, sodass du kurz wegzucktest.
„Ey, das gilt nicht. Ich bin nur kitzlig“, wolltest du deinen Verlust sofort als ungültig erklären, wobei ich nichts dagegen hatte. Ich wollte dich noch ein wenig länger berühren, was ich mit einem Nicken auch tat: „Kenn' ich, war bei mir nicht anders.“
Ich strich höher. Fuhr besonders zärtlich über den Oberschenkel und bemerkte, dass sich ein leichter Rotschleier auf deinen Wangen ausbreitete, was mir durchaus gefiel. Es tat gut, zu sehen, dass dir meine Berührungen nicht egal waren.
Schließlich kam ich auch bei deiner Leistengegend an und stoppte, wobei ich mich dir noch ein wenig näherte und so deinen warmen Atem auf meiner Wange spüren konnte. „Unentschieden.“
Deine Lippen waren so nah. Nur noch wenige Zentimeter und ich würde dich schmecken können. Es war so verführerisch, wobei ich nicht verhindern konnte, wie meine Hand einfach weiter nach oben fuhr und sich unter dein Shirt stahl. Ich spürte die sanfte Haut, die mich noch trunkener machte, während ich ein leichtes Stöhnen von deiner Seite aus vernahm.
Jetzt hielt mich nichts mehr. Ohne großartig nachzudenken senkte ich meinen Kopf noch ein wenig und versiegelte deine Lippen mit meinen.
Ich spürte, wie du kurz erschrakst, doch dann entspanntest du dich wieder und gabst dich dem Kuss hin. Es war ein berauschendes Gefühl, dass du mich gewähren ließest und sogar deinen Mund nach wenigen Sekunden öffnetest, um meiner Zunge Einlass zu gewähren.
Ohne zu zögern drang ich vor und begann deine Mundhöhle zu erforschen, wobei ich auch mein Becken langsam auf deines herabsenkte und bemerkte, dass diese Aktion fast die gleichen Spuren bei dir hinterlassen hatte wie bei mir.
Meine Hand löste sich von deinem Bauch und ich strich dir sanft durchs Haar, während ich den Kuss weiter ausbaute und einfach nur deinen Geschmack genoss, der meine Sinne noch mehr berauschte. Ich wollte nicht mehr aufhören.
Doch plötzlich war sie da: Deine Hand, die mich leicht wegdrückte. Ich trennte mich verwirrt von dir, wobei du mich gänzlich von dir schobst und ich somit wieder auf meinem ursprünglichen Platz saß.
„Was ist los?“ Ich begriff nicht, wobei ich plötzlich eine Verzweiflung in deinen Augen erkannte, die ich dort niemals sehen wollte.
„Das geht nicht“, huschte es leise über deine Lippen und ich verstand noch weniger: „Was geht nicht?“
„Das mit uns. Wir dürfen das nicht. Ich, ich gehe jetzt wohl besser.“ So kannte ich dich gar nicht. Du wirktest plötzlich wie ein verschrecktes Reh und als du aufsprangst, um zu flüchten, griff ich reflexartig nach deinem Arm, damit du nicht verschwinden konntest.
„Nein, du bleibst!“ Meine Stimme war mehr ein Befehl als ein Wunsch, wobei sich erneut unsere Augen trafen. Ich sah die Angst in deinen und die Panik. Vielleicht waren dort sogar Tränen, doch die wollte ich nicht sehen.
„Dir hat es doch auch gefallen, oder?“, fragte ich nach, wobei ich meine Hand langsam zu deiner wandern ließ und meine Finger mit deinen verschränkte, um dir so noch mehr Halt zu bieten.
Du nicktest zögernd und wichst erneut meinem Blick aus. Ich verstand nicht, was hier gerade geschah, doch egal wie sehr ich es versuchte, ich wurde aus deinem Verhalten nicht schlau. Ich wusste, dass ich jetzt keine Erklärung bekommen würde, dennoch konnte ich dich jetzt nicht so gehen lassen. Denn ich hatte das Gefühl, dass ich dich dann verlieren würde.
„Was ist daran dann falsch?“, fragte ich weiter nach und hörte dein Seufzen, bevor du durch deine Haare fuhrst und ich sogar ein leichtes Streicheln an meiner Hand wahrnahm.
„Es wäre nicht gut, wenn wir zusammen kommen. Klar, du gefällst mir, Basti. Sehr sogar. Aber ich weiß auch, was solch eine Beziehung für eine Belastung sein kann. Vor allem bist du beliebt und berühmt an der Schule. Sie würden es sofort herausfinden und zu hetzen beginnen. Ich wäre dann der Böse, der dich dazu verführt hat und keiner wird auch nur einmal nach deiner Meinung fragen, sondern dich als Opfer meiner bösen Magie beschimpfen. Darum ist es besser, wenn wir nicht weitermachen.“ Du wolltest dich aus meinem Griff lösen, doch ich ließ es nicht geschehen, sondern stand auf und zog dich einfach zu mir, um dich sanft zu umarmen.