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„Noch mehr Haut?“ fragte sie mit einem unbefangenen Lächeln auf den Lippen.
„Ja“, nickte er, „ich will 100% von dir!“ Und sie erfüllte ihm seinen Wunsch.
Hendrik tat nur einen Schritt auf sie zu und holte sie mit einem Arm zu sich heran, bis ihre Körper aneinander ruhten, Haut auf Haut.
Es war einer der schönsten Sommertage; die Sonne füllte den Raum mit Licht und Wärme. Doch Katja überlief ein tiefgehendes Frösteln, das sich aber sofort verlor, als Hendrik auch seinen gipsgeschmückten Arm vorsichtig um sie legte und ihre Hüfte gegen seine Lende presste.
Schwarze Schafe

I.
Als die ausgelassenen Lieder zum Mitsingen ihren Höhepunkt erreicht hatten, gelang es Marlene endlich sich zur Haustür zu schleichen, ohne aufzufallen.
Aufatmend ließ sie kurz darauf den ganzen Mummenschanz hinter sich und schlenderte in tiefschwarzer Dunkelheit hinters Haus, wo sie einen Platz zu finden gedachte, ohne der grölenden Verwandtschaft zwischen die Finger zu geraten. Der für sie ungewohnte, leicht schwingende Rock flatterte in einer frischen Brise.
Die Hochzeitsfeier ihrer jüngeren Schwester Pia im Haus konnte ungetrübt ihrem Höhepunkt entgegenschunkeln; es gab eine Spielverderberin weniger im Festsaal, die das Affentheater mit gequälter Miene über sich ergehen ließ.
Die letzten Schritte zur großen Gartenschaukel legte sie mit neu belebtem Schwung zurück. Fast vergessen vergammelte diese in der dunkelsten Ecke hinter den neu gepflanzten Zypressen.
Sie näherte sich ihrem Jungmädchenparadies blind von hinten, schwang sich um die Ecke und ließ sich erleichtert in die Höhlung fallen.
II.
Ein heißer Schreck durchfuhr sie im gleichen Moment, der von einem durchdringenden Schrei begleitet wurde, von ihrem eigenen.
Statt in die blaugestreiften Polster einzusinken, traf sie auf ein lebendiges Wesen, das sich zappelnd und mit einem dunklen kehligen Laut dagegen wehrte, zerdrückt zu werden.
Das war Marlenes blitzartiges Empfinden, bevor etwas nach ihr griff, an ihr zog und nicht wieder losließ.
„Das Fallobst ist diese Saison besonders saftig und fühlt sich reif an!“ brummte eine Stimme.
Marlene fühlte zwei kräftige Arme an ihrem Körper, einer umklammerte ihre Taille, die Hände des anderen erkundeten mit Gefühl die weich gepolsterten Regionen ihrer Bluse.
Als der Schreck wich, begann sie zu strampeln, um sich aus der Umarmung zu befreien. Sie empfing einen warmen Atemstoß an ihrer Wange, der den Geruch von Rotwein und einen Hauch Knoblauch transportierte. Ein Mann ihres Alters, ein Mann, der festhielt, was er zu fassen bekam.
„Was machen Sie in meiner Schaukel? Und lassen Sie mich endlich los!“
Marlenes Stimme klang fordernd und kleinlaut zugleich, nur Angst war bei ihr keinen Moment lang aufgekommen.
„Aber, aber!“ beschwichtigte er sie. „So spricht man doch nicht mit lieben Gästen, Marlene!“
Er schwang seine Beine von der Schaukel und machte ihr Platz. Erst dann gab er sie frei und ließ sie in die Höhlung der Schaukel rutschen.
„Oder sollte ich eher sagen ‚mit lieben Verwandten’? Denn schließlich bin ich ja so was wie dein Schwager.“
Marlene schwirrte der Kopf; sie schwieg eine Weile ins Dunkle hinein. Dann löste sich das Rätsel für sie auf.
Pias Mann Harald hatte seinen Halbbruder zur Hochzeit eingeladen, dem sie nur kurz begegnet war. Gutaussehend, aber sehr frech und von einer überfallartigen Direktheit. Denn er hatte zur Begrüßung versucht, sie zu umarmen und zu küssen, anstatt ihr dezent die Hand zu reichen. Wenn man bedenkt: der Halbbruder ihres neuen Schwagers.
Nicht mal Harald, den Bräutigam, kannte sie so gut, dass sie so etwas Intimes zugelassen hätte.
Jetzt saß sie dicht neben Florian -der Name fiel ihr soeben wieder ein- und rief sich den energischen Zugriff seiner Hände in Erinnerung.
Und was sie am meisten verwirrte, sie erinnerte sich sehr gern daran.
„Alle Achtung“, raunte er ihr zu, „aber erstaunlich, dass du dieses Abfeiern und Abfüllen der Meute da drinnen so lange ausgehalten hast. Ich hab mich schon vor einer halben Stunde vom Acker gemacht.“
„Ich wusste ja nicht, dass du schon vorausgegangen bist und hier auf mich wartest!“
Sie hatte sich schnell entschieden, seine Frechheit noch zu überbieten und ihn halsbrecherisch herauszufordern; sie lauschte angespannt zur Seite hin.
„Du darfst nicht heimlich hoffen, dass ich das als ironisch verbuche, meine Liebe!“ war nach kurzer Stille seine Antwort.
„Darf ich die misslungene Begrüßung von heute Mittag nachholen?“
Es war so dunkel, dass sie ihn nicht sah, nur seinen Oberschenkel spürte, den er fest an sie presste. Sein ruhiger Atem war in der Stille deutlich zu vernehmen; sie war auf alles gefasst. Eine Umarmung, ein Kuss oder gar der ungestüme Versuch einer spontanen Eroberung! Warum nicht selbst das?
Als er mit seiner Hand den Griff an ihre Taille wiederholte, sie leicht zu sich hin zog, gab sie mit großer Vorfreude nach. Sie spürte seine Bewegung auf sie zu, wobei sich ihre Wangen ganz leicht streiften. Im Moment, da seine Hände auf ihren Schulterblättern lagen, spürte sie sein Kinn in ihrer Halsbeuge und nahm sie seinen leicht herben Geruch in sich auf.
Marlene kam ihm jetzt ohne Zögern stärker entgegen, umschlang seine Schultern und fuhr mit einer Hand streichelnd durch seine Nackenhaare.
Sie vernahm seine Stimme sehr leise direkt an ihrem Ohr.
„Das ist doch schon ganz was Anderes als vorhin. Ich halte dich solange fest, bis… “
Florian unterbrach sich und schwieg.
„Sag schon! Bis w a s geschieht?“ drängte ihn Marlene.
Statt einer Antwort ließ er mit leichtem Druck eine Hand an ihrem Rücken entlang nach unten zu ihren Schenkeln gleiten. Seine Lippen saugten sich gleichzeitig an der empfindsamsten Stelle ihres Nackens fest, die er anschließend mit seiner kreisenden Zunge reizte, bis Marlene vor Entzücken einen Laut von sich gab, -halb heftiges Atmen, halb unterdrücktes Stöhnen.
„Ich halte dich solange fest, bis du genug von mir hast“, setzte er sein Versprechen fort.
Dann löste er sich so weit von Marlene, dass sie pulsierend seinen Atem an ihrem Kinn spürte.
„Darauf kannst du lange warten!“ flüsterte sie mit gespieltem Trotz.
Sie fühlte wie seine Hand über Rücken, Schulter und Wange sich ihrem Mund näherte. Sein Daumen strich einfühlsam vom Mundwinkel her über ihre Lippen, hob dann ihr Kinn vorsichtig an.
Er zupfte zunächst mit halb geöffnetem Mund an ihrer Unterlippe und biss sehr sanft zu, worauf sie ihn heftig bedrängte. Mit ihrer Zungenspitze trennte sie seine Lippen voneinander und drang tief in seinen Mund ein.
Seine andere Hand war inzwischen damit beschäftigt, die bloße Haut ihrer Pobacken zu massieren und zwischen ihre Schenkel vorzudringen.
III.
„Florian!“
Marlene unterbrach ihre Invasion seines Mundes nur, weil sie sich wärmere Plätze vorstellen konnte als ihre Schaukel, um ihr eigenes Liebesfest fortzusetzen.
„Ich glaub, meine Gänsehaut kommt nicht nur von deinen zärtlichen Bemühungen, sondern auch von dem kühler werdenden Wind hier draußen.
Willst du mich nicht woanders hin entführen?“
„Wie wär’s mit einem Zimmerchen im Hotel Grotius?“ fragte er nach kurzem Zögern.
„Hauptsache wir sind weit genug von dieser ganzen Hochzeitsblase weg. Nicht dass wir den Figuren dort noch über den Weg laufen,“ kicherte Marlene.
„Ich muss dir noch was beichten!“ gestand Florian nun kleinlaut. „Du sprichst mit Haralds Hof- und Quartiermeister, meine Süße. Hab die Fete organisiert und die Hochzeitsnacht im Hotel Grotius dazu! Das konnte ich ihm nicht abschlagen, dem alten Romantiker!“
Marlene kuschelte sich sehr beeindruckt in seine Arme; mit seinem Halbbruder hatte Harald es wirklich gut getroffen, -und sie wohl auch.
„Wir könnten ja schon mal das Hochzeitszimmer testen!“ schlug sie leise vor.
„Vorläufig kommen Pia und Harald ja noch nicht dazu, oder?“
„Mein Gefühl sagt mir, dir würde solch eine Verrücktheit einen Mordspaß machen!“ brummte er.
Sein Zupacken wurde wieder fester; er suchte nach ihrem Mund. Ihr warmes Fleisch in seinen Händen brachte ihn auf Touren. Es schien aber, als könnte ihn die Aussicht auf ein warmes Bett nicht zusätzlich locken.
Doch Marlene war hartnäckig.
„Florian!“ erinnerte sie ihn zärtlich aber energisch.
Eine halbe Stunde später standen sie auf der Schwelle des Hochzeitszimmers ‚Venedig’, das Florian für das Brautpaar gebucht hatte.
Marlene machte große Augen, wurde -für Florian völlig unerwartet- seltsam stumm und blieb es auch eine Weile. Ihm kam gleich ein Verdacht.
„Schon mal gehabt?“ fragte er „Hochzeitsnacht mit allem Drum und Dran?“
Sie lachte kurz und verkrampft.
„Jung gefreit und so weiter“, spottete sie, „vor 10 Jahren; die Scheidung war 5 Jahre später. Erster Tag und erste Nacht bei einer bescheidenen Hochzeitsreise nach Tirol. Die Sprungfedern der Betten quietschten so laut, dass wir auf den Fußboden umgezogen sind. Aber wir lebten ja sowieso schon 5 Monate wie Mann und Frau zusammen.“ Dann wandte sie sich ihm mit einem fragenden Ausdruck in den Augen zu.
„Nein, nein“, wehrte er ab, „bei mir hat es zur Hochzeit nicht gelangt. Da gab es nur zwei lange Beziehungen von 4 und 7 Jahren. Und die jeweils ersten Nächte waren zwar rauschende Feste, aber ohne Prunk und Protz.“
„Na also“, schloss Marlene daraus, „es spricht doch alles dafür, dass wir beide endlich auch mal so was verdient haben? Die Gelegenheit war noch nie so günstig. Komm, wir machen mal Probeliegen!“
Mit großen Schritten eilte Florian der Brautschwester hinterher; es gelang ihm gerade noch rechtzeitig sie einzufangen, bevor Marlene sich mit Anlauf und Schwung auf das große Hochzeitsbett werfen konnte.
Sie zappelte in seinen Armen, bis er sie mit Mund und Händen in eine schnurrende Katze verwandeln konnte.
„Du spinnst wohl, Süße,“ flüsterte er dann, „wir können den beiden doch nicht den Spaß verderben. Verknüllte Laken, fremde Düfte und was sonst noch alles zurückbleiben kann.“
Florians Erkundung bei der Hotelleitung sorgte jedoch eine Viertelstunde später für großes Entzücken bei der von Hochzeitsnacht-Gefühlen angefixten Marlene. ‚Nizza’ stand in verschnörkelter Schrift über der Tür gleich neben dem Hochzeitszimmer. Das fand Marlene sowieso schicker als ‚Venedig’.
Es fehlte hier die Opulenz der Ausstattung; fast alles in diesem Raum war ein paar Nummern kleiner als nebenan.
„Aber das Bett ist genau so groß!“ Sie glich mit ihrem Strahlen ohne Weiteres die Schummrigkeit in den Winkeln des Raumes aus.
IV.
„Muss man bei einer Hochzeitsnacht eigentlich auf etwas Besonderes achten?“ fragte Marlene vom Fußende des Bettes her, als warte sie auf so etwas wie einen Startschuss aus der Kulisse.
„Das Rezept für ‚Hochzeitsnacht’ ist so einfach wie bei Hausmannskost“, witzelte er. „Man nehme: einen Mann, eine Frau und ein Bett. Alles Weitere ist Dekoration!“
„Na gut“, sagte Marlene. „Es ist von Allem genug da!“ fand sie schließlich und schubste ihn ohne Ansatz und Vorwarnung aufs Bett. Sie dachte nicht daran, ihm eine Chance zu geben, aus der Käfer-Rückenlage zu entkommen; denn sie setzte sich einfach auf ihn.
„Hatten wir das nicht alles schon einmal?“ erinnerte er sich und suchte unter ihrem Rock wieder Halt für seine Hände.
„Genau!“ stimmte sie zu. „Aber es wird jedes Mal schöner.“
Sie hatte mittlerweile ihren Oberkörper auf ihn hinuntersinken lassen und ihre Worte waren immer leiser geworden.
Marlene spreizte sich über ihn und verschränkte ihre Schenkel mit seinen; ihre sanft kreisenden Hüften spielten vorsichtig mit seiner Erregung, die merklich wuchs. Mit Mühe zügelte Marlene die eigenen Wünsche, ihre Lust auf ihn, zögerte den Moment hinaus, alle Dämme brechen zu lassen.
„Sprich mir nach!“ flüsterte sie.
„Was kommt denn jetzt?“ tauchte er aus dem Gefühl der Vorfreude auf, das ihn schon in fortgeschrittenem Maße benommen gemacht hatte.
„Jetzt kommt das Gelübtnis des Bräutigams!“ kicherte sie, stützte ihre Arme auf seine Schultern und nahm dabei gerade noch wahr, wie er seine Augen verdrehte.
„Ich gelobe, keinen Quadratzentimeter von Marlenes Haut auszulassen, wenn es Zärtlichkeiten setzt... “ Er brummte zustimmend.
„ ...werde dabei weder meine Hände und Lippen, die Zunge, sowie alles, was sonst noch in Frage kommt, schonen...“ Florian ächzte und stöhnte vernehmlich.
„ ...und dieses Weib unablässig in Bewegung halten, bis morgen früh!“ Marlene wurde von einer sich aufschaukelnden Welle heftiger Atemzüge ins Schaukeln versetzt.
Dann packte Tobias Marlene mit einem triumphierenden Ausruf, wirbelte sie im Bett herum und begrub sie unter sich.
„So!“ sagte er. „Immer ich! Immer nur ich! Dein Beitrag beschränkt sich wohl auf wohliges Schnurren und heftiges Stöhnen?“
Als Antwort rieb sie sich schlangengleich an ihm, wo immer sie ihn erreichen konnte, zog ihn schließlich voller Hingabe zu sich herab.
„Wie wäre es, wenn ich die wundervolle Aufgabe übernähme, dich glücklich zu machen?“ Sie lagen regungslos und still in den frisch duftenden Laken, mit ihren Körpern verschränkt, als gäbe es in diesem Bett nur ein einziges Wesen.
Dann rollte er sich ein Stück beiseite und begann ihre Wünsche zu erfüllen.
Als er ihr Rock und Bluse abgestreift hatte, war ein guter Teil von dem getan, was Platz schuf für die Wege seiner Lippen und Hände über ihre freigelegte Haut.
Bald lag Marlene wie eine aufgeblühte Rose mitten im großen Bett, folgte mit vor Freude weit geöffneten Augen Tobias Bewegungen, als er zuletzt seine Cord-Jeans beiseitelegte und auch sein letztes Kleidungsstück abstreifte.
Sie rekelte sich, spannte die Muskeln an und schob sich lächelnd auf ihn zu.
„Ich weiß immer noch nicht, was ich an dir so Besonderes finde!“ sagte sie in die Stille der auf beiden Seiten wachsenden Erregung hinein.
„Du bist mir gegenüber frech, unverschämt und himmelschreiend selbstbewusst gewesen!“
„Ich weiß!“ erwiderte er. „Aber manchmal fängt etwas genauso an, was man ‚Liebe’ nennt. Das ist so, auch wenn zwei zuerst glauben, dass man den Anderen nicht ertragen kann. Man reibt sich aneinander; dann wird das Aneinander-Reiben immer zärtlicher, bis man entdeckt, dass nichts wichtiger ist, als mit dem Anderen zusammen zu sein.“
„Ja“, sagte sie, „ich möchte mit dir zusammen sein, -jetzt!“
Sie bemerkte ein Frösteln auf ihrer Haut, obwohl der Raum wohl temperiert war.
Dies war kurz bevor er eine Hand auf ihre Hüfte legte und die andere unter ihrer Achsel hindurch zu ihrer Schulter hinaufschob. Dann deckte er ihren Körper wie mit einem samtenen Mantel zu. Tobias ruhte zwischen ihren Schenkeln und ließ sie spüren, dass sie seine Frau war.
Die Zelte der Cevennen

I.
Neville wuchtete sein Gepäck aus dem Zug, der im winzigen Bergbahn-Bahnhof haltmachte; er rechnete damit, der einzige Passagier zu sein, der hier den Zug verließ.
Sein Kumpel Lester sollte heute dabei sein, hatte sich aber dann drei Tage vor der Abreise beim Sprung aus dem Bus das Bein gebrochen. Er aber ließ sich nicht abhalten und machte sich allein auf die lange geplante Cevennentour.
Beim Absetzen des Rucksacks auf dem Bahnsteig nahm er aus dem Augenwinkel am anderen Ende des Zuges eine Bewegung wahr.
Zwei weitere Passagiere rollten und schoben ihr Gepäck ins Freie.
Als die beiden sich Neville näherten, konnte er einen Blick auf vier wundervolle Frauenbeine werfen, die aus kurzen Leinenhosen mit verführerischen Rundungen herausschauten.
„Hey“, begrüßte er sie, „sagt bloß, ihr wollt die Cevennen unsicher machen. Die schmalen Passagen sind ja hier nicht ohne; da hat frau aber einiges dran zu knabbern!“
Hanna und Jeanette, die beiden Alpinen aus Deutschland, gruben ihm gleich das Oberwasser ab.
„Wenn du dich alleine nicht traust, darfst du bei uns Sherpa spielen“, gab ihm die blonde Hanna Zunder, während die dunkle Jeanette sich gnädiger zeigte.
„Drei gegen die Cevennen schaffen das besser als nur zwei.“
II.
So waren sie sich schnell einig, den Weg durch Wald und Fels gemeinsam anzugehen und verbrachten einen sonnigen und fröhlichen Tag bei einem geruhsamen Anstieg.
Das eine oder andere Mal kam Bedauern in ihm auf, Bedauern für Lester, der sich so gut darauf verstand, das lebhafte Interesse attraktiver Frauen auf sich zu ziehen. Auf der anderen Seite genoss es Neville aber auch über alle Maßen, so die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner beiden liebenswerten Begleiterinnen zu erhalten, die mit zunehmender Hitze und Anstrengung nach und nach auf Teile ihrer Kleidung verzichteten.
In der Nacht jedoch ließen sie ihn allein in seinem Zelt, wo die Bilder des Tages ihn noch lange nicht zur Ruhe kommen ließen. Die weich schwingenden Hüften Hannas vor Augen und in frischer Erinnerung der Blick zurück auf Jeanettes Oberkörper, den ein Bikini-Oberteil nahezu rein symbolisch verhüllte.
Am Vormittag des folgenden Tages querten sie einen Geröllhang, dessen Tücken alles veränderte.
Neville verlor für kurze Zeit den festen Stand, seine Packtasche mit Zelt und Schlafsack glitt ihm von der Schulter und rutschte weiter unten in einen tiefen Spalt, - ohne Chance, ihn dort wieder herauszuangeln.
Schon in der Nacht zuvor waren sie sich einig gewesen, dass selbst jetzt im Hochsommer es am Berg doch zu kühl war, um im Freien zu übernachten.
Neville war jetzt auf die Großzügigkeit von Hanna und Jeanette angewiesen.
„Das hatte ich mir schon etwas komfortabler vorgestellt!“ verkündete Jeanette. „Aber was hilft es? Du kommst mit in unser Zelt!“ gab sie ihren Entschluss bekannt.
Hanna schien die Sache noch viel lockerer anzugehen.
„Den klemmen wir zwischen unsere beiden Schlafsäcke ein; dann kann uns nichts passieren, nicht wahr, Neville? Wirst schon nicht erfrieren. Und dann schauen wir weiter.“
Doch nach drei Stunden, in denen er wegen der Kühle kein Auge zu bekommen und den Schlaf aller unmöglich gemacht hatte, musste auf die Schnelle eine Lösung her.
Hanna fackelte nicht lange und machte dem Gezappele ein Ende.
„Wir sind beide ziemlich schlank, Neville. Du passt mit in meinen Schlafsack, aber versprich mir… na, du weißt schon!“
Einen Moment lang war er versucht, seine Wohltäterin zu ärgern.
„Ich kann dir da überhaupt nichts versprechen“, lag ihm auf der Zunge.
Stattdessen spielte er das Unschuldslamm.
„Aber, Hanna, ich bin ja schon deswegen garantiert brav, weil ich total übermüdet bin.“
Tatsächlich schlief er sofort ein; aber als er aufwachte und den warmen Körper der jungen Frau, ihren Rücken und ihre Schenkel spürte, stellte er fest, dass er sie von hinten umarmt hielt, eine Hand auf ihrem Bauch, die andere auf ihren Brüsten.
Vorsichtig zog er seine Hände zurück und bemerkte dabei, dass sie längst wach lag, ohne sich zu rühren und ohne sich zu empören.
„Ich wollte das nicht, Hanna“, gestand er kleinlaut, „warum hast du mich nicht geweckt?“
„Warum denn?“ murmelte sie, „ich fand es so ganz schön.“
Er bedauerte, ihr Gesicht dabei nicht sehen zu können. Der Klang ihrer Stimme unterstrich, dass sie seine Hände an ihrem Körper genossen hatte.
Von der anderen Seite her mischte sich jetzt Jeanette ein.
„Was ist schön, Hanna?“, fragte sie voller Neugier.
„Nicht so wichtig“, behauptete Hanna, „ich erzähl es dir später.“
III.
Neville hatte während des ganzen Tages keine Gelegenheit herauszubekommen, ob Hanna ihrer Freundin deutlich gemacht hatte, was denn so schön gewesen sei, dass sie dies ihm, Neville, unbedingt mitteilen musste.
Als sich der Abend näherte und sie einen Schlafplatz für die Nacht gefunden hatten, führte jedoch nichts an einer gemeinsamen Beratung darüber vorbei, wie Neville die Nacht verbringen könne, ohne durch heftiges Zittern die Nachtruhe der beiden Freundinnen zu stören.
Hanna rückte zögernd mit der Wahrheit der letzten Nacht heraus; Jeanette wirkte zunächst pikiert, da sie draußen vorgeblieben war.
Neville beteuerte in einer Tour, dass er die ganze Zeit über in Hannas Schlafsack wie ein Stein geschlafen habe, keusch und unschuldig.
Er stellte mit großem Erstaunen fest, wie leicht Jeanette bereit war, seinen Beteuerungen Glauben zu schenken, zu Hannas Erleichterung.
Aber sowohl sie als auch Neville wunderten sich doch dann sehr, als Jeanette den Vorschlag unterbreitete, Neville möge, aus Gründen der Gerechtigkeit, in der kommenden Nacht Gast in ihrem Schlafsack sein.
Er sah gewisse Komplikationen auf sich zukommen, da er während der ersten beiden Tage bei sich eine zunehmende Unruhe festgestellt hatte, wenn ihm Jeanette sehr nahe kam oder zeitweise mit ihm allein war.
Gleiches war ihm bisher mit Hanna noch nicht passiert, selbst wenn sie, -er war sich dessen sicher-, bewusst seine Nähe suchte oder ihn berührte.
In der vorigen Nacht war er ja aus den bekannten Gründen nicht ansprechbar; in einer der folgenden Nächte würde Hanna die Gelegenheit nicht so einfach verstreichen lassen, wenn er gut ausgeruht zu ihr in den Schlafsack kriechen würde.
Zunächst jedoch sah Neville der kommenden Nacht mit großer Unsicherheit entgegen. Allein schon weil die weiblichen Formen Jeanettes viel ausgeprägter waren, würde die größere Enge im Schlafsack seine heimlichen Wünsche wachsen lassen. Und Hanna würde gewiss ein wachsames Auge auf das Geschehen im Schlafsack nebenan haben.
IV.
Wie schon am vorigen Abend wechselte er seine Kleider für die Nacht im Zelt, die Frauen absolvierten den Wechsel diesmal dahinter.
Nacheinander schlüpften die beiden wieder ins Zelt; im schummrigen Licht sah er kaum etwas, wusste aber, dass ihre Pyjamas die gleichen blauen Streifen aufwiesen.
„Komm“, hörte er Jeanettes Stimme zu seiner Linken, „ich bin schon drinnen.“
Er schob seine Hand tastend vor, bis er auf ihre Schulter traf und erwischte mit der anderen Hand den Reißverschluss.
So glitt er ohne große Schwierigkeiten an ihre Seite.
Erst als er begann den Reißverschluss hinaufzuziehen, wurde es enger.
Ihre Hüften stießen aneinander und er wusste nicht so recht, wohin er mit seinen Händen sollte.
Zuletzt ließ er es einfach darauf ankommen, wie Jeanette darauf reagieren würde. Auf der Seite liegend, Jeanettes Rücken vor sich, legte er vorsichtig seine Hand auf ihrer Hüfte ab und wartete verhalten atmend ab.
Schon glaubte er, sie hätte seine Hand deshalb nicht bemerkt, weil sie sehr schnell Schlaf gefunden hatte. Doch dann legte sich ihre Hand streichelnd auf seine, zog ihn näher, sodass er mit seinem Körper folgte.
Der stärker werdende Duft ihrer Haare zeigte ihm an, dass er sich ihren Schultern und ihrem Nacken näherte.
Seine Hand an ihrem Körper, spürte er, dass sie begann, die Lage ihres Körpers zu verändern; sie wendete sich ihm zu.
Als Neville den warmen Hauch ihres Atems an seinem Hals spürte, ließ ihr Griff an seiner Hand los und wurde gleich darauf an seinem Rücken spürbar, denn sie schmiegte ihren Körper fest an ihn.
Ihre Lippen berührten seine Brust; der Druck ihrer Brüste fachte seine Erregung an und schließlich schob sie ein Knie zwischen seine Beine.
In dieser Weise umarmt, ganz und gar aufgeputscht, war er zur Passivität verurteilt.
Kein Gedanke daran, mit Armen und Mund auf Erkundung zu gehen, seine Bewegung den ihren entgegenzusetzen; denn nebenan wäre Hanna mit solch einer hörbaren und spürbaren Entwicklung nicht einverstanden gewesen.