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Stress lässt den Körper, den Geist und die Seele erkranken. Ich habe ein Magengeschwür, häufig (noch heute) Magenschmerzen und muss darauf achten, was ich esse bzw. zu mir nehme. Habe seit längerer Zeit Tinnitus und nehme regelmäßig Tabletten ein, die als Magenschutz dienen. Die Gefahr an Magenkrebs zu erkranken ist hoch, sie ist so hoch, weil ich über Jahre hinweg meine Gesundheit ignoriert hatte. Ich habe eine Krankheit über Jahre hinweg verharmlost, hörte weder die Warnungen meines Körpers, noch achtete ich darauf. Letzten Endes zeigte mir mein Körper, wer am längeren Hebel sitzt. Ich brach zusammen. Als Spieler hörte ich die ganzen Ratschläge nicht mehr, weil die Meisten einfach keine Ahnung von dem haben, was sie predigen. Der Vollalkoholiker predigt davon, dass man nicht so viel trinken solle. Der Nicht-Spieler verurteilt den Spieler und stellt die Frage, warum man spielt? Ich konnte diese Leier einfach nicht mehr ertragen und deshalb ignorierte ich alles und jeden. Auf die Idee, dass vereinzelte Personen aus Erfahrung sprachen und genau deshalb davor warnen wollten, darauf bin ich nicht gekommen. Ich verstand es nicht, weil ich es nicht verstehen konnte. Sie müssen nicht jeden gutgemeinten Rat annehmen, aber Sie sollten Hilfe als solche wahrnehmen und auf keinen Fall ignorieren. Ich habe viele Warnhinweise ignoriert, was ich davon hatte, ist bekannt. Der Stress frisst uns auf, wir verstehen es oftmals nicht, aber 80 Prozent des erfahrenen Stresses, fügen wir uns selbst zu. Wir geben täglich 100 Prozent Leistung bzw. verlangen wir diese ab, aber erkennen zumal nicht, dass bereits 80 Prozent ausreichen würden. Wir wollen noch mehr Leistung erzwingen, aber scheitern an der Ausführung. Darum verzweifeln wir, machen uns unnötigen Stress und suchen ein Ausgleichsventil zum stressigen Alltag. Plötzlich finden wir uns am Automaten wieder. Viele wissen nicht, warum oder wie es anfing, aber letzten Endes erklärt es sich von selbst, denn zumal sind wir der Auslöser. Wenn sich große Angst in uns breit macht, die grübelnden Gedanken sich im Kreis drehen oder die Sorgen um alles Mögliche nicht aufhören, dann verlieren wir die realistische Perspektive. Wir verlieren die Kontrolle und suchen Auswege, um die Illusion von Kontrolle zu erzwingen. Positive Gedanken können helfen, aber Sie bewirken bzw. ändern nichts am Geschehen. Positive Erinnerungen und bereits geschehenes, kann sogar das zukünftige Geschehen positiv beeinflussen. Halten Sie sich nicht an begangenen Fehlern fest, auch negative Erfahrungen oder Erinnerungen müssen akzeptiert und zugleich verarbeitet werden. Denken Sie nun einmal etwa 30 Sekunden darüber nach, wofür Sie dankbar sind. Zum Beispiel; Dankbar dafür, dass man Leben darf. Dankbar dafür, dass man gesunde Geschwister hat usw. – wichtig ist, dass Sie tatsächlich Dinge und Geschehnisse in Ihrer Vergangenheit finden, für die Sie dankbar sind. Ich bin mir sicher, dass es Situationen bzw. vorhandene Erinnerungen gibt. Nun, was habe ich getan? Die ganzen Fehler und Fehleinschätzungen in der Vergangenheit, haben nur so lange einen Einfluss auf die Gegenwart, solange man darüber nachdenkt. Wenn Sie erkennen, was Sie alles haben und wofür Sie tatsächlich dankbar sind, werden Sie auch die Zukunft wahrnehmen, die voller Möglichkeiten steckt. Die Zukunft ist es, wofür Sie dankbar sein müssen, denn diese gestalten Sie, niemand anderes. Stress wird psychisch herbeigeführt, wir leiden und verlieren den Glauben an das Richtige. Zeigen Sie Dankbarkeit für das, was Sie haben. Selbst für Dinge, die Sie glauben, man hätte sie alleine erreicht. Denn nichts läuft im Leben nach dem Zufallsprinzip ab. Alles hängt mit allem zusammen, wenn wir inneren Frieden zulassen, erkennen wir, dass wir Dankbar dafür sein sollten. Ich weiß, dass viele Menschen glauben, sie wüssten alles. Dafür sollte man anscheinend keine Dankbarkeit zeigen, jedenfalls glauben dies viele. Wir leben gemeinsam auf dieser Erde, sie erschafft täglich leben. Pflanzen erschaffen Sauerstoff, wir leben nur durch die Laune der Natur. Man kann der kritischste Mensch der Welt sein, aber man sollte dankbar dafür sein, dass wir auf dieser Welt leben dürfen. Denn die Zukunft ist das, was wir daraus machen. Unsere innere Stimme äußert oftmals Kritik, wir wollen unseren Traum leben und kritisieren uns zugleich selbst. Wir stehen uns so oft selbst im Weg, dass wir es nicht einmal noch bemerken. Je höher der Stressfaktor zu sein scheint, desto mehr stehen wir uns selbst im Weg, indem wir eigene Entscheidungen in Frage stellen. Wenn ich von Dankbarkeit schreibe, und dass man daran festhalten sollte, dann wird der innere Kritiker in Ihnen bereits diverse Zweifel geäußert haben. Höchst wahrscheinlich sagt Ihnen Ihre eigene Stimme, dass Sie den Quatsch sowieso nicht glauben werden, da es sinnlos ist. Ihre innere Stimme ist Ihr schlimmster und schärfster Kritiker, der besänftigt und letzten Endes ruhig gestellt werden muss. Sobald Sie den Ausstieg gewagt haben, wird genau das in Frage gestellt, weil es so lange ein Teil Ihres Lebens darstellte. Doch der Ausstieg ist das einzig wahre, wofür wir unsere innere Stimme bändigen sollten. Kritik ist zweifellos eine Schutzfunktion, aber zugleich der Feind im eigenen Körper. Wagen Sie den Absprung, und zweifeln Sie nicht an Ihren eigenen Entscheidungen, denn genau das, würde Ihnen noch mehr Stress bereiten. Leeren Sie Ihren Geist, selbst wenn genau im jetzigen Moment die innere Stimme rebelliert, Sie sind Herr der Lage. Sie bestimmen die Regeln, niemand anderes. Ständige Selbstzweifel machen besonders anfällig für Ängste und sind immer sogenannte »Stressauslöser«. Schreiben Sie Ihre Vorzüge groß auf ein Blatt Papier. Hängen Sie es so auf, dass sie es oft im Blick haben. Erinnern Sie sich selbst daran, was Ihre Stärken sind, ich bin mir sicher, Sie besitzen große Stärken.
MEHR ALS …
MAN IST MEHR als nur »Sucht«, mehr als nur »Arbeit«. Leider empfinden viele Menschen mittlerweile genau auf folgende Art und Weise, sie assoziieren sich mit der Arbeit, sind nur noch jemand, wenn sie durch ihre Arbeit präsentiert werden. Prahlen mit ihrem Verdienst, der bei 2/3 der Menschen zu hoch angesetzt wird. Und genau diese Prahlerei, findet sich auch bei einer Sucht wieder, denn niemand ist krank – alles kein Problem. Der Spieler verbringt sehr viel Zeit damit, die Sucht zu verharmlosen und zu verheimlichen, anstatt sie zu akzeptieren. Das Akzeptieren einer Krankheit dauert weitaus länger, als man bislang vermutet hat. Sucht hatte nie einen festen Standpunkt in unserem Leben, wir benutzten es als Ausgleichsventil zum Alltag, doch auch ohne dieses Ventil, müssen wir den Tag meistern. Wir tun es täglich, aber letzten Endes entscheiden wir uns bereits am Morgen für das Falsche durchzuhalten. Wir sehen den Alltag als Bestrafung an und das Spielen als eine Art Belohnung, wobei es genau andersherum ist. Der Alltag kann zum Geschenk werden, wenn man die Zeit in seinem Leben sinnvoll gestaltet. Zeit lässt sich nie wieder zurückgewinnen. Jede Minute am Automaten, jede Stunde, jeder Tag – sie werden nicht wieder kommen. Heute vergeuden wir möglich 100 Euro am Automaten und in einem Monat haben wir es bereits vergessen, doch in 20 Jahren, wird man zurückblicken und erkennen, dass man sein Leben nur am Automaten verbracht hat. Was nutzt Geld verspielen, oder Geld gewinnen, wenn doch der Einsatz mehr ist, als man mit Geld jemals bezahlen oder gewinnen kann? Ich prahlte mit hohen Geldgewinnen, aber die Einsicht, dass jeder Gewinn die Zeit des Leidens nur verlängert, kam nicht. Weil ich nicht zulassen wollte, dass man mir den Gewinn schlechtredet. Es ist kein Gewinn, es ist einzig und alleine verlorene und zugleich verspielte Zeit. Sie sind mehr als eine Arbeitsstelle, Sie sind mehr als ein Automat. Nicht der Automat gibt Ihnen das Gefühl von Vollkommenheit, Sie haben dieses Gefühl längst in sich, nur leider haben Sie es bislang nur herausgelassen, wenn Sie sich am Automaten öffnen konnten. Viele Menschen, die am Automaten spielen, berichten davon, dass selbst schwere Depressionen, Angstzustände und ja sogar tief sitzender Liebeskummer einfach wie ausradiert wirkten. Doch das Spielen hat keine Wunderheilung vollbracht, das Spielen bzw. die Sucht hat Ihnen einfach nur gelehrt, sich nicht mehr mit wesentlichen Tatsachen zu beschäftigen. Durch Sucht tritt keine Heilung in Kraft, ganz im Gegenteil, durch die Sucht wird uns alles scheiß egal. Spieler werden nach Jahren der Selbstzerstörung gewissermaßen gefühlskalt, emotionslos und träge. Kommen Ihnen diese drei Eigenschaften bekannt vor? Ich denke, ja. Denn jeder von uns wird sich nach Jahren genau diese negativen Eigenschaften aneignen. Sucht ist kein Ausgleich, es heilt nichts, es lässt sterben. Ganz recht, das klingt sehr hart. Aber leider Gottes ist es genau das, wir wirken hart aber könnten auf Kommando losheulen. Mal wirken wir hart, weil wir dem entsprechend wahrgenommen werden wollen und zumal wirken wir hart, weil wir jegliche Gefühle bereits abgeschaltet haben. Aber letzten Endes offenbart sich, wie hart man tatsächlich ist, kein Stück weit. Bei vielen von uns bricht ab diesem Zeitpunkt pure Panik aus, man fühlt sich missverstanden und zugleich setzen wir uns in den Kopf, dass wir uns niemanden mitteilen könnten. Die Psyche eines Spielers wird in Laufe der Jahre sehr komplexe Züge annehmen. Wir wollen uns mitteilen, anderen Menschen gegenüber öffnen, aber finden keine Worte, um unser Leben auch nur ansatzweise beschreiben zu können. Wir verstummen und hoffen gleichzeitig darauf, dass uns geholfen wird. Ich kenne das Gefühl der Machtlosigkeit, ich kenne das Gefühl nur zu gut, wie es ist, wenn die ganze Welt zusammenbricht. Doch ich versichere Ihnen, dass Sie diese Zeit überstehen werden. Wenn Sie den Entschluss gefasst haben, dass sich nun etwas ändern muss. Ich war nie redegewandt und noch heute denke ich oft darüber nach, wieso es so kommen musste. Doch letzten Endes machte alles einen Sinn, ich fand die richtigen Worte, die richtige Denkweise und ging genau diesen Weg aus der Sucht. Ich ging ihn mit Entschlossenheit, Wissen und vielen neuen Erkenntnissen. Wir sind mehr als »Sucht«, wir sind wir. Sie sind der Mensch, der sich aus diesen Fängen befreien kann und befreien wird. Ich sage das nicht, damit ich Ihnen das Paradies schönreden kann, ich sage Ihnen all das, weil ich fest davon überzeugt bin, dass Sie den Weg aus der Sucht gehen werden. Ich habe die Sucht besiegt und es vergeht kein Tag, an dem ich es jemals auch nur ansatzweise bereut habe. Tausende Spieler gehen den Weg aus der Sucht und niemand bereut die Zeit, in der man spielfrei durchs Leben gehen darf. Warten Sie nicht mehr länger, zögern Sie das einzig Richtige nicht mehr länger hinaus, hören Sie auf zu spielen. Sie werden diese Entscheidung niemals bereuen.
Der Entschluss, das Spielen an den Nagel zu hängen, ist mehr als nur eine »Entscheidung«, es ist der direkte Entschluss mit dem bisherigen Leben abzuschließen. Es ist eine 180-Grad-Drehung, selbstverständlich im positiven Sinne. Der Ausstieg aus der Sucht ist in Worten schwer zu beschreiben, denn der Ausstieg mischt die Karten völlig neu. Alles, was man sich im Leben jemals erhofft hatte, rückt plötzlich wieder in Reichweite. Alles wird wieder zum Greifen nahe sein. Als Spieler wollte man über Jahre hinweg jemand anderes sein, und durch den Ausstieg erkennt man, dass man alles und jeder sein kann, wenn man sich ein relevantes Ziel setzt. Scheitern wird plötzlich nicht mehr akzeptiert, man startet instinktiv eine Fehleranalyse und beginnt erneut. Ohne Sucht und ohne Zwang. Als Spieler hat man sich leider die negative Eigenschaft zu eigen gemacht, dass wir viel zu selten einen Fehler einsehen, geschweige denn ihn als Fehler wahrhaben wollen. Die Spielsucht ist eine Krankheit, das gezielte Verharmlosen ist ein schwerwiegender Fehler und genau das, muss man sich eingestehen. Man kann sich als Spieler nicht in Ausreden flüchten, denn genau das hat man jahrelang als Spieler getan. Man ist nicht Deutschland, man ist keine Arbeit, man ist mehr als das, denn man ist ein Mensch. Ein Mensch mit Gefühlen, mit Stärken und mit den dazugehörigen Schwächen. Wenn Sie damit aufhören, sich zu schämen für das, was Sie sind, dann können Sie die Gegenwart bzw. Zukunft in Angriff nehmen. Ziehen Sie aus Ihren begangenen Taten die negativen- aber auch die positiven Schlüsse, Spielsucht darf auf keinen Fall verharmlost werden. Die Probleme begannen mit der Spielsucht und sie enden auch damit.
I.F.A.
DIE SPIELAUTOMATENSUCHT, sie lauert nicht auf Bahnhofstoiletten, nicht der Dealer ermöglicht die Selbstzerstörung, sondern der Spieler selbst. Die Schwäche wird zum Alltag, der Alltag wird zur Sucht, die Sucht wird eine unaufhaltbare Seuche, die nachweislich jeden infiziert, der es wagt, mit dem Feuer zu spielen. Die Sucht an Automaten wird besonders anfangs nicht erkannt, weil sie nicht erkannt werden soll. Sie benötigt eine einzige Tarnung; Verharmlosung. Solange der Spieler seine Sucht durch Lügen verheimlichen kann, wird sie nicht erkannt. Erst am Ende, wenn das Minus nicht mehr zu begleichen ist, zerfällt die Fassade in sich und die Tarnung fliegt auf. Als Spieler kann man den Tag des Jüngsten Gerichts etwas hinauszögern, indem man sich von jedem Menschen im Umkreis so viel Geld leiht, wie möglich. Die Versprechen, man würde das Geld zurückzahlen, basieren ebenfalls auf einer Lüge und ist wohl eher Glücksspiel. Auch die Ausrede, warum man das Geld benötigt, basiert zu meist auf einer Lüge. Des Spielers Spiel basiert auf einer Lüge, des Spielers Leben basiert letzten Endes auf einer Lüge und diese Tatsache, ist sehr schwer zu akzeptieren. Ich wäre daran fast zugrunde gegangen, weil ich es nicht wahrhaben wollte. Ich habe mich bis zum bitteren Ende selbst belogen, nur weil ich es nicht akzeptieren konnte. Dieses Buch soll Ihnen keine Vorwürfe an den Kopf werfen, aber nur wenn wir die Tatsachen bzw. Gegebenheiten ansprechen, wird sich auf längere Sicht der Schalter endgültig umlegen lassen. Die Spielsucht beenden können viele, nicht rückfällig werden ist die Herausforderung, vor der sich selbst Berater gerne herausreden. Ein Rückfall wird mittlerweile anders beschrieben, bevor ich in meinen Büchern betonte, dass der Rückfall therapiert werden müsse, lebten Berater in dem Glauben, er könne zum Teil zur Vergangenheit gezählt werden. Negativ, der Rückfall ist es, was tatsächlich therapiert werden muss, denn nur der Rückfall bestätigt die Gefährlichkeit einer Sucht. Jeder Spieler möchte ins Geheim aufhören zu spielen, jeder – selbst die jenen, die das Gegenteil behaupten, trotz dessen schaffen es die Wenigsten. Ganz einfach deshalb, weil der Rückfall sie auf den Boden der Tatsachen zurückholen wird. Das Aufhören wird definitiv nicht einfach, aber es ist möglich. Ich habe es geschafft und ich weiß, dass Sie es ebenfalls schaffen, wenn Sie mir ein wenig Glauben schenken und an sich arbeiten werden. Sie müssen sich nicht völlig verändern, aber ihr Horizont sollte sich etwas erweitern, damit Sie die alternativen Wege besser, leichter und schneller erkennen können. Aber bitte tun Sie mir ab jetzt einen Gefallen, vergessen Sie festgefahrene Verhaltensanalysen. Sie müssen keine Statistiken auswendig lernen, die Zahlen bringen Ihnen nichts. Allgemeinbildung ist natürlich Positiv zu betrachten, aber ich bin der Meinung, dass die genannte Zahl von 200.000 – 400.000 pathologischen Spielern in Deutschland definitiv nicht der Wahrheit entspricht und darum sage ich es in aller Deutlichkeit, man kann den Medien bei diesem Thema keinen Glauben schenken. Lassen Sie sich nicht vom Weg abbringen, der Ausstieg muss fokussiert werden, nichts anderes. Die dargestellten Zahlen und auch die Verharmlosung der Sucht, dürfen deshalb nicht mehr gutgeheißen werden. Nur so, können wir einen Weg aus der Sucht meistern, durch Isolieren, Fokussieren und Analysieren.
Studien offenbaren, dass die Sucht unaufhaltsam voranschreitet. Die Spielsucht ist mitten in der Gesellschaft angekommen und es nimmt kein Ende. Hier eine kleine Studie von der Universität Lübeck im Rahmen der Page-Studie (Projekt Pathologisches Glücksspielen und Epidemiologie) bei der Untersuchung von 15.000 Menschen.
(Quelle: http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/gluecksspiele-machen-suechtig-vor-allem-geldspielautomaten-a-814173.html)
90 Prozent sind Männer.
85 Prozent sind unter 30 Jahre alt.
80 Prozent sind starke Raucher.
65 Prozent haben einen Migrationshintergrund.
50 Prozent sind Alkoholiker.
50 Prozent haben eine Depression.
20 Prozent sind arbeitslos.
Geht es Ihnen nun besser, oder schlechter, weil Sie eine Statistik über Ihr eigenes Spielverhalten erfahren haben? Im Grunde ändert eine Statistik rein gar nichts, genau deshalb halte ich sehr wenig von Statistiken. Das Denken muss sich um 180-Grad wandeln, Sie müssen einen Weg finden, die Sucht bewusst zu akzeptieren. Aber Sie dürfen trotz dessen auf keinen Fall weiterspielen, akzeptieren bedeutet nicht, dass Sie das gewohnte Leben weiter gedeihen lassen sollen. Ich meine damit, dass Sie die Krankheit, als Krankheit akzeptieren müssen, denn nur dadurch können Sie eine Gesundung zulassen. Ich kann Sie nicht durch Magie vom Automaten fernhalten, das kann und werde ich nicht tun. Sie müssen erkennen, dass jeder Euro, jeder falsche Gedanke und jeder unüberlegte Zug, das Ende bedeuten wird, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.
Rondo; der von Merkur »Rondo-Automat«, war in meinen Augen »der« Automat schlechthin. Diesen Automaten drückte ich an einem Tag bis zu 10 Mal hoch. Gewinne im oberen dreistelligen Bereich waren für mich definitiv möglich und keine Seltenheit. Ich gewann häufig an diesem Automaten, besonders die Tatsache, dass man durch das Verlieren immer und immer wieder »Pfeile« freispielen konnte, die den Sprung von 60 auf 100 Money-Jumbo-Games erübrigten, hatten es mir angetan. Rückblickend gab es wohl keinen Tag, an dem ich nicht an diesem Automaten etwas gewann. Nüchtern betrachtet muss man wohl dazusagen, dass ich mindesten 100 - 300 Euro (zum Teil noch mehr) pro Tag investierte, bis der Automat endlich die gewünschten Jumbo-Games erbrachte. Hätte ich einfach mal genau dann aufgehört, tja – dann wäre ein Gewinn möglich gewesen. Dumm war nur, dass ich nie aufhörte, ganz im Gegenteil, je mehr ich gewann, desto mehr bzw. teurer spielte ich an anderen Automaten. Je mehr ich verlor, desto mehr investierte ich, bis der Automat wieder Jumbo-Games gab. Egal wie man es dreht, der Gewinn zögert den Bankrott nur etwas hinaus, aber ein tatsächliches Plus, war nie möglich, weil man als Spieler einfach nie genug kriegen kann. Somit gewann ich nie Geld, sondern nur etwas mehr Spielzeit. Viele Spieler behaupten, sie seien der Beste im Spielen, wobei dies zugleich bedeutet, man verspielt am Meisten. Darum sollte man nicht damit prahlen, wie viel man bereits gewonnen hat, sondern wie lange man es geschafft hat, nicht mehr spielen zu müssen. Ich habe Jahre damit verbracht, anderen Menschen zu erzählen, wie viel ich doch in den Jahren bereits gewonnen habe. Wie viel ich jedoch verloren hatte, dies habe ich zum Teil verschwiegen und zum größten Teil verdrängt. Ich wollte die Wahrheit nicht akzeptieren. Ausgerechnet ich, der jene, der nach außen immer klug und gebildet wirkte, ließ sich von einer Maschine überlisten. Tja, manchmal schmerzt die Wahrheit so sehr, dass man sie über Jahre verdrängt, nur damit man es sich selbst nicht eingestehen muss. Ich sage oft, dass ich »gut« war, gut im Aufrechterhalten einer Lüge. Gibt es die Spieler, die durchgehend gewinnen? Nein, denn wieso sollte es diese Schicht von Spielern geben? Sobald ein Automat zu wenig Geld einbringt, wird er entweder ersetzt, oder man wechselt das Spielsystem aus. Wenn ein Arbeiternehmer zu wenig Gewinn für den Chef einbringt, wird er ersetzt. So einfach ist es im Grunde erklärt, alles läuft genau nach diesem Prinzip, nur bei Spielautomaten lebt der Spieler in dem Glauben, man hätte einen Vorteil.
Sobald ich als Spieler einen Vorteil erkannte, nutzte ich diesen natürlich aus. Denn ich war Spieler und selbst der ehrlichste Mensch der Welt, verändert sich negativ am Automaten. Die ständigen Geldsorgen hinterlassen Narben. Lügen wird zum Alltag, denn die Sucht soll ja schöngeredet und bestmöglich verheimlicht werden. Wie also herausreden, wenn man mal pleite ist? Man kann nicht behaupten, man hätte am Automaten verloren, denn immerhin behauptet man als Spieler durchgehend, man würde schlichtweg immer gewinnen. Somit ist die Wahrheit ab einem gewissen Punkt nicht mehr möglich, da man sich selbst als Spieler outen würde, was für einen Spieler undenkbar ist, da man sich vor Vorurteilen schämt und teils Todesängste durchlebt. Vor einer Gesundung muss man sich nicht schämen, weder bei der Alkohol-, Heroin- oder Spielsucht. Eine Gesundung ist immer Positiv zu betrachten, denn man beendet die bisherigen Schandtaten und beginnt ein neues Leben. Wofür schämen? Etwa dafür, dass man mit sich selbst ins Reine kommen möchte? Ich habe mich über Jahre hinweg geschämt, habe das Unausweichliche gezielt verzögert. Denn wie gesagt, ich war gut. Ich habe oft Geld am Automaten gewonnen, aber trotz dessen bin ich im 5–stelligen Bereich im Minus. So viel zum Thema »Gewinn«. Es ist nicht nötig, jemanden zu erzählen, man habe gewonnen. Denn würde es der Wahrheit entsprechen, gäbe es keine Automaten mehr. Wen also möchte man belügen, – andere, oder sich selbst?
Es heißt so oft »Zeit ist Geld«, wobei man sich für Geld keine Zeit erkaufen kann. Genau deshalb sollte man jede Sekunde, in seinem so kurzen Leben genießen, – oder wenigstens sinnvoll verwenden. Und was machte ich mit meiner verbleibenden Zeit? Ich spielte und zerstörte mir alles, was ich mir über Jahre hinweg aufgebaut hatte. Ich zerstörte das, was andere ihr Leben lang suchten. Ab dem Punkt, wo man dies begreift, zerbricht die Welt und alles, woran man jemals geglaubt hat, wird plötzlich infrage gestellt. Nach dem Erkennen meiner Sucht, hörte ich nicht auf zu spielen, viel zu schwer saß der Schmerz im Nacken, dass ich die Kontrolle verloren hatte. Viel zu groß war meine Angst, dass ich sozial noch weiter abrutschen könnte. Darum spielte ich weiter, obwohl das Spielen alles erschwerte, setzte ich mir in den Kopf, dass ich durch das Spielen, alles wieder hinbiegen könnte. Ich müsste nur genügend gewinnen, damit ich wieder ins Plus kommen könnte. Ein hirnrissiger Plan, der niemals aufgehen würde, nur leider hatte ich mir nicht bzw. nie reinreden lassen, darum versuchte ich den Plan, mit Gewalt umzusetzen. Es gibt nichts Gefährlicheres, als einen Spieler, der ganz alleine am Automaten steht und sein Geld verspielt. Denn ab diesem Zeitpunkt, wo dich niemand mehr fragt, ob das dein Ernst sei, riskiert man alles und die Gefühle schlagen oftmals von Wut in Verzweiflung um. Ab diesem Zeitpunkt ist der Spieler unberechenbar. Ich möchte dazusagen, dass ich NIEMALS gestohlen habe, nie. Ich weiß nicht genau, warum ich es nie tat, aber womöglich war mein Gefühl für Recht und Unrecht immer noch so stark vorhanden, dass ich es nicht übers Herz brachte, jemanden anderes für meine Sucht zu bestehlen. Trotz dessen bin ich mir darüber im Klaren, wozu ein Spieler fähig ist, wenn er Geld benötigt, um spielen zu können. Ich denke, ich hätte meine Seele an den Teufel verkauft, wenn ich die Chance dazu gehabt hätte. Es ist nicht einfach zugeben zu müssen, dass man ein schwerwiegendes Suchtproblem hat, aber nur durch diese Erkenntnis, wusste ich, was zu tun ist. Nämlich das Spiel beenden, bevor es mich beenden würde. Nachdem ich erfahren hatte, dass ein Spieler, den ich durch das Spielen flüchtig kannte, sich erhängt hatte, wurde mir klar, dass mit der Zeit jeder Spieler das Spiel beenden würde, der Eine so, der Andere so. Das Problem an der ganzen Sache ist die Tatsache, dass es wenige Hilfen gibt, wo von Anfang an klar zu erkennen ist, was getan wird. Man redet sich die übelsten Dinge ein, macht sich selbst krank vor Sorge, doch im Grunde, passiert bei einer Gesundung nichts, was man mit Angst verbinden sollte.
Nun, was geschieht in den kommenden Seiten? Ich werde es Ihnen kurz erklären, damit Sie bereits im Vorhinein wissen, was auf Sie zukommen wird. Denn niemand möchte Sie ins kalte Wasser werfen, ganz besonders ich nicht. Ich werde Dinge erzählen, erläutern und sogar absichtlich Tatsachen verdrehen. Ich werde Ihre Gefühle manipulieren, Ihr Verhalten aufdecken und Ihre Willenskraft, in Frage stellen. Alles was Sie machen müssen, ist lesen. Ich bitte Sie nur um eines, sobald Sie das Gefühl haben, dass sich die Zeilen wiederholen, lesen Sie trotzdem mindestens eine weitere Seite. Wenn Sie das Gefühl bekommen, dass das Geschriebene keinen Sinn ergibt, lesen Sie trotzdem eine weitere Seite. Immer wenn Ihnen Selbstzweifel oder Zweifel am Geschriebenen kommen, lesen Sie bitte eine weitere Seite. Das ist schon alles, sobald Sie das Gefühl bekommen, dass irgendetwas nicht stimmt, einfach eine weitere Seite lesen. Danach können Sie das Lesen aufhören, legen Sie das Buch für eine Weile weg, aber lesen Sie es unbedingt zu Ende. Denn eines ist klar, Sie schreiben das Ende, nicht ich. Wie Ihr Leben weitergeht, oder endet, liegt in Ihren Händen – nicht in den meinen.