Die innere Struktur der DP in den altindogermanischen Artikelsprachen

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Neben der Serialisierung werden auch die divergierenden Funktionen, die ein Artikel übernehmen kann, gesammelt, ausgewertet und verglichen. Dies betrifft u.a. Phänomene wie Referenz, Deixis, doppelte Definitheit oder Determiner Spreading. Das Kapitel endet mit einer Zusammenfassung und Auswertung der Serialisierungsmöglichkeiten, der Merkmale und Funktionen und einer Analyse des Konzepts Artikel, das sich aus obligatorischen und optionalen Merkmalen konstituiert. Die Untersuchung der Belegstellen bildet die Vorarbeit und Grundlage für die syntaktische Analyse in Kapitel III.
II.1 Einfache DPn
Unter einer einfachen DP wird eine Phrase verstanden, die sich aus einem definiten Artikel und einem Substantiv zusammensetzt.1 In einer einfachen DP besteht keine obligatorische Abhängigkeit zu einer übergeordneten Konstituente.2 Im Gegensatz dazu sind Genitivattribute bspw. abhängig von einer regierenden DP. Zudem enthält die einfache DP keine ihr untergeordneten, abhängigen Nominalgruppen. Komplexe DPn besitzen demgegenüber subordinierte Nominalgruppen. Das bedeutet, dass auch diejenigen Phrasen, die zusätzlich zu Artikel und Bezugswort noch ein Pronomen oder attributives Adjektiv enthalten, als einfach gelten.3 In diesem Kapitel werden jedoch nur alle Phrasen aus Artikel und Bezugselement als einfache Phrasen adressiert.
Während in den folgenden Kapiteln hinsichtlich der Belegstellen die verschiedenen Attribute, so auch Relativsätze, miteinbezogen werden, unterbleibt dies bei den einfachen DPn. Einerseits liegen auch ohne die Phrasen mit Relativsätzen ausreichend Daten vor und andererseits verhalten sich die einfachen DPn, die in Relativsätzen verbaut sind, nicht anders als die hier versammelten. Bei den Belegstellen insgesamt ist es gleichgültig, ob die Phrase in Subjekts- oder Objektsposition steht. Des Weiteren können die Substantive sowohl Konkreta, Abstrakta oder Kollelktiva sein. Bei beiden Faktoren konnte kein Einfluss auf die Artikelsetzung nachgewiesen werden.
Die Referenz dagegen ist eine Funktion, die die Setzung eines Artikels hervorruft. Zur Definition des Terminus Referenz wurde bereits im Kapitel I.5 gesagt, dass sie ein sprachlicher Bezug auf außersprachliche Objekte, in der Welt des Sprechers sind, ist. Das Merkmal Definitheit ermöglicht zu referieren. Es „… [dient] der Identifizierung eines Referenten im Kontext …“.4 Der Referent ist in definitem Kontext eindeutig bestimmbar. Speziell der definite Artikel ist mit konkreter Referenz verknüpft, da ihm das Merkmal [+definit] inhärent ist. Es ist davon auszugehen, dass die Referenz einer DP die Artikelsetzung bzw. die Wahl eines Artikels beeinflusst. Im Allgemeinen können Nominalphrasen generell drei Arten von Referenz ausdrücken, i.e. Einzigartigkeit, Spezifität sowie Zählbarkeit. Statt von Spezifität spricht Vangsnes (1999) auch von Diskursanaphorik. Diese referentielle Eigenschaft wird durch den definiten Artikel ausgedrückt, Einzigartigkeit durch Quantifizierer und Zählbarkeit durch Numeralia. Vangsnes (1999) beschreibt die Eigenschaften der Referenz folgendermaßen:
„… When a noun phrase is uniquely referring the speaker assumes that the referent for the noun phrase is identifiable for the listener, and when a noun phrase is specifically referring the speaker has a certain individual in mind. …“5
Der Unterschied zwischen Einzigartigkeit und Spezifität liegt also darin, dass bei Einzigartigkeit zwar ein passender Referent gefunden werden kann, dieser aber nicht definit und somit konkret bestimmbar sein muss; vgl. dt. Alle Zwerge trauern um Schneewittchen. In dem Satz dt. Alle Zwerge trauern um Schneewittchen ist das Subjekt nicht [+definit], weil es nicht durch einen Artikel determiniert wird. Aber durch den Quantifikator dt. alle heben sich die bezeichneten Referenten ab. Spezifität dagegen ist durch Definitheit gekennzeichnet. Über die Spezifität heißt es weiter bei Vangsnes (1999): „… a noun phrase is specific when the speaker assumes that there is a relation between the noun phrase expression and actual entities. …“6 Diese Relation wird durch den definiten Artikel hergestellt. Gleichzeitig kommt dabei die deiktische Funktion eines Determinans zum Tragen, d.h. ein Artikel verweist bzw. zeigt sprachlich in die Richtung seines Denotats. Zur Zählbarkeit schreibt Vangsnes (1999): „… A noun phrase is countable when it denotes a referent which consists of one or more individualized referents, i.e. a set. …“7 Hinsichtlich der DPn aus Artikel und Substantiv in den alten Sprachen kommt nur die Kategorie Numerus in Frage, i.e. Singular, Dual, Plural. Den Dual haben die Untersuchungssprachen nur noch in Resten bewahrt. An den entsprechenden Stellen wird auf diese drei Eigenschaften der Referenz zurückzukommen sein. Doch im Fokus steht die spezifische Referenz, die der Artikel kreiert. Hierbei sind noch zwei andere Klassifizierungen wichtig: die Untergliederung in generische vs. individuelle Referenz und in deiktische vs. anaphorische Referenz. Referiert eine DP generisch, dann bezieht sie sich auf eine Gruppe bzw. steht ein Einzelbegriff für eine Gruppe oder Gattung; vgl. dt. der Löwe ist ein Säugetier.8 Das Substantiv ist also allgemein aufzufassen. In diesem Fall liegt kein durch den Kontext gegebener Diskursreferent vor. Lyons (1999) schreibt, dass die Gliederung generisch vs. nicht-generisch unabhängig von der Definitheit ist, aber mit dieser interagiert. Weiter heißt es: „… Generics are typically definite in form in some languages, but not in others. …“9 Generische Phrasen drücken Allgemeines bzw. Verallgemeinerungen aus. Ferner können zählbare und Massennomina gleichermaßen generische Phrasen erzeugen. Bei individueller Referenz nimmt die Phrase demgegenüber Bezug auf ein Einzelobjekt oder eine Person; vgl. dt. der Löwe hat sich den Magen verdorben. Bei Delsing (1993) findet man schließlich die Unterscheidung zwischen deiktischer und anaphorischer Referenz. Deiktische Referenz liegt vor, wenn der Referent bekannt ist. Anaphorische Referenz bezieht sich auf einen kürzlich genannten Referenten.10 Im Folgenden wird untersucht, ob bzw. inwiefern diese Modi der Referenz in den Untersuchungssprachen zum Ausdruck kommen. Die verschiedenen Klassifizierungen der Referenz haben alle gemeinsam, dass die Referenz stets kontextabhängig ist. Die DPn werden hier (weitgehend) ohne Kontext angegeben, aber für die Ermittlung der Referenz einer Phrase war es natürlich unabdingbar den Kontext zu berücksichtigen.
II.1.1 Griechisch
Im Griechischen ist zweifelsohne die Serialisierung Art+BW der default mode; vgl.
(19) gr. 2.5.29
τὴν γνώμην der.Art. Plan.Subst. Akk.Sg.f. Akk.Sg.f. ‚den Plan‘(20) gr. 2.4.14
οἱ μὲν οὖν Ἕλληνες der.Art. zwar.Part. also.Adv. Grieche.EN Nom.Pl.m. - - Nom.Pl.m. ‚die Griechen also‘In einer einfachen, griechischen Phrase können im untersuchten Korpus bis zu zwei Partikeln stehen, ganz gleich welche Konstituenten noch in der DP vorkommen; vgl. (20).1 Die Partikeln stehen in der Regel nach dem Determinans. Ausnahmen liegen vor, wenn die DP einer anderen Phrase wie z.B. einer anderen DP oder einer PP untergeordnet ist. Ferner kann eine Partikel auch vor der DP erscheinen; vgl.
(21) gr. 2.1.12
καὶ τῶν σωμάτων στερηθῆναι auch.Konj. das.Art. Leben.Subst. verlustig gehen.Verb - Gen.Pl.n. Gen.Pl.n. Inf.Aor.Pass. ‚auch des Lebens verlustig gehen‘Aus den Daten können die Wortstellungen Art+BW, Art+Part+BW, Art+Part+Part+BW sowie Art+BW+VerbINF abstrahiert werden. Partikeln sind im Folgenden nicht von Interesse und bleiben unberücksichtigt, auch in den Serialisierungsmustern wird auf sie verzichtet. Zum einen beeinflussen sie den Artikel nicht und zum anderen ist ihre syntaktische Analyse noch ein relativ ungeklärtes Phänomen.
Die Verwendung des griechischen Artikels hängt von der Referenz ab. So muss zwischen generischer vs. individueller und andererseits zwischen deiktischer vs. anaphorischer Referenz differenziert werden. Generische Lesart liegt vor, wenn sich die Phrase auf eine Gattung oder eine Gruppe bezieht; vgl.
(22) gr. 2.1.10
τοῖς στρατιώταις der.Art. Soldat.Subst. Dat.Pl.m. Dat.Pl.m. ‚den Soldaten‘Im Griechischen werden generische Phrasen ebenso wie nicht-generische determiniert. Bei individueller Referenz bezieht sich die DP auf ein Einzelobjekt oder eine Einzelperson; vgl.
(23) gr. 2.1.13, 2.1.22
ὁ Φαλῖνος der.Art. Phalinos.EN Nom.Sg.m. Nom.Sg.m. ‚Phalinos‘ bzw. wörtl. ‚der Phalinos‘(24) gr. 2.1.1
τὸν ἀδελφὸν Ἀρταξέρξην der.Art. Bruder.Subst. Artaxerxes.EN Akk.Sg.m. Akk.Sg.m. Akk.Sg.m. ‚den Bruder Artaxerxes‘Die Phrase (24) befindet sich im ersten Paragraphen des zweiten Buches der Anabasis. Da Artaxerxes schon im ersten Buch erwähnt wurde, könnte man die Phrase auch als anaphorisch referierend interpretieren. Artaxerxes wird jedoch am Ende des ersten Buches nicht mehr erwähnt, so dass der anaphorische Bezug mehrere Passagen überbrücken müsste. Daher wird für das Beispiel (24) deiktische Referenz angenommen. Anaphorische Referenz ist anzusetzen, wenn die Ausgangsphrase, auf die verwiesen wird, im Text in der Nähe der betreffenden DP steht; vgl.
(25) gr. 2.1.8, 2.1.9, 2.1.10 (2x), 2.1.17, 2.1.18, 2.1.19, 2.1.20 (2x), 2.2.8, 2.2.21, 2.3.1
τὰ ὅπλα die.Art. Waffe.Subst. Akk.Pl.n. Akk.Pl.n. ‚die Waffen‘In gr. 2.1.8 referiert die Phrase (25) noch deiktisch, da dort das Gespräch darüber, dass die Griechen ihre Waffen an die Perser abgeben sollen, beginnt. In den folgenden Versen kann der Artikel dann anaphorisch interpretiert werden, da immer noch von den gleichen Waffen die Rede ist. Welche Art der Referenz vorliegt, muss also jeweils durch den entsprechenden Kontext festgestellt werden. Der Artikel ist hierbei keine Hilfe, da das Griechische nur einen Artikel besitzt und dieser bei jeder Art der Referenz gesetzt wird.
II.1.2 Albanisch
Im Albanischen übernimmt vorrangig der enklitische Artikel die Funktion der Determination; vgl.
(26) alb. MAT 11.2, MAT 12v.1, MAT 12v.3
pistevo-në Glaubensbekenntnis.Subst.-das.Art. Akk.Sg.m. ‚das Glaubensbekenntnis‘(27) alb. BUZ Kap1/fol9.42, BUZ Kap3/fol9v.10, BUZ Kap4/fol9v.48, BUZ Kap4/fol9v.79, BUZ Kap4/fol9v.85
Lavd-i Lob.Subst.-das.Art. Nom.Sg.m. ‚das Lob‘Bei Pekmezi (1908) heißt es:
„… Dem deutschen bestimmten Artikel entsprechend bildet das Albanesische eine bestimmte Form des Substantivs durch Anfügung eines postpositiven Artikels. …“1
Der suffixale Artikel des Albanischen markiert also in gleicher Weise Definitheit wie bspw. der deutsche Artikel. Hingegen ist die Verwendung des sog. freistehenden Artikels des Albanischen als Definitheitsmarker restringiert. Laut Buchholz/Fiedler (1987) determiniert er ausschließlich alte Verwandtschaftsbezeichnungen wie alb. atë ‚Vater‘ oder alb. ëmë ‚Mutter‘, Heiligennamen und das Nomen alb. zot ‚Gott, Herr‘2; vgl.
(28) alb. BUZ Kap4/fol9v.39: alb. zot ‚Gott‘
së zotynë 3 der.Art. Gott.Subst. Abl.Sg.m. -4 ‚[durch] den Gott‘(29) alb. BUZ Kap4/fol9v.775: Verwandtschaftsbezeichnung
t’apë der.Art.-Vater.Subst. Akk.Sg.m. ‚den Vater‘(30) alb. MAT 22v.1, MAT 22v.10: Heiligenname
e Shën Mëri-a die.Art. heilig.Adj. Maria.EN-die.Art. Nom.Sg.f. - Nom.Sg.f. ‚die heilige Maria‘Im modernen Albanischen wird der freistehende Artikel obligatorisch vor Verwandtschaftsbezeichnungen.6 Es ist anzunehmen, dass die Entwicklung dahingehend im Altalbanischen einsetzt, denn der Artikel ist im Altalbanischen noch nicht zwingend erforderlich bei Verwandtschaftsbezeichnungen; vgl.
(31) alb. BUZ Kap1/fol9.29, BUZ Kap4/fol9v.78
ati-i 7 Vater.Subst.-der.Art. Nom.Sg.m. ‚der Vater‘In Phrasen wie (32) kann spekuliert werden, ob der sog. freistehende Artikel die Determination, die durch den enklitischen Artikel ausgedrückt wird, verstärkt; vgl.
(32) alb. MAT 14.5, MAT 14.12
i bir-i der.Art. Sohn.Subst.-der.Art. Nom.Sg.m. Nom.Sg.m. ‚der Sohn‘Demiraj (1993) sieht davon ab, dass der sog. freistehende Artikel hier eine determinierende Funktion ausübt, da Verwandtschaftsbezeichnungen im Falle von Definitheit mit einem enklitischen Artikel versehen werden. Stattdessen impliziert der sog. freistehende Artikel in derartigen Belegen eine gewisse possessive Nuance, d.h. er übernimmt die Funktion eines Possessivums der 3. Person. Diese Funktion ist auf Verwandtschaftsbezeichnung beschränkt. Insgesamt gelten der Ursprung sowie die Funktion des sog. freistehenden Artikels vor Verwandtschaftsbezeichnungen als unklar. Mann (1977) spricht von einer hypokoristischen oder persönlichen Partikel.8 Der Terminus Partikel wird den Eigenschaften des Elements allerdings nicht gerecht, da eine Partikel nicht flektiert. Das vorliegende Element zeigt jedoch Kongruenz-Merkmale. Im Altalbanischen liegt also eine Opposition Verwandtschaftsbezeichnung mit freistehendem Artikel vs. Verwandtschaftsbezeichnung ohne freistehenden Artikel vor. Es wird mit Buchholz/Fiedler (1987) angenommen, dass der freistehende Artikel hier zur Determination eingesetzt wird.9 Somit wird der sog. freistehende Artikel vor Verwandtschaftsnamen als Artikel, i.e. Art., glossiert. Dennoch bleibt es fraglich, ob der freistehende Artikel in Beispiel (29) eine determinierende Funktion ausübt oder ob hier die Entwicklung einsetzt, dass der freistehende Artikel obligatorisch vor Verwandtschaftsbezeichnungen wird.
Die Hauptfunktion des sog. freistehenden Artikels besteht in der Kennzeichnung von Agreement. Als Agreement-Marker setzt der sog. freistehende Artikel Konstituenten in Bezug zu anderen. Definitheit spielt dabei keine Rolle; vgl.
(33) alb. MAT 9.2, MAT 10v.3
të dashurë AgrM Liebe.Subst.10 Nom.Sg.n. Nom.Sg.n. ‚Liebe‘Alb. dashurë in (33) ist eine Partizipialableitung auf alb. -rë zu alb. do ‚lieben; wollen‘. Der sog. freihstehende Artikel fungiert als Wortbildungselement, d.h. der sog. freistehende Artikel und das substantivierte Partizip bilden eine Einheit und sind in dieser Form lexikalisiert. Der sog. freistehende Artikel zeigt an, dass es sich um eine Ableitung handelt. Als Wortbildungselement kommt er auch bei den substantivierten Artikel-Adjektiven11 vor; vgl.
(34) alb. BUZ Kap4/fol9v.74, BUZ Kap4/fol9v.78
e dërejt-a AgrM Gerechtigkeit.Subst.-die.Art. Nom.Sg.f. Nom.Sg.f. ‚die Gerechtigkeit‘In (34) liegt eine Nominalisierung vom Artikel-Adjektiv alb. i dërejtë ‚richtig, gerecht, korrekt‘ vor. Ferner wird die Phrase durch einen enklitischen Artikel determiniert. In den meisten einfachen Konfigurationen mit sog. freistehendem Artikel liegt ein abgeleitetes Substantiv vor. Der sog. freistehende Artikel gibt somit einen Hinweis darauf, dass ein Kategoriewechsel stattgefunden hat. Ferner findet sich der sog. freistehende Artikel häufig bei Lehnwörtern; vgl.
(35) alb. MAT 8.7, MAT 8v.1
i krështē AgrM Christ.Subst. Nom.Sg.m. Nom.Sg.m. ‚Christ‘Alb. i krështē ‚Christ‘ ist eine Ableitung von lat. christianus ‚Christ‘. Der sog. freistehende Artikel determiniert nicht. Die Konfiguration könnte auch in indefinitem Kontext vorkommen. Es wird vielmehr vermutet, dass der sog. freistehende Artikel das Lehnwort in die Kategorie der albanischen Nomina eingliedert, d.h. er markiert, dass das entsprechende Element [+nominal] ist. Viele Derivationen sind im Altalbanischen bereits ins Lexikon aufgenommen worden. Der sog. freistehende Artikel und das nominale Element bilden eine syntaktische und semantische Einheit. Da der sog. freistehende Artikel in dieser Funktion nichts mit einem Artikel zu tun hat, ist die Bezeichnung Artikel irreführend. Mann (1977) spricht von einer verbindenden Partikel (connecting particle).12 Doch da das verbindende Element flektiert, ist diese Bezeichnung unzutreffend. Hendriks (1982) spricht von einem Konnektor (connective).13 Konnektoren bezeichnen Wörter oder Morpheme, die syntaktische Einheiten in eine Relation zueinander setzen. Die syntaktischen Einheiten, die koordiniert werden, sind üblicherweise Teilsätze. Typische Konnektoren sind z.B. Konjunktionen. Somit impliziert der Terminus Konnektor die Vorstellung, dass das betreffende Element auf Satzebene operiert. Somit erfasst der Begriff auch nicht den Charakter des sog. freistehenden Artikels. Campos (2009) bezeichnet den sog. freistehenden Artikel als adjektivischen Artikel und nimmt an, dass es sich hinsichtlich der Funktion um ein Agreement-Morphem handelt.14 Die entscheidende Funktion des Elements ist die Markierung der Kongruenzmerkmale. Daher wird der sog. freistehende Artikel in der dargelegten Funktion als Agreement-Marker definiert, i.e. AgrM.15 Nur wenn der sog. freistehende Artikel determiniert, wird er im Folgenden als Artikel bezeichnet. Es gibt also eine Differenz zwischen: freistehender Artikel vs. Agreement-Marker. Daher wird hier nicht mit Buchholz/Fiedler (1987) argumentiert, dass es sich um einen Artikel in Beispiel (28) handelt. Die determinierende Funktion ist zwar denkbar, aber nicht als sicher festzustellen. Hier wird angenommen, dass es sich in derartigen Belegen um einen Agreement-Marker handelt. Daher ist die Glossierung von oben zu revidieren; vgl.
(37) alb. BUZ Kap4/fol9v.39
së zotynë 16 AgrM Gott.Subst. Abl.Sg.m. -17 ‚[durch] den Gott‘Das Substantiv alb. zotynë/inëzot ‚Gott‘ wurde weder bei Buzuku noch bei Matrënga mit enklitischem Artikel gefunden, wobei alb. zot durchaus mit enklitischem Artikel vorkommt; vgl.
(38) alb. BUZ Kap1/fol9.12–13
zot zot-i ynë 18 i Izraeli-t Herr.Subst. Herr.Subst.-der.Art. unser.PossPron. AgrMGen Israel.EN-das.Art. Nom.Sg.m. Nom.Sg.m. Nom.Sg.m. Nom.Sg.m. Gen.Sg.m. ‚Herr, unser Herr Israels‘Da im Text ohne Zweifel vom Gott des Christentums die Rede ist, muss im Beleg (38) individuelle Referenz angenommen werden. Einerseits können Heiligennamen zwar determiniert werden, aber andererseits ist die Bezeichnung für Gott im christlichen Kontext immer definit. Des Weiteren flektiert alb. zotynë ‚Gott‘ nicht, wie Beispiel (37) gezeigt hat. Daher ist der sog. freistehende Artikel erforderlich, um die AGR-Merkmale auszudrücken. Aber es kann keine Wortbildungsfunktion nachgewiesen werden, denn alb. zotynë ‚Gott‘ kann auch ohne den sog. freistehenden Artikel stehen; vgl.





