Rotz am Backen, Scheiß am Been - ach wie ist das Läähm scheen

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Der Mann stellte sich als Herr Lehmann vor und war für diesen Distrikt der Luftschutzobmann und verantwortlich für zivile Verteidigung, wie er uns sagte. Zudem sagte er uns noch, dass er uns anzeigen müsste, da wir eine illegale Räumung durchführen würden. Dazu bräuchte es eine Genehmigung vom Zivilschutz. Bei diesem hätten wir die Entsorgung von persönlichen Dingen beantragen müssen. Mit ernsten Worten sagte er, es gehe um Deutschland und da müsse sich jeder ganz diszipliniert verhalten – sein NSDAP-Abzeichen auf dem Revers blitzte in der Sonne. Ich bekam richtig Angst, dass er uns anzeigt und redete mit Engelszungen, dass wir das alles einsehen würden und in Zukunft passiert das nie wieder. Er ließ sich kaum erweichen und wir bekamen richtiggehende Furcht. Ich schaute zu Johann – der schaute recht bedrückt und schüttelte den Kopf. Plötzlich sagte er: ‚Bitte, Verständnis – Familie kein Haus mehr.‘ Na, da war vielleicht etwas los. Der Alte kreischte: ‚Ist hier etwa ein Ausländer dabei, vielleicht noch ein Feind Deutschlands? Das muss ich jetzt auf der Stelle anzeigen.‘ Unsere Sorgen stiegen ins Unermessliche, Johann begriff, dass er für diese negative Entwicklung verantwortlich war und wurde immer blasser. Plötzlich sagte er: ‚Kein Ausländer, isch will nur elfen.‘ Mir war wie Hefe in der Magengegend – ich öffnete mein Portmonee, holte fünf Reichsmark heraus, gab sie dem Luftschutzobmann in die Hand mit der Bemerkung: ‚Mein Kollege hilft mir hier nur. Wir sollten jetzt aber weiterarbeiten, Herr Lehmann. Haben Sie doch Verständnis für uns – alles Gute für Sie und wollen wir hoffen, dass nie wieder eine Bombe auf unser schönes Deutschland fällt.‘“
Mutti hatte aufgeregt mit gefalteten Händen dem ellenlangen Vortrag des „Mörders“ zugehört. Immer dann, wenn ich eine Frage zwischendrin loswerden wollte, zischte sie mich an: „Ruhe, Klaus, jetzt nicht!“ Ich traute mich gar nicht mehr zu atmen, ging zu Johann und hielt seine Hand.
„Herr Wittasch, das haben sie wunderbar gemacht. Ich bin ihnen ja so dankbar und muss sie für diese tolle Leistung einmal drücken“, was sie auch wirklich tat. Der „Mörder“ strahlte vor Freude, riss seine Schiebermütze von seinem Schädel und sagte strahlend: „Man tut halt, was man kann, gel Johann?“ Mutti fiel jetzt auf, dass sie Johann überhaupt nicht in ihre Dankesrede eingeschlossen hatte, also ging sie zu ihm hin, drückte ihn ebenfalls (einen Schmatz hatte sie ihm ja schon gegeben) und sagte mit ziemlich zittriger Stimme: „Johann, vielen, vielen Dank. Du bist ein ganz Lieber.“
Nun griff sie in ihre Geldbörse und suchte lange darin. Mir war klar, dass sie nicht mit den fünf Reichsmark an den Luftschutzmenschen gerechnet hatte und demzufolge überlegte. Dann gab sie sich plötzlich einen Ruck, griff hinein und gab dem „Mörder“ fünfzehn Reichsmark, die dieser dankend entgegennahm. Parallel zu diesem gesamten Geschehen, hatten Marcel und Nikolai alles ins Haus geschafft und Oma rief: „Gretel, ich hab alles in die Stube legen lassen, du kannst dann selbst aufräumen.“
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