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Dass die Gefährdung junger Mädchen ein weltweites Problem ist, wurde in zahlreichen internationalen Übereinkommen und Konferenzen thematisiert:
Das Aktionsprogramm der Internationalen Konferenz über Bevölkerung und Entwicklung (ICPD) hat in Kairo im Jahr 1994 auf die Bedürfnisse, Rechte und die besondere Schutzbedürftigkeit Jugendlicher hingewiesen.
Die Millenniums-Entwicklungsziele (Millennium Development Goals/MDGs) beinhalten die Forderung nach Gleichstellung der Geschlechter und Stärkung der Rolle der Frauen, nach Maßnahmen zur Verbesserung der Müttergesundheit und zur Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria und anderen Krankheiten.3
3 Nach: http://www.gtz.de/de/themen/soziale-entwicklung/gesundheit-bevoelkerung/7824.htm
Mitten in der Gesellschaft, mitten im Zentrum der Stadt Medellín leben und arbeiten, doppelt ausgegrenzt und tabuisiert, die Minderjährigen unter den Prostituierten. An der Avenida Prado sind tagtäglich dreißig bis vierzig Jungen und Mädchen zu beobachten, die dort herumstreunen. Die Jungen überleben durch Diebstahl und Verkauf von Drogen, die Mädchen schaffen an. Jeder weiß, was sie hier tun. Die Bewohner der Gegend, die Händler in den Geschäften und auf der Straße, die Passanten, die Polizei, die Ordnungskräfte in ihren Uniformen mit der Aufschrift espacio público – alle wissen Bescheid. Man sieht es an den Blicken der Mädchen in ihren kurzen Röcken und engen Blüschen, was sie wollen. Wenn sie einen Freier gefunden haben – es sind Männer jeden Alters, die hier bedient werden –, gehen sie voran, erkunden, wo gerade ein Zimmer frei ist, im Hotel, in dem sie wohnen, oder nebenan, der Freier folgt in gebührendem Abstand, und hinter ihnen fällt das eiserne Gitter ins Schloss. Wenn man von den erwachsenen Prostituierten nichts weiß, nichts von ihrem Alltag, ihrem Geschick, ihren Gefühlen und Wünschen, so weiß man erst recht nichts von den Mädchen, die demselben Gewerbe nachgehen. Das Tabu der Erwachsenenprostitution wird um ein Vielfaches überboten vom Geheimnis der Kinderprostitution. Der Umgang mit Prostituierten ist nicht jedermanns Sache, Geschlechtsverkehr mit Kindern aber ist ein Verbrechen.

Die kolumbianischen Medien berichten, dass sich die Zahl der Kinderprostituierten in Medellín in den letzten Jahren vervielfacht habe. Dasselbe gelte für die Hauptstadt Bogotá, im Übrigen auch für die anderen großen Städte des Landes. Die attraktivsten Länder Lateinamerikas werden von Sextouristen aus den USA und Europa überschwemmt. Dort wo der Fremdenverkehr blüht, bestreiten unzählige junge Frauen und Kinder ihren Lebensunterhalt, indem sie Fremden nicht nur sich selbst, sondern auch Rauschgift verkaufen.
In der Dominikanischen Republik soll es 60 000 minderjährige Mädchen im Alter ab sieben Jahren geben, die in der Prostitution und für pornographische Zwecke ausgebeutet werden. In Brasilien, wo angeblich zwischen 500 000 und zwei Millionen Kinderprostituierte tätig sind, bieten Scharen von Mädchen ihre Dienste in Massageclubs an. In Rio de Janeiro wird das touristische Sexgeschäft von Kartellen organisiert, die über Scharen von Kindern zwischen acht und fünfzehn Jahren verfügen. Im bitterarmen Haiti stehen junge Mädchen in unbegrenzter Anzahl für sexuelle Dienstleistungen an Ausländern zur Verfügung. Auch an der kolumbianischen Atlantikküste soll es genau so zugehen: »Sextourismus ist in Cartagena eine regelrechte Industrie.«1 Kinderprostitution ist aber kein exklusiv lateinamerikanisches Phänomen. Sie ist weltweit auf dem Vormarsch.

1 Siehe http://tdh.ch/de/news/15-jahre-gefangnis-erstmals-auslandischer-padophiler-sex -tourist-verurteilt
Weitere Informationen zum Thema Kinderprostitution:
in Kolumbien:
Alianza por la Niñez Colombiana: http://es.wikipedia.org/wiki/Alianza_por_la_Ni%C3%B1ez_Colombianaution;
Abuso sexual: http://www.monografias.com/trabajos14/explosexinf/explosexinf.shtml;
La niñez colombiana en cifras. Unicef Fondo de las Naciones Unidas para la infancia. Oficina de Area para Colombia y Venezuela, Noviembre de 2002
William Mejía Ochoa: La utilización de niños, niñas y adolescentes en la prostitución en el departamento de Risaralda. Avances de un estudio sobre la Explotación Sexual Comercial de Niños, Niñas y Adolescentes – ESCNNA – y la trata de menores en Colombia, Risaralda 2006
weltweit:
ECPAT: http://www.ecpat.net/EI/index.asp
Kinderprostitution, Kinderpornografie, Kinderhandel: http://www.unicef.de/fileadmin/mediathek/download/I_0082.pdf
UNICEF: www.unicef.org; http://www.voicesofyouth.org/
BMGFJ-Kinderrechte-Website: http://www.kinderrechte.gv.at/
Tipps für Kinder, Jugendliche, Lehrer und Eltern: http://www.saferinternet.at/
Verhaltenskodex: www.thecode.org
Welttourismusorganisation: www.unwto.org/protect_children/
Bibliographie: http://www.dji.de/izkk/IzKK_Literaturliste_Kinderhandel.pdf
Nach Schätzungen von UNICEF sind jährlich Millionen Mädchen und Jungen betroffen. In Südafrika sollen es 30 000 Minderjährige sein, die sich prostituieren, die Hälfte von ihnen Kinder unter 14 Jahren. In Mosambik haben sich Soldaten der UN-Friedenstruppen der sexuellen Ausbeutung von Kindern schuldig gemacht. In Gambia stehen junge Männer europäischen Frauen für sexuelle Dienste zur Verfügung. Auf dem afrikanischen Kontinent ist der Glaube verbreitet, dass der Geschlechtsverkehr mit Kindern vor der Ansteckung mit dem HI-Virus schütze. Deshalb machen sich Männer auf die Suche nach minderjährigen Geschlechtspartnerinnen. In Wirklichkeit infizieren sich Kinder besonders leicht. Stark gefährdet sind Aidswaisen, denen als einzige Verdienstmöglichkeit zum Überleben die Prostitution bleibt.
Netzwerke der Ausbeutung
Sexuelle Ausbeutung von Kindern ist ein sich immer weiter ausdehnendes Phänomen, und es steht in einem direkten Zusammenhang mit der nationalen Entwicklung eines Landes und der globalen Veränderung unserer Welt. In einigen Teilen der Welt brechen die Familien und die sozialen Netzwerke aufgrund zunehmender Armut, aber auch wegen des Zusammenbruchs gesellschaftlicher Strukturen infolge bewaffneter Konflikte, sozialer Unruhen, Naturkatastrophen oder der Auswirkungen von HIV und Aids immer öfter auseinander (…)
Es hat den Anschein, als wäre die sexuelle Ausbeutung von Kindern einem dauernden geographischen Wandel innerhalb der Länder, aber auch über die Landesgrenzen hinweg und zwischen den Weltregionen unterworfen (…) Die Auflösung sozialer Schutzmechanismen verstärkt auch das Risiko für Kinder und Jugendliche, innerhalb der eigenen Familie oder Gemeinschaft Opfer von sexuellem Missbrauch und Ausbeutung zu werden (…) Die steigende Mobilität und der vereinfachte Zugriff für die Täter erhöhen das Missbrauchsrisiko für Kinder durch Kinderprostitution, Kinderhandel und Kinderpornographie.
UNICEF-Report 20091
1 Quelle: UNICEF-Report 2009, Frankfurt a. M. 2009, S. 79ff.
Aktuelle Schätzungen: In Asien soll es mehr als eine Million Personen geben, darunter junge Frauen, Kinder und Jugendliche, die ihr Auskommen in der Prostitution suchen. Auf den Philippinen sind angeblich 60 000 bis 100 000 Kinder in der Sexindustrie tätig. Berüchtigt sind die südasiatischen Länder Bangladesch, Indien, Nepal, Pakistan und Sri Lanka, wo religiöse Traditionen die Prostitution Tausender Kinder legitimieren. Armut, Diskriminierung und sexuelle Ausbeutung von Frauen und Kindern gehen in Indonesien, China, Vietnam, Kambodscha, Laos, Taiwan und Birma Hand in Hand. Der lebhafteste Handel mit Kinderprostituierten findet im Süden und Südosten Asiens statt.
In Osteuropa sieht es in dieser Hinsicht nicht viel besser aus als in Afrika und Lateinamerika. In Russland, der Tschechischen Republik, Polen und Rumänien werden Frauen und Minderjährige von ausländischen Sextouristen ausgebeutet. Zwischen Surinam und Holland soll ein reger Frauen- und Mädchenhandel stattfinden, der für den Nachschub von Prostituierten nach Europa sorgt. Dabei sind Netzwerke aktiv, die die Verbindung zwischen Uruguay (Montevideo) und Italien (Mailand) aufrechterhalten. In Italien leben angeblich 18 000, vielleicht sogar 25 000 minderjährige Prostituierte ohne Aufenthaltsgenehmigung. In Rom hat man angeblich 3000, in Mailand 2000 ausländische Prostituierte gezählt. Die meisten jungen Prostituierten in Rom, Mailand und Neapel kommen aus Albanien, dem ehemaligen Jugoslawien und aus Nigeria. Unter sie mischen sich junge Peruanerinnen, Polinnen und Kolumbianerinnen. Auch in Deutschland expandiert der Markt für die sexuelle Ausbeutung von Kindern.
Kinderprostitution an der deutsch-tschechischen Grenze
Die Mädchen und Jungen halten sich an Tankstellen, Bushaltestellen oder Raststätten auf. Innerhalb der Ortschaften findet man sie auch in Parks, vor Supermärkten und Eingängen von Spielhallen, am Bahnhof oder in Hauseinfahrten. In einer Kleinstadt wurde beobachtet, wie sich Kinder an den Fenstern bordellähnlicher Einrichtungen präsentierten. In manchen Straßenvierteln warten die Kinder in Autos oder am Fenster von Wohnhäusern auf die Sextouristen. Auch Frauen mit Kleinkindern oder sogar Säuglingen auf dem Arm halten hier Ausschau nach Sextouristen.
Säuglinge und Kinder bis zum Alter von etwa sechs Jahren werden den Sextouristen meist von Frauen angeboten. Kinder ab etwa sieben Jahre werden oft von männlichen Jugendlichen oder Erwachsenen begleitet. Auf Parkplätzen oder vor Supermärkten fallen immer wieder kleine Kinder auf, die nur deutsche Männer ansprechen: (»Kannst du mich ein bisschen mitnehmen?«) und um Geld oder Essen betteln (»Kannst du mir ein Eis kaufen?«). Viele steigen bei deutschen Sextouristen ins Auto und fahren mit ihnen weg. Die größeren Kinder ab etwa acht Jahren verhandeln oft wie selbstverständlich über Preise und Sexualpraktiken. Sie bieten sich an mit Fragen wie »Willst du Sex? Willst du blasen? Willst du ficken?« Die Männer fahren mit ihren Opfern fast immer allein im Auto zu Orten, die sie »Strichplätze« nennen, damit sie die Kinder dort unbeobachtet missbrauchen können. Diese Plätze befinden sich an Stadträndern, in nahe gelegenen Waldstücken, in der Nähe von Parkanlagen und abgelegenen Garagen oder in unbelebten Seitenstraßen. Oder die Peiniger gehen mit ihren Opfern – manchmal in Begleitung des Zuhälters – in eine Wohnung in der Nähe des Standplatzes. (…)
Als Bezahlung erhalten die Kinder meist fünf bis 25 Euro. Manchmal gibt es auch nur Süßigkeiten. Einige Sextouristen gehen mit den Kindern auch zum Essen oder unterstützen die Familien materiell. »Der K. schläft manchmal bei uns, und dann geht der mit meiner Mutter einkaufen«, berichtet Petr, 13. (…) Der elfjährige Antonin erzählt im Interview: »Ein Deutscher hat mich im Auto gefesselt und mir den Mund zugeklebt.« (…)
Die beobachteten Zuhälter kommen aus Tschechien oder der Slowakei, vereinzelt gab es männliche vietnamesische Zuhälter. (…) Oft sind die Zuhälter Verwandte der Opfer: Mütter, Großmütter, andere Familienangehörige oder auch Bekannte der Familie. Einige der Mütter arbeiten auch selbst als Prostituierte. »Meine Mama hat mir gesagt, wie ich das machen muss«, erklärt die zehnjährige Iveta im Interview. Auch ältere Kinder, die schon länger in der Prostitution arbeiten, werden oft als Aufpasser eingesetzt, oder sie müssen die Jüngeren anlernen. Schon 13-Jährige vermitteln jüngere Kinder. (…)
Die Täter sind vorwiegend deutsche Sextouristen aus den angrenzenden Regionen der Bundesländer Bayern und Sachsen – erkennbar an den Autokennzeichen. Immer häufiger kommen aber auch Wagen aus ganz Deutschland, aus Österreich und Italien. Auch US-amerikanische Kennzeichen wurden beobachtet. Die Sextouristen reisen fast immer alleine an – meist mit Mittel- und Oberklassewagen, manchmal auch in Kleinbussen mit verdunkelten Scheiben. Ihr Alter liegt zwischen 18 und 80 Jahren (…).
Kinder aus anderen Regionen der Tschechischen Republik und aus mittel- und osteuropäischen Staaten werden in die Grenzregionen oder von dort aus nach Deutschland verkauft, um sie sexuell auszubeuten. So wurden in der Grenzregion Kinder aus entfernten Regionen Tschechiens, aus der Slowakei und weiteren Ländern, zum Beispiel Moldawien, Ukraine, Litauen und Weißrussland, beobachtet und befragt. Ihre Aussagen sowie insbesondere die Interviews mit erwachsenen Prostituierten machen deutlich, dass Zuhälterbanden systematisch Minderjährige in die deutsch-tschechische Grenzregion verschleppen und zur Prostitution zwingen.
Cathrin Schauer1
1 Cathrin Schauer: Kinder auf dem Strich – Bericht von der deutsch-tschechischen Grenze, hg: UNICEF Deutschland, ECPAT Deutschland, Bad Honnef 2003.
Naturgemäß sind Kinderprostitution, Pornographie und Menschenhandel aufs lukrativste miteinander verbunden. Nach einer UN-Studie aus dem Jahr 2006 werden im Jahr weltweit 1,2 Millionen Kinder Opfer von Menschenhändlern, die sie wie eine Ware verkaufen und als Arbeitssklaven schuften lassen. Allein in West- und Zentralafrika sollen nach Angaben von UNICEF jährlich 200 000 Kinder zu Opfern von Menschenhändlern werden. Nach ECPAT2 bringt das Geschäft mit Kinderprostitution und Kinderpornographie jährlich zwölf Milliarden US-Dollar, der Menschenhandel sieben bis zehn Milliarden US-Dollar ein.3 Die Internationale Organisation für Migration (http://www.iom.int/germany/) schätzt, dass die sexuelle Ausbeutung von Kindern mehr Gewinn abwirft als das Geschäft mit Drogen.
2 Vgl. http://www.ecpat.net/EI/index.asp
3 Vgl. http://www.ecpat.de/index.php?id=15
Prostitution ist der Verkauf oder Kauf von sexuellen Handlungen, insbesondere von Geschlechtsverkehr. Bei diesem Tauschgeschäft sind neben der Prostituierten und dem Freier weitere Personen beteiligt: Zuhälter, Bordellbesitzer und die Sexindustrie. Sexuelle Ausbeutung hat viele Gesichter – Pornographie, Menschenhandel, Straßenstrich, Sextourismus. Prostitution und Menschenhandel hängen mit der Armut zusammen. Die Straßenkinder der Plazoleta Rojas Pinilla kommen aus armen Familien. Meist stehen die Mütter dem Haushalt alleine vor. Zerrüttete Familien, alkoholabhängige Eltern, Väter, die sich aus dem Staub gemacht haben: In dieser Situation bleibt mancher Mutter nichts übrig, als eines oder zwei ihrer Kinder wegzuschicken, damit sie auf der Straße für ihren Unterhalt selbst sorgen, wohl wissend, wo der Nachwuchs enden wird. Es sind oft die Kinder, die die aufgelaufenen Schulden ihrer Eltern abtragen müssen.
Die Prostitution von Erwachsenen berührt die Frage der Menschenrechte und der Diskriminierung von Frauen. Prostitution Minderjähriger, Kinderhandel und Kinderpornographie hingegen sind eindeutig und immer illegal. Sie brechen die allgemeinen Rechte von Kindern.
Kinderrechte und sexuelle Ausbeutung
Kinderhandel und kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern waren Thema von drei Weltkonferenzen – 1996 in Stockholm, 2001 in Yokohama und 2008 in Rio de Janeiro. Zahlreiche internationale Übereinkommen und Protokolle ächten die sexuelle Ausbeutung Minderjähriger. Die UN-Kinderrechtskonvention verlangt, dass Kinder, die in die Hand von Menschenhändlern gefallen sind, besonders geschützt werden. Die Konvention 182 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) aus dem Jahr 1999 bezeichnet sexuelle Ausbeutung als schlimmste Form der Kinderarbeit. Im Jahr 2000 forderte eine in Palermo beschlossene Vereinbarung die Strafverfolgung des Frauen- und Kinderhandels. In einem Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention, das im Januar 2002 in Kraft trat, verpflichteten sich die Unterzeichnerstaaten, Kinder wirksamer vor Kinderhandel, Prostitution und Pornographie zu schützen. 2003 fasste die Europäische Union einen Rahmenbeschluss zur Bekämpfung des Menschenhandels, der sexuellen Ausbeutung von Kindern und der Kinderpornographie. Im Jahr 2007 verabschiedete der Europarat das Abkommen zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung.
Aus dem Fakultativprogramm zum Übereinkommen über die Rechte des Kindes betreffend den Verkauf von Kindern, die Kinderprostitution und die Kinderpornographie1:
1 Quelle: http://eeas.europa.eu/human_rights/docs/report08_de.pdf; http://www.un.org/Depts/german/uebereinkommen/ar54263anlage2-oebgbl.pdf
Artikel 1
Die Vertragsstaaten verbieten den Verkauf von Kindern, die Kinderprostitution und die Kinderpornographie nach Maßgabe dieses Protokolls.
Artikel 2
Im Sinne dieses Protokolls bedeutet
a) »Verkauf von Kindern« jede Handlung oder jedes Geschäft, mit denen ein Kind gegen Bezahlung oder für eine andere Gegenleistung von einer Person oder Personengruppe an eine andere übergeben wird;
b) »Kinderprostitution« die Benutzung eines Kindes bei sexuellen Handlungen gegen Bezahlung oder jede andere Art der Gegenleistung;
c) »Kinderpornographie« jede Darstellung eines Kindes, gleichviel durch welches Mittel, bei wirklichen oder simulierten eindeutigen sexuellen Handlungen oder jede Darstellung der Geschlechtsteile eines Kindes zu vorwiegend sexuellen Zwecken.

Der sexuelle Missbrauch fügt Minderjährigen oft einen lebenslangen traumatischen Schaden zu. Wenn Kinderprostituierte in ihre Familien und in die Gesellschaft zurückkehren wollen, müssen sie feststellen, dass sie dort nicht willkommen sind. Wegen ihrer »schmutzigen Vergangenheit« werden sie lebenslang diskriminiert, ausgeschlossen und zurückgewiesen. Viele verzweifeln, werden depressiv oder neigen zur Selbsttötung.
3 Kindermütter:
Kinder, die Kinder bekommen
Immer mehr schwangere Mädchen
Seit einiger Zeit gibt es am Rojas-Pinilla-Platz und auf der Avenida El Prado immer mehr schwangere Mädchen. Dieselbe Beobachtung kann man auch in anderen Städten Kolumbiens machen, mehr noch, sie trifft offenbar für den ganzen Kontinent zu. Obgleich das Bevölkerungswachstum zurückgeht, steigt die Anzahl der Schwangerschaften Minderjähriger und der Kindermütter. Dasselbe Phänomen wird auch aus anderen Ländern und Kontinenten berichtet. Die Zunahme der Zahl schwangerer Minderjähriger und jugendlicher Mütter ist besonders in armen Bevölkerungsschichten zu beobachten. Die betroffenen Jugendlichen, die aus unterprivilegierten Familien stammen, haben oft eine geringere Schulbildung als ihre Altersgenossinnen, die erst später Nachwuchs bekommen.

Diese Zusammenhänge treffen bis zu einem gewissen Grad auch auf die Industriestaaten, selbst auf Deutschland zu. Überall ist das Bevölkerungswachstum rückläufig, aber die Abnahme der Geburten Minderjähriger fällt weniger stark aus.4 Bei den ganz jungen Müttern unter 17 Jahren steigt die Zahl der Schwangeren in letzter Zeit sogar an. Jährlich sind in Deutschland etwa 20 000 Jugendliche betroffen. Das sind drei Prozent aller Mädchen unter 18 Jahren. Der Anstieg der Geburten im Jugendalter, der der allgemeinen Tendenz der rückläufigen Geburtenzahlen entgegensteht, betrifft also hauptsächlich die Gruppe der minderjährigen Jugendlichen bis ins Alter von einschließlich 17 Jahren.
4 Vgl. Sabine Biel: Schwangerschaft im Jugendalter, o. O. (VDM Verlag), 2007.
Aus Europa und Lateinamerika liegen inzwischen Forschungsergebnisse vor, die diese Situation näher beleuchten: Offenbar erleben Minderjährige den ersten Geschlechtsverkehr häufig »völlig ungeplant und überraschend«. Das praktische Verhütungsverhalten hat sich demnach in den letzten Jahren nicht verbessert, sondern eher verschlechtert. Bis zu 20 Prozent der 14- bis 15-Jährigen benutzen bei der ersten sexuellen Begegnung überhaupt keine Verhütungsmittel.

Mehr Informationen zum Thema Schwangerschaften Minderjähriger:
Literatur:
Isabell Louis: Teenagerschwangerschaften – Ursachen, Problematik und Hilfe, München/Ravensburg 2008
Sigrid Weiser u.a. (Hg.): Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch bei minderjährigen Frauen. Teilstudie I. Soziale Situation, Umstände der Konzeption, Schwangerschaftsausgang. Ergebnisse einer Erhebung an 1801 schwangeren Frauen unter 18 Jahren, Hamburg und Frankfurt a. M., November 2006
Elka Thoss u. a.: Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch bei minderjährigen Frauen. Teilstudie I. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, ebenda
Anke Spies: Frühe Mutterschaft. Die Bandbreite der Perspektiven und Aufgaben angesichts einer ungewöhnlichen Lebenssituation, Hohengehren 2010
Carmen Elisa Flórez et al.: Fecunidad adolescente y desigualdad en Colombia y la Región de América Latina y el Caribe, Santiago de Chile 2006
Organismo regional andino de salud (ed.): El embarazo en adolescentes en la subregión andina, 2008
José Manuel Guzmán et al. (ed.): Diagnóstico sobre salud sexual y reproductiva de adolescentes en América Latina y el Caribe, México 2001
Links:
Mutterschaft Minderjähriger:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mutterschaft_Minderj%C3%A4hriger
http://www.eundc.de/pdf/40008.pdf
Teenager-Schwangerschaften in Berlin und Brandenburg:
http://www.sexualaufklaerung.de/cgi-sub/fetch.php?id=529
http://www.isp-dortmund.de/downloadfiles/Doku_Vortrag_Teenagerschwangerschaften_-_M._Gnielka.pdf
Schwangerschaften Minderjähriger. Hintergründe:
http://forum.sexualaufklaerung.de/index.php?docid=500
Je jünger die Schwangeren sind, umso häufiger kommt es zu Abtreibungen. Die Wahrscheinlichkeit einer Totgeburt ist bei Schwangeren in jungen Jahren größer als bei erwachsenen Frauen. Ihr Anteil beträgt bei Volljährigen durchschnittlich etwa 0,4 Prozent. Bei 17- bis 19-Jährigen nimmt die Rate leicht, bei noch jüngeren Müttern stark zu. Totgeburten machen bei Mädchen im Alter von 14 Jahren sogar bis zu 0,9 Prozent aus.
Hauptschülerinnen werden häufiger schwanger als Gymnasiastinnen. Letztere entscheiden sich allerdings öfter für einen Schwangerschaftsabbruch, während Haupt- und Realschülerinnen ihr Kind eher austragen. Möglicherweise erhoffen sich die jungen Frauen mit niedrigerem Schul- und Ausbildungsabschluss durch die Mutterschaft einen Zuwachs an gesellschaftlicher Anerkennung. Oft stammen minderjährige Mütter aus Familien, in denen sie Vernachlässigung, Scheidung der Eltern und Alkoholismus erfahren haben. Mädchen, deren eigene Mütter bei der Geburt noch sehr jung waren, neigen überproportional häufig dazu, selbst bereits als Jugendliche Kinder zu bekommen.
Der tendenzielle Rückgang des Bevölkerungswachstums ist ein weltweites Phänomen. Mit durchschnittlich 1,4 Kindern je Frau steht Deutschland mit an der Spitze dieser Entwicklung. In Asien ging die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau von 5,1 auf 2,6, in Lateinamerika von 5 auf 2,7 Kinder zurück. In den andinen Ländern Bolivien, Chile, Ecuador, Kolumbien, Peru und Venezuela nahm das Bevölkerungswachstum zwischen 1975 und 2005 um ein Drittel ab. Gleichzeitig (insbesondere seit 1990) wächst die Anzahl der Schwangerschaften junger Mädchen, und zwar in städtischen wie in ländlichen Gebieten.






