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4. kam Joseph in grosse Gunst bei ihm und wurde sein Leibdiener; und er setzte ihn über sein Haus, und alles, was er hatte, übergab er ihm.
5. Und von der Zeit an, da er ihn über sein Haus und alle seine Güter gesetzt hatte, segnete der Herr das Haus des Ägypters um Josephs willen, und der Segen des Herrn ruhte auf allem, was er hatte, in Haus und Feld.
6. Darum überliess er Joseph alles, was er hatte, und kümmerte sich neben ihm um nichts als um die Speise, die er ass. Joseph aber war schön von Gestalt und schön von Aussehen.
7. Darnach begab es sich, dass die Frau seines Herrn ihre Augen auf Joseph warf und sprach: Lege dich zu mir!
8. Er aber weigerte sich und sprach zu der Frau seines Herrn: Sieh, mein Herr kümmert sich neben mir um nichts im Hause, und alles, was er besitzt, hat er mir übergeben.
9. Er selbst ist in diesem Hause nicht grösser als ich; er hat mir nichts vorenthalten als dich, weil du sein Weib bist. Wie sollte ich da ein so grosses Unrecht begehen und wider Gott sündigen?
10. Und ob sie auch täglich Joseph zuredete, hörte er nicht auf sie, dass er sich zu ihr gelegt hätte, um mit ihr Umgang zu pflegen.
11. Es begab sich aber eines Tages, dass Joseph ins Haus kam, seine Geschäfte zu besorgen, als gerade niemand vom Gesinde zugegen war.
12. Da fasste sie ihn beim Kleide und sprach: Lege dich zu mir! Er aber liess sein Kleid in ihrer Hand und floh und lief zum Hause hinaus.
13. Als sie nun sah, dass er sein Kleid in ihrer Hand gelassen hatte und zum Hause hinaus geflohen war,
14. rief sie ihr Gesinde und sprach zu ihnen: Seht, da hat er uns einen Hebräer ins Haus gebracht, dass der seinen Mutwillen mit uns treibe. Er kam zu mir herein, um sich zu mir zu legen; aber ich schrie laut.
15. Und als er hörte, dass ich ein Geschrei erhob und rief, liess er sein Kleid neben mir und floh und lief zum Hause hinaus.
16. Und sie liess sein Kleid neben sich liegen, bis sein Herr heimkam.
17. Da erzählte sie ihm dieselbe Geschichte und sprach: Der hebräische Sklave, den du uns ins Haus gebracht hast, dass er seinen Mutwillen mit mir treibe, ist zu mir hereingekommen.
18. Wie ich aber ein Geschrei erhob und rief, liess er sein Kleid neben mir und floh zum Hause hinaus.
19. Als sein Herr die Geschichte hörte, die ihm seine Frau erzählte, indem sie sagte: «So und so hat dein Sklave an mir getan», ward er sehr zornig,
20. und er nahm Joseph und legte ihn in das Gefängnis, wo die Gefangenen des Königs in Gewahrsam lagen. Und er blieb daselbst im Gefängnis.
21. Der Herr aber war mit Joseph und machte ihn beliebt und erwarb ihm die Gunst des Aufsehers über das Gefängnis,
22. also dass ihm dieser alle Gefangenen im Gefängnis anvertraute; alles, was dort geschah, geschah durch ihn.
23. Der Aufseher über das Gefängnis kümmerte sich um nichts, was in seiner Hand lag, weil der Herr mit ihm war; und der Herr gab Glück zu allem, was er tat.
1. Mose 40
1. DARNACH begab es sich, dass der Mundschenk und der Bäcker des Königs von Ägypten sich wider ihren Herrn, den König von Ägypten, vergingen.
2. Da ward der Pharao zornig über seine zwei Hofbeamten, über den Obermundschenken und über den Oberbäcker,
3. und er gab sie in Gewahrsam in das Haus des Obersten der Leibwache, in das Gefängnis, wo Joseph gefangenlag.
4. Und der Oberste der Leibwache gab ihnen Joseph bei, dass er sie bediene; so waren sie eine Zeitlang im Gefängnis.
5. Da hatten sie beide in derselben Nacht einen Traum, jeder einen andern, jeder einen Traum von besonderer Bedeutung, der Mundschenk und der Bäcker des Königs von Ägypten, die im Gefängnis lagen.
6. Als nun Joseph am Morgen zu ihnen hereinkam, sah er, dass sie verdriesslich waren.
7. Da fragte er die Hofbeamten des Pharao, die bei ihm im Hause seines Herrn in Gewahrsam lagen: Warum seht ihr heute so missmutig aus?
8. Sie antworteten ihm: Es hat uns geträumt, und wir haben niemand, der es uns auslegt. Joseph sprach zu ihnen: Traumdeutung steht bei Gott. Doch erzählt mir einmal.
9. Da erzählte der Obermundschenk dem Joseph seinen Traum und sprach zu ihm: Mir träumte, ich sehe einen Weinstock vor mir
10. und an dem Weinstock drei Schosse, und sobald er trieb, stand er auch schon in voller Blüte, und seine Trauben hatten reife Beeren.
11. Ich aber hielt den Becher des Pharao in der Hand, und ich nahm die Beeren und zerdrückte sie in den Becher des Pharao und gab dem Pharao den Becher in die Hand.
12. Joseph sprach zu ihm: Dies ist die Bedeutung: die drei Schosse sind drei Tage;
13. in drei Tagen wird der Pharao dein Haupt erhöhen und dich wieder in dein Amt einsetzen, dass du dem Pharao den Becher reichen darfst wie früher, als du sein Mundschenk warst.
14. Aber gedenke meiner, wenn es dir wohlgeht, und erweise mir die Liebe, dass du beim Pharao ein gutes Wort für mich einlegst, und hilf mir, dass ich aus diesem Hause komme.
15. Denn ich bin schmählich aus dem Lande der Hebräer gestohlen worden, und auch hier habe ich es mit nichts verschuldet, dass sie mich in den Kerker geworfen haben.
16. Als der Oberbäcker sah, dass Joseph eine günstige Deutung gegeben hatte, sprach er zu ihm: Auch mir hat geträumt; mir war, ich trage drei Körbe voll Weissbrot auf dem Kopfe,
17. und im obersten Korbe war allerlei Speise, Backwerk für den Pharao; aber die Vögel frassen es aus dem Korb auf meinem Kopfe.
18. Joseph antwortete und sprach: Dies ist die Bedeutung: die drei Körbe sind drei Tage;
19. in drei Tagen wird der Pharao dein Haupt erhöhen und dich an den Pfahl hängen lassen, und die Vögel werden das Fleisch von dir wegfressen.
20. Und es geschah am dritten Tage, am Geburtstag des Pharao, da gab er allen seinen Dienern ein Mahl, und er erhöhte das Haupt des Obermundschenken und des Oberbäckers inmitten seiner Diener:
21. den Obermundschenken setzte er wieder in sein Amt ein, dass er dem Pharao den Becher reichen durfte,
22. den Oberbäcker aber liess er hängen; wie Joseph es ihnen gedeutet hatte.
23. Aber der Obermundschenk gedachte Josephs nicht, sondern vergass ihn.
1. Mose 41
1. NACH zwei Jahren hatte der Pharao einen Traum: er stand am Nil
2. und sah sieben schöne, fette Kühe aus dem Nil emporsteigen; die weideten im Grase.
3. Nach ihnen sah er aus dem Nil sieben andre Kühe steigen, hässlich und mager; die traten neben die Kühe am Ufer des Nil.
4. Und die hässlichen, magern Kühe frassen die sieben schönen, fetten Kühe. Da erwachte der Pharao.
5. Dann schlief er wieder ein und träumte abermals: sieben Ähren wuchsen auf einem Halme, dick und schön;
6. nach ihnen sah er sieben dünne Ähren sprossen, die der Ostwind versengt hatte.
7. Und die dünnen Ähren verschlangen die sieben dicken, vollen Ähren. Da erwachte der Pharao, und siehe, es war ein Traum.
8. Am Morgen aber wurde sein Geist beunruhigt. Darum sandte er hin und liess alle Wahrsager und alle Weisen von Ägypten rufen und erzählte ihnen seinen Traum; aber es war keiner, der ihn dem Pharao auslegen konnte.
9. Da sprach der Obermundschenk zum Pharao: Ich muss heute an meine Verfehlung erinnern.
10. Als der Pharao über seine Knechte zornig ward und sie in das Haus des Obersten der Leibwache in Gewahrsam gab, mich und den Oberbäcker,
11. da hatten wir in derselben Nacht einen Traum, ich und er; jeder hatte einen Traum von besonderer Bedeutung.
12. Nun war dort ein hebräischer Jüngling bei uns, ein Sklave des Obersten der Leibwache; dem erzählten wir es, und er legte uns unsre Träume aus, einem jeden legte er seinen Traum besonders aus.
13. Und wie er es uns ausgelegt, so ist es gekommen: mich hat man wieder in mein Amt eingesetzt, und ihn hat man gehängt.
14. Da sandte der Pharao hin und liess Joseph rufen, und man holte ihn eilends aus dem Kerker. Er liess sich scheren und wechselte die Kleider, und dann erschien er vor dem Pharao.
15. Da sprach der Pharao zu Joseph: Ich habe einen Traum gehabt, und niemand kann ihn auslegen; ich habe aber von dir sagen hören, wenn du einen Traum nur hörest, so könnest du ihn auslegen.
16. Joseph antwortete dem Pharao und sprach: Bei mir steht das nicht; Gott wird dem Pharao Heil verkünden.
17. Nun sprach der Pharao zu Joseph: Mir träumte, ich stehe am Ufer des Nil.
18. Da stiegen aus dem Nil sieben fette, schöne Kühe und weideten im Grase.
19. Nach ihnen stiegen sieben andre Kühe herauf, dürr und überaus hässlich und mager; ich habe in ganz Ägypten nie so hässliche gesehen.
20. Und nun frassen die magern, hässlichen Kühe die sieben ersten, fetten Kühe auf;
21. und wie sie die hineingefressen, merkte man ihnen gar nicht an, dass sie sie verschlungen hatten; sie waren noch so hässlich wie zuvor. Da erwachte ich.
22. Dann hatte ich (nochmals) einen Traum: sieben Ähren wuchsen auf einem Halme, voll und schön;
23. nach ihnen sprossten sieben harte, dünne Ähren, vom Ostwind versengt,
24. und die dünnen Ähren verschlangen die sieben schönen Ähren. Das habe ich den Wahrsagern erzählt, aber keiner kann es mir erklären.
25. Da sprach Joseph zum Pharao: Beide Träume des Pharao bedeuten dasselbe. Gott hat dem Pharao verkündet, was er tun will.
26. Die sieben schönen Kühe sind sieben Jahre, und die sieben schönen Ähren sind sieben Jahre; es ist ein und derselbe Traum.
27. Die sieben magern, hässlichen Kühe, die nach ihnen heraufstiegen, sind sieben Jahre; und die sieben leeren, vom Ostwind versengten Ähren werden sieben Hungerjahre sein.
28. Das meinte ich, als ich zum Pharao sagte: «Gott hat dem Pharao gezeigt, was er tun will.»
29. Siehe, es werden sieben Jahre kommen mit grosser Fülle in ganz Ägypten.
30. Und nach ihnen werden sieben Hungerjahre kommen; da wird all die Fülle in Ägypten vergessen sein: der Hunger wird das Land verzehren,
31. dass man nichts mehr spüren wird von der Fülle im Lande ob der Hungersnot, die hernach kommt; denn sie wird sehr schwer sein.
32. Dass aber dem Pharao zweimal geträumt hat, das bedeutet, dass die Sache bei Gott fest beschlossen ist und dass Gott es alsbald tun wird.
33. Nun sehe sich der Pharao nach einem verständigen und weisen Manne um, den er über das Land Ägypten setze;
34. und der Pharao greife ein und bestelle Amtleute über das Land, um in den sieben Jahren der Fülle den Fünften zu erheben vom Lande Ägypten.
35. Sie sollen alles Getreide dieser guten Jahre, die nun kommen werden, sammeln und das Korn aufspeichern zur Verfügung des Pharao; sie sollen das Getreide in die Städte schaffen und es dort verwahren.
36. So wird das Getreide dem Land als Vorrat dienen in den sieben Hungerjahren, die über das Land Ägypten kommen werden, dass nicht das Land vor Hunger verderbe.
37. Diese Rede gefiel dem Pharao und allen seinen Dienern wohl.
38. Und der Pharao sprach zu seinen Dienern: Könnten wir wohl einen Mann finden, in dem der Geist Gottes wäre wie in diesem?
39. Und zu Joseph sprach der Pharao: Nachdem dir Gott das alles kundgetan hat, ist niemand so verständig und weise wie du.
40. Du sollst über mein Haus gesetzt sein, und deinem Worte soll mein ganzes Volk gehorchen; nur um den Thron will ich höher sein als du.
41. Dann sprach der Pharao zu Joseph: Siehe, ich setze dich hiemit über das ganze Land Ägypten.
42. Und der Pharao zog seinen Siegelring vom Finger und steckte ihn Joseph an die Hand, kleidete ihn in Gewänder von Byssus und hängte ihm die goldene Kette um den Hals.
43. Dann liess er ihn auf seinem zweiten Wagen fahren, und man rief vor ihm her: Abrek! (d. h. vlt: Auf die Kniee!) So setzte er ihn über das ganze Land Ägypten.
44. Und der Pharao sprach zu Joseph: Ich bin der Pharao, und ohne deinen Willen soll niemand im ganzen Lande Ägypten die Hand oder den Fuss regen.
45. Und der Pharao nannte Joseph hinfort Zaphnath-Paneah und gab ihm Asnath, die Tochter Potipheras, des Priesters von On, zum Weibe. So gebot Joseph über das Land Ägypten.
46. Joseph war dreissig Jahre alt, als er vor den Pharao, den König von Ägypten, trat. Und Joseph zog vom Pharao hinweg und fuhr durch das ganze Land Ägypten.
47. Das Land aber trug in den sieben Jahren der Fülle Korn im Überfluss.
48. Da sammelte er alles Getreide der sieben Jahre, in denen Überfluss herrschte im Lande Ägypten, und schaffte das Getreide in die Städte; in eine jede Stadt tat er das Getreide von den Feldern rings um sie her.
49. So speicherte Joseph das Korn auf, über die Massen viel, wie Sand am Meer, sodass er davon abstand, es zu messen; denn es war unermesslich viel.
50. Und Joseph wurden zwei Söhne geboren, ehe das Hungerjahr kam; die gebar ihm Asnath, die Tochter Potipheras, des Priesters von On.
51. Und Joseph nannte den Erstgebornen Manasse (vgl. Anm. zu 1.Mo. 29,32.); denn (sprach er) Gott hat mich all meine Mühsal und meines Vaters ganzes Haus vergessen lassen.
52. Den zweiten nannte er Ephraim (vgl. Anm. zu 1.Mo. 29,32); denn (sprach er) Gott hat mich fruchtbar gemacht im Lande meines Elends.
53. Als die sieben Jahre der Fülle im Lande Ägypten um waren,
54. begannen die sieben Hungerjahre, wie Joseph gesagt hatte, und es kam eine Hungersnot über alle Länder; im ganzen Lande Ägypten jedoch war Brot.
55. Als aber ganz Ägypten Hunger litt, schrie das Volk zum Pharao um Brot. Da sprach der Pharao zu allen Ägyptern: Geht zu Joseph; was der euch sagt, das tut.
56. Die Hungersnot aber herrschte auf der ganzen Erde. Nun öffnete Joseph alle Kornspeicher und verkaufte den Ägyptern Getreide. Und die Hungersnot wurde drückend im Lande Ägypten.
57. Und alle Welt kam zu Joseph nach Ägypten, um Korn zu kaufen; denn die Hungersnot war drückend in aller Welt.
1. Mose 42
1. ALS aber Jakob sah, dass in Ägypten Korn feil war, sprach er zu seinen Söhnen: Was schaut ihr einander an?
2. Ich höre doch, sprach er, dass in Ägypten Korn feil ist. Zieht hinab und kauft uns dort Getreide, dass wir zu leben haben und nicht sterben.
3. Da zogen die Brüder Josephs, ihrer zehn Mann, hinab, um in Ägypten Korn zu kaufen.
4. Aber Benjamin, den Bruder Josephs, liess Jakob nicht mit seinen Brüdern ziehen; denn er dachte, es könnte ihm ein Unfall zustossen.
5. So kamen unter den Leuten, die hinzogen, auch die Söhne Israels, um Korn zu kaufen; denn es herrschte Hungersnot im Lande Kanaan.
6. Nun war Joseph der Regent im Lande; er war es, der allem Volk im Lande Korn verkaufte. Als aber die Brüder Josephs zu ihm kamen, warfen sie sich vor ihm zur Erde nieder.
7. Sobald Joseph seine Brüder sah, erkannte er sie; aber er stellte sich fremd gegen sie und redete hart mit ihnen und fragte sie: Wo kommt ihr her? Sie sprachen: Aus dem Lande Kanaan, um Speise zu kaufen.
8. Während aber Joseph seine Brüder erkannte, erkannten sie ihn nicht.
9. Da gedachte Joseph der Träume, die er von ihnen geträumt hatte. Und er sprach zu ihnen: Ihr seid Kundschafter! Die Blösse des Landes zu erspähen, seid ihr gekommen.
10. Sie erwiderten ihm: Nicht doch, Herr! Deine Knechte sind gekommen, Speise zu kaufen.
11. Wir sind alle eines Mannes Söhne; wir sind ehrliche Leute, deine Knechte sind keine Kundschafter.
12. Aber er sprach zu ihnen: Nichts da! ihr seid gekommen, die Blösse des Landes zu erspähen.
13. Sie antworteten: Wir, deine Knechte, waren unser zwölf. Wir sind Brüder, Söhne eines Mannes im Lande Kanaan. Der jüngste ist jetzt noch bei unserm Vater, und einer ist nicht mehr da.
14. Joseph aber sprach zu ihnen: Es ist so, wie ich euch gesagt habe: Kundschafter seid ihr!
15. Daran will ich euch erproben: So wahr der Pharao lebt, ihr sollt nicht von hinnen ziehen, es komme denn euer jüngster Bruder her.
16. Sendet einen von euch hin, dass er euren Bruder hole; ihr aber bleibt gefangen. So will ich eure Rede prüfen, ob ihr mit der Wahrheit umgeht; wo nicht, so seid ihr Kundschafter, so wahr der Pharao lebt.
17. Und er tat sie alle zusammen in Gewahrsam, drei Tage lang.
18. Am dritten Tage aber sprach Joseph zu ihnen: Wollt ihr am Leben bleiben, so tut dies - denn ich bin gottesfürchtig -:
19. seid ihr ehrliche Leute, so lasst einen von euch Brüdern hier im Gefängnis gebunden liegen, ihr aber ziehet hin und nehmt genug Getreide heim, den Hunger eurer Familien zu stillen.
20. Dann bringt euern jüngsten Bruder zu mir, dass eure Worte sich als wahr erweisen und ihr nicht sterben müsset.
21. Da sprachen sie untereinander: Wahrlich, das haben wir an unserm Bruder verschuldet; denn wir sahen die Not seiner Seele, als er uns anflehte, aber wir hörten nicht auf ihn. Darum kommt nun diese Not über uns.
22. Ruben antwortete ihnen: Habe ich euch nicht gesagt: «Versündigt euch nicht an dem Knaben!» Doch ihr wolltet nicht hören; und nun, seht ihr, wird sein Blut gefordert.
23. Sie wussten aber nicht, dass Joseph sie verstand; denn er redete durch einen Dolmetscher mit ihnen.
24. Nun ging er von ihnen hinweg und weinte. Dann kehrte er zu ihnen zurück und redete mit ihnen; und er nahm den Simeon von ihnen weg und liess ihn vor ihren Augen binden.
25. Darnach befahl er, dass man ihre Säcke mit Korn fülle und einem jeden das Geld wieder in seinen Sack lege und dass man ihnen Zehrung auf den Weg mitgebe. Das tat man ihnen.
26. Sie aber luden ihr Korn auf ihre Esel und zogen von dannen.
27. Als nun einer in der Herberge seinen Sack auftat, um seinem Esel Futter zu geben, sah er sein Geld oben im Sacke liegen.
28. Da sprach er zu seinen Brüdern: Mein Geld ist wieder da; hier in meinem Sacke ist es. Da entfiel ihnen der Mut, und sie sahen einander erschrocken an und sprachen: Was hat uns Gott da angetan!
29. Als sie nun heim zu ihrem Vater Jakob ins Land Kanaan kamen, erzählten sie ihm alles, was ihnen begegnet war, und sprachen:
30. Der Mann, der Herr im Lande ist, hat mit uns hart geredet und uns ins Gefängnis gelegt, als wären wir Kundschafter.
31. Da sprachen wir zu ihm: «Wir sind ehrliche Leute, wir sind keine Kundschafter.
32. Wir sind unser zwölf Brüder, Söhne unsres Vaters; einer ist nicht mehr da, und der jüngste ist jetzt noch bei unserm Vater im Lande Kanaan.»
33. Nun sprach der Mann, der Herr des Landes, zu uns: «Daran will ich erkennen, dass ihr ehrliche Leute seid: lasst einen von euch Brüdern bei mir und nehmt genug Getreide mit, den Hunger eurer Familien zu stillen.
34. Bringt mir aber euren jüngsten Bruder her, damit ich erkenne, dass ihr keine Kundschafter, sondern ehrliche Leute seid; dann will ich euch euren Bruder wieder geben, und ihr mögt frei im Lande umherziehen.»
35. Und als sie die Säcke leerten, siehe, da fand ein jeder den Beutel mit seinem Geld in seinem Sacke. Als sie aber, sie und ihr Vater, die Beutel mit dem Gelde sahen, fürchteten sie sich.
36. Da sprach ihr Vater Jakob zu ihnen: Mich beraubt ihr der Kinder. Joseph ist nicht mehr, Simeon ist nicht mehr, und Benjamin wollt ihr auch wegnehmen; über mich kommt dieses alles.
37. Da erwiderte Ruben seinem Vater: Meine beiden Söhne magst du töten, wenn ich ihn dir nicht wieder bringe. Überlass ihn mir; ich bringe ihn dir wieder.
38. Aber er sprach: Mein Sohn soll nicht mit euch hinabziehen; denn sein Bruder ist tot, und er ist allein noch übrig. Wenn ihm ein Unfall zustiesse auf dem Wege, den ihr zieht, so würdet ihr meine grauen Haare mit Kummer ins Totenreich hinunterbringen.
1. Mose 43
1. DIE Hungersnot aber lastete schwer auf dem Lande.
2. Als sie nun das Korn, das sie aus Ägypten gebracht, aufgegessen hatten, sprach ihr Vater zu ihnen: Zieht wieder hin und kauft uns ein wenig Speise.
3. Da erwiderte ihm Juda: Der Mann hat uns nachdrücklich eingeschärft: «Ihr dürft mir nicht mehr unter die Augen treten, wenn euer jüngster Bruder nicht bei euch ist.»
4. Willst du also unsern Bruder mit uns gehen lassen, so wollen wir hinabziehen und dir zu essen kaufen.
5. Willst du ihn aber nicht mitgehen lassen, so ziehen wir nicht hinab; denn der Mann hat zu uns gesagt: «Ihr dürft mir nicht mehr unter die Augen treten, wenn euer Bruder nicht bei euch ist.»
6. Israel sprach: Warum habt ihr mir das zuleide getan und dem Mann gesagt, dass ihr noch einen Bruder habt?
7. Sie antworteten: Der Mann hat so genau nach uns und unsrer Verwandtschaft geforscht und uns gefragt: «Lebt euer Vater noch? Habt ihr noch einen Bruder?» Da sagten wir es ihm, wie die Dinge stehen. Konnten wir den wissen, dass er sagen würde: «Bringt euren Bruder her!»
8. Dann sprach Juda zu seinem Vater Israel: Gib mir den Knaben mit, so wollen wir uns aufmachen und hinziehen, damit wir zu leben haben und nicht sterben, wir und du und unsre Kindlein.
9. Ich will Bürge für ihn sein, von meiner Hand sollst du ihn fordern; wenn ich ihn dir nicht wieder bringe und vor Augen stelle, so will ich vor dir mein Leben lang die Schuld tragen.
10. Fürwahr, wenn wir nicht gezögert hätten, so wären wir jetzt schon zweimal wieder zurück.
11. Da sprach ihr Vater Israel zu ihnen: Muss es denn sein, so tut dies: nehmt von den besten Früchten des Landes in eure Säcke und bringt es dem Manne als Geschenk, ein wenig Balsam und ein wenig Honig, Gummi und Harz und Pistaziennüsse und Mandeln.
12. Und nehmt den doppelten Betrag an Geld mit euch: das Geld, das wieder oben in eure Säcke gelegt worden ist, müsst ihr auch mit zurücknehmen; vielleicht ist da ein Irrtum geschehen.
13. Dazu nehmt euren Bruder, macht euch auf und geht wieder zu dem Manne.
14. Der allmächtige Gott lasse euch Barmherzigkeit finden vor dem Manne, dass er euren andern Bruder mit euch ziehen lasse und den Benjamin! Ich aber, wie ich nun einmal verwaist bin, so bin ich, ach, verwaist!
15. Da nahmen die Männer das Geschenk, auch den doppelten Betrag an Geld nahmen sie mit sich, dazu Benjamin, machten sich auf, zogen hinab nach Ägypten und traten vor Joseph.
16. Als Joseph den Benjamin bei ihnen sah, sprach er zu seinem Hausverwalter: Führe diese Männer ins Haus hinein, schlachte und richte zu, denn sie sollen mit mir zu Mittag essen.
17. Der Mann tat, wie Joseph befohlen hatte, und führte die Männer in Josephs Haus.
18. Sie aber fürchteten sich, weil sie in Josephs Haus geführt wurden, und sprachen: Wir werden hier hereingeführt um des Geldes willen, welches das erste Mal wieder in unsre Säcke gekommen ist: man will auf uns eindringen und über uns herfallen und uns zu Sklaven machen und uns die Esel wegnehmen.
19. Darum traten sie zu dem Manne, der über Josephs Haus gesetzt war, und redeten mit ihm an der Pforte
20. und sprachen: Lieber Herr, wir sind schon einmal herabgekommen, um Speise zu kaufen.
21. Als wir nun in die Herberge kamen und unsre Säcke aufmachten, siehe, da lag eines jeden Geld oben in seinem Sacke, unser Geld nach seinem vollen Gewichte; das haben wir nun wieder mitgebracht.
22. Wir haben aber auch noch andres Geld bei uns, um Speise zu kaufen. Wir wissen nicht, wer unser Geld in unsre Säcke gelegt hat.
23. Er aber sprach: Seid getrost, fürchtet euch nicht! Euer Gott und eures Vaters Gott hat euch einen Schatz in die Säcke getan; euer Geld ist mir zugekommen. Und er brachte den Simeon zu ihnen heraus.
24. Dann führte er die Männer in Josephs Haus, reichte ihnen Wasser, ihre Füsse zu waschen, und gab ihren Eseln Futter.