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Interessant, dass du doch deutlich in Distanz zu PERRY RHODAN gehst – gerade, wenn man deine urtypisch »rhodanesken« Arbeiten Shift und Korvette (Neukonstruktion) aus den PR-Sonderheften betrachtet.
Ich hatte meinen Adlatus Ralf, einem Freund aus der Abi-Zeit, der mir als verschworener RHODAN-Freak von Anfang an immer gerne die notwendigen Daten lieferte. So entwarf ich also an einem Nachmittag den »Redhorse- Jäger« (und ich meine ehrlich, ich hatte da den Gaussi- Jäger zumindest bewusst schon wieder vergessen oder verdrängt). Hatte ich bisher immer sorgfältig tagelang mit Bleistift vorgezeichnet und dann Stück um Stück mit Rotring nachgearbeitet, so warf ich jetzt nur die Perspektive und ungefähre Abmessungen Freihand mit Bleistift aufs A2-Papier, um dann sofort mit Rotring und Edding loszulegen. Wobei diese Kombination im Original nie besonders gut aussah, denn der Rotring trocknete tiefschwarz, der Edding eher matt und gräulich.
Schade, dass bei dieser »integrativen« Zeichentechnik im Gegensatz zur »klassischen« Methode mit dem Abtuschen auf Transparentpapier die oft sehr ausdrucksstarke Bleistiftvorzeichnung vernichtet wird.
Nun, wie dem auch sei: das Ding wurde sehr schnell fertig, sah im Original ulkig und gar nicht mal schlecht aus. Und Ralf konnte mich nur mit Mühe davon abhalten, noch mehr Blödsinn einzubauen. Er prophezeite mir weise vorausschauend, ein schlimmes (Risszeichner)-Ende. Aber ich war nicht mehr zu halten: Das Ding musste auf den Postweg, mal gucken wie der Verlag reagiert … Ich könnte ja auch gerne wieder, falls gewünscht, was »Normales« zeichnen, dachte ich ganz naiv damals.
Als ob deine anderen RZs jemals »normal« gewesen wären …
Tja, das »Ding« wurde dann tatsächlich also gedruckt, ohne vorher mal nachzufragen, ob ich noch alle Tassen im Schrank hätte, oder ohne das »Ding« einfach kommentarlos zurückzuschicken mit der freundlichen Bitte, mich erst mal gründlich auszuschlafen und dann noch mal anzurufen … Ich hätte es verstanden. Den Mut des nun Verantwortlichen in der Redaktion – ich habe heute keine Ahnung mehr, wer das war – bewundere ich ehrlich, die »etablierten« RHODAN- Leser mit dieser »ernstgemeinten Spaßnummer« von einem Raumvogel zu düpieren. Immerhin war ich bis dahin nur im PERRY RHODAN-Magazin gedruckt worden.
Also meines Wissens war Willi Voltz doch zu dieser Zeit der dafür Verantwortliche. Ich kann mich an ein Risszeichnertreffen im Oktober 1982 bei Willi in Heusenstamm erinnern – für mich damals ein Ritterschlag, dabei sein zu dürfen –, bei dem du auch gewesen bist und noch faszinierendere Arbeiten präsentiert hast.
Aber neben diesem Gag und all dem Spaß, den Ralf und ich damit hatten, bleibt für mich bis heute der durchaus ernst zu nehmende Hintergrund und Anlass für diese Zeichnung, das eigentliche Unvermögen, sich wirklich vorzustellen, wie solche Fahrzeuge in ein- oder zweitausend Jahren aussehen und funktionieren mögen. Wer sich einen Raumjäger als perfektionierten Düsenjäger vorstellt und einen Raumkreuzer als Weltkriegsschlachtschiff mit Laserkanonen und großen Heckflossen, begeht m. E. den gleichen Fehler wie die phantastischen Autoren des 18. bzw. 19. Jahrhunderts, die auch nur ihre Kenntnisse von Technik lediglich in die Zukunft umsetzten. Wobei Jules Verne der Sache noch am nächsten kam, aber letztlich ja auch der Ästhetik seiner Zeit verhaftet blieb.
In diese Kerbe haut auch das Leitmotiv dieses Blogs: »Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.« (Arthur C. Clarke)
Aber andere – und vielleicht bessere – Risszeichner als ich erkannten das ja auch, setzen diesen Gedanken aber vielleicht etwas »sozialverträglicher« (sprich »serienverträglicher«) um.
Jedenfalls war meine kurze Karriere als »Shooting-Star« der RZ-Szene (vom »technisch und zeichnerisch höchst begabten Leser«, siehe PERRY RHODAN-SONDERHEFT Nr. 1, hin zum Sündenfall der Szene mit anschließendem »Rauswurf«) damit im Großen und Ganzen beendet. Eine Zeichnung konnte ich noch – ohne großen Erfolg offensichtlich – unterbringen (»Raumschiff der Namenlosen«, PR 1123); der RZ-Zeichnerclub reagierte, soweit ich mich erinnere, gar nicht mehr auf mich bzw. ließ mich ab da links liegen … Dann war’s das für mich wohl gewesen mit PERRY RHODAN.
Ich kann nicht bestätigen, dass du wegen des »Redhorse-Jägers« auf eine schwarze Liste gekommen wärest. Im Übrigen war der der Konsens schon ab Mitte 1983, dass diese RZ ein wichtiger Meilenstein für das Genre gewesen ist – vielleicht vergleichbar mit dem Punk-Klassiker »Never Mind the Bollocks« der Sex Pistols.
Viel mehr bleibt nicht zu sagen – dass der gute alte »Redhorse-Jäger« offensichtlich eine sehr kontrovers geführte Diskussion auslöste, finde ich im Nachhinein – ich erfuhr erst Jahre später zufällig davon, als mich das alles längst nicht mehr interessierte – eigentlich gar nicht schlecht.
Irgendwann in diese Zeitspanne fiel – soweit ich es erinnere – der für mich und wohl auch viele andere unerwartete und sehr bedauerliche Tod meines Mentors Willi Voltz. Er war ein sehr sympathischer, zurückhaltender und intelligenter Mann, den ich damals sehr mochte und bewunderte.
Aber zu dem Zeitpunkt lockten schon ganz andere Aufträge und – im wahrsten Sinne – neue »Perspektiven«.
TERRA ASTRA – Die letzte Inkarnation
Im Laufe der Jahrzehnte hatte sich still und leise ein Wandel in der Grundkonzeption der TERRA-Reihen vollzogen. Die erste, die Original-TERRA-Reihe, war noch darauf konzentriert gewesen, zusammen mit dem später gestarteten TERRA SONDERBAND dem deutschen Leser neben günstigen Leihbuch-Nachdrucken oder Originalromanen deutschsprachiger Autoren die ganze Vielfalt der angloamerikanischen SF nahezubringen, was wegen der Umfangbegrenzung auf 64 bzw. 96 Seiten bei den ausländischen Titeln fast immer nur mit teilweise erheblichen Kürzungen möglich war. Der Siegeszug des Taschenbuchs brachte es dann in den 1960er Jahren mit sich, dass sich die Veröffentlichung fremdsprachiger Autoren mehr und mehr dorthin verlagerte, wo Texteingriffe, falls umfangmäßig erforderlich, in der Regel nicht so gravierend waren. Mit dem Start der Zusatzreihe TERRA EXTRA war dann eine Veröffentlichungsplattform für die früheren Romane deutscher Autoren, vor allem aus der Autorenriege von PERRY RHODAN, geschaffen worden, und als TERRA und TERRA EXTRA schließlich 1971 zu TERRA NOVA fusioniert wurden, vereinigte die neue TERRA-Inkarnation neben Neuherausgaben angloamerikanischer Titel beides: die Publikation sowohl früherer Texte deutscher Autoren als auch Romane und Kurzgeschichten von hoffnungsvollen Newcomern, die sich hier für »höhere Weihen«, also den Einstieg zunächst bei ATLAN als auch schließlich als krönenden Höhepunkt die Aufnahme ins Autorenteam von PERRY RHODAN, qualifizieren mussten. Und TERRA ASTRA als direkte Nachfolgerin von TERRA NOVA erfüllte genau den gleichen Zweck.
Dass das Taschenbuch den Heftroman als Massenpublikation ablöste, hatte einen dramatischen Einfluss auf die gesamte Marktsituation. Die Verkaufszahlen bei den Heftromanen gingen signifikant zurück, und das hatte zur Folge, dass in der Spannungsliteratur das große Romanheftsterben begann. Etliche Verlage verschwanden im Zuge dieser Marktbereinigung total von der Bildfläche, wie etwa der Kölner Marken-Verlag, andere verlegten sich darauf, kostengünstig immer wieder frühere Romane neu herauszubringen, oftmals unter Verwendung der alten Druckunterlagen, wie der Hamburger Kelter-Verlag, oder sie wurden von anderen Verlagen »geschluckt«, wie der ebenso wie Pabel-Moewig in Rastatt ansässige Zauberkreis Verlag.
Auch bei Pabel-Moewig blieben diese Vorgänge nicht ohne Wirkung. Im Verlauf der 80er Jahre mussten zahlreiche Objekte, die früher Stützen des Verlagsgeschäfts gewesen waren, aus kalkulatorischen Gründen vom Markt genommen werden, wie die Seefahrer-Serie SEEWÖLFE oder KOMMISSAR X und DIE SCHWARZE FLEDERMAUS, zwei Krimi-Klassiker mit Kultstatus. Zu Beginn der 80er Jahre jedenfalls war die Welt noch in Ordnung, zumindest was die SF-Hefte des Verlags betraf. Aber für TERRA ASTRA war 1981 das letzte Jahr, in dem noch Woche für Woche ein neuer Titel auf den Markt gebracht wurde. Mit Jahresbeginn 1982 musste auch hier den veränderten Marktbedingungen Rechnung getragen und die Reihe auf vierzehntägliches Erscheinen umgestellt werden.
In diesem letzten »normalen« Jahr wurde TERRA ASTRA eindeutig von Originalromanen und deutschen Erstveröffentlichungen dominiert. Neben zwölf neuen Romanen zur Serie ORION gab es 28 weitere neue Titel, 25 davon von deutschen Autoren. Die Nase vorne hatten der damals nur bei ATLAN mitschreibende Arndt Ellmer und Andreas Werning, Pseudonym von Andreas Brandhorst, der unter Andreas Weiler bei den TERRANAUTEN mitarbeitete und im neuen Jahrtausend zwei Romane zu den PR-Taschenbuch-Zyklen LEMURIA und PAN-THAU-RA beisteuerte, mit jeweils fünf Heften. Arndt Ellmer publizierte den »Louden«-Zweiteiler »Einsatz in Louden« und »Der Kaiser von Louden«, die Storysammlung »Die Osterinvasion« und die ersten beiden Romane seines STERNENKINDER-Zyklus: »Das Geheimnis der Taggari« und »Der Kopfjäger von Rykvar«. Andreas Werning publizierte die jeweils zusammengehörenden Hefte »Zwischen Gestern und Morgen« und »Leclerc, der Ketzer«, »Pfad in Nichts« und »Planeten-Odyssee« sowie den Einzelroman »Rendezvous mit der Hölle«. Jeweils drei Romane steuerten Falk-Ingo Klee und Wilfried Hary bei, jeweils zwei Titel stammten von Peter Griese und L.D. Palmer alias Uwe Anton, späterer PR-Autor und Expokrat. Mit einem Roman waren Wolfgang Sternbeck, Michael Sullivan, Iris Kruse, Michael Nagula und Peter Terrid (17. Roman um die TIME SQUAD) vertreten. Die Bestseller, die neu aufgelegt wurden, dominierte Ernst Vlcek mit nicht weniger als neun Bänden, einer stammte von H.G. Ewers. Auf den von Günter M. Schelwokat zusammengestellten Leserkontaktseiten, dem »Terra Astra Report«, fanden sich neben den vierwöchentlichen Vorschauen auf die kommenden SF-Publikationen Artikel von Falk-Ingo Klee, Michael Adrian, Peter Griese, Michael Nagula und Manfred Riepe, Rezensionen vom Chronisten dieses Bandes, der auch ein Autorenporträt von H. Kenneth Bulmer lieferte, und ein Bericht vom 19. SF-Filmfestival in Triest von Walter Ernsting. Arndt Ellmer stellte sich selbst in Wort und Bild vor, und William Voltz berichtete über den Start des neuen ATLAN-Zyklus DIE SOLANER.
Bei den nach wie vor von PERRY RHODAN-Autor H.G. Ewers exposémäßig gesteuerten ORION-Romanen, die seit Band 82 keine eigene Reihe mehr hatten und in vierwöchentlichem Rhythmus wieder in TERRA ASTRA liefen, war Horst Hoffmann für die Leserbetreuung zuständig. Er brachte auf seinen Report-Seiten nicht nur Leserbriefe – wobei er auch vor dem Abdruck von sehr kritischen Meinungen nicht zurückschreckte –, sondern auch den Kurzroman »Todesunternehmen Karo Acht« des Lesers Bernard Lohner um die Crew des Schnellen Raumkreuzers und einige auch von den ORION-Lesern hochgeschätzte Risszeichnungen, und zwar vom Großen Schiff der Dara, dem RUN-WAAGO der Anchorannies, einem Raumschiff der Vorthianer, von THORS HAMMER, dem SPACE CRUDE CARRIER (SCC) und vom Expeditionsraumschiff MAAGAN. Die Romane stammten ausschließlich von Autoren, die auch an ATLAN und/oder PERRY RHODAN mitschrieben, und zwar von H.G. Ewers, Harvey Patton, Hans Kneifel und Horst Hoffmann, der auch zwei Jugendabenteuer der Crew verfasste.
1 GMS = Abkürzung für Redakteur Günter M. Schelwokat
2 Siehe auch Kurzbiografie von Michael Nagula in Perry Rhodan-Chronik Band 1.
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