Die Wunder der weiblichen Sexualität

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Die alte Weiblichkeit
Frauen werden häufig durch die alte unbewusste Weiblichkeit gelebt: Sie verweigern sich, lassen Sex über sich ergehen oder passen sich an. Andere rümpfen entsetzt die Nase und zeigen mit dem Finger auf die schlimmen anderen und wenden sich entrüstet ab. Andere wiederum zelebrieren unbewussten Sex in all seinen Facetten, lassen sich fesseln, verletzen und erniedrigen, benutzen zum Masturbieren Vergewaltigungsfantasien oder blühen auf in der Rolle einer Domina, indem sie genüsslich andere demütigen und verletzen. Dann haben wir noch eine große Gruppe von Frauen, die so tun, als ob und anderen den Weg weisen – das aber ohne die eigene weibliche Sexualität und Spiritualität wirklich befreit zu haben.
Privilegiert
Auch wenn viele moderne Frauen schon an anderen Realitäten schnuppern durften, weltweit betrachtet spielt die Erfüllung der weiblichen Sexualität nach wie vor keine tragende Rolle. Als sexuelle Aufgabe der Frau gilt es noch immer überwiegend, Lust zu bereiten und Kinder zu gebären. Die Mehrheit der Frauen lernt ihr Leben lang weder eine freie und erfüllte Sexualität noch eine wahrhaftige Spiritualität kennen. Weil diese kollektive Prägung so stark ist, fallen Frauen, die neue Wege gehen wollen, leicht zurück in alte weibliche Ohnmachten oder in altbekannte männliche Muster. Deshalb ist es auch notwendig, sich das für die weibliche Reise nötige weibliche Know-how anzueignen.
Wir Frauen sind heute aufgefordert, neue Wege zu gehen. Die Erfüllung nicht im Außen, sondern zuerst in uns selbst zu finden. Solche Aussagen sind zu leeren Redewendungen geworden. Ihren Gehalt wirklich umzusetzen, das ist die jetzt wichtige weibliche Pionierarbeit. In diesem Buch wirst du weibliches Know-how finden, um deine unabhängige weibliche Liebeskraft zu entwickeln. Wir stehen am Anfang, das Zeitalter der weiblichen Heilung hat erst begonnen. Ich möchte dich inspirieren, dich auf deinen weiblichen Heimweg zu machen.
Wir sind eine Frau
Frauen, die sich mit ihrer eigenen Sexualität auseinandersetzen und diese entwickeln können, sind weltweit eine winzige Minderheit. Die große Mehrheit der Frauen lebt immer noch in Situationen, wo es ihnen nicht einmal in den Sinn käme, sich zu fragen: »Habe ich eine erfüllte Sexualität?« oder »Soll das schon alles sein?« Wie viele Millionen von Inderinnen beispielsweise leben unter den primitivsten Voraussetzungen in kleinen Dörfern, weit unter dem Existenzminimum. Viele können weder schreiben noch lesen, und ihre Religion schreibt ihnen vor, ihren Ehemann wie einen Gott zu verehren. Ob es bei der ehelichen Pflichterfüllung zu einem Orgasmus kommt und ob der klitoral, vaginal oder überall empfunden wird, ist dort kein Thema. In über 25 Ländern ist die Beschneidung der weiblichen Geschlechtsorgane noch Brauch. Es sind häufig die älteren Frauen, die dafür sorgen, dass frauenfeindliche Traditionen erhalten bleiben.
Die unendlichen Schmerzen und die Respektlosigkeit, unter denen Frauen seit Jahrtausenden leiden, sind Bestandteil des Kollektivbewusstseins, das uns Frauen alle miteinander verbindet. In der Psychologie werden als »Kollektiv« psychische Inhalte bezeichnet, die nicht nur zu einem Individuum gehören, sondern die einer sozialen Gruppe, einem Volk, einer Rasse oder der ganzen Menschheit zu eigen sind. Der Begriff »Kollektivbewusstsein« wurde von C. G. Jung geprägt. Es bestimmt die Bewusstseinsinhalte und das Verhalten einer Gruppe, einer Rasse, einer Nation, einer Religion und deren Normen, Ansichten, Sitten und Ideen. Je stärker das kollektive Bewusstsein, desto bedeutungsloser ist das Ich. Die Persönlichkeit wird vom kollektiven Bewusstsein absorbiert und verliert ihre Selbstständigkeit. Ein Mensch büßt seine Individualität ein und wird zum Massenmensch.
Das aber schadet der Welt nur immer weiter. Je unbewusster, kritikloser und auch je oberflächlicher ein Mensch sein Leben lebt, desto bedingungsloser wird er zu einem Kanal für die im Kollektiv gespeicherten Erfahrungen. Über solche Frauen werden die vorherrschenden Gesellschaftsstrukturen und Traditionen, Religionen, Frauenbilder und auch das sexuelle Verhalten ungefiltert durch die Gebärmutter von Generation zu Generation weitergegeben.
Wir Frauen müssen unser sexuelles Bewusstsein erweitern und dadurch eine eigene Identität entwickeln. Deshalb ist von jeder einzelnen Frau echter Einsatz gefordert, um diese tief in Fleisch und Blut übergegangenen Verhaltensmuster und kollektiven Prägungen zu neutralisieren und den eigenen Weg zu gehen. Wir müssen neue Bereiche der weiblichen Sexualität erforschen und entwickeln, in denen wir uns auch wohl und lustvoll fühlen können und dürfen. Das ist die Grundvoraussetzung der weiblichen Entwicklung. Es ist an der Zeit, dass wir Frauen uns aus der jahrtausendelangen Opferrolle befreien und den Mut aufbringen, gegen den Strom zu schwimmen und die Kollektivseele mit neuen positiven Erfahrungen zu speisen. Dazu müssen wir weibliche Wege gehen. Solange wir Frauen in männlichen Mustern funktionieren, fehlt uns der Zugang zur weiblichen Welt.
Sexuelle Befreiung
Die Befreiung der weiblichen Sexualität geschieht im Einklang mit den universellen weiblichen Gesetzen. Sie geschieht unabhängig davon, wie viel Sex oder wie viele verschiedene sexuelle Abenteuer oder Partner du hast. Sie ist in erster Linie ein innerer Prozess, durch den enorme Kräfte freigesetzt werden können. Genau das wurde von den unterschiedlichsten Machthabern durch die weltweite Unterdrückung des Weiblichen so lange verhindert. Menschen, die einen bewussten Zugang zu ihren weiblichen Kräften entwickeln und lernen, sie bewusst zu lenken, können in sich und um sich herum große Veränderungen erzielen – und das bedeutet Macht. Das ist die weibliche Magie. Das ist das Geheimnis des heiligen weiblichen Grals. Um diese Macht zu beschneiden, wurden unzählige Gesetze und Verbote erlassen und es wurden Millionen von Frauen und auch Männer mit der Begründung, sie seien Hexen, von der Kirche abgeschlachtet und auf vielerlei andere Weise vernichtet.
Was die Befreiung der weiblichen Sexualität betrifft, gibt es keine mir bekannten, für die heutige Zeit gültigen Rollenmodelle oder Leitbilder, an denen wir uns orientieren könnten. Das Geniale aber ist, dass Frauen äußere Bilder gar nicht brauchen, denn jede Frau trägt die Weisheit und Kraft in sich, um etwas Neues, noch nie Dagewesenes zu gebären. Solange du dich an anderen Frauen, an weiblichen Bildern oder Ideen orientierst, kann nichts Neues in dir entstehen, denn du orientierst dich dann am Alten, an dem, was es schon gibt. Gib dem Neuen, das wir alle nicht kennen, die Chance, in dir und durch dich zu entstehen. Auch du bist neu. Dich hat es so noch nie gegeben.
Die große Herausforderung annehmen
Du wirst so lange verletzt und gedemütigt, bis du deine innere Heilkraft entfaltest, dich von den alten weiblichen Mustern befreit und die kraftvolle Heilerin, die in dir schlummert, zum Leben erweckt hast. Sobald du Zugang zu dieser inneren Kraftquelle findest, spürst du das Bedürfnis und findest den Mut, dich von deinen sexuellen Fesseln zu befreien. Unter »sexueller Befreiung« verstehe ich eine Implosion, also eine Explosion nach innen, einen Quantensprung, der innere Freiräume und Unabhängigkeit schafft. Die Heilung und Befreiung der weiblichen Sexualität findet in deinem Inneren statt.
Der Weg in eine neue Weiblichkeit führt durch den Schmerz hindurch, den Frauen weltweit in sich tragen, und über die Ungerechtigkeit hinaus, der wir Frauen seit Jahrtausenden ausgesetzt sind. Die weibliche Sexualität zu entfalten bedeutet auch, die kreative sexuelle Kraft nicht auf Partnerschaften und das Kinderkriegen zu beschränken, sondern sich neu auszurichten. Eine eigene unabhängige Sexualität zu entwickeln ist nicht nur die Voraussetzung für ein erfülltes und verantwortungsvolles Leben, sondern auch die Möglichkeit, sein eigenes Leben und das Kollektiv bewusst zu gestalten.
Was dieses Buch zu bieten hat
Das Buch ist eine Einführung in die ganzheitliche Sexualkunde. Es ist ein Wegweiser, der dich dabei begleiten soll, die unterschiedlichsten Aspekte deiner Sexualität auf deine individuelle weibliche Art zu erforschen, um neue Dimensionen deines Frauseins zu erfahren. Neben einem theoretischen Teil findest du praktische Tipps, Impulse, Meditationen und zahlreiche Übungen. Diese sind in verschiedene Kategorien unterteilt: »zum Ausprobieren«, »zum Vertiefen«, »Tipps zur Heilung«, dazu Aufgaben für dein »Tagebuch«. Ich möchte dir weniger allgemeingültige Instantrezepte als vielmehr Anregungen zum Auffinden deiner eigenen Wahrheit mitgeben. Dabei habe ich nicht den Anspruch, ein perfektes oder alle Aspekte umfassendes Buch zu bieten; das würde der Sache nicht entsprechen.
Selbst ist die Frau
Selbstverständlich ist ein Buch nie ein Ersatz für eine fundierte persönliche Schulung, die im Bereich einer spirituellen sexuellen Heilung unumgänglich ist. Aber erste Schritte und Erfolge wirst du mithilfe meiner Bücher im Alleingang gut schaffen. Geh beim Lesen immer von deiner persönlichen Erfahrung und deinen Einsichten aus und lass dich dazu verführen, durch die Entdeckung deiner Wahrheit und Weisheit dein weibliches Bewusstsein zu erweitern. Am besten kaufst du dir ein Tagebuch, das dich bei der Auseinandersetzung mit diesem Buch begleitet. Beim Lesen wirst du immer wieder auf Fragen und Übungen stoßen. Widme dich ihnen in aller Ruhe, und halte deine Erlebnisse und Erkenntnisse schriftlich fest, dann geht der innere Prozess erfahrungsgemäß tiefer. Es hängt von dir ab, wie tief du dich auf deinen weiblichen Prozess einlassen willst.
Ein wichtiges Fundament für die Entwicklung der weiblichen Sexualität sind die weiblichen Wurzeln und die körperliche Gesundheit. Da ich mich in meinem ersten Buch sehr ausführlich mit den Bereichen Gesundheit und Selbstheilung befasst habe, werde ich diesem Thema hier nur wenig Platz einräumen. Ich möchte dir zu diesen Punkten Das Tao der Frau als Ergänzung und Vertiefung empfehlen.
Der Anfang
Seit 1975 befasse ich mich beruflich und privat mit den verschiedenen Aspekten und Ausrichtungen der Sexualität. Meine ersten spirituellen Erfahrungen durch Sex machte ich im Alter von 21 Jahren. Diese umwälzenden Eindrücke ermöglichten es mir, in meiner langjährigen Tätigkeit in der Psychiatrie und als Sexologin aus einer anderen Perspektive zu wirken. Das wiederum veranlasste mich, mit den verschiedenen Methoden aus den therapeutisehen und okkulten Bereichen aus Ost und West zu experimentieren und deren Wirksamkeit zu überprüfen. Ich erkannte bald die Grenzen therapeutischen Vorgehens und konzentrierte mich darauf, selbst neue Wege zu gehen und zu entwickeln, die Menschen im Umgang mit ihrer Sexualität neue Dimensionen eröffneten.
Damals waren die öffentlichen Diskussionen über Sex noch salonfähig und relativ harmlos. Die Öffentlichkeit blieb von den detaillierten Schilderungen der übelsten Seiten der Sexualität noch einigermaßen verschont. Diejenigen, die sich beruflich mit dem Thema befassten, nannten das nach außen hin nicht so und wirkten hinter verschlossenen Türen. So war ich in Zürich die Erste, die sich öffentlich zu ihrer sexologischen Tätigkeit bekannte und eine Praxis für ganzheitliche Sexualberatung eröffnete. Das war in der Zeit vor dem Internet und sehr viele Menschen waren mit ihren sexuellen Nöten und Zwängen allein auf sich gestellt. So war der Andrang in meiner Praxis enorm. Und alle kamen sie, aus den unterschiedlichsten Berufen, Kreisen, Religionen und mit den verschiedensten Anliegen. Einige gingen davon aus, dass meine Sexualberatung lediglich eine Tarnung war und erhofften sich, dass ich ihnen gegen großzügige Bezahlung ihre speziellen Wünsche erfüllen würde.
Noch verrückter
In meiner langjährigen Tätigkeit in der Akutpsychiatrie war mir schon einiges an Ungewöhnlichem begegnet. Was sich in der sexologischen Praxis zeigte, war allerdings noch extremer. Was mich dabei irritierte, war, dass ich es hier nicht mit den »Verrückten« und Kranken zu tun hatte, sondern mit den sogenannten Normalen – und die schienen mir noch viel verrückter. Bei einem Großteil der sexuellen Probleme schien es sich um gesellschaftliche Probleme zu handeln, die viel tiefer lagen, als ich anfänglich vermutete. Ich entschloss mich, mich nicht mit der in Therapien üblichen oberflächlichen Symptombekämpfung zu begnügen, sondern den wahren Ursachen sexueller Probleme auf den Grund zu gehen. Diese auf den ersten Blick komplexen Situationen zu begreifen und Wege zu finden, die aus dieser Realität herausführten, war für mich eine große Herausforderung. Ich musste sehr viel dazu- und umlernen. Diese intensive Suche brachte mich zur Weiblichkeit, dort schien der Schlüssel zur Auflösung der globalen und persönlichen sexuellen Probleme zu liegen.
Neuland
Damals gab es kaum Frauengruppen, Sexualität war kein großes Thema und kein Mensch interessierte sich für das Thema weibliche Heilung. So gab es für mich in diesem Bereich auch keine äußeren Orientierungshilfen. Damals konnte ich mich auch nicht auf meine eigene Weiblichkeit stützen. Ich tickte genauso männlich, wie das fast alle anderen Frauen bis heute tun. Meine weiblichen Anteile waren genauso wackelig und geschwächt. Das zu realisieren war für mich ebenso ein Schock, wie es das für andere Frauen ist, die ihrer weiblichen Realität ins Gesicht schauen.
Ohne zu wissen, wohin mich das alles führen würde, ließ ich mich auf meinen eigenen weiblichen Heilprozess, dieses große Abenteuer mit dem Unbekannten, ein. Als ich merkte, wie kraftvoll das war und wie viel sich in mir dadurch veränderte und entwickelte, begann ich meine heilenden Erfahrungen mit anderen Frauen zu teilen. Es war ermutigend zu erleben, dass dieser Weg nicht nur für mich funktionierte, sondern auch anderen einen neuen Zugang zu ihrer Weiblichkeit eröffnete. Diese ersten weiblichen Schritte fasste ich im Tao der Frau zusammen. Dieses Buch hatte eine neue Ära der weiblichen Heilarbeit eingeläutet, es wurde zum internationalen Bestseller und erschien in vierzehn Sprachen. So einen großen Erfolg hatte ich nie angestrebt. Ich war total überrascht, wie viele Frauen von diesem Buch inspiriert wurden.
Wäre ich ein Herr Piontek …
Ich bin äußerst dankbar dafür, dass ich neben meinem engagierten beruflichen Werdegang im okkulten Bereich Lehrer und Bezugspersonen hatte, die mich auf diese anspruchsvolle Tätigkeit und auch auf die damit verbundenen Erfolgs- und Egofallen sehr lange und gut vorbereiteten. Heute bin ich sehr froh, dass ich eine Frau bin, die sich für einen weiblichen Weg entschieden hat. So haben mich auch meine äußeren Erfolge nicht davon abhalten können, meine innere Schatzsuche fortzusetzen. Ich stelle mir manchmal spaßeshalber vor, wie mein Weg verlaufen wäre, wenn ich ein Mann wäre. Dann wäre ich heute vermutlich ein berühmter sexueller Wunderheiler, ein Sexguru oder sonst so ein toller spiritueller Egohecht oder zumindest ein heiß begehrter Startherapeut, der um die Welt jettet und auf den großen Bühnen seine Show abzieht, um möglichst viele Anhängerinnen anzuziehen. Ich hätte vermutlich eine riesige internationale Organisation nach dem Franchisesystem aufgebaut und lauter hübsche devote Schülerinnen und Assistentinnen, die mich rundum verwöhnen würden. Denen würde ich dann gütig und mit viel Mitgefühl Privatunterricht erteilen und sie persönlich in die hohe Kunst der heilenden Liebe einweihen … Ich sage nicht, dass Männer generell so sind. Sind Männer im Bereich der weiblichen Sexualität tätig, besteht jedoch die große Verlockung, dass sich solche oder ähnliche Muster und Fantasien in ihnen entwickeln. Weibliche Wege sind anders.
Auch im Bereich der Lebenshilfe und Spiritualität gelten heute männliche Gesetze. Frauen haben sich an die großen Shows der Wunderheiler, der Päpste und Gurus gewöhnt, sodass sie Lehrer und Lehrerinnen wollen, die mit großer Kelle anrühren und die sie bewundern und zu denen sie aufschauen können. Als ich anfing, mich für spirituelle und therapeutische Wege zu interessieren, war ich blutjung und hatte viele solcher Stars kennengelernt. Das bot mir etliche Chancen, hinter die heiligen und therapeutischen Kulissen zu schauen. Ich kenne die männlichen Spielchen im Umgang mit Sex relativ gut. Und ich weiß auch um die Gefahr, in diesen Bereichen tätig zu sein. Sie lauern vor allem auf Menschen, die in männlichen Mustern funktionieren. Davon bleiben auch Frauen nicht verschont.
In Kombination mit Macht, Geld oder Erfolg wird Sex leicht unberechenbar. Dagegen sind auch Menschen, die in therapeutischen, heilenden oder spirituellen Bereichen wirken, nicht gefeit. Die neuen weiblichen Wege hingegen können uns einen neuen, dringend nötigen, integeren Umgang mit der Sexualität zeigen. Um authentische sexuelle Heilung zu erzielen, müssen wir unsere heilende Arbeit an der Sexualität in den Dienst der höchsten Wahrheit stellen, damit sie nicht von unbewussten, eigennützigen Zielen und Hintergedanken verhindert wird.
Die weiblichen Schätze bewahren
Manchmal bin ich etwas entmutigt, wenn ich sehe, in welche Richtung wir uns bewegen. Die Seher aus der Antike nannten das Zeitalter, in dem wir heute leben, die dunkle Zeit der großen Täuschung, in der Menschen lediglich eine eigennützige materielle Lebensausrichtung verfolgen. Es ist gut, die sexuelle Entwicklung auch in einem größeren Zusammenhang zu betrachten. In einer solch verwirrenden Zeit können wir kaum große Schritte tun, das geht einfach nicht. Was die Weiblichkeit jetzt braucht, ist ein geschützter Rahmen. Im Moment geht es darum, dass einzelne Menschen wie du und ich in unserem Inneren einen heilenden Tempel erschaffen, in dem die kostbaren weiblichen Schätze ungestört heranwachsen können, in dem sie beschützt und bewahrt und uns erhalten bleiben können. Damit dies geschehen kann, musst du die weiblichen Heiligtümer mit deinem Schweigen versiegeln.
Die weiblichen Schätze benötigen Privatsphäre und Stille, um sich zu entfalten. Es braucht niemand außer dir zu wissen, was du in dir entdeckt hast. Es wäre schade, diese kostbaren Erfahrungen zu zerreden oder an die große Glocke zu hängen. Es reicht aus, dass du es weißt und dich von dieser weiblichen Magie immer wieder neu verzaubern lässt. Auf dem weiblichen Weg geht es nicht darum, Massen zu bewegen oder zu missionieren, es geht lediglich darum, einzelne Menschen in ihrer Wahrhaftigkeit zu unterstützen, damit sie ihre eigenen Schätze finden. Und genau das möchte ich mit diesem Buch auch tun.
Teil 1
GRUNDLAGEN
1. Einführung
Es ist doch erstaunlich, dass sich Sexualität, die seit jeher ein natürlicher Bestandteil des menschlichen Lebens ist, zu einer derart großflächigen, ja globalen Problemzone entwickeln konnte. Menschen sind im Umgang mit ihrer Sexualität unbeholfen, verunsichert und hilflos, und sexuelle Weisheit und sexuelle Intelligenz sind in der heutigen Zivilisation kaum vorhanden. Die von wilden Hippies, Antikriegsgegnern, verrückten Idealisten und exotischen Gurus eingeleitete sexuelle Befreiung hat schnell wieder an Kraft verloren. Die mit viel Enthusiasmus und Idealismus freigesetzten Kräfte wurden erfolgreich gebändigt. Inzwischen haben sich diese unterdrückten, unterentwickelten sexuellen Kräfte in den Bereichen Medizin, Psychologie und der New-Age-Szene in ihrer ewigen Bedürftigkeit als lukrativer Geschäftszweig etabliert. Vielen ist damit gedient, Hilfesuchende bekommen die gewünschte Aufmerksamkeit und bleiben trotzdem harmlos, bedürftig und manipulierbar. Und der Rubel rollt.
Wiedervereinigung
Auf dem spirituellen Weg orientieren wir uns an der höchsten Wahrheit und dem Erlangen der Einheit und nicht an sexuellen Symptomen oder Problemen. Indem du lernst, dein Leben und deine Weiblichkeit in Einklang mit den universellen weiblichen Gesetzen zu bringen, verschaffst du deiner Sexualität die Möglichkeit, heil und authentisch zu werden und sich natürlich zu entwickeln.
Die für die Heilung der weiblichen Sexualität erforderliche spirituelle Schulung ist eine ganzheitliche. Diesen heiligen Bereich dürfen wir nicht länger der Wirtschaft überlassen. Die medizinischen, psychologischen und therapeutischen Rettungsringe, mögen sie noch so alternativ und vielversprechend klingen, orientieren sich an wirtschaftlichen Interessen, die die spirituelle Realität weder kennen noch anerkennen. Solange die weibliche Sexualität in den Klauen von Geschäftsleuten gefangen bleibt, kann sie sich nicht natürlich und authentisch entwickeln.
Sexualität und Spiritualität wurden von Religionsführern und Machthabern über Jahrtausende erfolgreich voneinander getrennt – doch die beiden gehören zusammen, im Alleingang sind sie sehr unbeholfen. Die beiden wichtigsten Lebensbereiche wurden gleichermaßen unterdrückt. Die Mysterien der Sexualität können sich nur durch ihre Wiedervereinigung mit der Spiritualität entfalten. Es braucht die Kraft der befreiten weiblichen Sexualität, um die weibliche Spiritualität aus langer Gefangenschaft zu befreien. Zu lange wurde sie gezwungen, sich in Scheinheiligkeit zu ducken. Wir müssen dafür sorgen, dass sie wahr wird. Weibliche Spiritualität ist kraftvoll, sie ist sexy, kreativ und freudig und vor allem sehr wirkungsvoll. Solange die Sexualität unterdrückt und ausgeschlossen wird, kann sie das alles nicht sein.
Die ewigen Mysterien des Lebens
Es braucht die Flamme des Bewusstseins, um die Sexualität aus der unbewussten Zone zu befreien, sodass sich ihre Heiligtümer offenbaren. Indem du deine Weiblichkeit dem höheren Bewusstsein anschließt, kannst du dich aus dem unbewussten, emotionalen Sumpf befreien. Dieser magische Vorgang wird durch die Öffnung einer Lotosblume symbolisiert. Wer einmal miterleben konnte, wie sich eine Lotosknospe in der Dämmerung öffnet, wird diesen verzaubernden Moment nie vergessen.
Menschen auf ihrem Weg in die Freiheit zu begleiten, ist seit Menschengedenken die Aufgabe der Mysterienschulen, der Tempel und der Eingeweihten. Sie sind für die Entschlüsselung der tiefen Lebensprobleme zuständig. Das war schon immer so, und so wird es vermutlich auch bleiben. Die Geheimnisse der Sexualität zu ergründen, ist mit einer sehr großen Verantwortung verbunden, die Menschen müssen sorgfältig darin geschult werden, damit sie sich nicht im Labyrinth ihrer Persönlichkeit verirren.
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass du deine sexuelle Heilung von Anfang an auf einem soliden Fundament aufbaust. Ich bin immer wieder überrascht, wie einfach der Umgang mit der Sexualenergie im Grunde ist und wie natürlich sexuelle Heilung geschehen kann. Die Sexualität ist keine isolierte Kraft, sie ist genauso den universellen Gesetzen unterworfen wie alle anderen Lebensbereiche auch. Sobald du dich nach spirituellen weiblichen Gesetzen ausrichtest, öffnen sich neue heilende Wege.
Was diese weibliche Mysterienarbeit so speziell und wirkungsvoll macht und von anderen Wegen unterscheidet, ist nicht in erster Linie mein professionelles Know-how als Sexologin oder Heilerin oder eine sonstige berufliche Qualifikation. Diese heilende Arbeit konnte sich durch meinen Zugang zur mystischen weiblichen Welt entwickeln. Die spirituelle Ausrichtung und Verbundenheit sind die Hauptzutaten, durch die sich die göttliche Magie der weiblichen Sexualität entfalten kann. Sexuelle Heilung geschieht, wenn du ganz geworden bist, wenn all die verschiedenen Einzelteile wieder miteinander vereint sind und du dich deiner innerer Führung, deiner weiblichen Intuition, deinem höheren Selbst – oder wie immer du dein Überbewusstsein nennen möchtest – anvertraust.
Ganzheitliche Sexologie
Sex ist nur in seltenen Fällen auch das Heilmittel der Sexualität. Das ist eine der wichtigsten Richtlinien im Umgang mit ihr. Bei Störungen und Problemen der Sexualität gibt es immer gute Gründe, warum die Dinge so sind, wie sie sind. Sie haben meistens mit deiner Sexualität selbst reichlich wenig zu tun. Aber die Sexualität muss es ausbaden. Um die Gründe herauszufinden, helfen dir Psychologisieren und Analysieren nicht weiter, diese männliche Perspektive funktioniert in diesem Bereich nicht. Wenn du etwas an deiner Sexualität verändern möchtest, folge deinem eigenen Gefühl und deiner Intuition, die sind um einiges treffsicherer. Dann kommen die wirklich guten Ideen und Tipps, die in keinem Buch stehen, aus dir selbst heraus. Strebe nicht die perfekte Sexualität an, sei einfach natürlich und authentisch, dann wird deine Sexualität ebenso.





