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Erben.
Aber wenn die Aleraner sie geschnappt hatten, und darin waren wir uns alle einig—ich, meine Schwestern, Aufseherin Egara und sogar Prime Nial, der Regent von Prillon Prime und der Kolonie—, dann mussten wir sie auf Alera aufspüren. Warum würden sie auf der Erde bleiben? Sie kannten den Planeten nicht. Auf der Erde zu bleiben wäre nicht zu ihrem Vorteil. Selbst wenn sie sie umgebracht hatten, würden sie nach Alera zurückkehren und ihre Belohnung einkassieren.
“Funktioniert das auch bei Tieren? Stellt euch vor, wie fantastisch das wäre. Die Symbiose des Universums wäre … perfekt,” erklärte Faith und neigte den Kopf zur Seite, damit die Aufseherin leichter an die Wunde herankam und sie mit Alkohol betupfen konnte.
Destiny lief weiter hin und her, sie war ein Nervenbündel. “Symbiose? Ernsthaft? Vielleicht foltern sie unsere Mutter in diesem Moment und du willst mit Tieren reden? Glaubst du, dass die Bösen irgendetwas mit Symbiose am Hut haben? Zum Teufel, wissen die überhaupt, was das bedeutet?”
“Nein.” Faith grinste unverfroren. “Aber Trinity weiß es bestimmt.” Faith blickte zu mir rüber und fasste sich an den Kopf. Sie fing an, auf Aleranisch zu sprechen. “Mit ihrer super-sexy-lasziven Gluthitze wird sie mit einem heißen Alien-Schwerenöter eine heftige Symbiose eingehen, sobald wir auf Alera sind.”
Ich verdrehte die Augen, als Destiny mit den Augenbrauen wackelte und grinste. “Oh ja. Eine heiße, schwitzige Symbiose. Wahrscheinlich mehr als einmal.”
“Ich verstehe Sie,” sprach Aufseherin Egara. “Und ich habe Prime Nial über die bevorstehende Ankunft von Trinitys Aleranischer Glut in Kenntnis gesetzt.“
Ich seufzte und wurde rot im Gesicht. Schließlich musste nicht jeder im Universum mitbekommen, dass meine Muschi dauerfeucht war und ununterbrochen nach einem riesigen Schwanz gierte. Dass ich ein notgeiles Flittchen wurde und mich ständig danach sehnte, ordentlich durchgenommen zu werden. Die Typen auf der Erde taugten allerdings nichts. Das hatte ich schon versucht. Nach zehn Minuten Rummachen war mein Date auf der Couch kollabiert, bewusstlos. Ich war wie ein verdammter Sexvampir. Ich fürchtete, dass ich ihn umgebracht hatte und war länger geblieben, nur um über seinen Atem zu wachen. Das Erlebnis hatte mich zu Tode erschreckt und am nächsten Morgen hatte ich sofort beim Zentrum für interstellare Bräute angerufen.
Und dabei Mutters Aufenthaltsort preisgegeben. Meinetwegen war sie entführt worden. Gefoltert. Verdammt, vielleicht war sie bereits tot.
“Nicht doch, Trin. Ich weiß, was du denkst. Es ist nicht deine Schuld.” Faith schüttelte den Kopf und schenkte mir ihre mütterlichste Miene.
“Auf gewisse Weise schon, Faith.”
“Vergiss es, Trin. Es ist rein biologisch, und sonst nichts. Vielleicht hätten wir uns einfach besser um dich kümmern müssen. Es gibt hier bestimmt ein paar knackige Aliens, die nichts gegen einen Quickie einzuwenden hätten.”
“Ich brauche keinen Quickie. Danke trotzdem.” Nein. Ein Quickie würde mir nicht genügen. Ich brauchte einen großen Aleranischen Typen, der mich gegen die Wand nagelte und durchfickte. Feste. Ordentlich feste. Stundenlang.
Himmel, meine Muschiwände flimmerten und wollten gefüllt werden. Der Drang nach Vereinigung wurde immer heftiger, aber ich biss die Zähne zusammen—und andere Stellen—und ignorierte ihn. Wieder einmal.
“Und Prime Nial hat mir versichert, dass ein Beamter für alle Gelegenheiten im Transportzentrum auf Sie warten wird,” erklärte die Aufseherin. “Über Alera ist mir nicht viel bekannt, aber mir wurde versichert, dass der Mann ihre Glut lindern wird.” Sie lächelte verhalten.
“Soll das ein Witz sein,” sprach Destiny und blickte zu mir rüber. “Wusstest du davon? Das hört sich an wie eine männliche Prostituierte.”
Aufseherin Egara schüttelte den Kopf. “Eher wie ein Escort-Boy, obwohl es auf der Erde nichts wirklich Vergleichbares gibt.”
Ich war sicher, dass man im Raum nebenan mein Seufzen hören konnte. “Ja. Mutter hat mir davon erzählt. Sie sind sehr selten und extrem teuer.” Unmittelbar nach meiner Ankunft mit einem Fremden schlafen? Das sah mir so gar nicht ähnlich, aber mein Körper verlangte das Gegenteil. Ich war dermaßen aufgegeilt, dass mir keine andere Wahl blieb.
“Moment mal,” sprach Destiny und hob ihre Hand, die fette Nadel war jetzt vergessen. “Aufseherin, Sie sprechen Aleranisch. Wie ist das möglich? Wie können Sie uns verstehen? Ich meine, Sie sind von der Erde. Sie sind auf der Erde.”
Aufseherin Egara drehte sich um und legte die NPU-Pistole ab. “Ich wurde als Braut getestet, mir wurde eine NPU implantiert und ich wurde mit Prillon Prime gematcht. Ich hatte zwei Partner, beide sind im Krieg gestorben. Nachdem ich mich gegen ein neues Match entschieden hatte, bin ich zur Erde gekommen, um anderen Bräuten dabei zu helfen ihre Partner zu finden.” Sie drehte sich wieder um und blickte jede von uns an, dann fasste sie sich hinters Ohr. “Und Sie drei? Ich muss zugeben, Sie sind definitiv eine Überraschung.”
“Tut mir leid.” Ich war schon immer die Diplomatin unter uns, aber ich musste es sagen. Wie furchtbar. Zwei Partner zu verlieren musste vernichtend gewesen sein.
Sie lächelte resigniert. “Das war vor langer Zeit. Und jetzt müssen Sie sich beeilen.”
“Oh ja, eine Aleranische Prinzessin, versteckt auf der Erde und bereit den Thron für sich zu beanspruchen,” kommentierte Faith. Sie hatte bemerkt, wie die Aufseherin das Thema wechselte, weil sie weder Mitleid noch Erinnerungen an ihre toten Partner heraufbeschwören wollte. “Trin, dein Leben ist wie eine Liebeskomödie.”
“Außer, dass Mutter entführt wurde und ich meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle habe,” konterte ich. “Eher ein Fantasy-Epos.” Ich dachte daran, wie mir das Blut in den Adern gefroren war, als wir uns das Überwachungsvideo angeschaut und ihren wütenden Schrei gehört hatten, kurz bevor sie auf sie gefeuert hatten und mir drehte sich der Magen um. Wie sie auf dem Küchenboden zusammengebrochen war. Wie sie wie eine nasse Spaghettinudel zusammengesackt war.
Auf dem Weg nach unten war sie mit dem Kopf gegen den Tresen geknallt. Und ich wusste nicht, ob es ein perverser Auswuchs der Gluthitze war oder nur mein angeborener Zorn, aber irgendjemand würde dafür bezahlen. Ich war normalerweise nicht gewalttätig, aber es gab Ausnahmen. Und diese Aleranische Hitze war nicht nur unangenehm, sie brachte mich regelrecht zur Weißglut. Ich war gezwungen zu ficken oder ich würde verrückt werden?
Was für schrägen biologischen Gegebenheiten unterlagen diese dämlichen Aliens bloß?
“Prime Nial wird Sie nicht persönlich empfangen, er ist auf Prillon Prime, drei Sektoren von Alera entfernt, aber er wird Ihnen ein Schutzkontingent zur Verfügung stellen und Ihren Aleranischen Mann für alle Gelegenheiten entsenden, um Sie zu begrüßen.”
“Es ist hart über diese Sache mit der Glut nachzudenken, wenn meine Mutter vermisst wird,” erklärte ich. Ich rieb über meine Jeans und bemerkte, dass ich mir morgens wahllos etwas übergezogen hatte und mir nicht einmal die Haare gekämmt hatte, als wir überstürzt zum Bräutezentrum geeilt waren. Auf keinen Fall würde dieser Mann mich ins Bett bekommen wollen, wenn ich so ungepflegt aussah. Ich zupfte ein meinem T-Shirt und stellte fest, dass es verkehrt herum war. Verflucht.
“Deine Gluthitze hat vor ein paar Wochen begonnen. Es hätte dich so oder so überkommen, mit oder ohne Mutter,” sprach Destiny. “Überleg doch, wärest du auf Alera gewesen, dann hätte dieses Hitze-Ding nicht auf sich warten lassen, bis du siebenundzwanzig bist.” Sie wedelte mit der Hand herum, als sie das Hitze-Ding erwähnte. Natürlich war es für sie ein Leichtes, die Sache zu verharmlosen, schließlich war sie noch nicht von ihrer Gluthitze überkommen worden. Auf sie wartete kein Wildfremder, um ihr das Hirn rauszuvögeln und so zu verhindern, dass sie verrückt wurde. “Ich meine, wenn es bei dir mit zweiundzwanzig losgegangen wäre, so wie Mutter immer gesagt hatte, dann hättest du niemals mit Aiden Dugen geschlafen.”
Aiden Dugen. Ich musste lachen. Im Nachhinein war man immer schlauer. Meinen College-Freund hätte ich mir sicher sparen können. Was seinen Schwanz anging, so wäre er niemals als heißer Alien-Schmacko durchgegangen. Zum Teufel, nichts aber auch gar nichts an ihm war schmackhaft.
“Oh ja. Aber der große Atlane am Eingang ist bestimmt behängt wie ein Hengst,” verlautete Faith und fächelte sich Luft zu. “Wenn ich gewusst hätte, dass Aliens dermaßen heiß sind, dann hätte ich mich vielleicht freiwillig als interstellare Braut gemeldet.”
“Wenn wir auf Alera bleiben, dann wirst du irgendwann einen Alien heiraten,” sagte Destiny. “Ich denke, das zählt.”
“Nun, ihr seid nur zur Hälfte Aleranisch und wir wissen nicht, ob diese blöde Gluthitze euch ebenfalls heimsuchen wird. Ich hoffe nicht. Letzte Woche habe ich fast meinen Arbeitskollegen umgebracht und dabei habe ich ihn nur geküsst,” ermahnte ich die beiden.
“Der Atlane am Eingang kann zur Bestie werden,” sprach die Aufseherin. “Auch wenn es sich verführerisch sexy anhört, kann ich Ihnen nicht erlauben einen noblen Krieger mal eben zu verführen und dann nach Alera zu verschwinden. Er wird sehr viel mehr verlangen, als Sie ihm geben wollen. Er ist mehr als nur ein dicker Schwanz zum Reiten. Sie würden Paarungshandschellen angelegt bekommen und eine klobige Bestie, die den Rest ihres Lebens wie besessen von Ihnen sein wird. Das wäre für keinen von Ihnen fair, wenn Sie nur kurz Ihre Gluthitze lindern wollen.”
Einen Augenblick lang starrte ich die Aufseherin an, ich war total baff, weil sie den Ausdruck dicker Schwanz zum Reiten in den Mund genommen hatte. Und einen noblen Krieger mal eben verführen? “Ich würde nie so rücksichtslos sein, mit keinem Mann. Alien hin oder her.”
“Gut.” Die Aufseherin zog die Augenbrauen hoch und kniff die Lippen zusammen. Faiths Herumgescherze hatte ihr eindeutig missfallen.
“Und wie krass herrisch der aussieht. Dieser Atlane sieht aus wie der totale Alphatyp. Wahrscheinlich ist er viel zu dominant,” fügte Faith hinzu, und zwar mit einem Seufzen, dass sich verdächtig sehnsüchtig anhörte. Sie klemmte ihr dunkles Haar hinters Ohr und verzog leicht das Gesicht, als sie die Einstichstelle ihrer NPU befühlte. “Selbst mit einem dicken Schwanz zum Reiten.”
Sie blickte zu Aufseherin Egara und bekam ein Lächeln geschenkt.
“Ich werde nicht mal schnell mit einem Atlanischen Wächter ficken, nur weil meine Genitalien sich nach dem Inhalt seiner Hose verzehren,” erklärte ich lachend, allerdings musste ich mich winden, als ich mir vorstellte, was genau er in dieser Uniformhose verpackt hatte. Keine Frau im Umkreis von zehn Metern hätte die Beule übersehen können.
“Na schön. Dann wird es eben der Aleranische Mann. Während du es mit dem Zuchthengst treibst, werden wir uns ein bisschen umhören.” Destiny schwang den Arm um Faiths Schultern und beide nickten.
“Genau,” erklärte Faith grinsend. “Ich will nicht deine Lustschreie mit anhören. Sonst werde ich noch eifersüchtig.”
Ich hatte nicht vor, es mit der Aleransichen Version eines Gigolos zu treiben und in Orgasmen zu schwelgen—während meine Schwestern nach unserer Mutter suchten. Das war lächerlich. Seit sechs Wochen war ich geil und willig. Ich würde es einfach … ignorieren. Wie bisher. Oder ich könnte es mir selbst besorgen. Es war ja nicht so, als ob ich nicht einen Vibrator im Nachttisch liegen hatte. Auf Alera müsste man ja wohl auch einen besorgen können, zusammen mit einer ganzen Packung Batterien.
Die Sache in eigene Hände zu nehmen hatte geholfen … eine Zeit lang. Neuerdings milderte es zwar die Spannung, schien aber meinen Drang, diese schwelende Sehnsucht nur noch zu verschlimmern.
“Aufseherin.” Eine Frau mit derselben grauen und purpurroten Uniform trat ein. “Die Koordinaten für Alera sind bereit; der Transport kann beginnen.”
Ich blickte zu meinen Schwestern. Es war soweit. Wir würden die Erde verlassen und ins Weltall reisen. Auf einen anderen Planeten.
Gütiger Gott. Meine Mutter über Alera reden zu hören war eine Sache. Aleranisch zu reden. In der Schule hatten wir es als Geheimsprache verwendet und niemand wusste auch nur ansatzweise, was wir redeten. Alles was unsere Mutter uns erzählt hatte, hörte sich wie Märchen an. Ein Spiel. Spaß.
Aber jetzt war es echt. Wirklich, wirklich echt.
“Heilige Scheiße,” sprach Destiny.
“Oh ja, heilige Scheiße,” bekräftige Faith, als wir Aufseherin Egara durch einen langen Korridor folgten.
Der Transportraum sah aus wie in einer Folge von Star Trek. Eine Frau in Uniform stand hinter einem Tisch voller Steuerknöpfe und Displays. Vor ihr befand sich eine Plattform mit Stufen. Ansonsten war der Raum leer.
Ein Wummern ertönte, unter unseren Füßen vibrierte es. Ich blickte auf meine alten Turnschuhe, Faiths Sandalen und Destinys schwarze Springerstiefel. Ich fragte mich, ob ich vorher noch schnell mein T-Shirt richtig rum anziehen sollte.
Scheiße. Wozu der Aufwand? Laut Aufseherin Egara würde mir irgendein Mann für alle Gelegenheiten nach unserer Ankunft sowieso die Kleider vom Leib reißen. Igitt. Einfach … zum Kotzen. Mir war klar, dass ich nicht nein sagen konnte, ohne durchzudrehen. Zum Teufel, ich war ziemlich verdammt sicher, dass ich es nicht soweit kommen lassen würde.
Destiny nahm meine Hand. Faith die andere. Wir blickten uns an, stiegen die Stufen hoch und wandten uns um.
Wir standen auf der Transportfläche, dem Tor zu einer anderen Welt. Alera.
“Viel Glück bei der Suche nach ihrer Mutter,” sprach Aufseherin Egara. Sie stand aufrecht, ihre Hände waren gefaltet und sie erwähnte weder unser Erbe noch die Tatsache, dass unsere Mutter die Königin war. Nur zwei Leute kannten die Wahrheit—die Aufseherin und Prime Nial. Und so sollte es auch bleiben. Zumindest im Augenblick. “Bitte, passen sie auf sich auf und halten sie mich auf dem Laufenden. Ich drücke ihnen die Daumen.”
“Danke sehr,” antwortete ich, meine Schwestern nickten.
Sie blickte zur Technikerin und nickte. Das Wummern wurde immer lauter, die Vibrationen immer heftiger. Die Nackenhaare standen mir zu Berge. Meine Schwester zerquetschte fast meine Hand. Wir würden es durchziehen. Gemeinsam. Jetzt. Wir würden Mutter finden … lebendig. Ihre Entführer würden die Sache bereuen. Wir würden diesen Schlamassel wieder geradebiegen. Königin Celene wieder dorthin bringen, wo sie hingehörte. Auf den Thron von Alera.
Die Jones-Schwestern waren auf dem Weg nach Alera. Die Alien-Kidnapper hatten keine Ahnung, was sie sich eingebrockt hatten.
“Ihr Transport beginnt in drei, zwei, eins …”
Die Stimme der Aufseherin erlosch. Beißende Kälte presste gegen mein Fleisch, wie eintausend gefrorene Nadelspitzen und die NPU-Spritze erschien mir plötzlich nur noch halb so schlimm.
2

Captain Leoron Turaya, Planet Alera, am Rande der Hauptstadt Mytikas
Ich stand auf dem äußersten Wehrturm der Stadt. Der Himmel war schwarz, nur die Sterne leuchteten. Kein Mondlicht, die Dunkelheit fühlte sich an wie ein Omen.
“Es ist spät, Captain. Ich bin dran.” Gadiel war jung, er war kaum aus dem Training entlassen worden, aber er stand stramm und war bereit mich von der Nachtwache abzulösen. Sein Blick versprühte Stolz und Aufgeregtheit, ein Blick, den ich früher selbst im Spiegel gesehen hatte. Das war bevor ich der Koalitionsflotte beigetreten war und fast zehn Jahre lang in einem unvorstellbaren Alptraum gekämpft hatte. Ich hatte die Hive gesehen, wusste, was sie tun würden, sollten sie je die friedlichen Planeten innerhalb der Schutzzone der Koalitionsflotte erreichen.
Nach zehn Jahren hatte mein Vater mich nach Hause gerufen. Er meinte, ich könne auch auf Alera dienen. Ich hätte weitere zehn Jahre im Krieg gekämpft, aber meine Eltern hofften immer noch, ich würde irgendwann der Gluthitze einer Frau erliegen, dass ich—oder mein Schwanz—eine Partnerin wählen und ihnen Enkelkinder schenken würde.
Im Laufe meines Lebens hatte ich unzählige Frauen getroffen, in allen Ecken des Universums, und nichts hatte sich je bei mir geregt. Mein Körper gehörte mir allein. Und um ehrlich zu sein hatte ich nicht die Absicht das zu ändern. Von einer einzigen Frau wie besessen zu sein? Ich hatte gesehen, wie mächtige Aleranische Krieger der Glut erlagen, wie sie zu nichts anderem als liebestrunkenen Idioten wurden. Nur, weil ihr Schwanz sich—endlich—für die Richtige aufgestellt hatte. Von einer Frau an den Eiern herumgeführt zu werden war nicht das, was mir persönlich vorschwebte. Von etwas anderem getrieben zu werden als der Ehre, meinen Planeten zu verteidigen? Nein, danke.
Ich würde Soldat bleiben, ein Wächter, ein Hüter des Lebens. Ein Aleranischer Junggeselle. Unberührt von den Launen einer Frau.
“Sir?” Gadiel trat unbehaglich hin und her und ich bemerkte, dass ich in die Ferne gestarrt hatte, ins Nichts. Nein. Nicht ins Nichts. Auf die Turmspitze. Den verfluchten Turm der Königin und seinen gleißenden Lichtstrahl, das einzige Licht in der Dunkelheit.
“Na schön,” entgegnete ich und wandte mich um. “Möge das Licht dir den Weg weisen.”
“Und dir ebenfalls.”
Ich nickte und überließ ihm seiner Pflicht. Die Stadt war friedlich, im Moment jedenfalls. Der letzte Einmarsch einer abtrünnigen Familie hatte wenige Wochen zuvor in einem Blutbad geendet. Der brüchige Frieden würde nicht anhalten. Die royale Blutlinie war geschwächt, kein Mitglied der Königsfamilie war stark genug, um der Rolle gerecht zu werden. Seitdem die Königin vor über zwanzig Jahren verschwunden war, musste die Hauptstadt ununterbrochen die Angriffe machthungriger Familien ertragen. Diese Familien glaubten, ihr Reichtum und ihre Armeen würden ihnen die Untergebenheit der Bevölkerung zusichern.
Sie lagen falsch. Solange der Turm der Königin hell erleuchtete, würden die royalen Garden ihren Thron verteidigen, sodass sie eines Tages zurückkehren und ihren Platz unter ihrem Volke einnehmen könnte. Ich glaubte nicht mehr daran, denn ich erinnerte mich kaum noch an die Zeit vor ihrem Verschwinden, aber ich würde kämpfen, bis das Licht im Turm erloschen war. Wenn es soweit war, würde ich für die Bewohner meiner Stadt kämpfen und eine Familie wählen, die den Titel auch verdiente. Es würde viel Blut fließen, denn im Moment verfügten drei Familien über den Reichtum und die Macht, um eventuell den Thron zu erklimmen. Der Tag, an dem das Licht im Turm erlosch, würde der erste Tag eines sehr langen, sehr brutalen Krieges werden.
Die Treppe war stockfinster, aber ich schritt ohne Mühe ihre schattigen Stufen hinunter. Ich musste nicht zählen, denn seit meiner Rückkehr aus dem Krieg gegen die Hive hatte ich hunderte Male diese Treppe erklommen.
Wie es aussah, würde mein ganzes Leben dem Kampf, dem Blutvergießen gewidmet sein.
Dann sollte es auch so sein. Bei den Göttern, was war ich nur für ein Grübler. Ich brauchte ein Aleranisches Bier, ein heißes Bad und mein Bett. Und zwar in dieser Reihenfolge.
Ich verließ den Wachturm und verlangsamte meine Schritte. Ich verspürte keine Eile in mein Quartier zurückzukehren. Unter mir, umgeben von sich windenden Gassen und aneinandergereihten Steinhäusern erstrahlte die royale Zitadelle, im Zentrum der Stadt. Der seltsame Turm dort stand länger, als unsere Zivilisation zurückdenken konnte, er war von einer altertümlichen Rasse außerirdischer Wanderer errichtet worden, die unserem primitiven Planeten zwei Gaben hinterlassen hatte—die Zitadelle und diejenigen, die ihr außerirdisches Blut in sich trugen.
Die Zitadelle war der Hoffnungsschimmer Aleras und gleichzeitig eine bittere Erinnerung daran, dass unser Volk verlassen wurde, als ich noch ein Kind war. Ich erinnerte mich kaum an den Tag, als der König tot aufgefunden und die Königin vermisst wurde. Mein Vater, ein früherer Captain der Stadtwache glaubte weiterhin felsenfest, dass die royale Blutlinie weiterlebte, dass seine geliebte Königin zurückkehren und uns vom Chaos des endlosen Bürgerkriegs befreien würde.
Das Licht leuchtete in den Himmel, also war Königin Celene noch am Leben.
Aber wo?
Und warum war sie nicht zurückgekehrt?
Die jüngere Generation hatte die Hoffnung bereits aufgegeben. Krieg war unvermeidbar, egal, wie sehr die Priester ihn auch verhindern wollten. Ich wollte nichts damit zu tun haben. Die reichen Narren würden sich um eine Rolle streiten, der sie niemals gerecht werden konnten. Es würde keine Thronbesteigungszeremonie geben, keine neue Königin, nicht, solange das Licht des Turms über Mytikas leuchtete. Der Stadt der Königin Celene.
Plötzlich surrte die NPU hinter meinem Ohr mit einer eintreffenden Nachricht; als ob mein Grübeln die Aufmerksamkeit der Schicksalsgötter persönlich heraufbeschworen hatte.
“Prime Nial von Prillon Prime.” Eine knappe, professionelle Stimme ertönte in meinem Ohr; sie bat nicht um Erlaubnis, sondern kündigte meinen Gesprächspartner an.
Ich erstarrte. “Prime Nial?”
Die Nacht war nicht kalt, aber ein Schauer des Entsetzens huschte über meinen Rücken, als ich auf die Worte des mächtigsten Mannes im Universum wartete. Götter, warum kontaktierte er mich? Jetzt?
Prime Nial regierte nicht nur Prillon Prime, sondern die gesamte interstellare Koalition und deren Flotte. Die Streitkräfte der Koalition, die sich aus mehr als zweihundertfünfzig Planeten zusammensetzten, unterstanden seiner Befehlsmacht im Krieg gegen die Hive.
Er hatte sagenhafte Verantwortung und Macht, und er wollte mich sprechen.
Ich schuldete ihm mein Leben. Das Blut gefror mir in den Adern. Warum rief er mich an? Was wollte er von mir, ein derartig mächtiger Mann? Womit konnte ein einfacher Soldat ihm nur behilflich sein? Ich war auf Alera nichts anderes als eine Schachfigur. Ein Bauer. Im Großen und Ganzen war ich nichts weiter als ein winziges Insekt.
“Prime Nial? Hier spricht Captain Leoron Turaya. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?” Meine Stimme schnitt durch die Nacht.
“Leo? Hörst du mich?” Die Stimme des Primes klang tiefer als in meiner Erinnerung und eine gedämpfte Frauenstimme drang aus dem Hintergrund aus den Tiefen des Weltalls zu mir durch.
“Er soll sich beeilen. Ich traue diesen Leuten nicht,” sagte sie. Wem vertraute sie nicht? Was war nur los?
“Ja, Sir. Was kann ich für Sie tun?” Wie zum Teufel kam es, dass er mich direkt über meine NPU anrief? Die neuronale Prozessionseinheit gehörte zur Standardausrüstung der Koalitionsflotte und die meisten Diplomaten der einzelnen Planeten entschieden sich ebenfalls für das Implantat. Der Universaldolmetscher erleichterte die Kommunikation unter den verschiedenen Rassen, aber ich hatte keine Ahnung, dass die Flotte auch quer durch die Galaxie Gespräche durchstellen konnte. Vom Boden auf ein Raumschiff? Ja. Aber von Prillon Prime direkt in meinen Schädel?
“Leo, ich habe eine wichtige, extrem heikle Aufgabe für dich. Bist du allein?”
Ich lief langsam im Kreis herum und prüfte meine Umgebung. Ich befand mich auf einem Berghang am Fuße des Wachturms, mitten in der Nacht. Jede normale Person auf dieser Seite des Planeten schlief zu dieser Zeit. Abgesehen von Gadiel über mir, aber er war zu weit entfernt, um mich zu hören. “Ja, Prime Nial. Ich bin vollkommen allein. Womit kann ich Ihnen dienen?”
Er räusperte sich und ich biss die Zähne zusammen. Ich kannte Nial aus meiner Dienstzeit. Er hatte mir das Leben gerettet und ich hatte ihm bedingungslose Treue geschworen, sollte er mich irgendwann brauchen. “Leo, du musst mich nicht als Prime anreden.”
Darauf zog sich mein Mundwinkel nach oben. Er mochte zwar der Prime sein, aber er hatte immer gesagt er wäre ein einfacher Prillonischer Krieger, der die Koalition vor den Hive schützt, genau wie alle anderen auch.
“Na schön, Nial,” entgegnete ich und bemühte mich trotzdem, so ehrerbietig wie möglich zu klingen. “Ich habe nicht vergessen, dass ich dir mein Leben schulde. Was immer du von mir verlangst, ich werde es tun.”