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Der Buchfink wartet mit einer anderen Besonderheit auf: Er ändert bei schlechtem Wetter seinen Gesang. Normalerweise trällert das Männchen eine Melodie, für die uns unser Naturkundeprofessor an der forstlichen Fachhochschule folgenden Merkspruch auswendig lernen ließ: »Bin bin bin ich nicht ein schöner Feldmarschall?« Und tatsächlich passt der Gesang der meisten Buchfinken auf dieses Wortschema. Zumindest solange, wie die Sonne scheint. Ändert sich das Wetter, ziehen drohende Gewitterwolken auf oder fängt es gar an zu regnen, so ändert der Fink seine Tonfolge und wird regelrecht einsilbig. Sein sogenannter Regenruf ist ein simples »Räätsch«. Auch hier streitet die Wissenschaft, ob der kleine Vogel als Wetterprophet taugt oder nicht. Offensichtlich lässt er sein »Rätschen« grundsätzlich bei Störungen ertönen, zu denen nicht nur heftige Regenfälle gehören. Ich selbst habe oft in alten Laubwäldern zu tun, die vor Buchfinken nur so wimmeln. Wenn ich auftauche, ist dies eine (kleine) Störung, und dennoch brüsten sie sich ungestört weiter als Feldmarschall. Erst wenn das Wetter umschwingt, wechseln sie zu ihrem Regenruf. Aber urteilen Sie selbst, wie zuverlässig Ihre heimatlichen Buchfinken rufen.
Und Sie selbst?
Es ist gar nicht so abwegig, dass auch Menschen Wetterumschwünge körperlich spüren. Denn Hoch- und Tiefdruckgebiete heißen deshalb so, weil sich der Luftdruck in beiden erheblich unterscheidet. Folgt einem Hoch ein Tief, so ist das in etwa so, als ob Sie aus einem Reifen etwas Luft ablassen. Das Messinstrument, welches diesen Druck misst, heißt Barometer. Es funktioniert nicht anders als das Reifendruckgerät an der Tankstelle. Und wir, in der Lufthülle der Erde, sitzen gleichsam in einem riesigen Autoreifen.
Manche Menschen haben ein eingebautes Barometer. Fällt der Luftdruck, so setzen Beschwerden ein. »Wetterfühligkeit« heißt der entsprechende Fachausdruck. Die Wissenschaft ist sich aber noch nicht ganz einig, womit diese zusammenhängt. Eine Theorie besagt, dass sich die Leitfähigkeit der Zellmembranen im Körper ändert. Die Reizschwelle des Nervensystems senkt sich ab, sodass leichter Schmerzen auftreten. Besonders betroffen können Personen sein, die eine akute Erkrankung haben.
Andere Wissenschaftler schreiben die Symptome dem Luftmassenwechsel zu, also etwa dem raschen Wechsel von warmtrockener und feuchtkalter Luft. Vieles ist noch nicht geklärt, nur eines steht fest: Bei manchen Menschen kündigt sich schlechtes Wetter durch körperliche Beschwerden an. Achten Sie doch einfach einmal darauf, was mit Ihnen passiert, wenn das Barometer wieder einmal besonders stark fällt. Vielleicht ist dieses Messgerät ja künftig überflüssig!