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„Du musst nicht schüchtern sein, ich finde das ziemlich aufregend.“
„Aber was ist jetzt mit dir, ich wollte doch…“
Ich lege meinen Finger auf ihren Mund. Der war gerade noch wo anders.
„Schon gut…nicht alles auf einmal“, beruhige ich sie, lege meine Arme um sie und drücke sie an mich. Sie ist toll. Wirklich außergewöhnlich. Sie ist eine Jungfrau. Shit.
Als ich aufwache bin ich ein bisschen orientierungslos. Ich sehe vorsichtig zur Seite. Lexis Hand liegt auf meiner nackten Brust. Ihre Locken glänzen in der Sonne die durch einen Spalt im Vorhang ins Zimmer scheint. Sie sieht so unschuldig aus. Sofort regt sich mein Unterleib. Scheiße, sie ist unschuldig. Noch nie bin ich neben einem Mädchen wach geworden, ohne dass ich mit ihr Sex hatte. Na ja, es war zumindest ein Anfang, der mir scheinbar ganz gut gelungen ist. Ich bin froh, dass ich gestern Abend noch geduscht habe, sonst hätte ich kein Auge zutun können neben ihr. Es waren nur ein wenige Handgriffe nötig, und ein paar Gedanken daran was ich zuvor mit ihr getan habe. Natürlich weiß sie nicht, dass ich es mir selbst gemacht habe, ich glaube sie wäre sonst eingeschnappt. Sie war sowieso ein bisschen verwundert, warum ich nicht mit ihr schlafen wollte, aber wie gesagt, nicht alles auf einmal. Ihre Hand auf meiner Brust fühlt sich gut an. Keine Ahnung was ich jetzt machen soll. Ich hab schon zu viel gemacht. Wenn sie bis jetzt noch nie Sex hatte, und vermutlich auf den Richtigen gewartet hat, hab ich es schon übertrieben. Ich bin nicht der Richtige. Sie ist ein schlaues Mädchen und ich bin ein Typ der nur eine nach der anderen flachlegen will. Das hat sie nicht verdient. Sie ist eine fucking Jungfrau. Verdammte Scheiße. Ich kann das nicht. Plötzlich fühlt sich ihre Hand auf meiner Brust unglaublich schwer an. Es ist, als würde sie sich durch meine Haut brennen. Ich drehe mich ein bisschen zur Seite. Sie atmet durch. Langsam öffnen sich ihre Augen. Gott, sie ist so schön. Sie sieht mich mit ihren dunklen Augen durch ihre flackernden Wimpern an. Sie lächelt. Ich kann das nicht. Scheiße. Sie streicht über meine Wange und nähert sich meinen Lippen, dann küsst sie mich. Ich erwidere es. Sinnlich. Heiß. Es geht schon wieder los. NEIN. ICH KANN DAS NICHT. FUCK. Ich schnappe nach Luft.
„Guten Morgen“, haucht sie.
„Guten Morgen.“
„Toll…“, murmelt sie.
„Was ist toll?“, frage ich nach. Keine Ahnung, aber ich fühle mich wirklich unbehaglich.
„Das du hier neben mir liegst.“
Schon wieder dieser Blick. Sie durchbohrt mich förmlich.
„Ja…“ Mehr fällt mir nicht ein.
Sie rutscht näher an mich und fängt an mich zu streicheln, was sich so schön anfühlt. Mist. So geht das nicht.
„Gestern war wirklich…“ Ihre Wangen röten sich. „Aber jetzt würde ich wirklich gerne mit dir…“
Ich unterbreche sie. „Wir haben jede Menge Zeit Lexi…“
„Ich will aber nicht mehr warten.“
Sie beginnt zärtlich meinen Hals zu küssen, als mein Handy klingelt. Danke lieber Gott. Ich löse mich von ihr. Sie sieht mir etwas ungläubig nach, als ich aus dem Bett springe und das Handy aus meiner Jeans ziehe. Es ist mein Vater.
„Da muss ich kurz rangehen“, sage ich ernst und gehe aus dem Zimmer.
Würde ich zwar normalerweise in so einer Situation nie machen, aber heute ist es die Rettung. Ich verlasse das Zimmer und gehe auf den Gang. Mein Vater sucht das Wasserballtor, ich habe auch keine Ahnung wo es ist. Als ich auflege, habe ich ein ganz schlechtes Gefühl. Ich kann nicht mit ihr schlafen. Es geht einfach nicht. Sie sollte es mit jemandem tun, der die Angelegenheit mit mehr Ernsthaftigkeit angeht als ich. Außerdem war sowieso alles ein Fehler. Ihre Eltern werden mich umbringen, jetzt schon, und wenn ich mit ihr schlafe, werden sie mich vorher noch ausgiebig foltern. Zurecht. Ich weiß gar nicht, was ich mir dabei gedacht habe. Beschämt schaue ich auf die Zimmertüre, hinter der ich mit ihrer Schwester gevögelt habe. Ich bin so ein dummes Arschloch. Lexi schaut im Nachthemd mit verwuschelten Haaren aus ihrem Zimmer. Ich unterdrücke ein seufzen. Sogar so sieht sie atemberaubend aus.
„Alles ok?“, fragt sie mich.
Ich kratzte mich an der Stirn. „Ja…also eigentlich Nein. Ich muss zurück nach Wien.“
Sie sieht mich überrascht an. „Was? Echt? Warum denn?“
Ja warum denn? Keine Ahnung. Weil ich ein Depp bin. Weil ich keine Jungfrauen ficke. Schon gar nicht eine so Zauberhafte wie du es bist.
„Ähm…ja mein Vater braucht mich…“ Ich habe keinen Schimmer was ich sagen soll. Wie soll ich bitte aus dem Schlamassel wieder raus kommen?
„Wann denn?“, fragt sie enttäuscht.
„Jetzt.“
Sie zuckt mit den Schultern und sagt nichts. Ein kurzer Stich durchfährt mich, wenn ich sie so ansehe. Mein Gott. Was soll ich ihr denn sagen? Jetzt tut sie mir leid, oder ich tue mir leid. Mist. Schnell gehe ich zu ihr und nehme sie in den Arm. Ein letztes Mal noch. Ich drücke sie fest und stecke meine Nase in ihre Locken. Sie riecht so gut. Seufzend schließe ich meine Augen. Das war es. Tut mir leid Lexi, aber für dich ist es besser so. Du wirst mich bald wieder vergessen haben.
„Wann sehen wir uns denn wieder?“, murmelt sie in meine nackte Schulter.
Wieder ein Stich. Wir sehen uns nicht mehr wieder. Es ist besser so.
„Ich ruf dich an“, flüstere ich.
Keine Ahnung warum ich das jetzt gesagt habe, denn ich werde sie NICHT mehr anrufen, aber ich schaffe es nicht, ihr das ins Gesicht zu sagen.
„Ok…“, murmelt sie, immer noch enttäuscht, das spüre ich.
Einmal muss ich sie noch küssen, dann packe ich schnell meine Sachen zusammen. Bevor ich das Haus verlasse, sieht sie mich wieder so an. Es tut mir leid, was ich angefangen habe. Normalerweise würde ich einfach abhauen und es wäre mir egal, aber heute schäme ich mich. Ich schäme mich wirklich in Grund und Boden. Das hat sie nicht verdient und trotzdem ist es so noch am besten. Zu ihrem Besten.
„Tschau Lexi“, sage ich und streiche ein letztes Mal durch ihre Locken und gebe ihr einen flüchtigen Kuss.
„Ich hoffe bis bald.“ Sie lächelt mich liebevoll an.
Ich nicke zögerlich. Ich muss raus hier. Sofort.
1 Woche später
Ich stehe seit einer gefühlten Ewigkeit unter der Dusche nachdem ich heute zum vierten Mal diese Woche einen Halbmarathon gelaufen bin. Meine Zehnen fühlen sich schon ganz taub an. Ich glaube sie werden bald blau sein. Kurz drehe ich noch das kalte Wasser auf, bevor ich heraus steige. Ich fühle mich beschissen, beim Laufen kann ich wenigstens meine Wut über mich selbst ein wenig abreagieren. Meinen Entschluss Lexi nicht mehr anzurufen, habe ich durchgezogen. Es ist grauenhaft. Schlimmer als ich dachte. Ich war mir sicher das Ganze nach ein paar Tagen locker wegzustecken. Bis jetzt war das auch noch nie ein Problem. Kurz nachdem ich vorigen Samstag bei ihr aus dem Haus gegangen bin, habe ich noch eine SMS von ihr bekommen. „Ich werde immer daran denken müssen was du mit mir angestellt hast bis wir uns wieder sehen…und ich würde mich gerne revanchieren…Lexi“. Ich muss auch ständig daran denken, weil ich ein blödes Schwein bin. Ich habe nicht auf die Nachricht reagiert. Meinen Kopf schüttelnd sehe ich mein Spiegelbild an, und hasse mich heute selbst noch ein bisschen mehr als gestern. Ich zucke zusammen, als es an der Badezimmertüre klopft.
„Wir essen in zehn Minuten“, sagt meine Mutter durch die geschlossene Türe.
Ich öffne sie einen Spalt.
„Mama ich hab keinen Hunger.“
„Du hattest auch gestern und vorgestern und den Tag davor keinen Hunger. Was ist denn los mit dir?“
„Nichts.“
„Dann isst du jetzt mit uns.“ Ihr Ton wird strenger.
Ich wickle das Badetuch um meine Hüften und gehe an ihr vorbei.
„Ich hab Bauchschmerzen. Ich leg mich hin.“
„Bauchschmerzen? Ich dachte du gehst heute mit deinen Freunden weg?“
Ich schüttle den Kopf. Auch das interessiert mich absolut nicht. Ich will nicht weggehen und mich auch mit niemand unterhalten, und schon gar nicht will ich ausgefragt werden. Meine Mutter seufzt und kehrt mir den Rücken zu. Zum Glück. Ich gehe in mein Zimmer und lege mich aufs Bett. Gestern hat Lexi mich dann einmal versucht anzurufen. Ehrlich gesagt, hat es mich gewundert, dass es so lange gedauert hat. Natürlich hab ich nicht abgenommen. Daraufhin hat sie mir eine SMS geschickt. Ich lese sie erneut durch.
Ich ärgere mich darüber, dass ich so blöd war zu denken, du könntest wirklich ernsthaftes Interesse an mir haben. Was ich dir jetzt schreibe, hätte ich dir gerne persönlich gesagt, aber leider hast du nicht den Mut mit mir zu sprechen. DU BIST EIN ARSCHLOCH! Du hättest mir auch einfach sagen können, dass du mich verarscht hast. Ach und noch etwas, du bist außerdem ein Scheißfeigling.
Auch auf diese Nachricht habe ich nicht reagiert. Ja ich bin ein Scheißfeigling. Ich schließe meine Augen. Schon wieder klopft es. Warum können mich nicht einfach alle zufriedenlassen? Meine Mutter kommt mit einer Tasse ins Zimmer und stellt diese am Nachttisch neben mir ab.
„Ich hab dir Tee gemacht. Gegen die Bauchschmerzen.“
„Danke“, murmle ich.
Sie sieht mich an, dann setzt sie sich auf die Bettkante und streicht mir durch die nassen Haare. Das fühlt sich an, als wäre ich wieder fünf Jahre alt.
„Ich weiß allerdings nicht, ob dieser Tee gegen deine Art von Bauchschmerzen hilft.“
Ich seufze.
„Was ist los Tobias?“
„Mama bitte…“
„Irgendetwas ist da in Graz passiert, das spüre ich.“
„Du kannst mir nicht helfen, da muss ich jetzt allein durch.“
„Komm schon, raus damit, vielleicht geht es dir dann besser.“
„Das bezweifle ich. Ich hab etwas ganz Blödes getan.“
„Du hast aber nichts angestellt?“, fragt sie sehr ernst.
„Doch, irgendwie schon.“ Ich drehe mich schnell auf den Bauch und drücke mein Gesicht ins Kissen.
„Gott Tobias! Hast du ein Kind angebaut, oder was mit Drogen am Hut? Los ich will es jetzt sofort wissen, sonst hole ich deinen Vater dazu!“, sagt sie sehr ernst und eindringlich.
Meine Güte, nicht auch das noch, es ist schon Schmach genug für mich mit ihr darüber zu reden. Ich bin zweiundzwanzig Jahre alt und meine Mutter fragt mich aus wie ein Baby.
„Nein, nein.“ Ich drehe mich wieder langsam zu ihr. „Ich hab ein Mädchen kennen gelernt, also eigentlich kannte ich sie schon. Es war alles ganz toll, bis…Ich hab sie sitzen gelassen.“ Ich atme durch. „Das hätte ich nicht tun dürfen, aber ich hätte erst gar nichts mit ihr anfangen sollen. Es war alles ein Fehler.“
Sie hört mir aufmerksam zu. „Ok, ich verstehe gar nichts. Nur eines ist mir klar, dir ist die Angelegenheit ernster als ich es von dir gewohnt bin.“
Ich nicke seufzend.
„Warum rufst du sie nicht einfach an und sprichst mit ihr?“
„Mama…Sie ist die Schwester von Bettina.“
Sie sieht mich mit großen Augen an. „Von Bettina Hofbauer?“
„Ja.“
„Oh.“
„Genau. Ohhhhhhh.“ Das Oh ziehe ich ganz besonders lang.
„Man kann sich nicht aussuchen in wen man sich verliebt und mit Bettina, das ist doch schon Monate her.“
„Trotzdem. Ich weiß nicht, ob ich so sein kann, wie es für sie gut ist. Sie ist ein ganz außergewöhnliches Mädchen, intelligent, schön und…“
„Und du bist ordentlich in sie verliebt mein Sohn“, unterbricht sie mich.
„Ja und sie ist…“ Ich schließe meine Augen, ich kann mich nicht erinnern, wann ich jemals so ein Gespräch mit meiner Mutter geführt habe.
„Was denn?“, fragt sie mich gespannt.
„Jungfrau.“
Sie lacht ein bisschen, wird dann aber gleich wieder ernst. „Wie alt ist sie denn?“
„Keine Sorge, fast Neunzehn.“
„Das ist in der Tat außergewöhnlich.“
Ich nicke.
„Wann hast du denn deine Meinung geändert?“
„Was meinst du denn?“, frage ich sie.
„Wann ist dir bewusst geworden, dass du sie besser nicht stehen lassen hättest sollen?“
„Ziemlich schnell.“
Sie streicht erneut durch meine Haare. „Wenn du wirklich in sie verliebt bist, dann würde ich vorschlagen, nimm mein Auto, fahr los und versuche zu retten was noch zu retten ist.“
„Ich bin aber ein Scheißfeigling.“
„Sagt sie?“
„Ja und sie hat recht.“
Mama schmunzelt. „Beweise ihr das Gegenteil.“
Ich zucke mit den Schultern, sie steht auf, bleibt aber noch einmal stehen. „Du meinst es ernst? Ich meine wenn sie noch Jungfrau ist, dann solltest du es wirklich ernst meinen.“
„Ja verdammte Scheiße.“
Sie zieht ihre Augenbrauen hoch.
„Entschuldigung. Ja, ich meine es ernst.“
Sie lächelt wieder. „Du machst das schon.“
Ich konnte auch die vergangene Nacht wieder kaum schlafen, vor allem weil ich über Mamas Worte nachgedacht habe. Ich werde Lexi beweisen, dass ich kein Feigling bin. Keine Ahnung was alle an der Liebe so schön finden, ich finde es bislang nur schmerzhaft. Nichts läuft in den letzten Tagen so wie ich es gewohnt bin. Das muss jetzt aufhören. Darum sitze ich kurz nach sieben Uhr morgens bereits im Wagen auf der Autobahn Richtung Graz, und das an einem Samstagmorgen. Da komme ich normalerweise gerade einmal nach Hause. Was ich tun werde um mich bei Lexi zu entschuldigen weiß ich allerdings noch immer nicht so genau. Ich kann wohl schlecht einfach hingehen und an ihre Haustüre klopfen. Ihr Vater wird mir den Hals umdrehen. Wenn es um Lexi geht, ist er nicht zum Spaßen aufgelegt. Das habe ich die wenigen Tage die ich mit Bettina dort war gemerkt. Sie ist sein Mädchen. Jetzt verstehe ich das noch ein bisschen besser als damals, obwohl ich sie schon vor einem halben Jahr ziemlich mochte. Nein, ich mochte sie nicht, ehrlich gesagt war ich schon in sie verliebt, als ich sie zum ersten Mal sah. Ist so. Was soll ich machen. Kurz bevor ich Graz erreiche, bleibe ich noch einmal stehen und trinke einen Kaffee. Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und versuche sie anzurufen. Natürlich hebt sie nicht ab. Ich seufze. Auch wenn es wahrscheinlich nichts bringt, tippe ich schnell eine Nachricht.
Ja ich bin ein Scheißfeigling und ein Arschloch, aber bitte gib mir eine Chance mit dir zu sprechen. BITTE. Es tut mir leid. Tobias.
Diese Nachricht zu schreiben, fühlt sich ein bisschen an, als würde man mir meine Eier abschneiden, aber ich fürchte, das habe ich verdient. Aber auch darauf reagiert sie nicht.
„Ja…du bist eben ein schlaues Mädchen…“, murmle ich für mich selbst. Dann steige ich wieder in den Wagen und fahre wenig später ihre Wohnstraße entlang. Ich bleibe so vor dem Haus stehen, dass ich auf das Haus sehen kann, aber nicht weiter auffallen werde, da hier immer Autos parken, weil hier eine Bushaltestelle ist. Es ist kurz nach zehn Uhr. Ich warte und warte und überlege was ich tun könnte, aber da ich ein Scheißfeigling bin, traue ich mich nicht einfach so anzuläuten. Nach zweiundfünfzig Minuten fährt plötzlich ihre Mutter an mir vorbei und biegt in die Einfahrt des Hauses ein. Ich versinke fast hinter dem Steuer. Hinter ihr schließt sich wieder das automatische Tor. Ich atme durch. Feigling. Ich krame im Handschuhfach nach einem Stück Traubenzucker, normalerweise hat meine Mutter immer einen da drinnen, heute finde ich nur einen Kaugummi. Gerade als ich wieder aufsehe, schiebt Lexi ihr Fahrrad hinaus auf den Gehweg. Mein Herz beginnt zu klopfen und rutscht mir fast in die Hose. Sie ist so schön…Sie steigt auf und tritt los. Kurz überlege ich, atme durch und springe dann aus dem Auto.
„Lexi!“, rufe ich ihr hinterher.
Sie dreht sich kurz um, bremst abrupt ab, was ordentlich quietscht und sieht mich an. Ich bin schon fast bei ihr. Besonders glücklich mich zu sehen scheint sie nicht zu sein, aber etwas anderes habe ich auch nicht erwartet.
„Hau ab!“, sagt sie nicht besonders leise, aber ziemlich bestimmt. Ich bleibe stehen.
„Bitte, gib mir fünf Minuten.“
Sie schüttelt den Kopf. „Ich gebe dir nicht einmal fünf Sekunden.“
Dann steigt sie wieder auf und tritt los. Ich dachte sie wäre nicht sportlich, aber heute sieht das anders aus. Ich gebe es auf ihr hinterher zu laufen. Mit dem Tempo das sie vorlegt komme ich ihr nie nach. Darum laufe ich zurück zum Auto und fahre ihr nach. An der Kreuzung habe ich sie eingeholt, denn sie musste an der roten Ampel halten. Ich lasse die Scheibe hinunter.
„Bitte Lexi. Es tut mir leid. Ich möchte es dir erklären.“
Mehr kann ich nicht sagen, denn es wird grün und sie strampelt weiter. Da sie eine ziemliche Harakiri Fahrt an den Tag legt um mich offensichtlich abzuhängen, lasse ich die Verfolgungsjagd, ich möchte nicht, dass ihr deshalb noch etwas passiert. Ich beschließe wieder zurück an meinen Übersichtsplatz vor dem Haus der Hofbauers zu fahren. Dort warte ich ziemlich lange. Sogar sehr lange. Es ist schon später Nachmittag und außerdem recht warm, bis sie wieder auftaucht. Ich bin verschwitzt und stinke vermutlich, aber das kann ich jetzt nicht ändern. Schnell springe ich wieder aus dem Auto und laufe ihr entgegen. Sie steigt vom Fahrrad ab, schiebt es aber zielstrebig weiter.
„Sag mal spinnst du? Du sollst abhauen! Hör auf mich zu stalken!“, pfaucht sie sehr energisch.
„Ich gehe erst, wenn du mir zugehört hast“, entgegne ich fest entschlossen ihr jetzt alles zu erklären.
„Ich wüsste nicht, was wir noch zu bereden hätten.“
„Jede Menge, bleib bitte stehen“, flehe ich, als wir schon fast am Gartentor angekommen sind.
Sie bleibt wirklich stehen und sieht mich an, dieser Blick…Es sticht wieder in meinem Herzen.
„Hau ab Tobias. Ganz schnell und für immer.“ Ihre Stimme ist leise und ein bisschen zittrig.
Dann dreht sie sich weg und geht durch das Gartentor das sie mit Schwung hinter sich zuwirft. Mist…Ich habe sie wirklich ordentlich beleidigt.
„Ich gehe nicht“, rufe ich ihr nach.
„Du kannst ja gerne an die Türe klingeln wenn du den Mut dazu aufbringst“, sagt sie etwas höhnisch, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Ich stehe wie versteinert da. Könnte ich machen, wenn ich nicht zu feige dazu wäre. Sie verschwindet im Haus. Seufzend drehe ich mich um und gehe zurück zum Auto. Ich stopfe mir noch einen Kaugummi in den Mund, ich habe das Gefühl sonst an Unterzuckerung zu sterben. Nervös klopfe ich auf meinen Oberschenkel. Nachdenken Tobias. Du musst nachdenken. Ich hatte viele Mädchen. Manche länger, manche nur für ein paar Stunden, manche sogar noch kürzer. Von einigen wusste ich nicht einmal den Namen, von vielen habe ich ihn vergessen. Hin und wieder hab ich versucht, so etwas wie eine Beziehung zu führen. Meist mit mäßigem Erfolg. Nachdem es mit Bettina aus war, habe ich oft an Lexi gedacht, sogar während ich in den USA war. Mit ihr hätte es anders sein können. Nein, es war schon anders, weil ich in sie verliebt bin. Scheißverliebt. Ich bekomme wieder Bauchschmerzen. Ja ich bin ein Scheißfeigling, aber ich werde das überwinden müssen. Oder auch nicht. Etwas mit einem Mädchen wie sie eines ist anzufangen, bedeutet Verantwortung zu übernehmen. Ich weiß nicht, ob ich das kann.
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