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Ich bin Sophie nämlich schutzlos ausgeliefert und habe angefangen zu rauchen, um meine armen, strapazierten Nerven zu beruhigen. Sophie findet das fürchterlich. Ich sei eine zweite George Sand und würde mich ungebührlich wie ein junges Mädchen aufführen.
Ich bin jung!
Ich stehe nachts auf, rauche und schreibe in mein Tagebuch oder an den Kaiser. Er muss bald zurückkommen oder mich nachkommen lassen, aber das will er nicht. In das Hauptquartiersleben passen keine Frauen und er kann seinen Soldaten ja kein schlechtes Beispiel geben.
06. Juni 1859
Am 4. Juni haben unsere Truppen gegen die Franzosen und Piemontesen verloren. 10.000 Tote alleine bei den unseren. Die Lombardei ging verloren. Was für ein furchtbares Gemetzel. Sophie hat mich aufgefordert, die Verwundeten in Schloss Laxenburg zu versorgen.
Alles geht in diesem gottverdammten Krieg schief. Dem Kaiser, jung und militärisch unerfahren, passieren Fehler über Fehler. Erzherzog Albrecht und Sophie taugen als Berater nicht wirklich. Rieten sie ihm doch dazu, Max als Gouverneur zu entlassen und durch einen Grafen zu ersetzen, der nur dämlich und unfähig war und die Truppen zurückzog, statt anzugreifen, als noch genügend Zeit war, weil die Franzosen noch nicht da waren.
Franz will sich natürlich vor Ort aufhalten und Druck auf Preußen ausüben, damit diese uns endlich helfen und Truppen senden. Er könnte ja auch mit Napoleon verhandeln. Bei ihm sein darf ich freilich immer noch nicht, da der Kaiser seinen Truppen ein gutes Beispiel geben muss. Also bleiben nur Telegramme.
18. Juni 1859
Das Versorgen der verwundeten Soldaten ist nicht so schlimm, wie ich dachte. Es ist schon seltsam, um meine Kinder durfte ich mich nie kümmern, um fremde Menschen schon. Ich zeige Sophie, dass ich es kann. Helfen und Trösten. Diese armen Menschen brauchen so viel Trost. Viele sind sehr schwer verwundet, haben starke Schmerzen und sterben hier im Lazarett, manche in meinen Armen. Oft rede ich ihnen gut zu, dass sie in die rettende Amputation einzuwilligen. Viele sterben dennoch und ich tröste weinende Mütter und Väter, Töchter und Söhne, Ehefrauen, die Witwen werden, Kinder, die keinen Vater mehr haben, Eltern, die ihren Sohn verlieren.
Manchmal kann ich ihre Schreie nicht mehr hören, nicht mehr zusehen, wie ein Bein amputiert wird, dann reite ich einfach weg. Nur Holmes begleitet mich, er reitet so gut, dass ich von ihm noch etwas lernen kann. Sophie findet das natürlich anstößig, ich alleine in der Begleitung eines Mannes
09. Juli 1859
Natürlich hat Sophie alles dem Franzl gepetzt. Dass ich wie eine Wahnsinnige reite, die ganze Nacht wach bin und rauche, fast gar nichts esse, den Teegesellschaften und Diners, die Sophie gibt, fernbleibe. Unmöglich! Muss sich mein armer Franzl nun auch noch um mich sorgen? Er hat doch genügend eigene Sorgen. Erst Magenta und dann Solferino. Die entscheidende Schlacht fand am 24. Juni 1859 bei Solferino statt, wo unsere Truppen erneut eine schmerzhafte Niederlage erlitten. Österreich muss die Lombardei abtreten, auch die Nebenlinien der Habsburger in der Toskana, Modena und Parma verlieren ihre Besitzungen. Damit ist der Weg frei für die Errichtung des Königreichs Italien unter dem Haus Savoyen. Die Verluste von Solferino waren wie auch die von Magenta entsetzlich. Rund 6.000 Toten und 30.000 Verwundete auf beiden Seiten. Die blutigste Schlacht seit Waterloo 1815.
Franz tut mir so leid, er ist jung und militärisch unerfahren. Ich vermisse ihn, aber er wird nicht derselbe sein wie vor dem Krieg.
Habe ich ihn doch beschworen, mich mitzunehmen in das Hauptquartier. Doch da hätten Frauen keinen Platz und er müsste seinen Truppen ein gutes Vorbild sein.
14. Juli 1859
„Bald kommt der Papa heim“, sage ich zu Gisela, die mich mit großen Augen ansieht. „Dann ist alles gut. Komm wir gehen spazieren.“ Ich ziehe ungeduldig an Giselas Hand. Gestern hat der Kaiser mit Napoleon, dem Erzschuft, einen Waffenstilltand geschlossen.
Sie schüttelt trotzig den Kopf. „Omama, will Omama!“
Ich atme tief durch und mir ist danach, eine Zigarette zu rauchen. Ich lasse Giselas Hand los und nicke der Kinderfrau zu. „Geben Sie das Kind der Erzherzogin. Ich gehe an die frische Luft.“
Ich fühle mich rastlos und gedemütigt. Diese böse alte Frau. Franzl wird ob der vielen Toten und Verletzten keine Hilfe sein, sondern meine Stärke brauchen.
Ich werde dem nicht gewachsen sein.
15. Juli 1859
„Du siehst müde und blass aus, Franz“, sage ich leise. „Lass mich dir helfen.“
Er lacht bitter auf. „Das kannst du nicht, Elisabeth, du kannst dir nicht einmal selber helfen. Du musst mehr essen. Hör auf mit dieser dämlichen Eier - und Früchte Diät. Ich will nicht, dass du noch dünner wirst. Schlafe in der Nacht, denn die ist zum Schlafen da und nicht zum Lesen. Und reite nicht so heftig aus, schon gar nicht alleine mit Holmes, das kann ich dir nicht erlauben!“
„Ich will es aber“, schreit es in mir. „50 Zentimeter Taille. Meine Schönheit ist mein größter Triumph! Und ich will mit Holmes ausreiten, er ist der beste Reiter, besser als Grünne!“
Ich wache auf.
20. Juli 1859
Franz steht am Fenster.
Er ist furchtbar blass, ein Schatten seiner selbst, nichts erinnert mehr an den verliebten Franzl von Bad Ischl. Dieser Franzl ist irgendwo zwischen Magenta und Solferino gestorben und an seine Stelle ist ein besiegter General getreten. Seine Züge sind hart und verbittert geworden, sein Gesichtsausdruck mürrisch, tiefe Falten lassen ihn viel älter als seine 29 Jahre wirken.
Grimmig und verdrossen guckt er mich jetzt an.
„Du meinst, Maximilian hätte es anders gemacht? Ist es das, was du sagen willst, Elisabeth?“ Wie im Traum nennt er mich nicht Sisi, sondern Elisabeth. Wie im Traum klingt er gereizt.
„Du musst das Volk verstehen“, sage ich leise und trete neben ihn. „Es hat für den Krieg bitter geblutet und verlangt Rechenschaft. Die Menschen machen dich für die Niederlage verantwortlich, das würden sie bei Maxi auch so machen.“
„Ach ja und was würde Maxi anders machen?“ Franz Josephs Stimme klingt schneidend kalt.
Sich nicht in Laxenburg verkriechen und keinen Schritt vor die Tür gehen, denke ich bitter.
„Franz, sei mir nicht böse, du bist ein sehr konservativer Mensch und die Welt ändert sich. Mit der verklärten Allmacht des Kaisers ist es nun wohl endgültig vorbei, genau wie der Absolutismus. Und es reicht, so leid es mir tut, nicht aus, andere für deine Fehler bluten zu lassen. Das Volk besänftigst du damit nicht, wenn Kempen gehen muss. Das ist nur ein Anfang, du bist halt in militärischen Dingen unerfahren, das wäre anderen auch passiert.“
Franz hatte den Mund geöffnet, um zu protestieren und schloss ihn schnell wieder.
Ich atmete tief durch, ehe ich von neuem zu sprechen ansetzte. „Ich bin nicht mehr das naive Landmädel von damals, schon lange nicht mehr. Ich interessiere mich sehr für Politik. Vieles liegt im Argen und wir müssen handeln, sofort handeln. Wir müssen dem Staat eine Verfassung geben. Wir müssen zu Reformen bereit sein. Die Ansichten deiner Mutter sind überholt und haben uns das ganze Schlamassel eingebrockt.“
Franz zieht seine Stirn kraus.
„Meine Armee hat versagt, der Finanzminister hat sich umgebracht, weil er sich ungerecht der Unterschlagung beschuldigt fühlte, Onkel Ferdinand, dem ich meine Krone verdanke, behauptet, dass man nicht den Herrscher hätte wechseln müssen, um Schlachten und Provinzen zu verlieren. Weißt du, wie ich mich fühle? Und dann fällst auch du mir in den Rücken. Lass mich in Ruhe“, faucht er mich an und lässt mich stehen.
10. August 1859
Franzl steht am Fenster, wieder einmal.
Die Lippen fest zusammengepresst. In Ungarn flackert die Revolte wieder auf und es gab einen Mordanschlag auf Franz und Sophie, ein Diener sollte sie töten.
Warum wehrst du dich immer noch gegen die Verfassung, hast du denn nichts gelernt, will ich ihn anschreien, tue es aber nicht.
Er tut mir leid. Wenigstens hat Franzl einige der Minister, die für das Desaster verantwortlich sind, entlassen.
Ganz besonders freut mich die Entlassung von Baron Bach, der ein Erzfeind der Ungarn ist. Sophies Zeit ist endgültig vorbei.
Auch Grünne musste gehen, was mir persönlich leidtut, er bleibt aber mein Freund, denn er ist, wie wir alle wissen, ein Prügelknabe für den Kaiser, der als väterlicher Freund und engster politischer Vertrauter für Franz die Schuld auf sich nimmt und den Kopf hinhält. Auf Druck der öffentlichen Meinung musste der Kaiser Grünne als Generaladjutanten und Leiter der Militärkanzlei entlassen, allerdings wie es sich geziemt mit großen Gunstbeweisen. Grünne ist nun nur noch der Oberstallmeister.
Ich denke daran, wie liebevoll ich ihm eine bessere Zukunft gewünscht habe und ihm gesagt habe, dass ich mich nicht damit anfreunden kann, jemand anderen an seinem Platz zu sehen und wie dankbar ich ihm für unsere Freundschaft bin.
„Gottseidank haben wir Sie noch nicht ganz verloren und Sie bleiben mein liebster Gefährte zu Pferd“, habe ich ihm heimlich ins Ohr geflüstert und ihn zum Lächeln gebracht.
Franz hat kam noch ein liebes Wort für mich, in Italien schickte er Briefe mit Liebesschwüren und hier straft er mich mit Eiseskälte und berät sich nur mit seiner Mutter und das stundenlang.
Dabei ist ihre Zeit nun wirklich endgültig vorbei!
Er will das als treuer Sohn natürlich nicht wahrhaben!
25. September 1859
Sommer in Ischl ermüdend!
Am 12. September trat der Kaiser wieder bei einer Militärparade auf, nachdem er sich mehr als zwei Monate in Laxenburg verkrochen hatte. Wir fuhren im geschlossenen Wagen zum Prater, Franz sprach kein einziges Wort und sah streng und ernst aus. Uns hallte eisiges, feindseliges Schweigen entgegen wie damals in Italien.
Dann ging es nach Ischl – gemeinsam mit Max und Charlotte. Die beiden Brüder sind verfeindet und Charlotte redete nur von ihrer hohen Geburt, vom Schloss Miramar oder scheuchte alle rum. Eine furchtbare Person, dass Sophie das nicht merkt? Ich flüchtete mich zum Lesen auf mein Zimmer in der Kaiservilla.
Jetzt stürze ins Ballleben. Der Clou an den Bällen ist, dass nur die jungen Paare, nicht aber die Mütter der Mädchen wie sonst üblich eingeladen sind. Also hat auch Sophie auf den Bällen nichts verloren.
Und ich turne bei schlechtem Wetter in der Hofburg an den Ringen und Seilen, die ich mir anbringen lassen habe. Das passt Sophie natürlich auch nicht.
Dauernd mäkelt sie an mir, ich soll dem Kaiser eine bessere Ehefrau sein und den Kindern eine bessere Mutter. Ersteres gehst sie nichts an und das andere hat sie kaputt gemacht, indem sie mir die Kinder entfremdet hat. Gisela heult, wenn sie mich sieht und zu Rudi lassen sie mich nicht. Wahrscheinlich hat sie Angst, ich würde ihn verzärteln und er wird dann wegen mir kein guter Kaiser werden. Wahrscheinlich ärgert sie sich, dass sie ihre Zustimmung zu unserer Ehe gegeben hat.
25. April 1860
Die Bälle haben mich irgendwann ermüdet und ich kam mir wie eine aufgezogene Puppe vor.
Ich werde Mama besuchen, es ist nicht dasselbe, wenn sie herkommt und Papa kommt ohnehin nie zu Besuch, da es ihm vor Sophie, der Hofburg und dem Wiener Klimbim graut, was ich ihm nicht verdenken kann.
Marie fehlt mir wahnsinnig. Jeden Tag kann ihre neapolitanische Festung zusammenbrechen. Zudem ist ihr schwachsinniger Gatte nun König, denn sein Vater, Ferdinand II. starb letzten Mai.
Als sie damals bei mir war, was haben wir gelacht? Wie jung haben wir uns gefühlt? Geraucht haben wir mitten in der Nacht und wir wollten jeden Moment festhalten und dass nie Morgen wird.
10. Mai 1860
Garibaldi zieht mit tausend Mann gen Neapel und will ganz Sizilien vom Königreich losreißen und aller Welt zeigen, auf welch tönernen Füßen das bourbonische Königreich beider Sizilien steht. Ich sorge und ängstige mich und versuche zum Kaiser vorzudringen, der mir immer noch gebrochen und voller Apathie erscheint und so recht kein offenes Ohr für meine Anliegen hat.
10. Juni 1860
Vor wenigen Tagen ist Palermo gefallen. Marie ist in Lebensgefahr. Ihre verzweifelten Briefe häufen sich.
„Du schickst keine Truppen zu Marie nach Italien?“ Fassungslos starre ich Franz an. Ich bin wie gelähmt vor Trauer und voller Wut.
„Da unten ist ein junges Mädchen in Todesangst, das zufällig meine Schwester ist“, schreie ich Franz wutentbrannt an.
„Elisabeth“, er nennt mich erneut Elisabeth „du musst verstehen, wir können wegen der Niederlage im Sardinischen Krieg keine militärische Hilfe leisten und ihr nicht helfen. Unsere finanziellen und politischen Verhältnisse sind im Moment elend. Es tut mir sehr leid.“
Er macht einen Schritt auf mich zu.
„Sehr leid? Sie ist meine Schwester, Lass mich bitte, ich will alleine sein!“
Ziellos laufe ich durch den Schlosspark. Wie sehr sich der Kaiser verändert hat. Gottseidank kann ich mich zerstreuen, denn ich, die die Wiener Hof - und Tanzgesellschaft immer als geistlos verachtet habe, werde nun selber Bälle organisieren.
13. Juni 1860
Meine Brüder waren heute bei mir in Laxenburg und wir berieten wegen Marie, kamen aber zu keinem Resultat. Ihr Mann regiert nicht, sondern verwaltet nur, denkt gar, man könnte die verfahrene Situation durch pures Beten retten und meine bayerische Familie ist in heller Aufregung.
10. Juli 1860
Ich bin in Possi und Marie fehlt mir hier ganz besonders. Die Stimmung ist getrübt und wir sind gram vor Sorge. Seitdem Garibaldi auf Viktor Emmanuels Befehl die Grenze beider Sizilien überschritten hat und auf Neapel zugeschritten ist, haben wir nichts mehr von Marie gehört. Neapel ist dem Kaiser genauso fern und gleichgültig wie das chinesische Reich.
Mama und Papa schelten mich wegen des Essens und finden mich abgemagert, was mich reizbar macht. Meine Figur ist allein meine Sache.
Zudem habe ich einen quälenden Husten.
Papas Allüren treiben mich in den Wahnsinn. Erst war es amüsant, dass er meine Hofdamen provozierte, aber jetzt habe ich genug. Ihm mag es Freude machen, uns derbe Späße zu spielen, ich jedoch finde es unangenehm und mir tut Mama leid, die das alles mit ansehen muss. Vor allem, weil ich auf Franzens Anraten die kleine Gisela mitgenommen habe, die fast so pikiert wie ihre Großmutter wirkt mit ihren vier Jahren. Irgendwie kann ich mit diesem Kind wenig anfangen.
12. Juli 1860
Arme Mama, wie unendlich weh müssen dir Papas Liebeleien und Amouren tun, denke ich, sage aber nichts und halte Mamas Hand fest in der meinen. Viel zu lang habe ich mich von seinem Charme und seiner Fröhlichkeit blenden lassen und war gar ein Papakind. Die arme Mama sitzt treusorgend zu Hause, auf Papa wartend und er betrügt sie aufs schändlichste, unterhält in der Tat eine fremde Familie, bei der er sich vielleicht sogar mehr blicken lässt und involviert ist als bei uns.
„Es tut mir so leid, Mama“, sage ich leise und drücke ihre Hand.
„Ach, Kindchen, sei froh über den Kaiser“, schnieft Mama, „er mag ein wenig trist sein, aber er liebt dich und er betrügt dich nicht.“
Trist ist er, denke ich und streiche Mamas Hand. Alle Welt fordert seine Abdankung und wünscht sich Maxi an seiner Statt.
Aber er liebt mich und betrügt mich nicht.
Obwohl ich weiß nicht so recht?
Gerüchte machen die Runde. Sophie macht mir ohnehin schon seit geraumer Zeit Vorwürfe, ich würde Franz Joseph nicht genügend Muße und Freude für sein schweres Amt schenken und ein junger, gesunder Mann wie der Kaiser würde Mittel und Wege finden, sich zu zerstreuen und die freie Auswahl an den schönsten Versuchungen in Wien haben. Er würde wegen mir sein Junggesellenleben wieder aufnehmen und Liebschaften anfangen, weil ich nicht für ihn da sei. Und ich wäre schuld, wenn er mich betrügt, denn er würde den Verkehr brauchen.
Franzens Bruder Ludwig Viktor, der den Frauen abhold ist und seine Ohren an sämtlichen Wänden des Palastes hat, fragte mich eines kalten Wintertages ungeniert, ob ich in letzter Zeit die Gräfin Potocka gesehen hätte. Eine hübsche blonde Hofdame, die auf ihren Besitztümern in Böhmen lebte, früher aber ein gerngesehener Gast im Palast war, eine Passion, die sie nun wieder aufnahm und strahlendschön sämtliche Faschingsbälle durchtanzte, gerufen vom Kaiser persönlich, den ich Wochen lang kaum zu Gesicht bekam.
Auch die Esterházy, die alte Plaudertasche, machte solche widerwärtigen Andeutungen.
„Der Kaiser ist ein junger gesunder Mann, er sieht blendend aus, wer kann es ihm verübeln. Schon vor seiner Hochzeit erlagen die Wiener Damen reihenweise seinem Charme und wenn die Kaiserin ihr Schlafzimmer zusperrt, muss er woanders auf seine Kosten kommen. Deswegen hat er doch die junge polnische Gräfin zur Jagd nach Reichenau geladen. Die Blonde mit den schönen, grünen Augen. Ihr frisches Wesen und ihre Künste zu Pferd sind schon sehr einnehmend “, sagte die Esterházy zu meiner Kammerfrau, die hohl lachte.
Ich habe dem Geschwätz damals nichts beigemessen, weil es die furchtbar geschwätzige Esterházy und der ätzende Ludwig Viktor waren, die mich beide anscheinend nicht leiden können.
Der Kaiser betrügt mich nicht!
Es kann nicht wahr sein!
Es kann einfach nicht wahr sein!
Ich habe mich ihm entzogen, wenn er mit mir schlafen wollte, obwohl mir dieser Akt immer noch unangenehm und fremd ist. Franz mit seinen erregt leuchtenden Augen und dem heftigen Atem. Franz der so schwer auf mir liegt. Es tut immer noch weh, meine Scheide fühlt sich immer noch trocken an und wund. Franz hatte es nie geschafft, in mir Begehren und Sehnsucht zu wecken.
Ich bin vor dem Kaiser geflohen, der mir Vorhaltungen über meine vergnügungssüchtigen Bälle und mein Nächtedurchtanzen macht und der mich betrügt. Meine Frühjahrsbälle für Alleinstehende im März, junge Damen, junge Herren, ohne die Argusaugen der gestrengen Mütter, Walzerklänge von Strauß, das pure Vergnügen, wie du mir, so ich dir.
Mich, die vollkommene Schönheit!
Die gertenschlanke, die so eisern Diät hält, um perfekt zu sein.
Die perfekte Reiterin!
Alle Welt redet jetzt über die Ehekrise und meine schlechte Gesundheit, meine Sperenzchen und all das. Der Kaiser kommt besser weg als seine überspannte, empfindsame, hysterische Frau, die ihm das Leben schwer macht, wo er doch so sehr unter dem bitter verlorenen Krieg leidet.
Um den Schein zu wahren, muss ich im August an des Kaisers Geburtstag nach Wien zurück.
Nur, um den Schein zu wahren.
Nur deswegen.
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