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Damals waren wir 14. Andy pilgerte jeden Freitag zum Kiosk und kaufte sich dort seine Lieblingslektüre, PERRY RHODAN in der ersten und zweiten Auflage sowie die Erstauflage der Bruderserie ATLAN, die kurz darauf auf den Markt kam.
Es bürgerte sich ein, dass wir diesen Gang am Freitagnachmittag gemeinsam unternahmen, durch den Park und über die schmale Brücke direkt in den Laden. Mein Schulkamerad las die Romane meist am Samstag und Sonntag, dann gab er sie mir, und ich verschlang sie ebenfalls. Vier Jahre ging das so, bis uns die Vorbereitungen zum Abitur eine Zwangspause auferlegten. Ich verlor PERRY RHODAN für eineinhalb Jahre aus den Augen, dann entdeckte ich ihn an meinem Studienort Freiburg wieder – in einem Ständer am Eingang des Kaufhaus Hertie.
Während unserer Schulzeit wagte ich meine ersten Gehversuche als Autor von Kurzgeschichten. Ich fing ein paar an, aber irgendwie ging mir immer nach drei Seiten der Stoff aus. Die Versuche blieben fragmentarisch. Andy begutachtete die getippten Seiten jedes Mal, grinste fast väterlich und meinte, wenn ich so weitermachte, würde aus mir noch ein PERRY RHODAN-Autor.
Es dauerte Jahre, bis ich mich daran erinnern sollte.
In den siebziger Jahren tat ich mich in Sachen SF hauptsächlich als Leser hervor. Ungefähr ab 1976 arbeitete ich an einem Fanzine namens »Science Fiction Baustelle« mit, wo ich ein paar Kurzgeschichten veröffentlichte.
Irgendwann kam dann der Juni 1980. Ich erinnerte mich an Andy und seine Worte. Ich wollte ihm unbedingt und so schnell wie möglich ein Exemplar des TERRA ASTRA-Heftes 465 zukommen lassen. Andys Adresse ausfindig zu machen erwies sich allerdings als schwierig.
Schriftstellerisch überschlugen sich die Ereignisse in dieser Zeit. Ich brachte den zehnbändigen Sternenkinder-Zyklus bei TERRA ASTRA unter, und auf dem WeltCon in Mannheim fragte William Voltz mich, ob ich Lust hätte, bei ATLAN mitzuschreiben. Erfreut sagte ich zu und stürzte mich nach dem Con auf den zweiten Band des Sternenkinder-Zyklus und die nachfolgenden Romane.
Kurz vor Weihnachten erhielt ich den Jahresbericht meiner Schule. Unter den Todesanzeigen fand ich Andy, im Juni 1980 mit dem Motorrad tödlich verunglückt. Er wird es also nie erfahren, aber vielleicht weiß er es ja längst. Andy habe ich in einem meiner Romane verewigt. Ich habe ein Volk nach ihm benannt, die Andymer.
PERRY RHODAN – Zu neuen Ufern
Zu Beginn der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts war die deutsche SF-Szene geprägt durch einen gewaltigen Boom in allen medialen Bereichen und hier ganz besonders auf dem Sektor der Literatur. Neue Reihen wurden gestartet, bereits bestehende wurden zügig ausgebaut. Es gab kaum einen Verlag, der sich nicht dieser Literaturgattung angenommen hätte, und es schien fast so, als wären dem Höhenflug des Genres keine Grenzen mehr gesetzt.
Doch die Trendumkehr, bedingt einerseits durch die Übersättigung des Marktes, andererseits durch das Aufkommen neuer Medien, sie kam unausweichlich, und sie war für viele Verlage mit äußerst schmerzhaften Konsequenzen verbunden. Zahlreiche renommierte Reihen verschwanden vollständig, darunter die SF-Editionen von Ullstein oder Knaur, andere wurden zum Teil drastisch reduziert, wie das beispielsweise bei Heyne der Fall war.
Auch die Verlagsgruppe Pabel Moewig musste im Zuge der Marktbereinigung gewaltig Federn lassen und die MOEWIG SF und die PLAYBOY SF sowie TERRA und zahlreiche andere Reihen vom Markt nehmen, aber ihr Flaggschiff PERRY RHODAN, die größte SF-Serie der Welt, überstand alle Wirren und steuerte geradewegs ins nächste Jahrtausend. Zwar blieb auch der PR-Komplex nicht ganz von den Unbillen der Ereignisse verschont – einige Neuauflagen mussten eingestellt werden, und auch die Schwester-Serie ATLAN existierte zumindest zeitweise nicht mehr –, aber die PR-Erstauflage überstand alles doch mit Bravour. Und das, obwohl sie nicht nur mit den Tücken des veränderten Markts zu kämpfen, sondern auch einige tragische Todesfälle zu verkraften hatte.
Mit dem Tod von Willi Voltz im Jahr 1984 begann die Ära von Ernst Vlcek, der als Mann am Ruder die Geschicke PERRY RHODANS nicht weniger als sechzehn Jahre lang lenkte bzw. entscheidend mitgestaltete. Zuerst mit Thomas Ziegler, dann mit Kurt Mahr und schließlich Robert Feldhoff im Tandem führte er die PERRY RHODAN-Serie durch viele Klippen zu neuen Ufern. Nachdem die noch von Willi Voltz und Thomas Ziegler konzipierte Handlung um die Chaotarchen und die Chronofossilien abgeschlossen war, wurden die Terraner mit einem Dritten Weg, unabhängig von Kosmokraten und Chaotarchen, konfrontiert, der aber in seiner Form als Permanenter Konflikt eine Sackgasse bedeutete. Danach stießen die Terraner in ein sterbendes Universum vor und mussten sich den Rückweg in die Heimat hart erkämpfen, nur um in der Folge zunächst zur Großen Leere vorzustoßen, um das Große Kosmische Rätsel zu lösen und um schließlich festzustellen, dass unser Universum auch eine andere, eine negativ gepolte Seite besitzt.
Aber nicht nur astronomisch betrat die Serie Neuland: Durch die Abwendung der Unsterblichen von den Kosmokraten, deren Handlanger sie nicht länger sein wollten, wurden auch hier neue Wege beschritten, die zu neuen Ufern führten und immer noch führen.
Der vorliegende dritte CHRONIK-Band behandelt die Geschichte der Serie und der gesamten deutschen Phantastik-Szene vom WeltCon 1980 in Mannheim bis zum Band 1799, dem Ende des Hamamesch-Zyklus. Die in dieses Buch aufgenommenen Zitate wurden an die neue Rechtschreibung angepasst und sinnwahrend behutsam bearbeitet.Mit PERRY RHODAN-Band 1800 wurde der viel zu früh verstorbene Robert Feldhoff offiziell Co-Expokrat, ab Band 2000 steuerte er bis zu seinem Tod im Sommer 2009 die Geschicke der großen Weltraum-Serie allein. Darüber wird dann unter anderem im vierten Band der CHRONIK-Reihe berichtet werden.

PERRY RHODAN – Eine Bestandsaufnahme
Das Erscheinen von PERRY RHODAN-Band 1000 im Herbst 1980 war ein weiterer Höhepunkt in der in der an Höhepunkten nicht gerade armen Geschichte der größten SF-Serie der Welt gewesen. Zu diesem Anlass hatte der Verlag auch eine Pressemappe herausgegeben, der die Journalisten über Eckpunkte, die Geschichte, den Handlungsverlauf, die Autoren, die Verteilung der Aufgabenbereiche und die Zielsetzungen von PERRY RHODAN informierte und die zeigte, welche Erfolge die Serie national und international bislang hatte feiern können und wie der gegenwärtige Status war. Besonders, was die Lizenzausgaben betraf, stand PERRY RHODAN im Zenit seiner bisherigen Existenz.
Pressetext des Verlages
PERRY RHODAN ist die größte Science-Fiction-Romanserie der Welt.
PERRY RHODAN ist eine deutsche Serie.
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PERRY RHODAN erscheint wöchentlich mit einem neuen Roman, einem Roman in der 2. Auflage, einem Roman in der 3. Auflage und in der 4. Auflage.
Jeden Monat dazu ein Taschenbuch in 1., 2. und in 3. Auflage
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PERRY-RHODAN-BUCHAUSGABE: erscheint dreimal im Jahr am 15.3., 15.5., 15.9.
Preis: DM 19,890 (ca. 416 Seiten)
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PERRY-RHODAN-MAGAZIN – Größte SF-Zeitschrift Europas: erscheint monatlich.
Preis: DM 3,50
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Wöchentliche Auflage aller PERRY-RHODAN-Objekte zurzeit 500.000 Exemplare
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Gesamtauflage aller PERRY-RHODAN-Erscheinungen in deutscher Sprache bei über 1300 Titeln bisher über 550 Millionen
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Verkaufspreise: jeder Roman DM 1,80
Jedes Taschenbuch DM 4,80
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Lizenzausgaben:; Französisch bei Fleuve Noir, Paris; Amerikanisch bei Master-Publications, New York; Japanisch bei Hayakawa, Tokio; Portugiesisch bei Ediçôes de Ouro, Rio de Janeiro; Holländisch bei Verlag Born, Amsterdam; Italienisch bei Verlag La Diffusione Nazionale, Rho bei Mailand.
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PERRY RHODAN ist verfilmt: »Perry Rhodan – SOS aus dem Weltall« (deutscher Verleih: Constantin-Film).
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Überall in der Welt, wo Perry Rhodan gelesen wird, haben sich PERRY-RHODAN-Fanclubs gegründet. Allein in Deutschland gibt es über 500 solcher Clubs (PRCs). Die Kontaktadresse für Clubinteressenten ist das Zentralsekretariat der PERRY-RHODAN-Clubs, Karlsruher Straße 31, 7550 Rastatt.
PERRY RHODAN ist eine Serie des MOEWIG-Verlages, München, Vertrieb: Erich Pabel Verlag KG, 7550 Rastatt
Da mit Band 1000 der 16. Zyklus DIE KOSMISCHE HANSE eingeleitet wurde, gab es in dem Pressetext nicht nur Kurzzusammenfassungen der zuvor erschienenen Zyklen, sondern auch eine kurze Einführung in die aktuell geplante Handlung:
Im Auftrag von ES, dem geistigen Mentor der Menschheit, hat Perry Rhodan im Jahr 3587 die Kosmische Hanse gegründet, um ES gegen die rivalisierende Superintelligenz Seth-Apophis zu unterstützen. Über vierhundert Jahre nach der Gründung dieser Organisation droht ein Zusammenprall der Völker aus dem Bereich der beiden Mächtigkeitsballungen der Superintelligenzen. Perry Rhodan, der das Geheimnis der Materiequellen kennt und den Status eines »Ritters der Tiefe« erlangt hat, handelt im Sinne der geheimnisvollen Kosmokraten, als er bei der Aufrechterhaltung der kosmischen Ordnung mithilft. Die Legende um das geheimnisvolle »Viren-Imperium« lässt die kosmischen Entwicklungen in einem noch dramatischeren Licht erscheinen. Während die Menschheit um einen weiteren Ausbau der Kosmischen Hanse bemüht ist, kommt es in einem anderen Bereich unseres Universums zu unerwarteten Entwicklungen. Ein neues Sternenreich, das Herzogtum von Krandhor, breitet sich mit atemberaubender Geschwindigkeit aus. Die Kranen, die dieses Imperium aufbauen, werden dabei von einem mysteriösen Orakel unterstützt. Drei Nachkommen von Raumfahrern, die einst an Bord von Perry Rhodans Fernraumschiff SOL lebten, geraten in den Strudel der Ereignisse um das Herzogtum von Krandhor. Sie erleben die Wirkung der seltsamen Spoodies, die Kraft und Intelligenz verleihen und die in ihrer Symbiontentätigkeit tief in die Ereignisse verstrickt sind. Die Zusammenhänge enthüllen sich den Menschen in beiden Regionen immer mehr, und sie erkennen, dass der Fortbestand des Lebens von der Beantwortung der drei Ultimaten Fragen abhängt, die von den Kosmokraten gestellt wurden.
Ebenfalls in diese Richtung, aber mit einigen anderen Akzenten ging die Information von Frank Borsch zum Erscheinen von Band 1000 und dem Start des neuen Zyklus, die den Abonnenten der 5. Auflage anlässlich des Jubiläums mit auf den Weg gegeben wurde.
Kaum eine Zahl hat in den ersten beiden Jahrzehnten der PERRY RHODAN-Serie die Gemüter von Lesern und Autoren derart bewegt wie die Tausend. Eintausend Hefte PERRY RHODAN – das schien den meisten von ihnen ein ferner, unmöglicher Traum. Keine andere Science Fiction-Serie hatte sich bis dahin der magischen Tausender-Grenze auch nur entfernt angenähert. Konnte es gelingen, fragten sie sich, die Zukunftsgeschichte der Menschheit weiter zu neuen Ufern zu führen? Die Leser mit noch ungeheuerlicheren kosmischen Rätseln, noch spannenderen Abenteuern zu fesseln? Die faszinierende Komplexität des PERRY RHODAN-Universums fortzuschreiben und gleichzeitig neuen Lesern zugänglich zu machen?
Es konnte.
William Voltz, der langjährige Exposé-Autor der Serie, nahm die Herausforderung an und bestand sie mit Bravour. Der aus seiner Feder kommende Band Eintausend übertraf die ohnehin hochgesteckten Erwartungen der Leser. Mit »Der Terraner« setzte er Perry Rhodan ein Denkmal und schuf einen Klassiker der Science Fiction: Selten ist der »Sense of Wonder«, der Hauch ferner, exotischer Welten und kosmischer Zusammenhänge, greifbarer als in seinem Roman.
Und Voltz gelang ein zweites Kunststück: der Brückenschlag in eine neue Ära. Im neuen Zyklus »Die Kosmische Hanse« tritt an die Seite der kosmischen Rätsel, des Ringens der Kosmokraten und Chaotarchen, das Abenteuer, die Lust daran, sich kopfüber in unser unendlich vielfältiges Universum zu stürzen.
Folgen Sie uns, lieber Leser, liebe Leserin.
Folgen Sie Perry Rhodan in den fernen Dom Kedschan, in dem er die Weihe zum Ritter der Tiefe erhalten wird. Folgen Sie drei jungen Terranern in die Rekrutenschulen und Flottenstützpunkte des Herzogtums Krandhor. Folgen Sie dem Haluter Icho Tolot zu einem geheimnisvollen, zwei Millionen Jahre alten Artefakt am Rande der Milchstraße – und erfahren Sie die drei Kosmischen Fragen, von deren Beantwortung das Schicksal des Universums abhängt.
Die Verantwortlichkeiten für PERRY RHODAN und alle Nebenprodukte waren laut Pressemappe vom Herbst 1980 auf folgende Mitglieder des Redaktionsstabes aufgeteilt:
• Cheflektor und Redaktion München: Kurt Bernhardt
• Lektorat und Redaktion: G. M. Schelwokat
• Redaktion TBs: G. M. Schelwokat
• Exposéredaktion: William Voltz
• PR-Bücher: William Voltz
• PERRY RHODAN-Magazin: Helmut Gabriel
• PERRY RHODAN-Report: K. Bernhardt, J. Bulla, Walter A. Fuchs, W. Voltz
• Leserbriefredaktion: William Voltz
• Titelbilder: Johnny Bruck
• Innenillustrationen: J. Bruck u. T. Kannelakis
• Risszeichnungsredaktion: W. Voltz
Abschließend gelangte die Pressemappe zu folgendem Resümee:
Niemand, der sich Gedanken über die Entwicklung der Menschheit in den vergangenen einhundert Jahren – eine winzige Zeitspanne in kosmischer Sicht – macht, wundert sich über den Erfolg der Science-Fiction-Literatur im Allgemeinen und PERRY RHODAN im Besonderen. Tag für Tag erreichen uns neue, sensationelle physikalische Forschungsergebnisse. Wissenschaft und Technik verändern das Weltbild mit atemberaubender Geschwindigkeit. Dieses stürmische Vorwärtsdrängen der Menschheit kann ins Verderben, aber auch in eine phantastische Zukunft führen. Der Mensch ist dazu gezwungen, sein Bewusstsein für kosmische Maßstäbe einzurichten, er kann sich nicht länger isoliert und einzigartig sehen.
Was wäre besser dazu geeignet, alle Aspekte einer möglichen Zukunft abzustecken, als die PERRY-RHODAN-Serie? Sie macht es ihren Lesern leichter, die realen Ergebnisse von Wissenschaft und Forschung zu verarbeiten, in unterhaltsamer und romanhafter Form.
Allen Beteiligten an diesem einmaligen Projekt PERRY RHODAN schwebte von Anfang an vor, eine Serie zu schaffen, die eine mögliche Entwicklung der Menschheit in der fernen Zukunft aufzeigt und die gleichzeitig unterhalten soll. Sie sollte der heute noch weit verbreiteten kleinlichen Denkweise ein humanitäres astropolitisches Menschheitsmodell entgegensetzen. Bei PERRY RHODAN gibt es keine Diskriminierung Andersgearteter. Eine völlige Glaubensfreiheit ist selbstverständlich, und jede Art von Diktatur wird abgelehnt.
PERRY RHODAN ist die Vision einer besseren Welt, die Vision von der kosmischen Bestimmung des Menschen.
Begleiten Sie PERRY RHODAN und seine Freunde auf ihren Reisen und bei ihren Abenteuern in Raum und Zeit.
Erleben Sie die Zukunft – heute!
Die Liste der Verantwortlichen für die ganze Bandbreite des Phänomens PERRY RHODAN hatte aber nur kurzfristig uneingeschränkte Gültigkeit, denn nach dem PERRY RHODAN-WeltCon wurde Helmut Gabriel als Chefredakteur des Magazins gekündigt. Die letzte Ausgabe des Jahres 1980 wurde wieder interimsmäßig von Walter A. Fuchs herausgegeben, der das bereits vorliegende Material zu einem interessanten Journal zusammenfasste. Wieder einmal musste ein neuer Chefredakteur für das PERRY RHODAN MAGAZIN gefunden werden, und die Wahl fiel auf Hans-Jürgen Frederichs, der mit der Herausgabe des unter seiner Regie professionell erschienenen Magazin ANDROMEDA des »Science Fiction Club Deutschland e.V.« schon erste Erfahrungen in diesem Metier gesammelt hatte.
Ein nicht realisiertes Handlungskonzept
Band 1000, dessen Erscheinen mit dem ersten PERRY RHODAN WeltCon in Mannheim gefeiert worden war, ist zweifellos ein Meilenstein der großen deutschen SF-Serie. Doch die Idee dazu ist, wie bei vielen literarischen Projekten, langsam entstanden, wobei andere Handlungskonzepte, die ebenfalls die Serie auf interessante Weise weiterentwickelt hätten, verworfen wurden.
Ein sehr spannendes verfasste William Voltz am 26. und 27. Juni, in dem er, weit vorausplanend, wie er nun einmal war, nicht nur das Konzept der laufenden Handlung bis Band 999, sondern weit darüber hinaus entwarf – und das mit dem, was dann tatsächlich offizielle PERRY RHODAN-Historie wurde, immer weniger gemein hatte, je weiter es sich vom Ausgangspunkt entfernte.
Essay: PERRY RHODAN
1. Teil – Konzeption der Bände Nr. 850 – Nr. 999
2. Teil – Handlungsabriss der Bände Nr. 1000 – ca. 1200
Von William Voltz
1.Teil – Konzeption der Bände Nr. 850 – 999
a) Handlungsarm Perry Rhodan
Perry Rhodan befindet sich in Gefangenschaft von BULLOC, der vierten Inkarnation der Superintelligenz BARDIOC. Nach einer sechs Monate währenden Reise in der Energiesphäre BULLOCs kommt Perry Rhodan auf der Heimatwelt BARDIOCs an.
Perry Rhodan ist seelisch und körperlich erschöpft. Er verlässt die Sphäre und findet eine phantastische Welt vor. Es wimmelt von raumfahrenden Fremdintelligenzen, in erster Linie Hulkoos, die einzig und allein damit beschäftigt sind, eine planetenumspannende gehirnähnliche Wucherung zu pflegen und zu betreuen: BARDIOC!
Rhodan beobachtet, dass auf bestimmten Bäumen gehirnähnliche Ableger regelrecht abgeerntet und an Bord von Hulkoo-Schiffen gebracht werden. Das sind die Kleinen Majestäten, die von den Hulkoos auf andere Planeten gebracht werden, so dass sie dort mit ihren hypnosuggestiven Impulsen die einheimischen Zivilisationen unterjochen und in den Dienst BARDIOCs stellen.
Von BULLOC erfährt Rhodan die Geschichte BARDIOCs, die für die Weiterentwicklung der Serie von großer Bedeutung ist:
In ferner Vergangenheit kamen sieben Fremde in unseren Bereich des Universums. Sie erschienen im Auftrag einer auch ihnen unbekannten Macht. Jeder dieser sieben Fremden besaß ein unvorstellbar großes und wunderbares Raumschiff, das mit Lebenssporen beladen war. Der Auftrag der Fremden bestand darin, die Sporen an Bord des Schiffes in unbelebte Gebiete der Galaxien zu bringen und auf diese Weise für die Verbreitung von Leben zu sorgen.
Einer der sieben Fremden war Bardioc. Er lehnte sich gegen die sechs anderen auf, um sich einen eigenen Machtbereich zu schaffen, So versteckte er sein Sporenschiff, die PAN-THAU-RA (später wird daraus PANDORA werden).
Indessen lief die Stufe zwei im Entwicklungsplan der Fremden an. Sie schufen den Sternenschwarm (Perry Rhodan Nr. 500 – 569), der auf einer langen Reise durch die Galaxien Intelligenz unter den gerade entstehenden Lebensformen verbreiten sollte.
Wieder griff Bardioc negativ ein. Er sorgte dafür, dass der Schwarm in die Hände krimineller Mächte geriet und umgepolt wurde.
Nun verbreitete der Schwarm mit Hilfe seiner Emotio-Strahlung Dummheit in den Galaxien.
Die sechs Fremden erkannten Bardiocs Verrat. Sie beschlossen, ihn zu bestrafen. Sein Gehirn wurde lokalisiert und auf einen fernen Planeten verbannt. Es wurde in einem Lebenserhaltungssystem aufbewahrt.
Die pervertierten Zellen von Bardiocs Gehirn entwickelten jedoch eine Säure, die den Behälter zerfraß. So konnte das Gehirn ins Freie gelangen, wo es eine Symbiose mit der Natur des Planeten einging. Zuerst vereinigte es sich mit ein paar Pflanzen, dann wuchs es und wucherte, bis es immer größer wurde und die Symbiose auf den gesamten Planeten ausdehnen konnte.
So wurde Bardioc zu der Superintelligenz BARDIOC.
Mit Hilfe seiner PSI-Strahlung lockte er eines Tages erste Hulkoo-Schiffe auf seinen Planeten und so begann die Ausdehnung seiner Mächtigkeitsballung. Bei seiner Expansion stieß er schließlich an die Grenzen des Machtbereichs einer anderen Superintelligenz: der Kaiserin von Therm.
Perry Rhodan ist unterdessen ein Verbündeter der Kaiserin von Therm geworden.
Lange Zeit trug er ihren Kristall. Sein einziges erklärtes Ziel ist es jedoch, den Ausbruch eines totalen Konflikts zwischen beiden Superintelligenzen zu verhindern.
Kurze Zeit, nachdem er auf BARDIOCs Welt ist, machte Perry Rhodan die Feststellung, dass dieses seltsame Wesen schläft. Es schläft und erleidet Albträume. So ist es im Grunde genommen für sein Tun nicht verantwortlich zu machen.
Alles, was BARDIOC tut, ist ein Produkt seiner Albträume. Rhodan erkennt, dass BULLOC sich gegen BARDIOC auflehnen und ihn töten will. BULLOC ist durch und durch bösartig, ihn wird Rhodan kaum besiegen können.
Rhodan weiß, dass es nur eine Rettung gibt: BARDIOC muss aufgeweckt werden, bevor BULLOC die zentrale Stelle des Planetenhirns findet und abtötet.
Gleichzeitig aber erkennt BULLOC, dass Rhodan seinen Plan durchschaut hat, und macht Jagd auf ihn.
Rhodan muss sich in die Symbiose von BARDIOC integrieren, um BULLOC zu entkommen und BARDIOC aufzuwecken.
Rhodan schläft in der Symbiose ein und wird zu einer neuen Traumfigur für BARDIOC.
Rhodan erscheint BARDIOC »im Schlaf«. Auf diese Weise kann er ihn tatsächlich aufwecken. BARDIOC erwacht und begreift, was er alles angerichtet hat.
Zunächst einmal wird BULLOC ausgeschaltet, dann erklärt BARDIOC sich bereit, Rhodans Friedensbemühungen zu unterstützen. An Bord der SOL, die inzwischen angekommen ist, und an Bord von zahlreichen Schiffen der Hulkoos wird Gehirnmasse BARDIOCs geladen und zur Kaiserin von Therm gebracht.
Dort gelingt es Rhodan, die beiden Superintelligenzen zu einem Experiment zu überreden, das letztlich gelingt: Die Kaiserin von Therm, dieser Kristallplanet, geht eine Symbiose mit BARDIOC ein. Durch die Vereinigung der beiden Superintelligenzen ist der Frieden zwischen beiden gewährt …
Doch der ruhelose Rhodan hat schon wieder anderes im Sinn. Von BARDIOC kennt er die Koordinaten des versteckten Sporenschiffs PAN-THAU-RA. Er fliegt mit der SOL in dieses Gebiet, dort wird er eine doppelte Überraschung erleben (siehe weiter unten).
b) Handlungsarm Fernraumschiff SOL
Die Zahl der an Bord des Riesenschiffs Geborenen nimmt ständig zu, die der Terrageborenen ständig ab, so dass es nur normal ist, dass die Solgeborenen, die das Schiff als ihre Heimat ansehen, es auch als ihren alleinigen Besitz betrachten.
Hinzu kommt, dass ein Mann namens Gavro Yaal den Solgeborenen eine Idee suggeriert, die diese Menschen nur allzu gerne annehmen: Wenn wir, sagt Yaal, zwei Superintelligenzen befriedet haben, müssen wir selbst auf der nächsten Stufe der Entwicklung stehen!
Und wer als die Solgeborenen könnte die menschliche Superintelligenz sein?
Diese Wahnsinnsidee findet immer mehr Anhänger.
Als schließlich die PAN-THAU-RA gefunden wird, sehen Yaal und sein Gefolge dies als nur natürlich an und beschließen, die SOL als Beiboot in die riesige PAN-THAU-RA zu bringen. Fortan soll die PAN-THAU-RA ein standesgemäßer Sitz für die Solgeborenen sein, Natürlich sind damit weder Rhodan noch die Mitglieder der Expedition (siehe weiter unten) einverstanden.
Nun kommt Yaal auf die Idee, das gigantische Sporenschiff einfach zu entführen …
c) Handlungsarm Terra
Nachdem die Erde wieder im Solsystem steht, sind die Menschen bemüht, die Lage zu stabilisieren. Sammlerschiffe sind unterwegs, um die in der Galaxis verstreuten Menschen zu suchen und heimzuholen (siehe Handlungsarm e) Sammlerschiffe).
Auf der Erde beginnt eine neue politische Ära. Die LFT (Liga Freier Terraner) wird langsam geschaffen. Ihr steht ein Erster Terraner vor, der uns wohlbekannte Zellaktivatorträger Julian Tifflor. In seiner Regierung befinden sich die Terranischen Räte, die je nach ihren Ressorts z.B. »Terranischer Rat für Wissenschaften« usw. genannt werden.
Eine schnelle Konsolidierung ist notwendig, denn die in der GAVÖK vereinigten Fremdvölker schielen bereits wieder misstrauisch und streitbereit auf die Erde.
Lediglich die von den Terranern hochgespielte Gefahr der Molekülverformer hält einzelne GAVÖK-Völker davon ab, die Koalition bereits jetzt zu verlassen. Die Terraner gehen also daran, die Molekülverformer zu hegen und zu pflegen.