Das Reich Gottes ist wie ein Tiefseeanglerfisch

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 9783865064516
© 2012 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers
Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers
Titelgrafik: fotolia
Satz: Harfe PrintMedien, Bad Blankenburg
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013
www.brendow-verlag.de
Inhalt
Cover
Titelseite
Impressum
Vorwort. Sperrige Bilder und das Reich Gottes. Von Kathrin Höhl
Einführung
Von der Macht der Geschichten
1. Gleichnis: Fair-Trade-Schokolade
2. Gleichnis: Weisheit der Vielen
3. Gleichnis: Der Busen deiner Mutter
4. Gleichnis: Gänseblümchen
5. Gleichnis: Die Müllsortieranlage
6. Gleichnis: Abendessen
7. Gleichnis: Schockierend
8. Gleichnis: Die Schnellreinigung
9. Gleichnis: „Sowohl-als-auch“
10. Gleichnis: Die Liebesaffäre
11. Gleichnis: Blinder Aktionismus
12. Gleichnis: Ein Tag am Strand
13. Gleichnis: Die Diskothek
14. Gleichnis: Der Unfall
15. Gleichnis: Die Pralinenschachtel
16. Gleichnis: Sex
17. Gleichnis: Der amerikanische Traum
18. Gleichnis: Die Trauerfeier
19. Gleichnis: Freizeitaktivitäten
20. Gleichnis: Der Tiefseeanglerfisch
21. Gleichnis: Die Überraschungsparty
22. Gleichnis: Das Netzwerk
23. Gleichnis: Die Gebärmutter
24. Gleichnis: Die Schulversammlung
25. Gleichnis: Die Abflughalle
26. Gleichnis: Das Gewitter
27. Gleichnis: Die Vogelperspektive
28. Gleichnis: Die Toilette
29. Gleichnis: Die Supermarktkassenschlange
30. Gleichnis: Der Panzer
31. Gleichnis: Die ICE-Fahrt
32. Gleichnis: Palliativmedizin
Wie Jesus Geschichten erzählt
Dein eigenes Gleichnis
Nachwort. Eine Nacht am Strand. Von Kathrin Höhl
And I know Martin Eden‘s
Gonna be proud of me
And many before me
Who‘ve been called by the sea
To be up in the crow‘s nest
Singin‘ my say
Shiver me timbers
‚Cause I‘m a-sailin‘ away
(Tom Waits, Shiver me timbers)
Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich in einem kleinen Zimmer einer wirklich guten Rehaklinik, und zwar direkt hinter dem Deich. Über mir kreischen die Möwen, Wind weht mir durch die Haare und die Ostsee brandet schaumgekrönt und rauschend ans Ufer. Hinter dem Deich habe ich freien Blick auf das Meer, das seit Jahrhunderten ein Bild für die Sehnsüchte und Träume, aber auch für die Gefahren und Abschiede des Lebens ist. Maler, Komponisten und Schriftsteller haben das verstanden und die Kraft dieses Bildes in wunderbare Gemälde, Songs und Bücher umgesetzt. Jedes Einzelne dieser Kunstwerke erzählt etwas von der Faszination, aber auch der Gefahr des Meeres. Es trägt uns, und wir können darin untergehen.
Ein gutes Bild vom Reich Gottes sollte genau das auch tun: uns dessen Schönheit, aber auch seinen Anspruch zeigen, uns bestärken, aber auch herausfordern. Das Buch, das du gerade in Händen hältst, tut genau das. Es zeichnet Bilder vom Reich Gottes, die dir bisher vielleicht noch nicht in den Sinn gekommen sind. Diese Bilder sind hervorragend geeignet, um einmal anders über Gott nachzudenken als gewohnt.
Mickeys Geschichten zeigen auf verschiedene Weise die gute alte Wahrheit, dass das Reich Gottes sich längst mitten unter uns befindet.
Mickey selbst hat eine Weite, die sperrigen Gegensätze im Reich Gottes zu fassen und in Bilder zu übersetzen.
Ich wünsche dir Segen für deine eigene Reise in die Weite!
Grömitz, im April 2012
Kathrin Höhl
Kathrin bloggt auf http://inspiriertleben.wordpress.com
EINFÜHRUNG
„Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes
ist nahe gekommen!“ (Markus 1,15)
Mit dieser guten Nachricht auf den Lippen spazierte Jesus über diese Erde und tat allerlei wunderbare Dinge. Er bezeichnete das Herannahen des Gottesreichs als eine solch gute Nachricht, dass es unbedingt erforderlich sei, von seinem bisherigen Lebensweg abzulassen und anders zu leben. Ich finde, das ist Grund genug, darüber Bücher zu schreiben und diese frohmachende Botschaft immer wieder neu in die Umwelten moderner Menschen hinein zu aktualisieren. Dieses Buch ist eins davon und versucht das mit Bildern, die mir im Laufe der Zeit gekommen sind, wenn ich an das Reich Gottes gedacht und den Menschen, denen ich begegnet bin, davon vorgeschwärmt habe.
Aber ein ganzes Buch nur mit Gleichnissen über das Reich Gottes? Kann man nicht auch Gleichnisse von anderen Dingen erzählen? Ja, das kann man sicherlich. In seiner programmatischen Antrittsrede in Nazareth (Lukas 4,18) aber zitierte Jesus am Anfang seines Dienstes Jesaja 61,1–3 und erklärte das Weitersagen der frohmachenden Botschaft vom Herannahen des Reiches Gottes als seinen wichtigsten Dienst. Vor allem Asylanten, Obdachlosen, Aussätzigen, Straßenkindern und Einsamen, kurzum allen „Elenden“ (das hebräische Wort in Jesaja 61 meint Menschen, die nicht zu Israel gehören, weil sie kein Land besitzen), soll die gute Nachricht mitgeteilt werden, dass sie nicht mehr ausgegrenzt sind, sondern durch Gottes Liebeswillen dazugehören. So wird die Botschaft vom Reich Gottes jedenfalls in Jesaja 52,7 beschrieben: „Dein Gott herrscht als König!“
Nun lässt uns der deutsche Begriff „Reich Gottes“ ja eher an einen räumlich abgegrenzten Bereich denken, eine Zuflucht, in der wir sicher sind, so wie unsere Gemeinderäume, in die wir uns allzu oft zurückziehen. Da grenzen wir uns von anderen ab, die „böse Welt“ kann uns nichts mehr tun. Aber das heißt doch leider auch, dass die „liebe Gemeinde“ der „bösen Welt“ auch nichts mehr tun kann. Im Griechischen steht für Reich Gottes aber „basileia tou teou“ und im Hebräischen „malkuta di jahwe“. Beide Begriffe bezeichnen vor allem das König-Sein Gottes und den Vollzug des König-Seins, nämlich die Herrschaft Gottes. Reich Gottes ist also von seinem Ursprung her, so wie Gott sich das gedacht hat, mehr ein Beziehungsbegriff als ein räumlich abgegrenztes Gebiet. Deswegen beginne ich in diesem Buch auch jedes Gleichnis mit derselben Einleitungsformel:
„Mit was wollen wir das Reich Gottes heute vergleichen? Das Reich Gottes ist die Art und Weise, wie Gott mit den Menschen umgeht. Das passiert da, wo wir leben. Es ist mitten unter uns und will von dir entdeckt werden. Wenn du wissen willst, wie es ist, dann denk doch zum Beispiel mal an …“
Und dann kommt der Vergleich, der den Leser oder den Zuhörer zum Nachdenken über einen Aspekt des Reiches Gottes anregen soll.
In Lukas 17,21 sagt Jesus: „Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Was war denn da los, als er das sagte? Was gab es zu sehen? Jesus war da, seine Jünger waren da und die Pharisäer waren auch da, eine Gruppe von Menschen also, die miteinander in Beziehungen standen. Wenn das Reich Gottes mitten unter ihnen war, dann bedeutet das, übertragen auf unseren Alltag, dass dieses Reich Gottes vor allem in den Beziehungen, die wir leben, existiert. Das war ja auch eines der letzten Gebetsanliegen Jesu (Johannes 17), dass die Welt an der Liebe, die seine Christen untereinander haben, die Realität der Herrschaft Gottes erkennen soll. Das heißt für mich ganz praktisch, dass ich da, wo ich lebe, auf meine Beziehungen achte, viel mit Leuten herumhänge und den Ruf in Kauf nehme, das Leben nur von der „leichten Seite“ anzugehen. Und ich kann euch sagen, dass mir das bis heute immer wieder vorgeworfen wird.
Ich versuche das aber zunehmend als Auszeichnung zu empfinden, denn schließlich hat man Jesus auch ständig vorgeworfen, den Ernst des Lebens nicht ernst genug zu nehmen und ein Fresser und Weinsäufer zu sein. Einmal habe ich mich mit einer Jugendlichen, die sich von Jesus entfernt hatte, lange Zeit immer wieder in meinem Büro in der Gemeinde zum Gespräch getroffen. Ich habe ihr zugehört, wenn sie von ihren „wilden“ Erfahrungen mit Drogen, Sex und düsterem Rock ’n’ Roll erzählte und wir haben dabei mehr Kuchen gegessen und Kaffee getrunken, als seelsorgerliche Schritte zu unternehmen. In dieser Zeit wurde ich immer wieder von wohlmeinenden Geschwistern und Leitern gefragt, ob ich denn damit vorankomme, ihr klarzumachen, dass sie ihr Leben total in Sünde lebe. Und ich habe Ja gesagt und hab damit auch nicht gelogen. Ja, das Reich Gottes ist nicht „Essen und Trinken“, sagt Paulus, aber er meint damit, dass es sich nicht in Geboten und Verboten erschöpft, „sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist (ist). Denn wer in diesem dem Christus dient, ist Gott wohlgefällig und den Menschen bewährt“ (Römer 14,17f.). Und nach fast einem Jahr des Kaffeetrinkens, Kuchenessens, Zuhörens und Zu-Hause-für-sie-Betens (was ich ihr auch gesagt habe) brachte sie ihr Leben wieder unter die Herrschaft Gottes, weil ihr das Reich Gottes die ganze Zeit in unseren Gesprächen und durch unsere Beziehung nahe gewesen war.
Ich bin davon überzeugt, dass sich überall da Reich Gottes in meinem Alltag ereignet, wo ich von ganzem Herzen den Menschen, denen ich begegne, etwas davon zuteilwerden lasse, was Gott in mich hineingeliebt hat. Natürlich sollen und dürfen wir unsere Meinung zu bestimmten Dingen und Themen klar sagen, aber wir müssen nicht unter diesem massiven Druck stehen, alles richtig zu machen und verzweifelt Bekehrungen erzeugen zu müssen. Das ist nicht unser Job! Wer bekehrt einen Menschen? Es ist Gott persönlich. Und was an ihm bewirkt die Bekehrung? Etwa Gottes Macht und Größe? Oder sein Richtersein? Nein. Es ist seine Barmherzigkeit. Paulus schreibt in Römer 2,4 ganz eindeutig: „Oder verachtest du den Reichtum seiner Gütigkeit und Geduld und Langmut und weißt nicht, dass die Güte Gottes dich zur Buße leitet?“ Und dieses Wort „leiten“ meint ein ganz sanftes Mitnehmen, ein Begleiten, ohne Gewalt. Und wenn wir Jesus immer ähnlicher werden, dann können wir uns davon auf jeden Fall immer noch eine gute Scheibe abschneiden.
Aber schon ein kleines Stück vom Reich Gottes, sagt Jesus in Lukas 13 im Gleichnis vom Sauerteig, durchsäuert eine dreifache Menge von trockenem, staubigen Mehl und macht daraus einen nahrhaften, genießbaren Teig, der in der Hitze der Alltagsgefechte gebacken wird. Ich habe einmal irgendwo eine Geschichte gehört, in der ein Mann morgens in der U-Bahn bewusst einen Menschen ohne besonderen Grund einfach angelächelt hat. Danach fingen sie beide an, zwei weitere Menschen anzulächeln, und so pflanzte es sich den ganzen Tag lang fort. Und am Abend legte sich die ganze Stadt, in der sie wohnten, mit einem glücklichen Lächeln und einer zufriedeneren Seele ins Bett. Das versuche ich seitdem ebenfalls jeden Tag zu tun, weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass das Beste, was man an einem Tag tun kann, eben das ist: als mobiles Segnungszentrum durch die Gegend zu laufen! Ich finde, dann hat sich der Tag schon gelohnt, auch wenn du dabei (Achtung! Pastoren weglesen!) wichtige Gemeindesitzungen verpasst. Darum versuche ich in meinem Alltag immer mehr einen Lebensstil des Feierns zu leben (vgl. Matthäus 22,1–10 und Lukas 14,15–24) und jede Begegnung mit einem Menschen zu etwas Besonderem zu machen. Ich lade die Jugendlichen, mit denen ich arbeite, und auch die Erwachsenen gerne zu mir nach Hause ein. Da gibt es dann für alle genug zu essen und zu trinken, alle haben Platz und niemand wird ausgeschlossen, wir haben viel Spaß miteinander, und wenn wir nach Hause gehen, tragen wir einen Lebenssamen im Herzen (Matthäus 13,32).
Denn schließlich ist ein Fest, das mehr ist als bloße Erholung vom grauen Alltag, die Feier eines guten Lebens für alle Menschen nämlich, vielleicht das treffendste Bild für das Reich Gottes. Die Gleichnisse vom Hochzeits- bzw. Festmahl können meines Erachtens sogar als Muster dienen zum rechten Verständnis aller Aussagen Jesu über das Reich Gottes. Denn Reich Gottes meint, dass Gott in allen Bereichen der Wirklichkeit Gott ist, damit die Welt dem Menschen eine menschliche Heimat wird. Und in diesen ganzen Gleichnissen über das Feiern sind ja auch klare Worte der Abgrenzung enthalten, die den meisten Leuten auch klar sind. Man weiß doch eigentlich, wie man sich auf einem Fest verhalten soll, und man weiß auch, wie die Gastgeber sich verhalten werden, wenn man das nicht respektiert. Reich Gottes im Alltag praktisch zu leben und zu erleben bedeutet eigentlich nichts anderes, als den konkreten, radikalen Versuch, Jesus nachzuahmen. Und da könnten wir ruhig auch mal häufiger Veranstaltungen machen mit Titeln wie „Essen wie Jesus“, „Feiern wie Jesus“ und dergleichen mehr.
Jesus hatte den Auftrag, die ganze Welt zu retten (1.Timotheus 2,4), und er hat diesen Auftrag mit drei Maßnahmen begonnen: Er suchte sich Freunde, er verbreitete gute Nachrichten, er heilte Kranke und trieb Dämonen aus. Wenn ich also in der Begegnung mit Menschen von Krankheiten und Schmerzen höre, versuche ich immer, all meinen Mut zusammenzukratzen und, anstatt einer bloßen Mitleidsbekundung, ein Gebet anzubieten. Und wenn ich auch nicht jeden Tag in die Verlegenheit einer Dämonen-Austreibung komme, schaffe ich schon fast jeden Tag eine Dämonen-Vertreibung: Dämonen der Unlust, Angst, Depression, Lüge usw. vertreibe ich mit dem Aussprechen der Wahrheit des Wortes Gottes, einer bewusst fröhlichen Ausstrahlung und einem guten Scherz auf den Lippen (Matthäus 12,28).
Humor gehört nämlich, meine ich, auf alle Fälle zum Reich Gottes im Alltag.
Das habe ich unter anderem von Evagrius Ponticus gelernt, der 345 n. Chr. in Ibora, einer kleinen Stadt in der Nordtürkei, geboren wurde. Er war ein begnadeter und berühmter Prediger in Konstantinopel, bis er durch eine Liebesaffäre zu Fall kam, krank wurde, nach Jerusalem pilgerte und dort den Rest seines Lebens als Mönch verbrachte. Er ist der Verfasser des sogenannten Antirrheticos (Sammlung von Gegenworten), in dem er über 600 negative „dämonische“ (also dem Reich Gottes entgegenstehende) Gedanken aufschrieb und ihnen jeweils ein Bibelwort entgegengesetzt hat (s. a. Anselm Grün, Einreden, Vier-Türme-Verlag 2001). Und er kämpfte auf durchaus humorvolle Weise mit den „Dämonen“. So versuchte einmal ein Dämon, den er den Mittagsdämon nannte, ihn dazu zu bringen, sein Versprechen Gott gegenüber zu brechen und seine Einsiedlerklause zu verlassen. Evagrius stimmte zu und sagte: „Gut, ich werde es tun. Aber erst will ich noch essen und dann beten und dann werde ich es tun.“ So kämpfte er immer wieder und Tag um Tag mit dem Dämon, bis er von ihm abgelassen hat.
Alles in allem glaube ich, dass wir es uns nicht zu schwer machen dürfen, wenn es darum geht, das Reich Gottes in unserem Alltag praktisch auszuleben. Dazu möchte ich mit meinem Buch einen Beitrag leisten, und darum habe ich auch einen Song von Carola Laux, die ich neulich nachts, als ich nicht schlafen konnte, beim Zappen kennengelernt habe, zu meiner neuen Lieblingshymne gemacht:
„Engel sein ist gar nicht mal so schwer!
Denk dir, was du brauchst, und gib es her.
So vermehrt die Liebe sich im Nu
und das Glück hält dich fest im Arm!“
In diesem Sinne verkaufe alle deine alten Vorstellungen über die ernsthafte Schwere des Reiches Gottes, schnapp dir den Schatz und mach dich vom Acker (Matthäus 13,44)!
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